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Deutsches Museum
geschrieben von KPM 
KPM
Deutsches Museum
21.05.2002 13:43
KPM an alle!

Hurra eine neue Diskussion.

Schreibt doch mal was zum Thema Umzug der Eisenbahn-/Landverkehrshalle auf die alte Messe.
Ich bin seit vielen Jahren Fördermitglied im Deutschen Museum und muß zu meinem Entsetzen feststellen, daß es offenbar keinen interessiert, daß die Sammlung zerissen werden soll.
Das Deutsche Museum beruft sich auf Untersuchungen bzw, Befragungen der Besucher, wonach die museale Aufreihung von "Alten Exponaten" nicht mehr gefragt sein soll.
Nun, ich bin da ganz anderer Meinung. Es ist gut, daß Oskar von Miller nicht auf der Museumsinsel bestattet wurde, denn sonst könnte man wegen der Rotationsgeräusche nichts mehr hören.
Besonders beeindruckt bin ich von der Umwidmung der Landverkehrshalle in eine Kongreßhalle. Vor zehn Jahren hat man die damalige Kongreßhalle in ein Kino umgebaut, weil laut damaliger Meinung das Museum keine solche benötigt.
Das Museum trägt, oder trug, den Untertitel:
"Meisterwerke aus Wissenschaft und Technik"
Seit einiger Zeit degenerieren die Sammlungen aber zu einer Leistungsschau der Industrie. Streng nach dem Motto, Wer zoit schafft o.
Zu sehen in der u. a. Metallbearbeitung. Als Steuerzahler bin ich aber auch ein Zahler und muß jetzt zusehen, wie die Industrie das Zepter schwingt und die Sammlung zu einer Reklameveranstaltung herabwürdigt.
In den neuen, alten Hallen auf der Messe wird vieles keinen Platz mehr finden. Vermutlich weil es nur "Altes Glump" ist!?!
Wie viele Besucher werden den Weg nach Freilassing in die in ein paar Jahren fertiggestellte Zweigsammlung auf sich nehmen, um die Eisenbahn dort zu besichtigen? Die Einrichtung einer Zweigstelle ist zu begrüßen, siehe Oberschleißheim, aber warum muß die komplette Sammlung Landverkehr deshalb aus dem Stammhaus verschwinden.
Trotz der Flugwerft sind auch noch eine ganze Menge anderer Luftfahrzeuge auf der Insel verblieben.
Es ist an der Zeit einzuschreiten!
Es sei denn, ich bin der einzige, der obige Meinung vertritt.

Fröhliches diskutieren
KPM

P.S. Ich habe auch nichts gegen Kinder im Museum, dies sind schließlich die Besucher von Morgen. Aber dafür ohne Not eine große Halle mit gewachsener Sammlung einzigartiger Exponate und sehr viel Geld opfern?

P.P.S. Ich bin sauer.

P.P.P.S. These: Was wollen die Besucher, darunter auch Kinder allen Alters, denn vor allem sehen: Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen und das Bergwerk.

P.P.P.P.S. Jetzt geht´s mir besser.
Re: Deutsches Museum
23.05.2002 19:26
Servus KPM,

ich denke, man sollte die Verlagerung in die alten Messehallen erst einmal positiv sehen, besteht doch die Chance, das Thema Verkehr und Mobilität in einem völlig neuen Kontext zu präsentieren. Beim Tag des offenen Denkmals hatte ich letzts Jahr die Gelegenheit, diese schönen lichtdurchfluteten Hallen zu besichtigen. Das ist doch viel besser als der heutige 60er-Jahre-Anbau mit angeschlossener Keller-Abteilung!

Die Ausstellungsstücke werden sich natürlich verändern - bestimmte Dinge gehen, aber dafür gibt es auch neue Highlights, wie das Schweizer Krokodil.
Auch eine mögliche Außenstelle in Freilassing sehe ich unter bestimmten Voraussetzungen gar nicht so negativ:
Wenn regelmäßig Sonderfahrten mit historischem Zugmaterial angeboten werden, ist das doch die beste Präsentationsmöglichkeit für die alte Technik. Freilich müssten dann auch die Preise für solche Fahrten sehr preiswert sein, um die Leute anzulocken. Dann wäre mir das irgendwie sympathisch.

