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Busbeschleunigung in der Praxis
geschrieben von jacobsensw 
Moin zusammen,
Ich hatte das Vergnügen, in den letzten Wochen auf der Strecke Gänsemarkt - BA Eimsbüttel und zurück mit dem Bus zu fahren und habe mal auf die Wirkung der Busbeschleinigung geachtet. Es ist sehr enttäuschend, auch mit neuen Fahrzeugen (47xx) und alleine auf weiter Flur ist der Bus oft (sicher >50%) auf rot werdende Ampeln zu gefahren. Wer einmal eine echte Stadtbahn erlebt hat (Hannover, Frankfurt, Stuttgart) weiß, wie es anders gehen kann...

Wie sind denn Eure Erfahrungen?
Genau so. Ich fahre jeden morgen mit dem Bus vom Bezirksamt zum Dammtor. Ob ich meine Bahn bekomme, ist das reinste Roulette. Erstens fahren die Busse schon gegen sieben nicht nach Plan (der 4er ist tendenziell zwei Minuten zu früh, der 5er eher zu spät). Die Ampel an der Haltestelle Staatsbibliothek ist in mindestens 50% der Fälle rot, meist hält der Bus auch noch einmal kur vorm Dammtor wegen einer roten Ampel.
Als Busfahrer, der auch auf den genannten Linien eingesetzt ist, kann ich diese Beobachtungen nur bestätigen.

Leider ist in Hamburg eine durchgehende grüne Welle für die Busse nicht gewünscht, weil die Furcht vor der Autolobby zu groß ist. Daher wurde alles so programmiert, dass für Autofahrer zu lang empfundende Rotphasen vermieden werden. Teilweise springt die Ampel sogar direkt vor Erreichen des Busses auf rot, so dass der Bus aus voller Fahrt bremsen und anhalten muss. Und das, obwohl man an dem A erkennt, dass der Bus an der Ampel angemeldet ist. Besonders häufig passiert das bei den Linien 20/25 vor dem Linksabbiegen aus der Gärtnerstraße in die gleichnamige Haltestelle und in der Edmund-Siemers-Allee.

Auch immer wieder schön: Man kommt schon aus unterschiedlichen Gründen verspätet aus der Innenstadt. Hat man Haltestellen wie Universität/Staatsbibliothek nur wenig Ein- und Aussteiger springt just in dem Moment, wo man eigentlich weiterfahren könnte die Ampel am Fussgängerüberweg auf Sperrsignal, weil die berechnete normale Aufenthaltszeit des Busses an der Haltestelle noch nicht erreicht wurde. Bei einer besseren Ampelschaltung könnte man an solchen Haltestellen gut Verspätungen abbauen, gerade wenn der Bus in der City Umleitung fahren musste und schwach besetzt ist, weil er einige viel frequentierte Haltestellen auslassen musste.

Es ist wirklich bedauerlich, dass der politische Wille nicht da ist, trotzt der hohen Kosten für die Umbauten zur Busbeschleunigung das Maximum rauszuholen. Dazu zählt für mich, dass die Ampeln so rechtzeitig vor Eintreffen des Busses auf grün springen, dass der Bus seine Geschwindigkeit nicht wegen einer Ampel verringern muss und dass Ampeln, die den Bus an einer Haltestelle festhalten können schon bevor der Bus die Haltestelle erreicht auf „freie Fahrt“ springen (falls Verspätung und keine Ein-/Aussteiger) und so lange auf „freie Fahrt“ bleiben, dass der Bus auch dann noch ohne zusätzliche Verzögerung weiterfahren kann, wenn der Haltestellenaufenthalt durch Bedienen der Rollstuhlrampe, hohes Fahrgastaufkommen oder durch den Fahrscheinverkauf länger als gewöhnlich dauert. Einzige Ausnahme dürfte nur sein, wenn kreuzende Busse ebenfalls an der Kreuzung angemeldet sind.

Dass das in anderen Städten (größtenteils bei Straßenbahnen) besser läuft, ist mir auch schon aufgefallen. In Bremen blieb eine Ampel so lange auf gelb, bis die Straßenbahn auf die Kreuzung gefahren ist. Und das dauerte, weil ein Pkw vor der Straßenbahn an der Ampel hielt und erst gescheckt hat, nachdem der Straßenbahnfahrer lange geklingelt hat, dass die Ampel nicht weiterspringt, solange er die Bahn blockiert.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.2018 13:54 von Wolf Tiefenseegang.
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Als Busfahrer, der auch auf den genannten Linien eingesetzt ist, kann ich diese Beobachtungen nur bestätigen.

Leider ist in Hamburg eine durchgehende grüne Welle für die Busse nicht gewünscht,

Dann sollten die Verantwortlichen das auch endlich mal in der Öffentlichkeit zugeben. Schließlich wurde uns Fahrgästen mehr versprochen.

