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Hochbahn zieht sich nach Hamburg zurück
geschrieben von Herbert 
[www.welt.de]

"Es ist das Ende der großen Expansionspläne der Hochbahn. Ihre in 13 Bundesländern vertretene Tochterfirma Benex steht vor dem Verkauf."
Dies war ja zu erwarten. Extern angreifen, Heimatmarkt abschotten, das geht zum Glück nicht.

Hier noch der Link zur parlamentarischen Anfrage:

[www.buergerschaft-hh.de]

Spannende Details sind natürlich Geschäftsgeheimnis ...

Wäre interessant, ob eine Gesamtbetrachtung des BENEX-Abenteuers im Nachgang zu plus oder minus für den ÖPNV in HH geführt hat. Schließlich wurden auch vor einigen Jahren schon Abschreibungen auf das Busgeschäft im Raum Fulda vorgenommen und der Hamburger Fahrgast wurde mit Regionalbussen im Einsatz auf Metrobuslinien belohnt.
Viel interessanter ist doch, daß der Grund, warum die Hochbahn einen Verkauf ihrer Anteile an der Benex vorbereitet, daß sie gerne ihre Buslinien in Hamburg weiter betreiben möchte.
Und zwar ganz ohne lästige Ausschreibungen oder Wettbewerb.

Lustig.
War nicht genau dies der Grund mit Benex anzufangen?

Herr Elste?!
"...Günter Elste, wollte damit vor allem der Deutschen Bahn Konkurrenz machen."

So ein geldgeiler (was normal ist) Laden mit amateurhafter Strategie (was für den Hamburger ÖPNV wiederum normal ist).

Frage:
Wenn das Bussystem das modernste (sic!) des Kontinents ist, kann die Politik sich doch mal dazu aufraffen, dem eigenen Bussystem zu vertrauen, um mal Schwung in den verkrusteten Laden zu bringen?

Die VHH-Linien (Fahrzeuge, Haltestellen, Ausstattung) sind in 2016 schon besser als es die Hochbahn wahrscheinlich in zehn Jahren sein wird.
Bei Bussen(!) wohlgemerkt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.09.2016 13:12 von bukowski.
Zitat
bukowski
Die VHH-Linien (Fahrzeuge, Haltestellen, Ausstattung) sind in 2016 schon besser als es die Hochbahn wahrscheinlich in zehn Jahren sein wird.
Bei Bussen(!) wohlgemerkt.

Dann bist du noch nicht mit den 2016er Bussen der VHH gefahren.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.09.2016 15:44 von DT2 4ever.
@DT2 4ever:

Ich nutze seit 2012 überwiegend die Linie 3. Und die ist vergleichsweise "top".
Zunächst waren es noch die 15m(?)-Solobusse, passte nicht mehr, und man hat auf Gelenkbusse umgestellt.

Warum diese VHH-Linie sich besser anfühlt?

- Es handelt sich überwiegend bis ausschließlich um 4-türige Busse. Deutlich angenehmer dadurch und Fahrgastwechsel auch beschleunigter.

- Die Fahrer lassen beim Einstieg zumeist auch die hinteren Türen öffnen.

- Die Busse weisen seit ca. 2, 3 Jahren eine Fahrgastinformation im Fahrzeug auf, die diesen Namen auch verdient:
Haltestellenanzeige der folgenden drei Stationen nämlich (so wie man es aus den DT5s kennt).
An dieser Stelle an die sog. "Anti-Hater" (a la Heiko et al.) hier: Das habe ich in Münchens Bussen schon 2009 gesehen, als ich dort lebte.
Und da wurde ungefähr Null-Bohei um ihr Bussystem gemacht: Einfach weil sie (MVG) es nicht nötig hatten.

Was der VHH nicht geschissen kriegt, sind einfache Routenverlaufstafeln mit Umsteigerelationen in den Bussen anzubringen. Ist wohl zu low-tech. (Die haben sie in den Münchener Bussen nämlich auch und es hilft ungemein zur Orientierung).

- Dafür aber seit ein paar Monaten DFI's an fast allen Haltestellen!
Die Minutenangaben stimmen zwar meistens kaum, aber es sieht gut aus und vermittelt den Hauch von METROBUS (wenn man sich schon kein angemessenes Schnellbahnnetz leisten will).

Was der VHH hier aber auch nicht geschissen kriegt, sind vernünftig maßstäbliche(!) und zentrierte(!) Umgebungspläne an der Haltestelle zur Orientierung anzubringen. Nicht jeder will Google Maps anschmeißen. Aber das Problem haben sogar die U-Bahnstationen.
Zitat
M2204
Dies war ja zu erwarten. Extern angreifen, Heimatmarkt abschotten, das geht zum Glück nicht.

Naja, ich man (Hochbahn, ich auch) dachte das waere moeglich wenn man die beiden Bereiche klar gegenueber einander abtrennt, d.h. der Heimatmarkt darf nicht die externen Angriffe quer finanzieren. Weshalb damals ja auch wie bukowski schreibt die Benex gegruendet wurde, weil die Hochbahn selbst sich nicht woanders bewerben durfte.

Das Geschaeftsmodel der Benex war halt dass sie sich bei der Expertise der Hochbahn bedienen konnt - natuerlich gegen Bezahlung der realen der Hochbahn enstehenden Kosten, aber wenn die Expertise der Hochbahn gut ist (besser als die der Konkurenten) dann ist Zugriff darauf auch gegen Bezahlung der realen Kosten ein Wettbewerbsvorteil.

