Die Fürther Bahnhöfe mögen groß aussehen oder es sogar sein, ich halte sie aber nicht für überdimensioniert. Viel eher wurden sie den Anforderungen und Randbedingungen gerecht gebaut und meines Erachtens wurden sogar zu wenige gebaut:
Fürth Rathaus liegt sehr tief, da unter dem Felshorizont, in bergmännischer Bauweise gebaut mit zwei Röhren, deren Bahnsteige keine besondere Breite aufweisen. Ich empfinde sie als "normal breit" (ungefähr wie beim U-Bahnhof Lorenzkirche). Die zwei Aufzüge sind unbedingt notwendig. Der eine führt zum Busbahnhof und wird daher für das Umsteigen benötigt. Und der andere führt zur Fußgängerzone, die von der U-Bahn ja völlig unterfahren wird. Der letzgenannte Aufzug wäre allenfalls dann entbehrlich, wenn man zwischen Hauptbahnhof und Rathaus noch einen U-Bahnhof an der Ecke Schwabacher Straße / Rudolf-Breitscheid-Straße nachrüstet, was sicher eher ein langfristiges, weil teures Projekt wäre, in meinen Augen aber sehr wohl gerechtfertigt ist: Hbf und Rathaus liegen mit 889 Metern fast 900 Meter auseinander. Dazwischen liegt das besonders dicht bebaute Zentrum der Innenstadt samt Fußgängerzone, das einfach ohne Halt durchfahren wird. Ein zusätzlicher Bahnhof an der genannten Stelle läge perfekt im Schwerpunkt der Fürther Innenstadt und wäre sowohl ein Gewinn für die dort Wohnenden als auch die Erreichbarkeit der Geschäfte. Das Fehlen dieses Bahnhofes ist in etwa vergleichbar damit, wie wenn man in Nürnberg zwischen den U-Bahnhöfen Plärrer und Lorenzkirche (Abstand 1080 m) den U-Bahnhof Weißer Turm weggelassen hätte.
Fürth Stadthalle liegt genau so tief, dass die Rednitz unterquert werden kann (sie fließt westlich und östlich des U-Bahnhofes jeweils praktisch über den Tunnel). Wegen des Baus im Tal hätte der Felshorizont noch viel tiefer gelegen und daher entstand dieser Bahnhof in offener Bauweise. Wenn man die Baugrube dann ohnehin schon in der durch den Bahnsteigbereich gegebenen Tiefe und Breite ausheben muss, dann ist es sinnvoll, den ohnehin auszuhebenden Hohlkörper danach für z. B. das Zwischengeschoss im Westen zu nutzen (dieses ohnehin ausgehobene Volumen macht dort den größten Teil des "großen" Verteilers aus). Zumal hier eine sehr große Straßenkreuzung darüber liegt, weshalb es natürlich auch geboten war, zu den verschiedenen Straßenseiten hin Ausgänge zu schaffen und nicht nur in einer Ecke.
Fürth Klinikum liegt wieder genau so tief, wie es die im Osten angrenze (im Rohrschirm unterfahrene) Kirche und die im Westen angrenzende (unterfahrene) Bamberger Bahnstrecke erforderten. Hier wurde leider sogar zu viel gespart, so dass es bis auf Weiteres keinen direkten Umstieg zwischen U-Bahn und S-Bahn geben wird. Wenn der S-Bahnhof Klinikum eines Tages gebaut ist und in Betrieb geht, wird man weiterhin über die Straßenebene umsteigen müssen. Und der Verteiler auf der Ostseite ist wiederum nur wenig größer als der ohnehin ausgehobene Grundriss, aber erneut sinnvoll, da unter einer Hauptstraße mit wichtiger Umsteigestelle zum Busverkehr (Linie 175).
Fürth Hardhöhe ist dann einer dieser Bahnhöfe in einfacher Tieflage unter einer ruhigen Nebenstraße.
Eher finde ich in Nürnberg schlechte Beispiele für jüngere U-Bahnhöfe, bei denen meines Erachtens zu viel gespart wurde. Wenn man schon für sehr viel Geld in den Untergrund geht, dann sollte darunter nicht die Erreichbarkeit leiden, sondern die Tieflage zum Vorteil genutzt werden, insbesondere durch gut platzierte Zwischengeschosse an Hauptverkehrsstraßen, damit man nicht auch noch an der Ampel warten muss. Der Verzicht auf ein Zwischengeschoss ist in meinen Augen nur in ruhigen Nebenstraßen eine sinnvolle Option, weshalb ich die Bahnhöfe
Rennweg,
Maxfeld und
Kaulbachplatz in dieser Hinsicht für gelungen halte.
Negativbeispiele:
Gustav-Adolf-Straße: Aufzug nicht beim Busbahnhof sondern am weitesten davon weg im gegenüberliegenden Quadranten der Kreuzung, kein praktisches Verteilergeschoss direkt unter der Kreuzung wie es noch bei allen vorherigen vier Bahnhöfe an der Ringstraße B4R Standard war, sondern nur zwei pseudo-Verteilergeschosse, jeweils abgerückt von der eigentlichen Kreuzung; dadurch lange Umsteigewege zwischen der U-Bahn und den Buslinien, auch insbesondere der Ringbuslinie 35. Alleine wegen der Buslinien in der Wallensteinstraße (68, 69) muss es den Busbahnhof m. E. dauerhaft geben. Und ob die Buslinien in der Rothenburger Straße außerhalb der B4R wirklich durch die U3 wegfallen "können", da bin ich noch sehr gespannt. Immerhin haben sie 2-3 mal so viele Haltestellen und liegen ca. 100-200 Meter weiter nördlich als die geplanten U-Bahnhöfe Großreuth b. S. und Kleinreuth b. S. Ich vermute / befürchte, dass der politische Druck dafür sorgen wird, dass hier mindestens ein (Rest-)Busverkehr bleibt. Woran man mal wieder sieht, welch eine Fehlkonzeption die Nürnberger U-Bahn der jüngeren Zeit mit ihren viel zu großen Stationsabständen und dadurch insbesondere die U3-Südwest ist...
Sündersbühl: Kein Verteilergeschoss, dadurch oberirdisches Queren der Rothenburger Straße nötig. Für eine vierstreifige Hauptverkehrsstraße dieser Größe und mit dem dortigen Verkehr eigentlich echt nicht in Ordnung.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.2016 11:24 von benji2.