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Privatbahn vs. Deutsche Bahn
geschrieben von Undergrounder 
Ich hab dieses Thema eröffnet um über Pro und Contra der Liberalisierung des Bahnverkehrs zu diskutieren. Auf gehts... ;)
Hallo allseits,

na da gebe ich doch auch mal gleich meinen Senf ab:

Für Privatbahnen (EVU's) spricht:

- Mehr (buntere) Fotomotive auf Deutschlands Gleisen (für Fuzzis wichtig ;-) )
- teilweise mehr Mut bei Privatbahnen um mal ungewöhnliche Konzepte zu probieren (mein Lieblingsbeispiel Langläufe der Agilis Nord)
- für den allgemeinen Fahrgast i.d. R. (abgesehen von Umstellungsphase) keine Verschlechterung (Fahrpreis gleich, Taktdichte mindestens auch),
- Streikfolgen durch unterschiedliche Tarifintervalle deutlich reduziert (quasi irgendwer fährt immer)
- manche Strecke gäbe es ohne Privatisierung (in diesem Falle der Infrasruktur) schon gar nicht mehr

contra:

- die Forderung, das bei fast jeder Auschreibung Neufahrzeuge kommen, führt dazu, das selbst neuwertige Fahrzeuge nach sinnfrei kurzer Zeit gegen noch neuere, teils unerprobter Fahrzeuge ausgetauscht werden müssen, bisweilen auch bessere durch (subjektiv) schlechtere (vergleiche 642er durch 648er bei uns in der Region)
- enge Preiskalkultationen lassen keine Reserven zu, bei Ausfall eines Fahrzeugs ziehen Fahrgäste den kürzeren (Zugausfall)
- da die Wettbewerber nicht wissen, wo sie im Laufe ihrer Firmenexistenz später Ausschreibungen gewinnen, müssen sie möglichst vielseitigte Fahrzeuge bestellen, deren Einzelanpassung ans jeweilige Einsatzbebiet nicht immer gegeben ist (z.B. Fahrzeuge, die möglichst viele Einstiegshöhen können, aber dadurch bei Netzen mit guten Infrastrukturstadart nur an wenigen Türen höhenfreien Einstieg ermöglichen, Regio-Shuttles in S-Bahndiensten, Diesel fahren unter Oberleitung etc. etc.)
- die meisten Bieter können gar nicht gleichwertig am Markt auftreten, die Chancengleichheit ist nicht immer gegeben.

Jetzt aber noch zu einem heiklen Thema:

Private Infrastruktur

Eine Privatisierung der Infrastruktur hat meist eher wenig Nutzen gebracht (klassiches Failbeispiel: England). Es ist richtig, nach EU-Recht darf EIU und EVU nicht in einer Hand sein, und auch Deutschland wird sich dagegen nicht ewig wehren können, auch wenn Bahn wie Gewerkschaft dagegen noch Amoklaufen*. Allerdings sehe ich in der Infrastruktur schon eine staatliche Aufgabe, das Netz müsste, wenn dann das EU-Recht ungesetzt wird, dann eben an den Bund gehen. Netzprivatiserungen sind vielerorts übel gescheitert, und auch in Deutschland haben wir nur wenige nicht-DB-EIU deren Strecken allesamt in vorzeigbaren Zustand sind. Mir ist natürlich auch bewusst, das die Staatsbahnen (bzw deren Rechtsnachfolger) natürlich die Strecken, mit denen man Geld verdient auch nicht hergeben, und infolgedessen Private EIU oft nur "abbekommen", was keiner mehr will und braucht, oder mehr kostet, als es einbringt. Ausnahme sind hierbei die EIU die eben eigene Strecken gebaut haben, und nicht auf den "Abwurf" der Staatsbahnen angewiesen sind, oder ihre Strecken noch aus der "Länderbahnzeit" in die Gegenwart herüber gerettet haben, ohne je verstaatlicht worden zu sein.

