Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Tarifgestaltung der Zukunft - was wäre denn realisistisch?
geschrieben von Daniel Vielberth 
Hallo allseits,

im Moment meinen paar Politiker (Bericht siehe Presse-Thread) mal wieder vom Nahverkehr zum Nulltarif fantasieren zu müssen, bzw es wird das Wiener Modell angeregt. Und überall wird nach dem Bund gerufen, der mal die Millionen locker machen soll. In Autofahrerland Deutschland. Wo selbst nach Jahrelangen Betrug an Autokäufern keine Konsequnezen für die Autoindustrie passieren, man also zurecht davon ausgehen kann, das die Politik der Autoindustrie hörig ist. Wo man befürchten muss das ein Nulltarif-nahverkehr eher den Wert des Nahverkehr in den Augen der Politik wiederspiegelt.

Ein Nulltarif sorgt auch nicht dafür, das die Leute das Angebot wertschätzen. Ich persönlich halte einen Nulltarif sogar für Gift für die Verkehrsbetriebe. Die sind so chronisch unterfinanziert, dass die die Fahrgeldeinahmen in heutiger Höhe + Geld aus einer Nahverkehrsabgabe der Betriebe + Einnahmen aus kostenpflichten Parkplätzen bräuchten, um eine sinnvolle Zukunftsplanung angehen zu können. Dafür könnte man dann die Fahrpreise auf dem heutigen Niveau einfrieren, und sich die jährichen Erhöhungen sparen, bzw deutlich moderater Erhöhen (alle 5 Jahre z.B).

Noch effektiver wäre aber ein anderes Finanzierungsmodell: Genrelles Einführen von Trassengebüren für Straße und Binnenschifffahrt. Jede Fahrt muss anhand des gefahrenen Weges, der benutzen Straßentypen, der Masse des eigenen Fahrzeugs unmittelbar bezahlt werden, ähnliches für den Schiffsverkehr. Damit auch der Autofahrer vor jeder Fahrt sich die Frage stellen muss: Kann ich mir die Fahrt überhaupt leisten, muss die sein? So würde auch endlich Gleichheit zwischen den Verkehrsträgern geschaffen, die Bahn hat das schon lange. Und auch in diesem Modell blieben die Fahrperise auf heutigen Niveau erhalten, allerdings mit einem Preisstop versehen, sodass dann bei weiter steigender Inflation die Benutzung des ÖPNV in Zukunft immer billiger wird, ohne den Unternehmen auf einen Schlag das Zubrot Fahrgeldeinnahmen zu nehmen.

Und als zweite Säule sollte die Besteuerung von Flugbenzin der im Straßenverkehr entsprechen, damit auch der klimaschädliche Flugverkehr künftig wenigstens mit Geld etwas die umweltfreundlichen Verkehrmittel unterstützt.

Das wäre mein Vorschlag. Und jetzt wäre ich gespannt, was ihr für Modelle zur Finanzierung hättet.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.2018 11:08 von Daniel Vielberth.
Die Preisstufe 300 muss abgeschafft werden. Die Preise müssen gesenkt werden...
Der VCD hat berechnet, dass allein die Abschaffung des Dieselprivilegs genug Geld brächte, um deutschlandweit die ÖPNV Tarife zu halbieren.
Einen komplett kostenlosen Nahverkehr halte ich nicht für erstrebenswert, aber die Preise sollten auf deutlich niedrigerem Niveau als dem heutigen stabilisiert werden.

Zur Finanzierung hätte ich folgende Vorschläge:
- Gleiche Besteuerung von Benzin und Diesel, allerdings bezogen auf den Energiegehalt statt auf das Volumen. Das muss allerdings schrittweise passieren, und nicht von heute auf morgen *
- Erhöhung der Parkgebühren bzw. "Parkgebührabgabe"
- City-Maut, evtl. Rabatte bei mehreren Personen in einem Fahrzeug, oder auch z.B. für kleinere Fahrzeuge

Der letzte Punkt ist technisch sicherlich am aufwendigsten zu realisieren, allerdings gibt es City-Mauts ja schon seit langer Zeit in Städten im Ausland, und sollten daher prinzipiell kein Ding der Unmöglichkeit sein.