Auch an der großen Kreuzung U-Burgstraße wurde (vermutlich für viel Geld) sehr viel Technik verbaut. Aber die 130 wartet immer vor einer gerade rot gewordenen Ampel beim Abbiegen in den Grevenweg. Es würde reichen, wenn diese 10 Sekunden länger grün wäre. Da kann doch keiner sagen, dass diese 10 Sekunden einmal in 20 Minuten den Verkehrsfluss stören.
Zitat
Ingo Lange
Schließlich wurde uns Fahrgästen mehr versprochen.

Ich kann mich nur daran erinnern, dass, besonders als FDP und CDU gegen die Busbeschleunigung Sturm liefen, leider lediglich versprochen wurde, dass die Busse schneller würden und alle Verkehrsteilnehmer von den Umbaumaßnahmen profitieren sollten.
Busbeschleunigung im Fahrplan, gegen 8 Uhr früh an Montagen.

3 Schenefelder Platz - Rathausmarkt: 41 Min (2011) -> 43 Min (2018)
4 Wildacker-Rathausmarkt: 51 Min (2011) -> 52 Min (2018)
5 Burgwedel-Rathausmarkt: 51 Min (2010) -> 47 Min (2018)
6 Gerhart-Hauptmann-Platz - Borgweg: 25 Min (2010) -> 25 Min (2018)
7 Barmbek-Borchertring: 18 Min (2011) -> 17 Min (2018)
20 Altona-Rübenkamp: 41 Min (2009) -> 41 Min (2018)
21 Niendorf Nord - Teufelsbrück Fähre: 55 Min (2011) -> 65 Min (2018)
25 Altona-Sachsenstraße: 70 Min (2010) -> 72 Min (2018)

Zum Vergleich einige un"beschleunigte" Metrolinien:

8 Wandsbek Markt - Poppenbüttel: 33 Min (2008) -> 37 Min (2018)
10 Wandsbek Markt - Jenfeld: 19 Min (2011) -> 19 Min (2018)
13 Veddel - Kirchdorf Süd: 28 Min (2011) -> 28 Min (2018)
15 Klein Flottbek - Alsterchaussee: 42 Min (2010) -> 43 Min (2018)
23 Niendorf Markt - Billstedt: 65 Min (2011) -> 69 Min (2018)
27 Wellingsbüttel - Billstedt: 56 Min (2011) -> 55 Min (2018)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.2018 20:31 von Herbert.
Hallo,

ich glaube eher, hier blüht wieder eine Hamburgensie: Verkehrspolitik ohne Plan, dafür aber teuer.

Die Kreuzung "Mundsburger Brücke" wurde für sicher erhebliches Geld umgestaltet und die Busse auf dem Mundsburger Damm dadurch aber erfolgreich benachteiligt. Der Bus kommt nicht in die Haltestelle rein, da der Radweg nur in diesem Bereich unbedingt auf die Straße musste. Selbstverständlich kommt er auch nicht wieder einfach raus. Garniert wird das alles noch mit einigen Geisterfahrern, denn Radfahrer und Verkehrsregeln das sind oft zwei Pole die sich gegenseitig abstoßen.

In der Langen Reihe angekommen funktioniert die Busbeschleunigung gut, wenn kein Radfahrer vor einem ist. Das wird man nicht ändern können, ist aber trotzdem frustran innerlich seinen Anschluss davonfahren zu sehen, während alle anderen Verkehrsteilnehmer nur kurz ausweichen müssen und dann locker-flockig - dank Busbeschleunigung ;-) - durchkommen und man selbst im Bus festhängt.

Grüße
Boris
Zitat
PAD
Genau so. Ich fahre jeden morgen mit dem Bus vom Bezirksamt zum Dammtor. Ob ich meine Bahn bekomme, ist das reinste Roulette. Erstens fahren die Busse schon gegen sieben nicht nach Plan (der 4er ist tendenziell zwei Minuten zu früh, der 5er eher zu spät). Die Ampel an der Haltestelle Staatsbibliothek ist in mindestens 50% der Fälle rot, meist hält der Bus auch noch einmal kur vorm Dammtor wegen einer roten Ampel.

Das kann ich für die komplett "busbeschleunigte" 7 ebenfalls bestätigen. Schon morgens um sieben ist der Fahrplan von der 7 (und zum Teil auch der 172) meist nur Papier, zum Teil steht man an der Fuhle deutlich länger, als der Fahrplanabstand zwischen zwei Bussen verspricht. Dann kommen irgendwann in kurzer Folge meist gleich 2-3 Busse direkt hintereinander und man muß den suchen, in den man noch reinpaßt. Und am Bahnhof Barmbek hängt es dann oft davon ab, wo der Bus zum Rauslassen der Leute anhält. Ist es eine der hinteren Busbuchten, so kann man seinen Bahnanschluß in aller Regel komplett vergessen, wenn man nicht Usain Bolt heißt.