Vollständigerweise muss man aber dazusagen, dass das deutsche Netz, obwohl die Herauslösung aus der DB noch nicht erfolgt ist, trotzdem zu den Netzen in Europa gehört, bei dem der Zugang für Privatbahnen verhältnismäßig einfach und gerecht gelößt ist, viele andere Staatsbahnen schotten ihr Netz viel stärker ab. Einige fahren soar hier auf dem deutschen Netz (Man braucht bloßmal schauen welche Staatsbahnen hinter den Großen Privat-EVUs stehen), während sie gleichzeitig jedes auslände EVU daheim ganz egal ob DB oder Privat, aussperren, eine Ungerechtigkeit die beseitigt gehört, nach meiner Meinung. (auch wenn davon nicht unbedingt jetzt das deutsche Netz was hätte, fürs Netz zählt ja im Prinzip nur die Gesammtsumme der Züge, und für die isses wurscht, ob nun die Züge die Ex-staatsbahn oder eine privates EVU fahren; Stichwort Netzneutralität)

----

* Soweit Europa allerdings zeitnah ganz vor die Hunde geht, und damit die EU-Bürokratie hinfällig werden, erledigt sich dieses Problem möglicherweise bald von selber. Im Moment ist man ja fleißig dabei Grundpfeiler dessen, was für die Bürger "Europa" ausmachte dauerhaft einzureißen, vielleicht entsteht so beim baldigen Systemzusammenbruch dann ja auch mal ein "Kollateralnutzen" das das Thema dann doch vom Tisch ist.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.09.2015 16:57 von Daniel Vielberth.
Nachtrag:

Ein negatives für private EVU's noch

teilweise für Fahrgäste sinnfreie Konkurenz-Situationen bei mehreren EVU auf einer Strecke. So gibt es (gar nicht so weit weg) eine Strecke, auf der läuft der Verkehr so:

               Banhof B              Bahnhof D
EVU B  -0--------0-----------------------0-------------------
EVU A  -0------------------0------
     Bahnhof A          Bahnhof C \
                                   \
                                    | 
                                    0 Bahnhof E
                                    |
Fahrgäste von D nach E müssen über A fahren. Das kostet mehr Zeit und mehr Geld. Als beide Strecken noch das gleiche EVU hatten, konnte man hingegen in C umsteigen, also so:

               Banhof B              Bahnhof D
EVU B  -0--------0---------0-------------0-------------------
EVU B  -0--------0---------0------
     Bahnhof A          Bahnhof C \
                                   \
                                    | 
                                    0 Bahnhof E
                                    |

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Zitat
Daniel Vielberth
contra:

- die Forderung, das bei fast jeder Auschreibung Neufahrzeuge kommen, führt dazu, das selbst neuwertige Fahrzeuge nach sinnfrei kurzer Zeit gegen noch neuere, teils unerprobter Fahrzeuge ausgetauscht werden müssen, bisweilen auch bessere durch (subjektiv) schlechtere vergleiche 642er durch 648er bei uns in der Region)

Das ist aber nicht den Unternehmen anzulasten, sondern den Aufgabenträgern, die dann eben Neufahrzeuge wünschen.


Zitat

- da die Wettbewerber nicht wissen, wo sie im Laufe ihrer Firmenexistenz später Ausschreibungen gewinnen, müssen sie möglichst vielseitigte Fahrzeuge bestellen, deren Einzelanpassung ans jeweilige Einsatzbebiet nicht immer gegeben ist (z.B. Fahrzeuge, die möglichst viele Einstiegshöhen können, aber dadurch bei Netzen mit guten Infrastrukturstadart nur an wenigen Türen höhenfreien Einstieg ermöglichen, Regio-Shuttles in S-Bahndiensten, Diesel fahren unter Oberleitung etc. etc.)

Ein "Muss" ist das nicht. Genauso kann ein Betreiber auch auf einen bewährten Fahrzeugtyp zurückgreifen, wenn es nicht den Vorgaben
der Aufgabenträger widerspricht. (Bsp ODEG: Regioshuttle in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg [ehemals] und teilweise Sachsen)


Zitat

Ein negatives für private EVU's noch

teilweise für Fahrgäste sinnfreie Konkurenz-Situationen bei mehreren EVU auf einer Strecke. So gibt es (gar nicht so weit weg) eine Strecke, auf der läuft der Verkehr so ....