* zur Größenordnung: pro Jahr werden in Deutschland etwa 43 Mrd. Liter Diesel verbraucht, und auf Diesel fällt aktuell 18,41 ct/Liter weniger Energiesteuer an als auf Benzin. Diesel enthält ca. 14% mehr Energie pro Liter als Benzin.

Zitat
Daniel Vielberth
Noch effektiver wäre aber ein anderes Finanzierungsmodell: Generelles Einführen von Trassengebüren für Straße und Binnenschifffahrt. Jede Fahrt muss anhand des gefahrenen Weges, der benutzen Straßentypen, der Masse des eigenen Fahrzeugs unmittelbar bezahlt werden, ähnliches für den Schiffsverkehr. Damit auch der Autofahrer vor jeder Fahrt sich die Frage stellen muss: Kann ich mir die Fahrt überhaupt leisten, muss die sein? [...]

Trassengebühren für die Schifffahrt gibt es bereits, sie nennen sich Schifffahrtsabgaben. Für die Luftfahrt in Form von Flugsicherungsgebühren übrigens ebenso.
Beim Straßenverkehr ist die technische Realisierung halt ungleich komplizierter, um nicht zu sagen kaum machbar. Prinzipiell habe ich ja schon pro Strecke und Masse meines Fahrzeugs in so fern eine Abhängigkeit meiner Kosten, dass ich einen entsprechenden Kraftstoffverbrauch habe. Und die Streckenabhängigkeit bekomme ich mit einer Maut an geeigneten Bereichen, wie Innenstädte, hin. Natürlich ist das nicht so gerecht und genau wie eine von dir vorgeschlagene Trassengebühr, aber es geht in dieselbe Richtung und ist deutlicher leichter zu realisieren.

Zitat
Daniel Vielberth
Und als zweite Säule sollte die Besteuerung von Flugbenzin der im Straßenverkehr entsprechen, damit auch der klimaschädliche Flugverkehr künftig wenigstens mit Geld etwas die umweltfreundlichen Verkehrmittel unterstützt.

Kerosin für die Luftfahrt ist in den meisten Ländern der Welt steuerfrei. Solange man also nur in Deutschland Steuern einführt, wäre das kontraproduktiv. Auch heute schon betreibt man so genanntes Tankering, was so viel bedeutet wie: nicht nur wie sonst üblich nur für den Hinflug, sondern auch gleich noch für den Rückflug am Ausgangsort tanken. Wenn man in Deutschland also mit den Kerosinpreisen nach oben hin ausschert, wird abgesehen vom innerdeutschen Verkehr zumindest auf der Kurz- und Mittelstrecke einfach im Ausland getankt werden. Durch die dann schwereren Flugzeuge mit erhöhtem Verbrauch hat man gleichzeitig auch noch der Umwelt einen Bärendienst erwiesen.