Zur generellen Präsentation: Ich finde, dass eine rein technische Darstellung des Thema Verkehr heute einfach zu kurz greift und lediglich den Fetischmus in Richtung Pufferküsser oder Ferrariablecker unterstützt. Mobilität ist heute ein so gesellschaftliches Thema geworden, dass sich auch ein technisch-naturwissenschaftliches Museum dieser Thematik nicht entziehen kann. Verständnis für die Technik wecken - ja, natürlich. Aber im nächsten Schritt muß auch über den Tellerrand hinausgeblickt werden, um die jeweiligen Technologien entsprechend ihrer Stärken zu nutzen und zu fördern. Da ist mir heute vieles noch zu unreflektiert.

Und dass neben Schleißheim auch im Stammhaus noch Flugzeuge zu bewundern sind: Schleißheim ist halt immer ein extra Ausflug - das macht man normalerweise nicht am selben Tag. Ein Ausflug ins Westend läßt sich bei Schwerpunktsetzung durchaus in einen Besuch des DM einbauen.

Klar, dass sich darüber diskutieren läßt, aber man hat sich nun eben für diesen Weg entschieden, und ich finde, man sollte ihm eine Chance geben.

Dann schönen Gruß, heute von einem unbefangenen Terrain,

Arnd
KPM
Re: Deutsches Museum
23.05.2002 23:31
Servus Arnd,

da habe ich bei Dir wohl in ein Wespennest gestochen.
Das Deutsche Museum ist eben kein Ort, in dem man die Mobilität in der heutigen Zeit darstellt, gewürzt mit ein paar Dekorationsartikeln aus Opas Tagen. Ich hätte auch nichts gegen einen Umbau der Halle, die ist wirklich etwas altbacken. Warum man aber ausgerechnet ein Kinderpardies in dieser großen Halle bauen muß, ist mir ein Rätsel. Das Deutsche Museum ist kein Kindergarten, in den man seine Kindlein vor einen Rechner setzt und dann hofft, das das Kind Technik begreifen wird. Noch einmal zur Verdeutlichung: Ich bin weder ein Kinderhasser noch ein Computerhasser, schließlich sitze ich selber gerade davor. Nur, daß was uns dort aufgetischt
werden soll, ist eben nicht mehr und nicht weniger eine Aufreihung von Rechnern. Bezahlt von der Industrie, um den Leuten möglichst frühzeitig zu erklären, wie heute alles läuft. Das ist nicht die Aufgabe eines Technikmuseums! Ein abschreckendes Beispiel hierfür gibt es bereits. Mach Dir mal den Spaß und fahre nach Friedrichshafen in das Zeppelinmuseum. Hier hat auch die Industrie alles auf interaktiv umgestellt. Viele Bildschirme-nur "begreifen" kann man dort nichts mehr. Das war doch der grandiose Gedanke von Oskar von Miller. Technik zum "begreifen".
Ich bin der strikten Meinung, daß das DM kein Platz zum Experimentieren mit Denkmälern erster Ordnung ist. Die Vorplanungen für die Hallen auf der Messe sind mir auch bekannt. Das alles erinnert mich fatal an die vermurksten Sammlungen in Sinsheim und Speyer.
Im Übrigen darf ich Dich korrigieren: Es kommt keineswegs ein Krokodil zur Aufstellung, bestenfalls ein Krokodilchen von der RhB. Für ein richtiges (Ce6/8 oder Be6/8) reicht der Platz nicht aus. Nichts gegen Schweizer Loks. Aber die Urahnin, nämlich die LAG 1, muß weg. Die ist ja auch nicht sehr attraktiv. Viel attraktiver ist die Laubfrosch-S 3/6. Mies restauriert, falsch lackiert, aber eben schön bunt.
Sonderfahrten mit alten Zügen. Prima, aber wo? Zum Verkehrszentrum sicher nicht, dort ist nämlich kein Gleisanschluß mehr. Weder Eisenbahn noch Trambahn.
Offensichtlich ist der Spaßfaktor wichtiger als Kultur- und Technikgeschichte.
Oder bin ich einfach ein alter Sack, der nichts mehr begreift?

