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Offener Brief an die Bergischen Patentachsenwerke zur Wiehltalbahn
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Felix Staratschek, stellvertretender Vorsitzender der Öko-Demokraten Bergisches Land hat einen Offenen Brief an die Betriebsleitung der Bergischen Patentachsenwerke in Wiehl geschrieben, betreffend die Wiehltalbahn

Sehr geehrte Damen und Herren!

In der Vergangenheit haben Vertreter der Bergischen Patenachsenwerke Wiehl (BPW) sich immer wieder kritisch zur Wiehltalbahn geäußert. Hintergrund ist, dass seinerzeit die DB ihre Güterkunden zur Verlagerung ihrer Transporte auf die Straße gezwungen hat und dass die Bahnstrecke, die danach faktisch brach lag, für Unternehmenserweiterungen gut brauchbar gewesen wäre. Aber haben sich die Zeiten nicht wieder zugunsten der Schiene geändert? Kann die Nutzung der Bahn als Transportmittel für die BPW in Zukunft nicht viel wichtiger werden, als eine Betriebserweiterung genau auf der Bahnfläche?

1. Es gibt heute mehr Anbieter für Bahntransporte. Die Rhein-Sieg-Eisenbahn ist auf der Wiehltalbahn aktiv und arbeitet in dem Logistiknetzwerk One-NRW mit. Damit ergeben sich für die BPW und andere Werke im Einzugsbereich der Wiehltalbahn heute wieder ganz neue Perspektiven für die Gleisnutzung.

2. Neue Verladetechnik kann für die Verknüpfung von Schiene und Straße und für die innerbetriebliche Logistik genutzt werden. Die Mobilertechnik erlaubt überall die Umsetzung von Containern, sowohl zwischen Zug und LKW als auch zwischen LKW und Containerabstellplatz. Andere Verfahren sollen an der Schleifkottenbahn entwickelt werden.

3. In anderen Regionen boomt bereits wieder der Schienengüterverkehr. Darüber gibt es mehrere Berichte bei der Allianz Pro Schiene , darin sind u.a. 13 Beispiele genannt, wie wieder Güter auf die Schiene kamen, 5 davon unter 300 km (was laut Mehdorn gar nicht bahntauglich ist!) und 6 beinhalten Zweigstrecken, die der Wiehltalbahn sehr ähnlich sind. Hinzu kommt, das es auch Konzepte gibt, die Güterbahn ganz neu zu gestalten: container-linienzuege.de

4. Eine bessere Güterbahn wird den LKW- Verkehr nie ganz ersetzen können. Aber wenn die Bahn jetzt nicht da genutzt wird, wo es möglich ist, wird es künftig für den zunehmenden LKW- Verkehr auf den Straßen kein Fortkommen mehr geben. Als Zubringer zur Schiene ist der LKW unverzichtbar und im Nah- und Regionalverkehr wird der LKW, trotz möglicher Transportnischen für die Bahn, das dominante Verkehrsmittel bleiben. Aber wenn für die Produktion der Achsen, etc. die Bahn das preiswertere Verkehrsmittel für die Rohmaterialanlieferung oder den Versand ist, ist ein Gleisanschluss auch ein positiver Wettbewerbsfaktor mit anderen Produzenten.

5. Gleisanschlüsse werden politisch gefördert. Aber Dank der Mobiler- Technik kann der Bahntransport auch ohne Gleisanschluss über die nächste Ladestelle begonnen werden.

6. Es gibt weitere Unternehmen, die sich den Bahntransport vorstellen können, u.a. die Palettenfabrik Caspari in Waldbröl, für die die Bahn immerhin eine "Option"ist. Ein Engagement der BPW für die Reaktivierung der Wiehltalbahn könnte zu Nachahmern führen, so dass mehrere Unternehmen zusammen wieder dafür sorgen, dass ein wirtschaftlicher Güterzugverkehr hier wieder möglich wird.

7. Der Ölpreisschock in diesem Sommer hat es deutlich gezeigt, dass wir uns immer mehr dem Peakoil nähern. Dieser wird dazu führen, dass die Bahn und der Busverkehr massiv an Bedeutung gewinnen werden. Diese neuen Fakten sollte auch die BPW- Führung dazu bewegen, die Güterbahn wieder in die Unternehmensstrategie einzubeziehen. LKW werden auch künftig gebraucht, aber was künftig an LKW- Fahrten auf die Schiene verlagert wird, das wird im Busverkehr auf der Straße zunehmen. Die BPW wären also gut beraten, auch Produkte für den Bus- und Güterzugverkehr zu entwickeln.

Die Wende zur Bahn wird kommen, das kann die BPW nicht aufhalten, auch wenn das Wiehltal bei einem Erfolg der derzeit praktizierten Politik in NRW derzeit seinen Gleisanschluss verlieren würde. Das wäre dann aber ein großer Standortnachteil für die BPW und andere Werke. Deshalb rufe ich die Führung der BPW und alle Verantwortlichen auf, die Ereignisse auf dem Ölmarkt in diesem Sommer und den Klimawandel (Sturmkatastrophe in Burma!) ernst zu nehmen und sich für die Zukunft des umweltfreundlichen Transportmittels Eisenbahn einzusetzen. Fahrradrikschas auf ehemaligen Bahntrassen werden kaum geeignet sein, Patentachsen zu den LKW- Herstellern zu bringen oder die Rohmaterialien anzuliefern. Da nun die Rhein- Sieg- Eisenbahn eine längerfristige Betriebsgenehmigung hat, sollten die Unternehmer die Furcht überwinden, die Politik werde ihnen noch diese Bahnstrecke wegnehmen. Vielmehr ist jetzt auch gegenüber den Politikern von der Wirtschaft ein aktives Bekenntnis zur Bahn gefragt.

Artikel geschrieben von Stefan Hennigfeld
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