Übrigens noch zur Info: An sich hat Kerosin pro Liter in Deutschland denselben Steuersatz wie Benzin, Flugbenzin (für die kommerzielle Luftfahrt weitgehend unbedeutend) ist pro Liter sogar höher besteuert. Allerdings sind Luftfahrtunternehmen von dieser Energiesteuer befreit.
1972 hatte es die Gebietsreform in Bayern gegeben. Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach haben alle Ortschaften eingemeindet, die zwischen den vier Städten lagen. Seit 46 Jahren liegt nun kein einziger Quadratmeter Landkreis zwischen unseren vier kreisfreien Städten in der Region. Dazu kommt das dieses Gebiet, das alte, sagen wir mal Kernland der VAG gewesen ist und nun der Mittelpunkt des VGN´s ist. Nürnberg, Fürth und Stein ist das Tarifsgebiet 100/200, Erlangen ist 400 und Schwabach ist 600. Alle Ortkundigen wissen, das die Stafgrenze Nürnberg-Erlangen in Höhe der Autobahn liegt. Die Stadtgrenze Fürth-Erlangen im Wakdgebiet zwischen Mannhof und Eltersdorf bzw. auf den Äckern zwischen Vach und Mannhof verläuft. Die Stadtgrenze Nürnberg-Schwabach liegt ziemlich genau in Höhe des Ortsschildes Wolkersdorf. Wie geschrieben, es gibt seit 1972 keinen Meter Landkreis mehr dazwischen. Fahre ich mit der S2 oder mit der Buslinie 61 nach Schwabach, kaufe ich die Stufen 100, 200 und 600 und ich habe alle drei Stufen erworben. Fahre ich nun mit der S1 oder mit den Buslinien 20, 30 oder 290, von Nürnberg nach Erlangen, habe ich doch mit den Kauf von drei Tarifstufen 100, 200 und 400 eine Fahrkarte für Nürnberg, Fürth, Stein und auch Erlangen gekauft!? oder nicht? Warum zahle ich eine Stufe 300, die es so nicht gibt und nicht eine einzige Haltestelle hat. Nürnberg/Fürth endet im Norden mit 100 und 200 und Erlangen beginnt im Süden mit 400... mal nachdenken!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.02.2018 10:37 von Marktkauf.
an U-Bahnser

> Trassengebühren für die Schifffahrt gibt es bereits, sie nennen sich Schifffahrtsabgaben.

Ich dachte dabei auch an Privatpersonen. Wer da den Bootsführerschein hat, darf die Wasserstraßen weitgehend kostenlos nutzen. Grade Freizeitverkehr, der keinem höheren Verkehrsbedürfnis dient, könnte man noch mit rein nehmen.

> wird abgesehen vom innerdeutschen Verkehr zumindest auf der Kurz- und Mittelstrecke einfach im Ausland getankt werden.

Innerhalb des Landes zu fliegen unattraktiv zu machen, halte ich nichtmal für das verkehrteste, zumindest in einem so kleinem Land wie unserem, wo es eigentlich nicht nötig wäre. es ist natürlich bedauerlich, das die Maßnahme im Internationalen Verkehr dann nichts ausrichtet, aber wenigstens im eigenen Land könnte man dann vorbildlich sein



an Marktkauf

Meine Frage ist eigentlich weniger, wie man die Einnahmeseite der Verkehrsunternehmen noch weiter ruinieren kann, sondern wo stattdessen Geld herkommt, das die Verkehrsunternehen auch mal in die Lage versetzt werden, zu handeln. Einfach nur biliger machen, glaube ich kaum, das da noch soviel schlafendes Potential da ist, das die Autofahrer nur drauf warten, bis die Zone 300 weg ist, und dann scharenweise den Bus strömen. Und selbst wenn es so wäre, dann sind die heutigen Linien schon so gut ausgelastet, das dieser Zusatzverkehr kaum bewältigt werden könnte, und wegen der wegfallenden Zone ist dann noch weniger Geld da, um den Verkehr aufzustocken - kurz, dies führt in eine Abwärtsspirale. Mir fehlt da ein Ansatz, womit die wegfallenden Fahrgeldeinnahmen ausgeglichen werden sollen.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Im Dezember bekommen wir zwischen Nürnberg und Erlangen zuwachs durch die Linie 199. Info nur am Rande.

Es ist die Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen für in den Städten zu schaffen. Der Diesel ist an unseren Tankstellen viel, viel, viel zu günstig. Diesel im Preis stark anheben und Benzin auch mit zusätzlichen Steuern verteuern. Das Geld was man dadurch einnimmt, sollte in Bus und Bahn gesteckt werden. Der Staat muss den Ausbau des ÖPNV viel, viel mehr bezuschussen und es muss die Fahrkarten für die Fahrgäste viel günstiger machen.