Immer noch sauer
KPM
Re: Deutsches Museum
25.05.2002 14:08
Nun ja, lieber KPM,

ich habe mich noch nicht so recht damit damit befaßt, was künftig in die alte Verkehrshalle kommen soll. Dass es eine Aufreihung von unzähligen Rechnern geben wird, wo man einfach die Kiddis davorsetzt, ist wohl überspitzt. Ohne Frage, ich bin dagegen, das Multimediale so ausufern zu lassen, dass man sich ein Museumsgebäude eigentlich sparen könnte.
Aber gerade das von Dir kritisierte Zeppelin-Museum fand ich sehr schön gemacht. Die Entwicklung der Luftzigarren konnte nicht zuletzt durch zahlreiche Bild- und Tondokumente, wenn man so etwas multimedial nennt, gut veranschaulicht werden. Dazu zahlreiche Origanalschautücke - ich fand die Mischung jedenfalls gut.
Was Sinsheim und Speyer angeht, gebe ich Dir recht, dass die beiden Sammlungen schon ein ziemliches Sammelsurium darstellen. Das kommt aber daher, dass diese Sammlungen nicht durch teure Stattsdiener konzipiert wurden, sondern seine Wurzeln wohl eher in Liebhaberkreisen zu finden sind. Aber eigentlich müßtest Du doch mit diesen Sammlungen ziemlich zufrieden sein: Nicht der Anflug irgendwelcher Multimedialität (sieht man mal von dem extra zu bezahlenden IMAX-Schnickschnack ab), die Museen zeichnen sich vor allem durch die direkte und ziemlich unverfälschte Präsentation der Exponate aus. Als ich noch kleiner war, war ich immer sehr gerne in Sinsheim (bin ja schließlich in Karlsruhe groß geworden) und fand die großen Hallen mit ihren unzähligen Stücken sehr faszinierend. Und so eine private Sammlung hat eben nur bedingt den Anspruch, den hehren Idealen des Oskar von Miller zu genügen.

Das DM muß nun sehen, wie es den Spagat zwischen Technik zum Anfassen und den neuen virtuellen Welten hinbekommt. Bei den heutigen Museumsexponaten ist der Präsentationsgegenstand in aller erster Linie die Mechanik. Aber die industrielle Revolution war gestern. Wie soll man in 50 Jahren einen museumsreifen ICE3 präsentieren, wo alles bis ins letzte Bauteil nur noch auf keinem Display im Führerstand erscheint?,

fragt sich für heute Arnd
KPM
Re: Deutsches Museum
26.05.2002 01:24
Auf ein Neues Arnd!

Natürlich sind die Sammlungen in Sinsheim und Speyer private Sammlungen. Schon klar. Bloß da erwarte ich genau das, was dort eben zu sehen ist. Von einem staatlichen Museum erwarte ich aber etwas mehr, dort erwarte ich, daß Sammlungen von Staatsdienern zusammengestellt werden. Ich erwarte eine erhaltende Sammlung u. a. von Originalfahrzeugen. In den neuen Hallen werden auch eine S-Bahn und einer der ersten Münchner U-Bahnzüge zu sehen sein. Das heißt Teile davon, weil man wieder mal die gleichen Fehler wie vor 50 Jahren macht. Ich denke hier z. B. an den Fliegenden Hamburger (SVT 877 000) im VM Nürnberg. Von einem staatlichen Museum ist auch zu erwarten, daß die Sammlungen eben nicht zu Privatveranstaltungen der Industrie degenerieren.
Dann noch eine Frage: Glaubst Du im Ernst, daß die ICE 3 erst in 50 Jahren museumsreif sind? Und selbst wenn das so sein sollte. Auch der ICE 3 kocht nur mit Wasser. Will sagen, auch dort ist Mechanik zu finden, meines Wissens fährt auch der ICE immer noch auf Schienen.
Ich glaube man ist sich im DM gar nicht bewußt, welche Schätze auf Schienen dort noch zu finden sind:
Die erste Ellok überhaupt-bleibt sicher zu sehen, die ist klein.
Die erste Dieselhydraulische Großlok (V140 01)-kein Platz
Die erste deutsche Wechselstromlok (LAG1)-kein Platz
Die einzige deutsche Ellok mit Buchliantrieb (E16 07)-kein Platz
Der erste Transrapid-für diesen Blödsinn ist sicher Platz
Die erste deutsche U-Bahnlok-kein Platz
etc. etc. etc.
Das kann sich der geneigte Besucher in ein paar Jahren in Freilassing anschauen. Wunderbar!
Im Übrigen, was heißt, die industrielle Revolution war gestern? Eben deshalb gibt es ja Museen. Wenn ich immer nur das Neueste sehen will, brauche ich kein solches. Und für multimediale Erklärungen brauche ich auch kein Museum, das gibt´s alles im Netz.


