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Schweres Zugunglück bei Bad Aibling
geschrieben von Christian0911 
@Captain_Bav: Am Streckenblocksignal Kurpark gibt es natürlich kein Vorsignal. Ich rede vom Ausfahrtsignal Bad Aibling, dass der FDL zugegebenermaßen mit einem ZS1 bis Kurpark freigegeben hat. Das hat das Vorsignal für das Streckenblocksignal direkt am Ende des HP Kurpark. Siehe: [www.youtube.com] ab Minute 29:30.

"Du schreibst "grün am Blocksignal Kurpark" wäre technisch möglich, trotzdem der voraus liegende Block von einem Gegenzug belegt ist? Wie soll das denn gehen? Wäre ja eine fatale technische Fehlkonstruktion"
Ist auch nicht möglich. Sobald der Block als belegt erkannt wird, fällt das Blocksignal Kurpark zwangsläufig auf Rot zurück oder geht garnicht auf Grün. Trotzdem kann es sein, dass beide Tf's Grün beim passieren hatten, der eine am Ausfahrtsignal Kolbermoor, und der andere am Haltepunkt Kurpark. Zur einer denkbaren (als Nichtfachmann vielleicht auch völlig falschen) Erklärung, wie so eine Situation entstehen könnte: Vermutung zum Unfallablauf.
Erschreckende Erkenntnisse sind gestern hinzugekommen. Das "Handyspiel" bestätigt meinen Verdacht der ersten Stunde, dass der FDL seine Arbeit etwas "cool" und / oder "lazy" getan hat. Anders ist das von ihm zugegebene ZS1 in Bad Aibling (für mich) nicht zu erklären. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass er am SBK Kurpark erneut ZS1 gegeben hat, anders ist der Unfall nicht zu erklären. Spannend bleibt, ob die Staatsanwaltschaft irgendwann den Untersuchungsbericht offenlegt, damit wir erfahren, welchen Grund der FDL für das oder die ZS1 genannt hat.
Aus die sehr ausführliche Vermutung zum Unfallablauf von LaurenzBo mag mich nicht überzeugen.
"Der 79506 bummelt, weil früh losgefahren, und verlässt den Rangierbereich Ausfahrt Kolbermoor spät in den Block Richtung"
Das mit dem Bummeln kann nicht sein, dann wäre nämlich der Zusammenstoß nicht bei km 30,3, sondern weiter in Richtung Kolbermoor erfolgt, oder auch nicht erfolgt, weil die Strecke gerade und vll. die Tfz eine Möglichkeit zur Notbremsung gebabt hätten. Nochmal die Streckenfakten in aller Kürze: Das SBK Kurpark steht bei km 28.7, die Unfallstelle liegt bei km 30.3, das ASIG Kolbermoor steht bei km 32.7.
= Entfernung SBK Kurpark zur Unfallstelle: 1,6 km
= Entfernung ASIG Kolbermoor zur Unfallstelle 2,4 km
Ergo, der aus Kolbermoor kommende Zug hätte nicht "bummeln" dürfen, sondern vielmehr in Richtung Bad Aibling rasen müssen, um in die Vermutung von LautenzBo zu passen. Also: Kernfrage(n) immer noch offen.
@ Captain_Bav
Dein Einwand zum Timing ist ernst zu nehmen, und ich habe daher einen möglichen Ablauf nach meiner Spekulation nochmal mit einer Zeit-Weg-Berechnung genauer analysiert. Der Ablauf wäre so vom Timing und unter plausiblen Annahmen wohl möglich (siehe Diagramm und Berechnung).
Allerdings wurde bei der Bundestagsanfrage 18/8055 zum Unfall vom 8.4.16 erklärt, dass der FDL auch am Streckenblock ZS1 gegeben haben soll. Als Nachweis wäre allerdings eine Auswertung des zuletzt geborgenen Fahrtenschreibes aus dem zerstörten Führerstand notwendig; der Zählerstand des Gruppenzählers für die ZS1-Betätigung ist kein sicherer Nachweis, weil er eine vollständige handschriftliche Dokumentation seit der letzten Kontrolle am 8.2.2016 voraussetzt. Zu der Belastbarkeit des unterstellten zweiten ZS1 hält man sich völlig bedeckt.