Das liegt aber an der Bestellung durch den Aufgabenträger: Wenn dieser entscheidet, dass ab dem Zeitpunkt X, wenn der neue Verkehrsvertrag
in Kraft tritt das "private" Unternehmen [wir nennen es P] nicht mehr an den Stationen A, B und C hält, dann muss es sich auch danach
richten. Es gibt ja auch nach diesem Konzept seine Bewerbung auf die Ausschreibung ab. Es wird doch dann sicherlich eine Umstellung
gegeben haben (statt einer RB jetzt ein RE?)

Gruß
PEG 650.08



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.09.2015 21:25 von PEG 650.08.
an PEG 650.08

> Das liegt aber an der Bestellung durch den Aufgabenträger: Wenn dieser entscheidet, dass ab dem Zeitpunkt X, wenn der neue
> Verkehrsvertrag
> in Kraft tritt das "private" Unternehmen [wir nennen es P] nicht mehr an den Stationen A, B und C hält, dann muss es sich auch danach
> richten. Es gibt ja auch nach diesem Konzept seine Bewerbung auf die Ausschreibung ab. Es wird doch dann sicherlich eine Umstellung
> gegeben haben (statt einer RB jetzt ein RE?)

Ich glaube, es liegt im konkreten Falle daran, das EVU A und EVU B sich um die Fahrgeldeinnahmen der Bahnhöfe gestritten haben. Das EVU A darf im gennanten Abschnitt auch nicht Bordverkauf an Bord ihrer Züge betreiben, erst ab Bahnhof C in Richtung E ist Bordverkauf dann wieder zulässig (EVU B betreibet keinen Bordverkauf außer EBE eintreiben). Allerdings, auf der Strecke von Bahnhof A Richtung D fahren zwar auch Regional-Expresse (die Halten außer in A nicht), es gibt aber eben auch eine RB, und die Hält nun größtenteils (einige Wenige Züge in Tagesrandlage mal ausgenommen) nimmer im Abzweigbahnhof C sodass "über Eck fahren" nicht mehr geht. Und das laste ich zumindest den Verfahren "Ausschreiben" an, vorher gabs so einen Schmarn nicht. Und ich muss dazu sagen, prinzipiell mag ich beide EVU und fahre mit beiden gerne, also es ist nicht so, das ich gegen eines schon von Haus aus was hätte.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.09.2015 23:57 von Daniel Vielberth.
Zitat
Daniel Vielberth
Nachtrag:

Ein negatives für private EVU's noch

teilweise für Fahrgäste sinnfreie Konkurenz-Situationen bei mehreren EVU auf einer Strecke. So gibt es (gar nicht so weit weg) eine Strecke, auf der läuft der Verkehr so:

               Banhof B              Bahnhof D
EVU B  -0--------0-----------------------0-------------------
EVU A  -0------------------0------
     Bahnhof A          Bahnhof C \
                                   \
                                    | 
                                    0 Bahnhof E
                                    |
Fahrgäste von D nach E müssen über A fahren. Das kostet mehr Zeit und mehr Geld. Als beide Strecken noch das gleiche EVU hatten, konnte man hingegen in C umsteigen, also so:

               Banhof B              Bahnhof D
EVU B  -0--------0---------0-------------0-------------------
EVU B  -0--------0---------0------
     Bahnhof A          Bahnhof C \
                                   \
                                    | 
                                    0 Bahnhof E
                                    |


Gehe ich recht in der Annahme, dass:
Bf A = NLF
Bf C = NHM
?

Gruß,
Wolfgang
[www.nahverkehr-franken.de]
an NVF

Ne aber die grobe Richtung stimmt, wobei es auch sein kann das es dahinten auch so ist, ich kann das ja mal wenn Benjis Rätsel fertig ist, ma in den Rätselthread packen, dann kann man EVU-Raten und Bahnhofraten machen, ich denke hier wäre das nicht passend.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
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