KPM

P.S. Bin ich den hier im Forum, der Einzige der so denkt?
KPM
Re: Deutsches Museum
26.05.2002 19:08
Noch eine kleine Ergänzung zu den partiell erhaltenen Originalfahrzeugen.
Jetzt haben wir die Chance, die ersten U-Bahn/ S-Bahnwagen komplett zu erhalten. Dies betrifft auch andere Lokomotiven und Wagen. Eine ganze Lok ist immer besser als ein halbe oder, wie in Nürnberg geviertelte, besser geschneidbrennerte, Einheit. Was jetzt verschwindet ist nicht mehr zu retten. Wenn das jetzt wieder nicht gelingt, werden nachfolgende Generationen auf unsere Gräber spucken. Müssen wir eigentlich immer wieder die Fehler der Vergangenheit wiederholen?

Fragt
KPM
Re: Deutsches Museum
30.05.2002 22:47
Hallo!

Ich bin ein wenig spät dran, aber ich muß mich voll auf die Seite von KPM schlagen! Museen sind dazu da, die geschichtliche Entwicklung (in unserem Fall) von Technik aufzuzeigen. Dazu müssen alle Exponate einfach ausgestellt bleiben, und zwar dort, wo man sie auch anschauen kann, und im gesamten technisch-historischen Kontext erleben kann, d.h. im Stammhaus in München. Machmal wird diese Auslagerung ja auch "Modernisierung" genannt, was für eine Groteske bei einem Museum!!

Und außerdem stimmt es, daß die Besucher (alle, nicht nur Kinder!) von den Experimenten (mir ist vor allem die Chemie in Erinnerung) am meisten angezogen werden; Bildschirme hingegen werden kaum beachtet und ignoriert: Was man "begreifen" kann ist attraktiver als das, was man nur "guckt".

Und was die Leistungsschau der Industrie angeht: Werbung dominiert ja inzwischen auch überall, und was das anrichtet, kann man inzwischen in alle Museen erleben: Z.B. das Britische Museum in London (zwar keine Loks, dafür einzigartige Kunstschätze aus der ganzen Welt!) muß sich nun hauptsächlich auf Industrie-Sponsoren verlassen, d.h. so ein "Glump" wie Mumien oder anderer Krimskrams (Ironie!) wird 'rausgeschmissen, um Platz für irgendeinen Schmarrn von XY zu machen...

Man wird in der Zukunft schon sehen, wie unsere Zeit in der Geschichte beurteilt wird, wenn sie dermaßen schludrig mit unwiederbringlichen Kulturgegenständen und ihrer öffentlichen Repräsentation umgeht.

Bis dann,
Patrick
Frdmütramu
Re: Deutsches Museum
07.08.2002 11:48
A Museum wollt ma ham, aba es hod ned amoi für an unrestaurierten f-Beiwog´n g´langt! Weil mir so a paar flegmatische Kurpfuscher in unsere Reihen g´habt ham,de von hint und vorn nix va´steht ham und jeden Pfusch zu an Erfolg hochgejubellt ham!!!
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