Zahlen muss es der Autofahrer an der Tankstelle, weil er mit seinen Sprit ja auch die Umwelt verunreinigt. Verursacherprinzip!!!
Zitat
Marktkauf
Zahlen muss es der Autofahrer an der Tankstelle, weil er mit seinen Sprit ja auch die Umwelt verunreinigt. Verursacherprinzip!!!

Ohne dir da grundsätzlich widersprechen zu wollen: Wenn man das Verursacherprinzip zu Ende denkt, muss man sich dann aber auch u.a. fragen: Sollte man dann nicht auch mit den Fahrgeldeinnahmen versuchen, 100% der Kosten zu decken? Warum kostet eine Fahrt innerhalb Nürnberg/Fürths (absehen von der Kurzstrecke) einfach einen Pauschalbetrag ohne Differenzierung nach der Streckenlänge oder Verkehrsmittel? Warum kostet eine Fahrt zu jeder Tageszeit den selben Betrag? Ein Bus nur mit einer Hand voll Fahrgäste ist alles andere als umweltfreundlich.

Zitat
Daniel Vielberth
Innerhalb des Landes zu fliegen unattraktiv zu machen, halte ich nichtmal für das verkehrteste, zumindest in einem so kleinem Land wie unserem, wo es eigentlich nicht nötig wäre. es ist natürlich bedauerlich, das die Maßnahme im Internationalen Verkehr dann nichts ausrichtet, aber wenigstens im eigenen Land könnte man dann vorbildlich sein

Dabei muss man allerdings bedenken: Ein großer Teil der innerdeutschen Flüge sind Zubringerflüge. Bestes Beispiel sind da ja so Verbindungen wie NUE-FRA oder NUE-MUC. Die nutzt keiner als Städteverbindung, sondern um damit einfacher und schneller einen weiteren Anschlussflug (ins Ausland) zu erreichen. Wenn du diese Flüge jetzt mit einer hohen Strafsteuer belegst, fliegt man halt in Zukunft via Amsterdam, Zürich, usw. Ob man damit so viel gewonnen hat?
Ab Mai 2018 bietet Lufthansa, Lufthansa Express von Nürnberg nach Frankfurt an. Dies sind eigene reservierte Bereiche im ICE. Ähnlich wie rail&fly aber von der Wertung wie ein Inlandsflug. Wenn der Zug Verspätung hat wird man umgebucht. Günstiger als ein richtiger Flug sollte es auch sein.
Kostenloser öpnv für alle!

Weg mit dem Tarifdschungel!
Zitat
Mezzo
Kostenloser öpnv für alle!

Weg mit dem Tarifdschungel!

Und wie willst du das finanzieren?

Grüßle,
der Werkstattmeister
Zitat
werkstattmeister
Zitat
Mezzo
Kostenloser öpnv für alle!

Weg mit dem Tarifdschungel!

Und wie willst du das finanzieren?

Grüßle,
der Werkstattmeister

Durch Abgaben aller Bürger der Stadt, gestaffelt nach Einkommen.

Grüße
Im Radiosender Bayern 1 hatte gestern der Oberbürgermeister von Erlangen darüber geredet.Er will ja Erlangen als Musterstadt für den kostenlosen Nahverkehr.
Erlangen soll mal seine Busverbindungen auf Vordermann bringen. Ich kenne keine Stadt mit so einem bescheidenen Nahverkehr.
Kostenloser ÖPNV hört sich gut an.
Aber selbst wenn der ÖPNV kostenlos wäre, würde ich ihn nicht nutzen. Warum?

Die Strecke zur Arbeit ist mit ÖPNV nicht nur länger (zeitlich) als mit dem Auto,
sondern auch länger als mit dem Fahrrad.
Heißt: Die Verbindungen sind - für einen ÖPNV, der vom Auto weg locken soll -
zu schlecht und die Verkehrsmittel zu langsam.