Die Busbeschleunigung hat also praktisch keinen Effekt gehabt, und durch den Wegfall des alten Busbahnhofs ist die Situation insgesamt betrachtet sogar schlechter geworden. Stadtauswärts steht der Bus vielleicht etwas seltener an der Busampel vor der Ringbrücke, aber dafür muß er dann immer nochmal an der nachfolgenden normalen Ampel (direkt unter der Brücke) halten, da die dann immer Rot zeigt.

Grüße, Michael.
Moin Boris,
Zitat
Boris Roland
In der Langen Reihe angekommen funktioniert die Busbeschleunigung gut, wenn kein Radfahrer vor einem ist. Das wird man nicht ändern können, ist aber trotzdem frustran innerlich seinen Anschluss davonfahren zu sehen, während alle anderen Verkehrsteilnehmer nur kurz ausweichen müssen und dann locker-flockig - dank Busbeschleunigung ;-) - durchkommen und man selbst im Bus festhängt.
ich finde deine Aussage, daß nur die Radfahrer in der Langen Reihe Schuld haben, nicht gerechtfertigt. Ich fahre fast täglich mit dem Rad zur Arbeit dort hin und zurück. Meistens sind es Paketzusteller die im Weg stehen obwohl einige Meter weiter die Ladezone frei ist. Nutürlich sind diese auch durch Suffs etc. blockiert. Jeder Meter zählt!! Die doch kurzen Abstände Schmilinskystr-Haltestelle Gurlittstr-Spadenteich sind nicht gerade lang, um einen Bus zeitintensiv auszubremsen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.2018 20:53 von Eddy.
Hallo Eddy,

Zitat
Eddy
ich finde deine Aussage, daß nur die Radfahrer in der Langen Reihe Schuld haben, nicht gerechtfertigt.

Dir ist hoffentlich nicht der Gesamtkontext, in den ich das gestallt habe, entgangen? Radfahrer kamen in der letzten Zeit zu den von Dir erwähnten Punkten dazu, was die Investition etwas unsinnig macht. Als 37er Nutzer merke ich da schon einen deutlichen Unterschied seit der Zeit der Einführung der Ampelbeeinflussung bis jetzt (beim 6er ist das kein Thema, allerdings auch die Beeinflussung etwas sinnlos).

Grüße
Boris
Problem in der Langen Reihe ist zudem, dass man als Autofahrender einen Radfahrenden kaum legal überholen kann.
Die meiste Strecke ist eine durchgezogene Mittellinie vorhanden und der Abstand zum Radfahrenden wäre zu gering, wenn man die Mittellinie nicht überfährt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.2018 23:17 von LH.
Vielen Radfahrern geht es doch aehnlich. Und bin auf dem Rad immernoch ziemlich schnell und auch gerne bereit mich mal um Autos rumzuschlaengeln - aber ich fuehle mich eigentlich immer ziemlich unwohl wenn hinter mir ein Bus (oder irgendein anderes riesiges Fahrzeug) schleicht. Und den allermeisten Radfahrern die ich kenne sehen das eigentlich genauso. Meiner Meinung gehoeren Radfahrer auf Hauptbuslinien einfach nicht auf die Strasse sondern auf einen Radweg - der dann gerne auf der Strasse abmarkiert sein kann, hauptsache es ist genuegen Platz fuer Radfahrer und Busse.

PS In den 80ern gab es sogar Verkehrplanungslehrbuecher in denen stand dass Busse und Radfahrer sich gerne eine Fahrbahn teilen koennten, da bei ja eine sehr aehnliche Durchschnittsgeschwindigkeit haben!
Hallo,

wie "schön" die Diskussion sich am drehen ist... Eigentlich ging es mir nur darum die gleichzeitig und sich gegenüberstehenden Maßnahmen der Stadt zu benennen und wie sie gerade für die PKW folgenlos bleiben im Gegensatz zum ÖPNV.

Grüße
Boris
Leider werden die Elemente der Busbeschleunigung komplett aufgegeben, sobald irgendwo eine Baustelle ist. Nicht nur, dass auf der Linie 5 bei der kleinsten Straßenabuarbeit mindestens eine Busspur dicht gemacht wird, statt einfach den Individualverkehr nur über eine Spur zu führen, funktioniert die Ampelvorrangschaltung zwischen Staatsbibliothek und Dammtor momentan nicht. Zusammen mit der gestrichenen Busspur sorgt das für noch größere Verzögerungen als sie sowieso schon täglich auf der 5 auftreten.
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