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Privatfahrten werden Teil des öffentlichen Personennahverkehrs
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Nach gut zwei Jahren ist die Idee umsetzungsreif: Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch startete am 19.04.2013 in Sontra das bundesweit einmalige NVV-Pilotprojekt Mobilfalt (= Mobilität+Vielfalt). Es soll den öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Regionen revolutionieren, dort wo immer wenige Menschen leben und daher traditionelle Mobilitätsangebote zum Beispiel mit Bussen immer schwerer zu finanzieren sind.Kern des Projekts ist die Verknüpfung des Individualverkehrs in den Pilotregionen Sontra/ Nentershausen/Herleshausen (als Zweckverband Interkommunaler Zusammenarbeit) und Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis sowie Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis mit allem, was bisher in den Fahrplänen des NVV zu finden ist, egal ob Anrufsammeltaxi, Bürgerbus, Bus, Tram oder Zug.

Die bisherigen Angebote werden im vorhandenen NVV-Tarif- und Fahrplansystem um Fahrten im Auto oder Taxi ergänzt. Damit integriert Mobilfalt die Privatfahrt mit dem Auto in die verlässlichen Qualitäten des Öffentlichen Personennahverkehrs mit Tarif- und Taktangebot und seiner Infrastruktur von Strecken, Bahnhöfen und Stationen.Jeder kann seine regelmäßigen oder unregelmäßigen privaten Autofahrten anderen anbieten und erhält dafür einen Zuschuss von 30 Cent pro Kilometer. Der Preis pro Fahrt für den Fahrgast ist bisher in der Pilotphase mit einem Euro kalkuliert.

Unterstützt werden der Nordhessischen Verkehrsverbund und seine Partner aus den Nahverkehrsgesellschaften der Landkreise Werra-Meißner, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg besonders intensiv von der Hessischen Landesregierung.

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie „Mobilität 2050“ flossen 180.000 Euro in die Entwicklungskosten in Höhe von 360.000 Euro. Darüber hinaus beteiligt sich das Land mit 1 Mio. Euro am Versuch selbst. Wird die Testphase in Nordhessen erfolgreich abgeschlossen, soll Mobilfalt auf andere Teile Hessens ausgeweitet werden. Die umfangreichen und kostenintensiven Vorarbeiten u.a. mit der besonderen Buchungssoftware und der Mobilitätszentrale machen Mobilfalt zu einem Projekt, das mit deutlich geringeren Kosten auf andere Landkreise mit ländlichen Strukturen übertragbar sein wird.

Ohne großen Aufwand sind ortsspezifische Anpassungen möglich.Auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten bietet das Modellprojekt Chancen. So hat der NVV in einer ersten Kostenabschätzung festgestellt, dass Mobilfalt deutlich günstiger ist als herkömmliche Angebote mit dem Anruf-SammelTaxi (AST) oder dem Bus. Zumal die Kosten bei den europaweiten Ausschreibungen von Busleistungen sprunghaft ansteigen und der Kilometerpreis zurzeit um mehr als 30 Prozent höher liegt als bei der ersten Ausschreibungswelle.Die technische Basis von Mobilfalt ist eine internetgestützte Plattform, mit der angebotene und nachgefragte Autofahrten in die bestehenden Fahrpläne für den Nahverkehr integriert und zentral gesteuert werden. Abgerechnet wird über den NVV, der die Einnahmen verteilt. Gebucht wird über Internet, Telefon bzw. über die neu entstandene Mobilitätszentrale im Stadtbahnhof Eschwege. Mit dem Beginn von Mobilfalt wird es dort auch die Möglichkeit geben, E-Bikes zu mieten. So kann erstmals der ÖPNV in Nordhessen mir elektrischer Mobilität auf dem Fahrrad verknüpft werden.

Um das Projekt in den Pilotkommunen bekannt zu machen und zu verankern, sind in den nächsten Wochen Starthelfer unterwegs. Sie wurden durch den NVV umfassend geschult und stehen den Bewohnern vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.

Mobilfalt wird zunächst in drei Pilotregionen getestet: Sontra/ Nentershausen/Herleshausen (als Zweckverband Interkommunaler Zusammenarbeit) und Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis sowie Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis. Mit dem Landkreis Werra-Meißner wurde darüber hinaus eine Region gewonnen, die besonders stark von demografischen Veränderungen in den kommenden Jahren betroffen sein wird.Langfristig verfolgt der NVV mit dem Projekt Mobilfalt das Ziel, ein flexibles Angebot für die Bürgerinnen und Bürger mit den neuen Vorteilen für die Mobilitätsanbieter zu verbinden. Durch eine registrierte Teilnahme soll das gelingen und Mobilität in der ländlichen Region nachhaltig sichern.

Artikel geschrieben von Markus Pfetzing
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