Nach meiner Erinnerung an ein Interview mit dem Traunsteiner Staatsanwalt in den Fernsehnachrichten etwa zwei Tage nach dem Unfall hatte der FDL die Betätigung des ZS1 am Ausfahrsignal Bad Aibling bestätigt, aber vehement bestritten, am Streckenblocksignal ein zweites Mal ZS1 gegeben zu haben. Dieses zweite Mal ist auch extrem unplausibel, dazu müsste der FDL schon völlig meschugge gewesen sein.
Das Smartphone muss er jedenfalls schon vor der Abfahrt des Zuges in Bad Aibling weggelegt haben, für die Betätigung des ZS1 braucht er beide Hände. Ich glaube gerne, dass er bis vor der Abfertigung am Bahnsteig Bad Aibling gedaddelt hat, dass er dann aber weiter gemacht hat - vor allem, wenn er ein kritisches Ersatzsignal gibt - kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Ich bin auf das Ergebnis der EUB-Untersuchung gespannt. Bis dahin bin ich zu dem Unfallverlauf sehr skeptisch, und akzeptiere die einfache Erlärung - ausschließlich schwerwiegendes menschliches Versagen des FDL - erst mal nicht. Und das Smartphonedaddeln ist ein Dienstvergehen, aber ob es wirklich zu dem Ablauf beigetragen hat, halte ich für reichlich fraglich. Es gibt da starke Auffälligkeiten:
- Die offensichtlich völlig plausible Erklärung des FDL bei der ersten Aussage, die umfangreiche technische Nachforschungen als nötig erscheinen ließ (insbesondere zunächst eine sekundengenaue Nachstellung auf der Strecke).
- Die heftigen rechtlichen Folgen und der Imageschaden nach außen und besonders auch nach innen wären dramatisch (wie sollen das Lokführer verkraften, wenn zwei Züge trotz wie geplant funktionierender Technik gegeneinander mit Grün in einen Block geschickt werden könnten?)
- Die Funklochproblematik ist wirklich kritisch. Die Messfaht hat zwar ergeben, dass es auf dieser Strecke durch nach erfolgte Nachbesserungen funktioniert haben sollte, das sagt aber nicht wirklich was. Wegen der Mobilfunktechnik kann das von der Wetterlage, der genauen Position und einer Reihe anderer Unwägbarkeiten abhängen, ob eine Verbindung zustande kommt. Dass sie bei der Meßfahrt funktioniert hat, schließt nicht aus, dass es am Unfalltag entscheidende Probleme gab.
- Ein genauso sicherheitskritisches Problem, das derzeit am Rande eines politischen Skandals entlangschrammt, ist der Datenfunk der Polizei, so zum Beispiel derzeit der Streit um die Nachrüstungskosten für die U-Bahnen in München und Nürnberg. Die Polizei hat massive Probleme mit der ähnlichen Technologie wie beim Zugbahnfunk im Innenstadtbereich und in schwierigen Empfangslagen.
- Das GSM-R-Problem (auch mit der kommenden Umstellung auf LTE) ist hochkritisch. Die kommende Signaltechnik ETCS ist auf die Zuverlässigkeit des digitalen Zugbahnfunks angewiesen. Wenn es da ernsthaft hapert und nach den Alltagserfahrungen der Lokführer tut es das, stehen mächtige Interessen auf dem Spiel.
- Der Unfallablauf und die mögliche Rolle eines Funklochs im Kontext der Probleme des Datenfunks der Sicherheitsdienste ist politisch brisant. Da wurden fragwürdige Entscheidungen getroffen, deen Probleme nicht zum ersten mal öffentlich diskutiert werden.
- Unser Innenminister hatte sich gerade mit seinem Statement zu der falschen Notruftaste (auch eigentlich eine üble technische Fehlkonstruktion) ziemlich in die Nesseln gesetzt.
- Da kommt ein im Dienst daddelnder FDL gerade richtig, um entstehende Diskussionen zu beenden. Versteht jeder, die Kampagne gegen Smartphones beim Autofahren ist hochaktuell, und eine rechtlich fragwürdige Untersuchungshaft setzt die öffentliche Diskussion wieder nachhaltig auf gewünschte Schienen: Menschliches Versagen, auch noch moralisch besonders verwerflich. Fragen zur Rolle der Arbeitsbedingungen und der Technik? In der Öffentlichkeit nicht erwünscht.
Also, warten wir auf den EUB-Bericht.