Ich habe das Gefühl, die meisten hier sind eher junge Singles? Da macht das
alles Sinn. Gibts hier Familien? Mit vielen Kindern? Schonmal nen Einkauf für
eine fünfköpfige Familie gemacht? Schonmal Getränke gekauft? Ich möchte
das alles nicht (mehr) mit dem ÖPNV schleppen müssen.

Schonmal einen Ausflug mit dem ÖPNV geplant? Die Kosten dafür übersteigen
allein den Spritpreis um ein Vielfaches, wenn das Auto voll ist. Von der Fahrtzeit
hab ich ja oben schon geredet. (Quengelnde) Kinder fahren nicht gerne ÖPNV,
wenn das ewig dauert und die Zeit am Ziel um mehrere Stunden verkürzt wird.

In der heutigen Zeit wird von jedem jederzeit verlangt, dass er mobil ist. Der
ÖPNV bietet das nicht. Vielleicht innerhalb Nürnbergs. In Fürth schon nicht mehr.
Städteübergreifend auf gar keinen Fall.

Der ÖPNV muss sich neu erfinden. Dann darf er auch was kosten. Nicht die
Kosten für den Fahrgast sind allein das Problem, das - verglichen mit dem Auto
- schlechte Angebot ist der Grund, warum der ÖPNV nicht so attraktiv ist, wie
das viele gerne hätten.

Ein Verkehrsmittel, das alle paar Minuten kommt, wo man keine Fahrpläne
lernen muss, das dann sein Ziel in nur wenigen Minuten erreicht, das ist es,
was die Menschen wollen. Ich hab grad was gelesen, wie die Zukunft des Autos
aussehen soll. Da macht man sich viele, viele Gedanken. Gegen selbstfahrende,
miteinander vernetzte Autos, mit der Blockchain als Sicherheitssystem ausge-
statteten Mobilen erscheint der Kampf U-Bahn gegen Straßenbahn wie
Kinderkacke und der Einsatz für Straßenbahnen hier im Forum absolut
altmodisch.

Das haben aber alle einfach verschlafen. Und wenn die Planung einer kleinen
Straßenbahnstrecke Jahre dauert, oder die Umsetzung des NVEP über Jahrzehnte
geplant wird, dann ist das unattraktiv. Was interessiert mich, wenn das Problem,
das ich JETZT habe, gelöst wird, wenn ich in Rente gehe? Wieviele von Euch haben
hier schon Sätze losgelassen wie "ob ich das noch erlebe" o.ä.

Die Menschen zeigen doch mit Computern, Handys usw., was sie in kürzester Zeit
an technischen Errungensschaften schaffen, wo bleiben di Visionäre, die den ÖPNV
attraktiv machen? Ich denke da z.B. an den Hyperloop.

Der ÖPNV entwickelt sich einfach zu langsam. Und die Probleme existieren JETZT,
die wollen nicht erst in 20 Jahren gelöst werden. Nein, ich habe auch keine Lösung,
aber ich gehören auch nicht zu den Visionären oder Studierten mit entsprechendem
Gehalt, die sich sowas ausdenken könnten. Außerdem habe ich ein Auto, das im
Moment alles besser kann, als der ÖPNV.

So, das musste ich jetzt mal loswerden. Ach ja, ich bin früher immer sehr gerne
Bus und Bahn gefahren, aber spätestens, wenn man nicht nur für sich allein sorgen
muss, ändert sich alles.

Jetzt zerfleischt mich :-)
Efchen: 1000% Zustimmung.

Was du schreibst gilt für nahezu jeden Nahverkehr außerhalb Zone A. Gerade Erlangen ist furchtbar. Der Bus 30 wurde verschlechtert: 20 Minuten Takt, S-Bahn Katastrophe, und Anschlüsse innerhalb Erlangen kannst du total vergessen. Was du schreibst ist so richtig.

