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Die Bahn und Ostholstein.
geschrieben von Boombastic 
Die Fehmarnbeltbrücke kommt! Oder: bloß weg mit der Bahn

Alles soll besser werden: die Fahrzeiten nach Dänemark schrumpfen, das Großprojekt garantiert Arbeit in der Region und in den Ostsee-Kurorten wird es endlich wieder ruhiger!
Dafür sorgt die Bahn, die nach der erfolgreichen Wiedereinführung des Nahverkehrs auf der Vogelfluglinie (zwischen Neustadt und Fehmarn) jetzt alles auf den Fern- und Güterverkehr setzt. In den letzten Wochen wurde in Eutin die von der Bahn bevorzugte Neutrassierung neben der Autobahn 1 vorgestellt - und die Provinzfürsten waren froh, denn die Schiene soll kilometerweit weg wandern - fernab von ihren kleinen Sandstrandgemeinden. Kritik gab es erst ein paar Tage später: plötzlich ist aufgefallen, dass ab Neustadt die Bahn zum größten Teil wieder dem alten Streckenverauf folgen soll. Vorwurf: nur der "reiche" Süden des Kreises bekommt seine Wünsche erfüllt. Die jedenfalls haben dafür auch reichlich gearbeitet bzw. gemeckert. "Die Bahnstrecke zerschneide Ortschaften" ... "die Immobilienpreise werden ins bodenlose fallen" ... "sollten die Bahnschranken für 6 Minuten in der Stunde in der Waagerechten hängen, der zu erwartene Zuglärm wäre unerträglich" ... "wir werden alle sterben! ...irgendwann."

Der Bahnhof vom Timmendorfer Strand ist jedenfalls nicht wirklich am Strand. Wer dort aussteigt muss noch 1 1/2 km zurücklegen, bis er sich in die schöne Ostsee stürzen kann. Bei den hochpreisigen Immobilien dürfte das niemals endene Rauschen der See um ein vielfaches lauter sein, als ein durchrauschender ICE in dieser Entfernung. Nungut, die Ostsee ließe sich sicherlich mit einigen Quadratkilometern Lärmschutzwand zum schweigen bringen, dann könnte man sogar den Dieselantrieb des ICE hören. Ach ne, die Strecke würde ja elektrifiziert werden... Also, dann halt das gedonner der Achsen auf den Schienen! ... wie, man könne ein besonders geräuscharmes Gleisbett anlegen? Ach, die Bahn soll ganz verschwinden! Die bringen doch eh nur Gesocks in unser kleines Ostsee-Städtchen.
Dieses Thema haben wir ja bereits durch, an der vorgeschlagenen Trasse neben der Autobahn sind ja kleine Alibi-Haltepunkte geplant. Schön weit weg von allem. Der Weg zum Strand dürfte sich dann auf bis zu 4 km verlängern. Also ideal für eine spätere Einstellung des Nahverkehrs auf der Schiene.
Das ist wesentlich schlauer als die Aktion der Fehmarner. Als Geschenk bekamen sie vom Land die Reaktivierung Ihres Bahnhofs in Burg geschenkt. Sogar ein paar Schienen sollen neu verlegt werden, damit der Bahnhof weiter in Richtung "Innenstadt" verlegt wird. Die Burger Bürger konnten schon nicht den Burgerladen mit dem goldenen M auf der Insel verhindern - dann aber wenigstens der Bahnhof. Der kann auch schön weit weg gebaut werden. Am besten direkt neben der zukünftigen Autobahntrasse. Und weil die Fehmarner nicht nur die Prinzipien des Planens von Verkehrsinfrastruktur, Fachrichtung (wirtschaftlicher) Schienenpersonennahverkehr verinnerlicht haben, sondern auch des Fernverkehres, sollen dann bitte auch am neuen Bahnhof an der neuen Autobahnausfahrt "Burg" die ganzen ICEs halten. Die Ostholsteiner sind auf dem Boden der Tatsachen geblieben, wie symphatisch! Mal schauen, wann die - möglicherweise - verzweifelten Verkehrsplaner aus Kiel sich zu Wort melden. Genug zu tun haben sie ja.
Vielleicht sollte man den Nahverkehr auf der Strecke lieber ganz abschaffen, bevor irgendwann nur noch alle 2 Stunden ein Triebwagen der Bahn von Lübeck aus vorbei an Timmendorf, großer Bogen um den Hansapark, links um Neustadt herum, kurz am neuen Bahnhof "Oldenburg in Holst." am Ortsrand hält, um einsam und alleine in "Fehmarn" zu destinieren, während auf dem westlichen Streckengleis im 4-Minuten-Takt Güterzüge und ICEs ohne Halt 'gen Süden schwinden. Nahverkehr würde doch nur stören!
Boombastic schrieb:
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> plötzlich ist aufgefallen, dass ab Neustadt die
> Bahn zum größten Teil wieder dem alten Streckenverlauf
> folgen soll... nur der "reiche" Süden des
> Kreises bekommt seine Wünsche erfüllt.