und wir warten und warten und warten ...........
Hat irgend jemand einen Zwischenstand oder so etwas ähnliches? Kann doch nicht sein, dass sich Monate lang gar nichts tut!?!?!!?
Man könnte ja fast meinen, die (u.a. politisch) brisanten Ausführungen von LaurenzBo treffen tatsächlich zu? Wird das jetzt (nach Angie - Manier) ausgesessen, oder kommt da noch irgendwann ein Ergebnis? Muss man den Herrschaften ggf. auf die Füße treten?
Zitat
Captain_Bav
und wir warten und warten und warten ...........
Hat irgend jemand einen Zwischenstand oder so etwas ähnliches? Kann doch nicht sein, dass sich Monate lang gar nichts tut!?!?!!?
Man könnte ja fast meinen, die (u.a. politisch) brisanten Ausführungen von LaurenzBo treffen tatsächlich zu? Wird das jetzt (nach Angie - Manier) ausgesessen, oder kommt da noch irgendwann ein Ergebnis? Muss man den Herrschaften ggf. auf die Füße treten?

Zuletzt gab es vor genau einem Monat eine Rückfrage der Lokalpresse bei der Staatsanwaltschaft, die folgende Antwort erhielt: "Zu dem von Ihnen angefragten Verfahren erteilen wir bis auf weiteres keine Auskünfte." Meiner Meinung nach ist das auch richtig so, angesichts der schwerwiegenden Anschuldigungen, die da im Raum stehen, zunächst mal akribisch belastbare Ergebnisse und das Zusammenspiel der möglichen Fehlerquellen zu recherchieren und nicht wie schon mehrfach in diesem Fall vorab Fakten in die Öffentlichkeit zu posaunen.

Wenn man mal auf die Seiten der Eisenbahnunfalluntersuchungsstelle schaut, sieht man, wie lange es dauern kann, bis solche Ergebnisse recherchiert sind. Die wenigsten Berichte wurden schon nach einem Jahr veröffentlicht, manche auch erst nach mehr als 5 Jahren.
Offensichtlich hat man doch was an die Presse rausgegeben. Es berichtet die "Bild", so schreibt der Rosenheimer Ableger des Münchner Merkur. Dieses Blatt hat zwar nicht das Image der "Bild", die drucken m.E. allerdings auch gerne und des öfteren, nur um des Druckes willen. Gar manche Recherchen zu Artikeln lassen arg zu wünschen übrig und sind teils auch falsch. Möge sich jeder sein eigenes Bild zur heutigen Berichterstattung machen ...........