Selbst innerhalb Nürnbergs von Nord nach Süd (12,5km mit dem Rad) bin ich mit dem Rad gleich langsam. Ca 40 Minuten. Gegen 2x umsteigen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.2018 13:13 von 90408 reloaded.
Hätte es irgendeine mathematische Aussage, würde ich an die Prozentzahl von 90408 reloaded gerne noch einige Nullen anhängen, um meine gerade empfundene Zustimmung auszudrücken.
Das befürchtete Zwefleischen, hingegen, empfände ich als unangebracht. Efchen hat die Realität sehr treffend dargestellt.

Um vom ÖPNV zu profitieren, muss man mehr als genau darauf achten, dass man an einer sinnvollen Line wohnt, um zeitraubende Umstiege zu vermeiden und man darf sich nur innerhalb der Stadt bewegen. Das Auto ist und bleibt bei derzeitigen Aussichten in dieser Hinsicht schlicht überlegen.
Die Frage ist sowieso eher, wollen wir den ÖPNV ausbauen, sodass er für mehr Leute nutzbar ist, oder wollen wir weiterhin -insbesondere für unsere Kinder- die Erde kaputt machen? Der Nulltarif ist da allenfalls ein Baustein und zwar eher einer der letzten.

Tschuldigung aber merkt ihr eigentlich, wie ihr mit dem Verweis auf die Kinder sie jedes Mal in diesem Zusammenhang verhöhnt? Ok, vielleicht verstehe ich das nicht, da ich weder Auto noch Kinder habe! Nebenbei gibt es bei vielen Monatskarten am Wochenende Mitnahmeregelungen oder Familientageskarten oder z.B. das Bayern-Ticket also von daher ist der Fahrpreis auch für den Familenausflug nicht so hoch. Auch wenn man sich dann natürlich eher Gedanken machen muss, was man alles mitnimmt.


ÖkoTipp: Was ich nicht schleppen kann oder will lasse ich mir liefern! Das ist dann zwar auch eine Autofahrt, aber eine Autofahrt, die noch mehr Kunden beliefert.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Lieber Nemo, ich habe ein Buch, das nennt sich wandern mit dem Kinderwagen. Da gibt’s als Anfahrt immer die Alternative mit dem ÖPNV. Da wird teilweise auf Busse verwiesen die am Tag ein paar mal fahren.... soll ich jetzt zuhause bleiben? Soll ich mit müdem Kind 3 Stunden warten bis ein Bus kommt um dann 2 Stunden heimzufahren? Nein danke, da steig ich ins Auto.

Übrigens kenne ich fast keinen der keins hat (ein Auto). Es gibt immer diese Behauptung junge Leute wollen kein Auto? Wer denn. Du bist heute ja schon ein Öko wenn man als Familie nur eins hat. Meist stehen mehrere vor der Tür. Auch in Nürnberg. Wenn ich 3x so lange unterwegs bin stellt sich die Frage nicht ob ich den ÖPNV nutze.

Vielleicht muss man an so heilige Kühe wie Diesel Subventionen, und Pendlerpauschale. Aber dann muss es auch vernünftige Alternativen geben.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.2018 14:22 von 90408 reloaded.
Hallo allseits,

zerfleischen werde ich nicht, allerdings Efchen zustimmen auch nicht ;-)

Ich bin ja zum Glück in der glücklichen Lage, kein Auto zu haben, und damit alles auf den ÖPNV managen zu müssen, es lassen sich für manche Themen schon Lösungen finden, wenn man muss.

Der Großeinkauf zum Beispiel funktioniert ohne Auto so, mit dem Einkaufswagen (manchmal 2) wird bis vor die Haustür gefahren, dort wird das ganze in Taschen umgepackt und hoch bzw in den Keller getragen, wenn die Wagen leer sind, werden die zum Supermarkt zurück gekart, und stehen nach spätestens einer halben Stunden wieder anderen Kunden zur Verfügung (so lange dauert es bei manchen alleine das Zeug ins Auto umzuladen), während der andere schon den Kühlschrank einräumt. Geht, weil wir eben sehr nahe am Supermarkt wohnen. Ist aber auch der letzte verbliebe. Metzger ist weg, von zwei Bäckereien eine, Zeitungsladen ist weg, ein weitere Supermarkt auch schon weg (jetzt Fitessstudio, na danke! ...) kurzum, keiner kann sagen, wie lage das noch so geht. Es gibt noch andere völlig abseits vom ÖPNV verlaufende Fehlentwicklungen die Menschen immer mehr zur Autonutzung zwingen - leider.