> Vielleicht sollte man den Nahverkehr auf der
> Strecke lieber ganz abschaffen.

Zunächst einmal sollte klar sein, schwerer Güterverkehr
in der Ortslage von Haffkrug und Scharbeutz geht gar nicht.
Um nachts aus dem Bett gedröhnt zu werden, braucht man
keinen Strandurlaub, das kann man auch in Wanne-Eickel.

Trotzdem kann man den "reichen" Süden des Kreises ein
bischen ärgern: Mitbenutzung der Eutiner Strecke bis
Ottendorf (1,5 km nördlich von Pönitz), Kurve zum Ex-
Bahnhof Bujendorf und Wiederaufbau auf der zwar entwid-
meten Trasse nach Neustadt (wo kann man eine Bahnstrecke
mit weniger Eingriffen in Natur- und Eigentumsverhält-
nisse anlegen, als da, wo es schon einmal eine gab ?)
Dann mindestens ein Gleis von Oevelgönne nach Hasselburg,
wenn die A1-Brücken zu niedrig sind, beide. Dazu noch
eine Verbindungskurve Eutin-Bujendorf für Zubringer Kiel-
Neustadt (notfalls Hasselburg) mit Anschluß nach Kopen-
hagen, das sieht doch viel freundlicher aus.

Edit: Altenkrempe war falsch.
Edit: Link entfernt, nach 4 Jahren nicht mehr von Interesse



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2014 10:26 von Fette Beute.
Fette Beute schrieb:
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> ...wo kann man eine Bahnstrecke
> mit weniger Eingriffen in Natur- und
> Eigentums-verhältnisse anlegen,
> als da, wo es schon einmal eine gab?

Ich denke, das ist eher ein Argument für eine Trasse entlang der A1.

1. Dort gibt es mit der Autobahn schon eine erhebliche Beeinflussung der Umgebung, so dass weitere Eingriffe in vielen Bereichen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung kaum ins Gewicht fallen.

2. Sind seit Jahren stillgelegte Bahnstrecken oft inzwischen recht hochwertige Biotope, da sich (z.B. an Bahndämmen) eine Flora und Fauna entwickelt hat, die es sonst in der Gegend schwer hat, ihre Lebensbedingungen zu finden. (z.B. auch die zahlreichen Bäume an der ehemaligen Strecke Eutin-Neustadt)

3. Sind Eigentumsverhältnisse bei solchen Großprojekten ziemlich egal, da die Enteignungsmöglichkeiten recht großzügig sind und wenn man eine gute Planung durchführt, kann man die einzelnen Verzögerungen, die es durch einige gerichtliche Auseinandersetzungen immer gibt, ganz gut abfedern.
Ich möchte mal folgenden Vorschlag machen:

PDF Strecke alt+neu

Die alte Strecke bleibt bestehen. Auf der neuen Trasse werden keine Haltepunkte dazugenommen. Dies beschleunigt die Fahrt von Fehmarn / Oldenburg nach Lübeck sehr stark. Das eingesparte Geld wird dann in die Qualifizierung der bestehenden Trasse gesteckt: neue Haltepunkte sowie Lärmschutz. Elektrifizierung bei Erfolg. Kein Güterverkehr auf der alten Strecke, keine neuen Haltepunkte und störende RBs auf der neuen Trasse.
Das wäre doch eine Win-Win-Situation für beide Seiten!
Guter Vorschlag! Ich gehe mal davon aus, dass die Trasse dann entlang der A1 verlaufen soll.. dann wäre es denke ich günstiger, einen Halt in Neustadt in Autobahnnähe einzurichten, als extra eine Buslinie zu organisieren..
Den einen zusätzlichen Halt wird man dann auch noch verkraften können, erst recht, wenn er an einem eigenen extra-Gleis liegt.
Eine Verbindung der A1 und der Bahntrasse wäre wohl in der Nähe von Ratekau am sinnvollsten, da damit Autobahndreieck und Abfahrten umgangen werden.. Außerdem erscheint mir die Trassenführung links der Autobahn besser..

