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Situation der Lokführer bei Betreiberwechsel
geschrieben von HansL 
Ich finde es immer gut, wenn man schon an der Überschrift erkennt, worum es bei der Diskussion geht.

Die Situation der Lokführer ist sicher ein interessantes Thema. Und da gibt es einen Zusammenhang mit möglichen Betreiberwechseln. Und man kann sicher diskutieren, ob die Vergabe des Nahverkehrs über Ausschreibungen und wie dies geschieht, so sinnvoll ist.

Aber das ist ein grundsätzliches Thema und hat nur noch am Rande damit zu tun, dass jetzt für die S-Bahn Nürnberg der Betrieb auf einen neuen Betreiber übergehen soll, was viele recht kritisch sehen.

Ich habe mir deshalb erlaubt, hier ein neues Thema zu eröffnen:

Zitat
kukuk
Zitat
Marktkauf
Der Zugführer ist aber bei NX. Und wird (z.B.) die DB das S-Bahn-Netz 2030 wieder übernehmen, ist der Fahrer von NX erstmal ein arbeitsloser Fahrer, der in und um Nürnberg wohnt. Hat wohl zwei Kinder und womöglich viel Schulden wegen seines Hauses oder auch wegen der Eigentumswohnung.

Was haben wir in Deutschland doch ein "Luxusproblem". In anderen Ländern ist "Hire and Fire" üblich und trotzdem hat dort fast jeder ein eigenes Haus oder Wohnung, Mietwohnungen sind fast unbekannt. Da kauft man sich einfach ein neues Haus, verkauft das alte und zieht um.
12 Jahre sind eine lange Zeit. Die Zeiten, in denen jemand sein ganzes Leben für die gleiche Firma arbeitet sind schon lange vorbei. Was auch der dicke Stabel Lebensläufe auf meinen Schreibtisch bestätigt: da ist kaum jemand bei, der 12 Jahre für die gleiche Firma gearbeitet hat. Und ich rede hier nicht von 30 jährigen, die noch gar nicht so lange im Berufsleben sind. 95% von denen würden übrigens für den Job umziehen.

Mag ja sein, dass dies in anderen Ländern anders gehandhabt wird. Aber das heißt noch lange nicht, dass man das gut finden muss. Ich möchte jedenfalls keinen Beruf haben, wo ich alle paar Jahre mit meiner Familie umziehen muss. Und für mich ist auch nicht einzusehen, dass man dies zu einer Voraussetzung macht, wenn jemand Züge fährt. Ich bin durchaus der Meinung, dass man da Lösungen suchen sollte, die es auch einem Lokführer möglich machen, dass er sesshaft bleibt, wenn er das will.

Es gibt auch Leute, die aus anderen Gründen freiwillig umziehen. Das sollte reichen, um Schwankungen zwischen Angebot und Bedarf auszugleichen. Warum eigentlich nicht?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.03.2015 09:00 von HansL.
> In anderen Ländern ist "Hire and Fire" üblich und trotzdem hat dort fast jeder ein eigenes Haus oder Wohnung,
> Mietwohnungen sind fast unbekannt.

Was nach Ansicht einier Wirtschaftsexperten Auslöser der weltweiten Finanzkrise war. In den USA beispielsweise wars ne politiche Vorgabe, das die (wegbrechende) Mittelschicht sich weiterhin ihr eigenes Häuschen leisten können muss (das ja der klassischer Bestandteil des "American Dream"), und die Banken Kredite ausgeben mussten an Leute, denen sie normal keine Kredite gegeben hätten, ausgeben, und die Banken habens ungedreht, und daraus ist das Geschäftmodell entwickelt worden das letzlich mit dem Platzen der Immobilienblase aufgeflogen ist. Und ich habe auch schon mal mal bei in einem englsichsprachigen Sender wo es um den Vergleich USA Deutschland ging, die Aussage gehört, das der hohe Anteil an Mietwohnungen in Deutschland insgesamt wohl dazu beigetragen hat, das Deutschland aus der Krise mit einem blauen Auge (bislang) davon gekommen ist. Insofern ist das, wie es bei uns in Deutschland läuft, vielleicht gar nicht ganz verkehrt, und wir sollten vielleicht gar nicht auf biegen und brechen versuchen, andere Länder nachzuahmen. Insofern ist die Ansicht, wegen 12 Jahren lohne sich ein Haus nicht, m. M nicht grundsätzlich verkehrt.

>12 Jahre sind eine lange Zeit. Die Zeiten, in denen jemand sein ganzes Leben für die gleiche Firma arbeitet sind schon lange vorbei.

Hier kann ich zustimmen, ich denke, die Bahn ist hier rühmliche Ausnahme, eben auch weil dort viele Jobs so speziell sind, das es kaum vergleichbare Jobs von anderen Arbeitgebern gibt.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.03.2015 12:00 von Daniel Vielberth.
Ich frag mich teilweise echt, welche Realitätsvorstellungen ihr habt. Wir sind in Mittelfranken, genauer im Großraum Nürnberg-Erlangen-Fürth. Reale Arbeitslosenquote bei Lokführern 0,00% und bei geeignetem Personal für Umschulungen deutlich unter 5%. Es ist auch nicht ersichtlich, dass von heute auf morgen plötzlich 1000e arbeitslos sind und keine Alternative zum Lokführer-Beruf haben. Hier ist Wachstumsregion deutlich über dem Durchschnitt. Und weder bringt NX aus England ihr Personal mit, noch taucht in 12 Jahren ein neuer auf und tauscht das komplette Personal von NX aus, selbst DB Regio parkt die Lf nicht irgendwo anders - dort herrscht auch Personalmangel - und holt die nach 12 Jahren zurück. Der Lokführer, der sich jetzt bei NX bewirbt, der kann damit rechnen, dass er falls, NX in 12 Jahren das Netz verliert, beim neuen Betreiber eine Stelle findet.