Was lange Fahrten betrifft: für mich als Kind konnten Zugfahrten nie lang genug sein (Neigtechnik-Strecken, das einzige, was meine Verweildauer im Zug zu kürzen zwingt, waren damals gott-sei-Dank noch selten). Limitierende Faktoren war damals halt das Geld, und was sinnvoll als Tagesausflug mit Bayern- und Wochenendticket geht (Faustformal 2-5 Stunden für einfache Fahrt, und Verbindung so erster Zug hin, vorletzer zurück) Also grob so der Sprengel Stuttgart - Lindau - Garmisch-Partenkirchen, Tschechien grenznaher Raum - Leipzig - Frankfurt (Main). Zugegeben das war auch die Hochzeit des Wochenendtickets, als es z.T. noch zwei Tage galt, aber ich erinenre mich da durchaus an so "Ausflugmarathone" Samstag Frankfurt am Main 3 Museen, Sonntag München nochmal 3 Museen. Und das waren Famalienausflüge also Mutter Schwester und ich. Dass das mit Sicherheit Stress bedeutet, ist schon klar, war bei uns nicht anders, um 5 Uhr früh bin ich schon damals nicht gerne aufgestanden... Aber letztlich hat das erlebte dann die Strapazen eigentlich immer aufgewogen. Allerdings waren wir damals auch mit dem zufrieden, was ging. Heute wo sich schon Grundschüler daran messen, auf wievielen Kontinenten sie waren, ist der Druck hinter Freizeitaktivitäten zweifelsohne ein anderer, und der "Event-Zwang" deutlich höher.

Was nun den Beruf betrifft: Nun hier gehts mir, wie wohl vielen, um die Autofreiheit muss man leider kämpfen. Nun habe ich noch einen Arbeitsgeber, bei dem man systembedingt meinen sollte, das es am einfachsten geht, ein autoloses Leben zu führen aber selbst da wird einem scho immer wieder mal angetragen, ob man denn nicht mal endlich und berufliche Flexibilität und so. Gott sei dank wiederum ist mein Geld so verplant jeden Monat das auch die nächsten 10 Jahre sicherlich nicht versehentlich Geld für ein Auto übigbleibt, und letztlich finden sich dann auch Lösungen. Und ab und an, wenn gar nichts mehr geht, sündige auch ich, und nehme mir ein Taxi.

Freizeitmäßig wiederum habe ich mich damit abgefunden, das zu bestimmten Jahrezeiten bestimmte Orte eben nicht erreichbar sind. Wenn ein Ort nur durch das Fahrrad erreichbar ist, und die meinen sie müssen in der Hälfte das Jahres da ein Event machen, wo ich die Benutzung des Fahrrad für mich unzumutbar erscheint, na dann soll das Event wegen mir an zu geringen Benutzerzahlen eingehen, Orte die nicht für hinreichende Erreichbarkeit sorgen, sind den Besuch wohl einfach nicht wert.

Das soll jetzt nicht heißen, Hände in den Schoß legen, es ist alles bestens. Natürlich darf der Nahverkehr besser werden, richtig schön wäre sogar, wenn Fehler der Vergangenheit korrigiert würden. Aber summa sumarum man kann auch heute schon sein Leben komplett per Nahverkehr abwickeln, aber eine gewisse Dickschädigligkeit wenn es mal wieder Barikaden umzustoßen gilt, und gewisse Taubheit, wenn einem mit öligen Worten wieder ein Auto schön geredet werden soll, braucht man schon, sonst kann man nicht auf Dauer wiederstehen. Und chronischer Geldmangel hilft ungemein ;-)

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



6 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.2018 16:15 von Daniel Vielberth.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen