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Erfreuliche Zwischenbilanz zum Alkoholverbot in metronom Regionalzügen
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
(PI metronom) - Am 15. November 2009 führte die metronom Eisenbahngesellschaft als erstes Eisenbahnunternehmen ein generelles Alkoholkonsumverbot (AKV) in ihren Zügen ein. Nach beinahe vier Monaten Praxis ziehen die Verantwortlichen eine ausgesprochen positive Zwischenbilanz: Das Alkoholkonsumverbot in den metronom Nahverkehrszügen funktioniert!

Der Vorstoß des privaten, niedersächsischen Unternehmens hat eine bundesweite Diskussion über die Rolle von Alkohol im Nahverkehr und darüber hinaus im öffentlichen Raum in Gang gesetzt. Meinungsumfragen über diverse Kanäle, vor allem aber eine große Kundenbefragung im April, in der sich eine überwältigende Mehrheit der Fahrgäste – teilweise nachdrücklich – für ein Alkoholkonsumverbot ausgesprochen hatte, bestärkten metronom, diesen Vorstoß konsequent weiter zu verfolgen.

Warum führte metronom ein Alkoholkonsumverbot ein?
Zwei Gründe führten zur Entscheidung für das AKV: der Schutz von Mitarbeitern und Fahrgästen und die enormen Kosten für die Beseitigung von Vandalismusschäden, die zuletzt bei rund 500.000 Euro im Jahr lagen. „Wir wollten nicht mehr ignorieren, dass die gewalttätigen Übergriffe auf unser Zugpersonal steigen. Wir wollten ebenso nicht über die vielen Pendler-Beschwerden hinwegsehen, die wegen der teilweise desolaten Zustände an den Wochenenden metronom Züge mit ihren Familien immer häufiger mieden“ erläutert Henning Weize, kaufmännischer Geschäftsführer der metronom.

Wie lauteten die Ziele?
Die Ziele waren hoch gesteckt: Zunächst einmal wollte metronom das Alkoholkonsumverbot in den eigenen Zügen erfolgreich durchsetzen, aber dabei gleichzeitig ein Modell für die Einführung eines Alkoholkonsumverbotes im betroffenen Nahverkehr entwickeln. Begleitet wurde die Vorbereitung durch fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit und transparente Kommunikation, um zu einer Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft beizutragen. „Kein Fahrgast fühlt sich wohl in einem Wagen, in dem ein Trinker pöbelt, randaliert oder Obszönitäten grölt. Falsch verstandene Toleranz hilft hier nicht weiter, das Ächten von offensivem Trinken in der Öffentlichkeit muss endlich wieder „politisch korrekt“ sein dürfen“ so Tatjana Festerling, Projektzuständige bei metronom.

Wie lässt sich das AKV durchsetzen?
Die Erfahrungen bei der Durchsetzbarkeit des AKV sind, bis auf wenige Ausnahmen, positiv. An Werktagen, wenn Pendler und Normalreisende unterwegs sind, lässt sich das AKV problemlos durchsetzen, denn es findet hohe Akzeptanz bei den Fahrgästen. Auf das „Feierabendbierchen“ wird verzichtet oder Pendler wechseln zu alkoholfreiem Bier.

Auch an den Wochenenden, wenn vor allem Niedersachsen-Reisende, Studenten, Ausflügler und Familien in den Zügen fahren, trifft das AKV auf hohe Akzeptanz, die Ausstellung einer Vertragsstrafe ist selten notwendig und wenn ein Verstoß vorliegt, folgt in der Regel die sofortige Einsicht. Auch Fußballfans akzeptieren das AKV: Es kommt nur zu einigen wenigen Vertragsstrafen, denn die an- oder durchreisenden Fans organisieren sich um und trinken das letzte bzw. erste Bier am Bahnsteig oder steigen auf alkoholfreies Bier um.

Probleme gibt es lediglich mit Fußballfans der Kategorie C, einer eher gewaltbereiten Klientel: Hier stößt das AKV auf geringe bis keine Akzeptanz, es ist auch keine Einsicht vorhanden, im Gegenteil, diese Fahrgäste verhalten sich zum Teil konspirativ und suchen die Konfrontation. Hier wird metronom zukünftig noch enger mit der Bundes- und Landespolizei zusammen arbeiten.

Wie wirkt sich das AKV aus?
Sehr positiv: Neben dem subjektiven Eindruck des entspannten, angenehmen Reisens in deutlich saubereren Zügen, überzeugen vor allem Zahlen über die Entwicklung der in metronom Zügen begangenen Straftaten oder den enormen Rückgang des Müllaufkommens.
Straftaten: Im Oktober 2009 – noch ohne AKV – erfasste die Bundespolizei 188 Straftaten, aktuell im Februar 2010 lag sie bei 68, also bei 36% im Vergleich zum Oktober.
Müll: Im Januar, dem zweiten Monat nach Einführung des AKV, fielen sieben Tonnen weniger Müll (ohne Pfandflaschen und -dosen) an, als in den Monaten zuvor.
Vertragsstrafen: Derzeit werden rund 400 Vertragsstrafen monatlich ausgestellt, Tendenz sinkend. Zum Vergleich: Mehr als 80.000 Fahrgäste nutzen täglich metronom Züge.
Vandalismus: Vandalismusschäden sind deutlich zurückgegangen, eingeschlagene Deckenplatten, verbogene Lampengitter, zerkratzte Tische, zerschlitzte oder eingenässte Sitze kommen so gut wie nicht mehr vor.
Zusätzliche Reinigungen: Nur eine zusätzliche Adhoc-Reinigung wurde in den fast vier Monaten nötig, früher war dies an Fußballwochenenden die Regel.
Trotz einer erhöhten Eingriffsdichte – jeder Alkohol trinkende Fahrgast wird angesprochen –sind die polizeilich registrierten Vorfälle (Straftaten) drastisch gesunken. Dafür ist die Motivation zur sozialen Kontrolle und zivilcouragiertem Verhalten durch den Konsens unter den Fahrgästen (Trinken im Zug wird geächtet) gestiegen. Darüber hinaus reflektieren viele Fahrgäste ihr Verhalten im Zug, wodurch das Müllaufkommen drastisch gesunken ist. Nicht zuletzt erhöht sich das subjektive Sicherheitsgefühl durch die gestiegene Präsenz des Sicherheitspersonals und das Ausbleiben aggressiven und bedrohlichen Verhaltens.

Hintergrund zur Kommunikation
„metronom ALKOHOLFREI“ steht für die positiven Aspekte des promillefreien Reisens: Ruhe, Sicherheit, Sauberkeit, Komfort, Pünktlichkeit, kurz – für angenehmes Bahnfahren im Nahverkehr.
Alle Türen der metronom Züge tragen das auffällige Logo, so dass metronom ALKOHOLFREI schon von außen deutlich zu erkennen ist. Überall in den Wagen weisen von metronom entwickelte Piktogramme unmissverständlich auf die neuen Regeln hin.
Die Website www.metronom-alkoholfrei.de informiert über Hintergründe, die bisherige Presseberichterstattung und bietet einen Frage-Antwort-Bereich. Befürworter des AKVs können sich dort als Unterstützer eintragen, denn erst ein breiter Rückhalt in der Gesellschaft wird für Akzeptanz des Verbotes auch bei denen sorgen, die bisher skeptisch oder gar Verursacher der Probleme sind.

Artikel geschrieben von Andreas Jüttemann
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