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Ein Jahr Westfalenbahn
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Ein Jahr Westfalenbahn
09.12.2008 22:21
Ein Jahr ist es her: Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 übernahm die Westfalenbahn GmbH das Teutoburger-Wald-Netz. Der moderne SPNV hielt Einzug auf den vier Linien mir den Nummern 61, 65, 66 und 72. Teilweise stark abgewirtschaftetes Rollmaterial wurde durch komfortable Stadler-Flirts ersetzt, von denen die Westfalenbahn insgesamt 19 Stück besitzt: 14 Dreiteiler und fünf Fünfteiler. Im ganzen Jahr wurde eine Pünktlichkeitsquote von 95% erreicht, ein Wert, den die DB Regio NRW auf diesem Netz bei weitem nicht vorweisen konnte.

Und man geht optimistisch ins nächste Fahrplanjahr: Auf der Regionalbahn 61 zwischen Bielefeld und Bad Bentheim verkehren ab Montag Doppeltraktionen: Statt 181 Sitzplätze, die ein dreiteiliger Flirt bietet, wird es 362 geben. Die Fahrgastmassen, insbesondere durch das Semesterticket der Universität und der Fachhochschule in Osnabrück, können anders nicht mehr verarbeitet werden: In Absprache mit den Aufgabenträgern wird dazu die Fahrzeugreserve, die bislang in Rheine in den Abstellgleisen stand, aufgelöst. Laut Vertrag war die Westfalenbahn dazu verpflichtet, beständig einen Ersatzzug abgestellt vorzuhalten. Doch angesichts von nur drei Fahrzeugdefekten im gesamten ablaufenden Fahrplanjahr hat man sich gemeinsam dafür entschieden, diese Fahrzeugreserve von nun an zwischen Bielefeld und Bad Bentheim auf die Strecke zu schicken.

Ab kommendem Sonntag werden zudem die Taktlücken auf der Regionalbahn 61 geschlossen: Bislang fuhr die Linie an Sonn- und Feiertagen nur zwischen Bielefeld und Osnabrück im Stundentakt, nur teilweise ging es weiter nach Bad Bentheim. Damit wird nun Schluß sein. Die Aufgabenträger LNVG und ZVM haben einen Stundentakt bestellt – und zwar durchgängig an sieben Tagen die Woche. Damit erhofft man sich, möglichst viel Ausflugsverkehr auf die Schiene zu bringen.

Doch es steht auch ein Kraftakt bevor: Im Herbst 2009 wird es zwischen Rheine und Münster eine größere Baustelle geben. Während die DB Netz AG die Strecke ursprünglich für vier Wochen zwischen Rheine und Münster komplett sperren wollte, konnte man sich unter Vermittlung durch die Bundesnetzagentur darauf einigen, die Strecke für einen kürzeren Zeitraum nur zwischen Reckenfeld und Emsdetten zu sperren.

Letzten Sonntag fuhr die Westfalenbahn zudem einen eigenwirtschaftlichen Sonderzug für Fußballfans: Nonstop brachte man die Fans des VfL Osnabrück zum Auswärtsspiel bei LR Ahlen. Ein für beide Seiten lohnendes Konzept, in Zusammenarbeit mit dem Fanbeauftragten des VfL Osnabrück sind solche Sonderleistungen auch in Zukunft möglich.

Nicht ganz so einfach war die Sache mit den Fahrkartenautomaten. „Sehr, sehr ärgerlich“ sagte Geschäftsführer Rainer Blüm, die Geräte sollten eigentlich bei der Betriebsaufnahme funktionieren, es dauerte bis Mai, dann gab es Übergangsautomaten, die nur Kreditkarten und Silbergeld annahmen. Daher waren die Kundenbetreuer angewiesen, immer möglichst viel Kleingeld dabei zu haben, um zu wechseln. In den ersten Monaten lief der Fahrkartenverkauf über DB-Vertrieb. Seit Oktober werden die Übergangsautomaten sukzessive durch die endgültigen Geräte ersetzt.

Ein anderes Thema ist die Videoüberwachung, die in den Zügen vorhanden ist. Es handelt sich um Kameras, die Stummaufnahmen machen und der Triebfahrzeugführer hat keine Möglichkeit, sie sich im Führerraum anzusehen. Nach 48 Stunden werden die Bilder überschrieben – es sei denn, es gibt eine richterliche Anordnung, sie rauszugeben, etwa bei Straftaten in den Zügen. Als am Hauptbahnhof Osnabrück die dortige Spielhölle überfallen wurde, flüchteten die Täter mit der Westfalenbahn – und konnten dank Videoaufnahmen überführt werden.

Und zu guter letzt bleibt ein Blick in die Zukunft. Die nordrhein-westfälischen Aufgabenträger haben einen Ausschreibungsfahrplan vorgelegt, auch in der LNVG wird es Ausschreibungen geben, z.B. zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2015 den Emslandexpreß, ob die Westfalenbahn sich da beteiligen wird, hängt von der Art der Ausschreibung ab. Ob man sich z.B. an der Ausschreibung für das Dieselnetz Westmünsterland beteiligen wird, kommt darauf an, ob Neufahrzeuge gefordert werden. Auf die Frage, ob auf bestimmten Linien eine Kooperation mit dem Gesellschafter Abellio zu erwarten sei, konnte Rainer Blüm aber noch nicht antworten. „Das wird man sehen.“ Eins jedoch ist sicher: Die Westfalenbahn ist nicht Abellio-Münsterland, sondern die Westfalenbahn ist ein eigenständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen, das vier gleichberechtigte Gesellschafter hat: Die moBiel GmbH, die Mindener Kreisbahnen GmbH, die Verkehrsbetriebe Extertal-Extertalbahn GmbH und eben Abellio. Und als lokales Eisenbahnverkehrsunternehmen blickt man nach einem sehr erfolgreichen ersten Jahr optimistisch in die Zukunft.

Bild: Geschäftsführer Rainer Blüm im Führerstand der Westfalenbahn



Artikel geschrieben von Stefan Hennigfeld
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