Aber auf konstruktive Vorschläge aus dem gemeinen Volk hört ja doch niemand.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.02.2010 14:29 von tegrity.
tegrity schrieb:
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> Ich gehe mal davon aus, dass die Trasse dann entlang
> der A1 verlaufen soll.. dann wäre es denke ich günstiger,
> einen Halt in Neustadt in Autobahnnähe einzurichten,
> als extra eine Buslinie zu organisieren..

Das war im Grunde mein Vorschlag ,Altenkrempe', statt
einer Buslinie kurze Weiterführung der Züge, wenn schon
der Fernverkehr an Neustadt vorbeigeführt wird. Da Neu-
stadt fast doppelt so groß ist wie Oldenburg, wäre da am
ehesten etwas zu machen. Der ICE hält heute nur in Olden-
burg, weil er ohnehin fast bis zum Stillstand abbremst.
Linke: Bahn-Billigtrasse Lübeck-Fehmarn geplant
[www.hl-live.de]
Ich habe die LVS mal in einer Mail auf den Vorschlag von Boombastic hingewiesen. Die (recht schnelle) Antwort enthielt den Hinweis, dass die LVS den Vorschlag in ähnlicher Form bereits diskutiert hat und sich aus Sicht des SPNV dafür einsetzen würden. Die Umsetzung dieses Vorschlages ist allerdings aufgrund eines engen finanziellen Rahmens eher unrealistisch, zumal die Entscheidungen zur Trassenführung der Bund fällt und der Einfluss der LVS hier sehr gering ist.

So wies aussieht, haben die Kommunen keine große Auswahl:
A: bestehende Strecke ausbauen und laute Güterzüge ertragen
B: neue Trasse im Hinterland, dafür schlechtere Lage der Bahnhöfe
C: neue Trasse im Hinterland, am erhalt der alten Trasse beteiligen sich die Kommunen mit finanziellen Mitteln.

Ich bin ja gespannt, wie sich das entwickelt..
Mit A und B sind Timmendorf & Co ja nicht zufrieden..
tegrity schrieb:
-------------------------------------------------------
...
> C: neue Trasse im Hinterland, am erhalt der alten
> Trasse beteiligen sich die Kommunen mit
> finanziellen Mitteln.

Dazu ein paar kurze Anmerkungen:
- "Kommunen" beinhaltet auch den Kreis Ostholstein, der als ÖPNV-Aufgabenträger ja ohnehin sonst erhebliche Mehrkosten zu tragen hätte.
- Das Land (Wirtschaftsministerium) könnte eine durch den Kreis betriebene "Bäderbahn" durchaus auch als Tourismusprojekt fördern. Letztlich könnte man da in letzter Konsequenz ein Stilllegungsverfahren abwarten und dann die Übernahme beantragen.
- Man sollte ggf. DB Netz und dem Bund signalisieren, dass man sich für einen Erhalt der "Bäderbahn" stark macht und finanziell engagieren würde, damit dies in der Planung berücksichtigt werden könnte.
Um wieviel soll denn der Güterverkehr stärker sein als zu Zeiten der "echten" Fährschiffe auf der Vogelfluglinie?

Damals war ja schließlich auch schon einiges zwischen Lübeck und Puttgarden los, zudem waren die Züge diesellokbespannt. Und große Proteste, die eine neue Trassenführung beinhalteten, habe ich nicht mitbekommen.

___
Gruß,
Flo
Genau das ist meiner Meinung nach der springende Punkt.
Bis 1997 lief nahezu der gesamte Personen- und Güterzugverkehr über die Vogelfluglinie und es hat keine großen Proteste der Anwohner an der Strecke gegeben. In Puttgarden bzw. Rødby war reger Rangierverkehr rund um die Uhr und es hat alles eigentlich ganz gut geklappt.

Nach Eröffnung der Storebæltquerung wurde der Verkehr großteils darüber abgewickelt weil man sich damit die Rangierei erspart hat.
Wenn die feste Fehmarnbeltquerung fertiggestellt ist erlangt die Vogelfluglinie lediglich ihre alte Bedeutung zurück.

Die Anwohner an der Trasse haben seit 1997 weitestgehend ihre Ruhe, aber wenn man an einer Bahntrasse wohnt muß man auch damit rechnen das dort mal mehr Züge lang fahren.

Früher sind die Züge obwohl dort mehr Verkehr war auch nicht im Minutentakt dort langgefahren und ich glaube auch nicht das das in Zukunft passieren wird.

Das ist mehr ein Schreckgespenst bzw. Pankmache, es war ja auch so schön ruhig da in letzter Zeit und den Zustand wollen die Anwohner ja gerne beibehalten.
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