Der Fehler mit der Fahrplanspalte wäre eine Erklärung, warum der FDL zuerst eine Begegnung in Bad Aibling statt fahrplanmäßig in Kolbermoor eingestellt hatte - die geringe Verspätung des 79505 aus Kreuzstraße wäre da als Erklärung unplausibel gewesen.
Die angebliche "Unterdrückung der Schnellbremsung" durch die PZB 90 des Zugführeres des 79506 aus Rosenheim ist wohl eine Ente. Der 79506 hatte freie Ausfahrt aus Kolbermoor, dem letzten Hauptsignal vor der Unfallstelle. Es könnte höchstens sein, dass das Ausfahrsignal Kolbermoor in dem Moment auf Rot gegangen ist (wegen der Rücknahme der Rangierfahrstraße), als der Zug mit dem Führerstand schon am grünen Signal vorbei war, die INDUSI (PZB 90) des Signals aber gerade noch eine Schnellbremsung auslösen konnte. Der INDUSI-Magnet ist oft zwei bis drei Meter hinter der Zugspitze (z.B. am ersten Drehgestell) montiert. Der Lokführer hätte noch Grün gesehen und dann plötzlich eine überraschende Schnellbremsung gehabt. Dass er die wegdrückt, ist aber nicht sehr plausibel. Vor allem wäre das sehr bald nach dem Unfall bereits als Mitursache des Unfalls festgestanden, weil der Fahrtenschreiber des 78506 unbeschädigt war und sehr schnell ausgelesen werden konnte. Ich vermute mal, dass mit der PZB 90 die INDUSI des Blockvorsignals 314 gemeint war, das ja Halt ankündigte. Der Zug aus Kolbermoor hatte das gelbe Vorsignal in der langen Geraden schon seit einem guten Kilometer sehen können und wohl bereits den Zug auslaufen lassen; beim Passieren der INDUSI hupt ein Warnton, und der Zugführer muss mit der Wachsamkeitstast quittieren, dass er das gelbe Vorsignal registriert hat. Sonst kommte es nach kurzer Zeit tatsächlich zu einer Schnellbremsung. Dieses Quittieren ist aber ein völlig alltäglicher Ablauf, da hat der Journalist wohl etwas durcheinander gebracht.
Wichtig ist aber die Info, dass die Daddelei fünf Minuten vor den kritischen Handlungen des FDL- insbesondere dem ZS1 für das Ausfahrtsignal Bad Aibling - beendet war. Damit war das Handyspielen zwar ein Verstoß gegen die Dienstvorschriften, aber nicht für den Unfall relevant. Selbst wenn das Verrutschen in der Fahrplanspalte und das Stellen der Begegnung in Bad Aibling durch die Ablenkung des Handys passiert sein sollte, hatte das nie zu einem Unfall führen können - höchstens zu einer Erhöhung der Verspätung um weitere neun Minuten auf 12-13 Minuten. Selbst das ZS1 am Ausfahrsignal war kein erkennbares Risiko; der Block bis um HP Kurpark war durch das Streckenbocksignal 314 geschützt, im schlimmsten Fall wären beide Züge im eingleisigen Abschnitt gestanden, und der 79505 hätte nach Bad Aibling für die Kreuzung zurückfahren müssen. Hässlich, zwanzig bis dreißig Minuten Verspätung und reichlich Ärger, aber ohne erkennbares Sicherheitsrisiko.
Seltsam ist nur, dass dieses frühe Ende der Daddelei bei der öffentlichen Vorverurteilung des FDL (Spielsüchtiger lässt Züge zusammenstoßen) schon bekannt gewesen sein musste, und dieser Verstoß gegen Dienstvorschriften wohl kaum eine massive Strafverschärfung erwarten ließ - es war keine entscheidende Ursache für den Unfall, aber trotzdem pronto Untersuchungshaft (unter wahrscheinlichem Verstoß gegen die Strafprozessordnung) verhängt wurde.
Ich vermute mal, dass die Gelegenheit genutzt wurde, den Innenminister aus der Schusslinie wegen seiner kritisierten Interviewäußerung zu der falschen Notruftaste zu bringen und das Problemthema GSM-R-Notruf schleunigst zu beerdigen. Die Info über die Handyverbindungsdaten müssen ja aus dem Geschäftsbereich des Innenministeriums gekommen sein, und beide Themen - Handynutzung am Steuer und Probleme des GSM-R Zugbahnfunks (und Datenfunks der Polizei) - sind politisch stark aufgeladen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.07.2016 17:00 von LaurenzBo.
Zitat
LaurenzBo
Wichtig ist aber die Info, dass die Daddelei fünf Minuten vor den kritischen Handlungen des FDL- insbesondere dem ZS1 für das Ausfahrtsignal Bad Aibling - beendet war. Damit war das Handyspielen zwar ein Verstoß gegen die Dienstvorschriften, aber nicht für den Unfall relevant.

Auch fünf Minuten nach einem Computerspiel kann man noch abgelenkt sein und sich gedanklich in der Spielwelt befinden.

______

metrobits.org
> Auch fünf Minuten nach einem Computerspiel kann man noch abgelenkt sein und sich gedanklich in der Spielwelt befinden.

Kann man. Ist aber nicht allzu plausibel. Als Unterstellung zur Begründung für eine erhebliche Strafverschärfung würde es vor Gericht wohl hochkant durchfallen.
Insbesondere das als Grund für ein zweites ZS1 am Streckenblocksignal Kurpark anzunehmen halte ich für völlig daneben. Das erste ZS1 am Ausfahrtsignal war völlig plausibel und ohne jedes Unfallrisiko. Ein zweites ZS1 am Streckenblock würde eine völlige geistige Umnachtung des FDL voraussetzen. Sowas mag bayerischen Innenministern (Old Schwurhand) passieren, aber nicht einem FDL, der sonst durchgängig logisch, zielgerichtet und verantwortungsvoll gehandelt hat. Und eben in der Wartezeit dedaddelt hat, aber reichlich davor aufgehört hat, bevor sein Handeln erforderlich wurde.
Mit schmeckt das "Hängt ihn" nach einem Versuch, reichlich unbequeme Überlegungen wegzudrängen. Die werden aber notwendig, sonst gibt es keine nachvollziehbare Erklärung für diesen Ablauf, und - viel wichtiger - keine Lehren dafür, so etwas in Zukunft zu verhüten.
Hallo allseits,

viel kann man ja weiterhin nicht dazu schrieben, aber das mit dem Handy schien mir auch reichlich überzogen, und die Wahrscheinlichkeit, das man nach einer zählwerkspflichtigen Handlung einfach mal auf geistigen Durchzug schaltet, doch sehr weit hergeholt. Das traue ich keinem FDL wirklich zu. Ich bin gespannt, wie sich der Fall letztlich auflößt, aber ich glaube, uns, also der Öffentlichlickeit fehlen noch viele Fakten. Ich sehe es hier inzwischen wie LaurenzBo: Mit den bisher preisgegebenen Fakten ist so ein Haufen nicht produzierbar, irgendwo fehlt ein entscheidender Schlüssel.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Ein freundliches Hallo an alle hier,
ich schließe mich der Meinung von Daniel Vielberth an, dass wohl ein ganz entscheidender Schlüssel fehlt. Die sehr fundierten Ausführungen von LaurenzBo lassen vermuten, dass er "vom Fach" ist, vll. sogar selbst FDL. Ich will niemanden (vor)verurteilen, bervor alle Fakten aufgeklärt sind. Mir geht es (wie allen anderen, so denke ich) darum, dass so etwas nicht mehr passieren kann. Was ich allerdings auf das Schärfste verurteile, ist "Handy daddeln" während der Arbeitszeit. Und zwar egal in welchem Job, am schlimmsten jedoch in solchen, wo es um die Unversehrtheit von Menschen geht. Ich habe einen kaufmännischen Beruf, kann es mir nicht leisten, während der Arbeit am Handy oder sonstwo zu daddeln. Der FDL sitzt alleine in seinem Kabäuschen, jeder andere Arbeitnehmer würde beim ersten mal erwischen wohl eine saftige Abmahnung bekommen, beim wiederholten mal würde er wohl hochkant aus dem Job fliegen. Quintessenz: Das geht gar nicht! Stell sich einer vor, der Pilot eines Verkehrsfliegers zückt sein Handy, während der Autopilot die Maschine steuert ...... Bei allem Respekt denen gegenüber hier im Forum, die dem FDL die Stange halten erlaube ich mir, LaurenzBo zu zitieren: "würde eine völlige geistige Umnachtung des FDL voraussetzen"
Vll. lernt die DB ja daraus und stattet die FDL Diensträume mit Überwachungskameras aus.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.07.2016 09:09 von Captain_Bav.
Zitat
Captain_Bav
Vll. lernt die DB ja daraus und stattet die FDL Diensträume mit Überwachungskameras aus.

Da hier üblicherweise keine Straftaten begangen werden, ist eine Überwachung rechtlich schwierig bis unmöglich, dies geht nur bei öffentlich zugänglichen Räumen und bei einem hinreichenden Verdacht, dass Straftaten begangen werden. Es ist - auch wenn es in diesem Einzelfall vielleicht ein entsprechendes Versäumnis mit strafrechtlicher Relevanz gegeben haben könnte - völlig unangemessen, sämtliche Angestellten unter Generalverdacht zu stellen.
Ich will - um Gottes Willen - niemanden unter Generalverdacht stellen. Ich bin ein Mensch, für den Fakten zählen. Fakt ist, dass - setzt man dem Artikel des OVB vom 8. Juli saubere Recherchearbeit voraus - ein Mann mit 39 Jahren in einem höchst verantwortungsvollem Job und vorausgesetzt, seinem Lebensalter entsprechend, gefestigtem Charakter, auf dem Handy ein für Teenies gemachtes Spiel daddelt. Sollte das wirklich den Tatsachen entsprechen, kann ich das Zitat von LaurenzBo nur wiederholen. Mensch Leute, FDL ist ein höchst verantwortungsvoller Job!!! Der muss m.E. mit allerhöchster Konzentraion ausgeführt werden. Ich kann und will nicht verstehen, dass man im Fall Bad Aibling dem Herrn das Handy daddeln zugesteht????? Nur deshalb und aus diesem einzigen Grund: Überwachungskameras würden wohl so etwas verhindern.
Zu guter Letzt möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es vll. doch ein technisches Problem war, was diese Katastrophe verursachte. Sollten sich die im Raum stehenden menschlichen Ursachen bestätigen, wäre das erst recht eine Katastrophe.
Zitat
Captain_Bav
Nur deshalb und aus diesem einzigen Grund: Überwachungskameras würden wohl so etwas verhindern.

Selbst wenn: Videokameras zur Überwachung der Arbeitsleistung sind als ein Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Privatsphäre nicht zulässig.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Captain_Bav
Nur deshalb und aus diesem einzigen Grund: Überwachungskameras würden wohl so etwas verhindern.

Selbst wenn: Videokameras zur Überwachung der Arbeitsleistung sind als ein Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Privatsphäre nicht zulässig.

Ich mag es nicht fassen: Der Schutz der Privatsphäre (Daddelsucht) steht vor dem Schutz von Menschenleben ????????????
Zitat
Captain_Bav
Zitat
Lopi2000
Zitat
Captain_Bav
Nur deshalb und aus diesem einzigen Grund: Überwachungskameras würden wohl so etwas verhindern.

Selbst wenn: Videokameras zur Überwachung der Arbeitsleistung sind als ein Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Privatsphäre nicht zulässig.

Ich mag es nicht fassen: Der Schutz der Privatsphäre (Daddelsucht) steht vor dem Schutz von Menschenleben ????????????

Die Menschenleben werden ja schon dadurch geschützt, dass ein fahrlässiges Handeln strafbar ist, zu Schadenersatzansprüchen führen kann usw. Jeder ist selbst für seine Handlungen verantwortlich, ob er nun dabei beobachtet wird oder nicht. Eine Kamera schützt kein Leben.
Heute ist der Lokalpresse zu entnehmen, dass die Ermittlungen abgeschlossen sind und die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den FDL erhebt. Headline:

"Ermittlungen nach dem schweren Zugunglück in Bad Aibling sind abgeschlossen - Keine Indizien für technische Mängel"

Vorgeworfen wird dem FDL lt. OVB fahrlässige Tötung in 12 Fällen und fahrlässige Körperverletzung in 89 Fällen.

Die Antwort von Lopi will ich nicht weiter kommentieren. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, soll er sie haben.
Zitat
Captain_Bav
Die Antwort von Lopi will ich nicht weiter kommentieren. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, soll er sie haben.

Das ist nett, dass Du meine Meinungsfreiheit respektierst. Ich gebe hier aber nicht meine Meinung wider sondern die Rechtslage, wie sie z.B. hier auch erläutert wird: [www.konstanz.ihk.de]
"Ermittlungen nach dem schweren Zugunglück in Bad Aibling sind abgeschlossen - Keine Indizien für technische Mängel"

Das ist nachvollziehbar. Der FDL hat zwar nach meinem Kenntnisstand vehement bestritten, ein zweites ZS1 am HP Kurpark gegeben zu haben. Ob allerdings der dazugehörige Gruppenzähler, der das ZS1 registriert, belegbar dokumentiert und geführt wurde, ist fraglich. Es kann gut sein, dass anhand des Zählers nicht nachgewiesen werden kann, ob der FDL nur einmal am Ausfahrtsignal Bad Aibling oder ein zweites Mal am Blocksignal Kurpark ZS1 gegeben hat. Das müsste aber über die Unterdrückung der Zwangsbremsung beim Passieren der Signale unter ZS1 in dem Fahrtschreiber des 79505 aufgezeichnet sein. Dieser Fahrtenschreibe wurde beim Aufprall aber so schwer beschädigt, dass er zunächst nicht ausgewertet werden konnte. Was die Auswertung ergab und inwieweit sie möglich war, wird eine kritische Frage in dem Prozess sein. Stutzig macht mich, dass ein entsprechender Nachweis über den Fahrtenschreiber viele offene Fragen definitiv geklärt hätte - trotzdem beschränken sich die Stellungnahmen zu dem Thema auf die allgemeine Formel "es habe keine technische Fehlfunktion gegeben".
Möglicherweise konnte der Nachweis für oder gegen ein zweites ZS1 auch über den Fahrtenschreiber nicht geführt werden. Da ist es dann durchaus möglich, dass die Tatsache des Unfalls und der fehlenden technischen Fehlfunktion als Indiz dafür genommen werden, dass der FDL lügt, wenn er das zweite ZS1 bestreitet (aka Schutzbehauptung). Nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Meine Spekulation würde nämlich bedeuten, dass die Technik designgemäß funktioniert hat, und trotzdem zwei Züge mit grünem Signal auf einer eingleisigen Strecke frontal zusammenprallen konnten.
Man wird sehen, ob im Verlauf des Verfahrens und der EUB-Untersuchung überzeugendes zu Tage kommt. Die Interessenlage der Betreiber, der Industrie und der Politik, die Komplexität der möglichen Abläufe, die Folgen einer Bestätigung des vermuteten Verlaufs, die schlechten Karten des bereits als unverantwortlich vorverurteilten FDL lassen nichts gutes erwarten.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.2016 14:00 von LaurenzBo.
Ich gehe davon aus, dass die Verteidiger des Angeschuldigten sich mit diesem Forumthema und den Beiträgen befassen und entsprechend tätig werden, insbesondere die Ermittlungen und die Anklage mit den hiesigen Beiträgen abgleichen. Interessant wäre natürlich der Inhalt der Gutachten und deren Überprüfung auf ihre Richtigkeit.
Sicherheitshalber sollte jemand, der dem Betroffenen nahe steht, einen entsprechenden Tipp an die Verteidiger weitergeben.
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