Gewisse Unsicherheiten gibt es immer. Warum das beim Lokführer anders sein soll, verstehe ich bis heute nicht. Bei Siemens sind damals, als der Lokauftrag - nicht ganz unfragwürdig - an Bombardier ging, mussten die Leute auch teilweise in Kurzarbeit gehen und die Vertriebler und Abteilungsleiter sind auch Langstrecken in Economy geflogen, um Kündigungen zu vermeiden, trotzdem sind alle befristeten Arbeitsverträger ausgeloffen und einige Leute sind freiwillig mit Abfindung gegangen. Damals hat sich auch keiner aufgeregt, dass die böse Firma aus Kanada (Ursprung von Bombardier) fränkische Arbeitsplätze kaputt macht. Von Solidaritätsbekundungen der Lokführer von Regio hab ich zumindest nichts gehört. Lediglich die Schenker Leute die mal Taurus gefahren sind waren verärgert, aber auch eher, weil sie lieber Vectron gefahren wären als wegen der Arbeitsplätze bei Siemens.
Die, die gegangen sind oder wurden haben aber alle sich neue Stellen in der Region bei anderen Arbeitgebern zu ähnlichen oder besseren Bedingungen gesucht und gefunden. Von denen musste keiner sein Haus verkaufen.
> In anderen Ländern ist "Hire and Fire" üblich

Oder auch nicht. In Grossbritannien ist Uebernahme des gesamten im gewonnenen Bereich taetigen Personals Pflicht. Und auch am Arbeitsvertrag (Gehalt, Urlaub, etc) des uebernommenen Personals darf nicht geaendert werden (solange nicht einer der im Gesetz beschriebenen Spezialkonditionen vorliegt). Details gibt es hier - ich habe auch selbst zur Zeit einen TUPE-Vertrag, d.h. noch mit meinem vorherigen Arbeitgeber beschlossenen.

Oder um es mal anders zu sagen, wenn National Rail in der Heimat eine Strecke uebernimmt muss sie selbstverstaendlich alle Zugfuehrer (und sonstigen Angestelleten) uebernehmen, und wenn sie die Franchise nach 7-14 Jahren wieder verliert muss der naechste Betreiber alle Zugfuehrer (und sonstigen Angestelleten) uebernehmen. Ich denke da kann man von Gewerkschaftsseite gut verlangen dass sie es auch in Deutschland genauso machen.
Auch wenn es manche langweilt: die beamteten Lokführer(so es solche noch gibt, aber die cleveren sterben ja nicht aus) müssten dann heimatfern eingesetzt werden oder an die NX ausgeliehen werden. Oder dürfen sie bei der ARGE oder dem Sozialamt berufsfern aber heimatnah arbeitslose Lokführer (also doch berufsnah) betreuen? Oder was ist mit denen? Weiß jemand was genaueres?
Ich weiß schon, warum ich über 40 Jahre als Beamter oder Gleichgestellter tätig gewesen bin und nun die Früchte meiner Arbeit ernte. Falls noch Beamte hier lesen: scheidet um Gottes willen nicht aus dem Beamtenverhältnis aus! Das wäre ein Kardinalsfehler, es sei denn ihr bekommt das dreifache Gehalt garantiert bis zum Ruhestand.
Herzliche Grüße
"Hire and Fire" und auf den Schienen die Heuschrecken, die in 12 Jahren weiterziehen...
Außerdem...
die meisten Häuser sind in 12 Jahren sowieso nicht abbezahlt, eher in 20 oder 30 Jahren.
Und so lange kann quasi niemand voraus planen, egal welcher Job.

Aber wiederum ist das auch egal, denn man kauft ja ein Haus, das einen gewissen Wert hat.
Wenn es nun wirklich in die Hose geht, kann man es wieder verkaufen. Und wenn man es
einigermaßen anständig gepflegt hat, kann man es auch gut wieder verkaufen und damit
auch einen Kredit wieder ablösen. Der wirtschaftliche Schaden sollte dabei eher gering bleiben.
Und auf der anderen Seite steht ein Gewinn an Lebensqualität.

Also alles gar kein Thema...
"Hire and Fire" und die Karawane zieht weiter. Immer weniger Kinder in Deutschland, immer mehr Scheidungen, die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander und die Heuschrecken kommen über das Land. Mit Europaweiten Ausschreibungen hohlen wir immer noch billigere Firmen ins Land. Was hinterlassen wir unseren Kindern? Wer zahlt die Renten? Wie soll ich mit 0,4% bei Banken mein Geld anlegen und wie bekommt Papa wieder einen Arbeitsplatz, damit er die Familie ernähren kann?
Ja, früher war eben alles besser.
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