Interessant halte ich vor allem die Aussage dass die Benex nicht so viel Gewinn macht wie geplant. Indirekt bedeutet das doch wohl das man selbst nicht so gut war wie man dachte, oder die anderen nicht so dumm. Ich frage mich z.B. ob die Uebertragbarkeit des Hochbahn-Know-How von z.B. Metroverkehr (den man ja eindeutig in Hamburg besser macht als die DB) auf Regionalverkehr nicht so gegeben ist.

Zitat
bukowski
Frage:
Wenn das Bussystem das modernste (sic!) des Kontinents ist, kann die Politik sich doch mal dazu aufraffen, dem eigenen Bussystem zu vertrauen, um mal Schwung in den verkrusteten Laden zu bringen?

Also so seinen eigenen Busbetrieb zu haben hat fuer eine Gebietskoerperschaft schon einige Vorteile, die zwar schwierig genau in Heller und Pfennig festzustellen sind aber trotzdem sehr real sind. Solange man moegliche Ineffizienzen doch gutes Kontrolling und Benchmarking niedrig haelt wuerde ich auf jedenfall daran festhalten und nicht durch Privatisierung und Ausschreibung irgendwelche here today gone tomorrow Lohnkutscher einspannen.
Zitat
christian schmidt
Zitat
M2204
Dies war ja zu erwarten. Extern angreifen, Heimatmarkt abschotten, das geht zum Glück nicht.

Naja, ich man (Hochbahn, ich auch) dachte das waere moeglich wenn man die beiden Bereiche klar gegenueber einander abtrennt, d.h. der Heimatmarkt darf nicht die externen Angriffe quer finanzieren. Weshalb damals ja auch wie bukowski schreibt die Benex gegruendet wurde, weil die Hochbahn selbst sich nicht woanders bewerben durfte.

Die Rechtslage ist da schon lange recht eindeutig:

Zitat
EU-Verordnung 1370
Die Voraussetzung für [eine Direktvergabe] ist, dass der interne Betreiber [Hochbahn] und jede andere Einheit [BeNEX], auf die dieser Betreiber einen auch nur geringfügigen Einfluss ausübt, ihre öffentlichen Personenverkehrsdienste innerhalb des Zuständigkeitsgebiets der zuständigen örtlichen Behörde [Stadt Hamburg als Aufgabenträger bzw. HVV als Gruppe von Behörden] ausführen — ungeachtet der abgehenden Linien oder sonstiger Teildienste, die in das Zuständigkeitsgebiet benachbarter zuständiger örtlicher Behörden führen — und nicht an außerhalb des Zuständigkeitsgebiets der zuständigen örtlichen Behörde organisierten wettbewerblichen Vergabeverfahren für die Erbringung von öffentlichen Personenverkehrsdiensten teilnehmen.

Und das Ganze ist schon seit dem 23. Oktober 2007 bekannt bzw. rechtsverbindlich seit dem 3. Dezember 2009, allerdings mit großzügigen Übergangsfristen bis Ende 2019 versehen. Daher jetzt die entsprechenden Aktivitäten auf Hochbahnseite ...
Bei der Agilis scheint es derweil entweder lichterloh zu brennen - oder man hat echte Pokerfaces in die Geschäftsführung gesteckt.

"Agilis-Bahn will den Zugverkehr in Bayern einstellen"
..
"Nach SZ-Informationen kalkuliert die Agilis GmbH allein für den Regensburger Stern bis zum Vertragsende im Jahr 2024 mit einem Verlust von 38 Millionen Euro."

[www.sueddeutsche.de]

Zur Einordnung:
Beim "Regensburger Stern" ist die Agilis E am Werk. Sie gehört zu 51 % direkt zur Hochbahn (und müsste damit das einzige Nahverkehrsunternehmen außerhalb Hamburgs sein, an dem die Hochbahn direkt eine Mehrheitsbeteiligung hält). Die anderen 49 % sind bei der Benex. Durchgerechnet gehören also knapp 76 % der Agilis E der Hochbahn.
Zitat
Herbert
"Nach SZ-Informationen kalkuliert die Agilis GmbH allein für den Regensburger Stern bis zum Vertragsende im Jahr 2024 mit einem Verlust von 38 Millionen Euro."

[www.sueddeutsche.de]

Früher gab es mal sowas, das nannte sich unternehmerisches Risiko. Als Agilis Gewinn gemacht hat, haben sie sich ja auch nicht gemeldet und den Staat gefragt, ob er das Geld haben will. Aber wenn es mal nicht für Gewinne reicht, muss der Staat einspringen. Kennt man ja von den Banken. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
owT



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.10.2016 11:20 von Boris.
Zitat
Boris
Hallo,

Zitat
BÜ Liliencronstraße
Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.

Entschuldige, aber der Satz ergibt keinen Sinn. Die agilis Gesellschaften gehören fast ausschließlich der Hochbahn, welche dem Stadtstaat Hamburg gehört.


Grüße
Boris
Dann stellt sich ja die Frage, was für ein Wettbewerb das ist, bei dem ein Unternehmen, das zu 100% dem Staat gehört, gegen ein Unternehmen antritt, dass zu 76% dem Stadtstaat Hamburg gehört. Und was rechtfertigt diese innerstaatliche Konkurrenz eigentlich?
Tatsächlich ist das Grundproblem, dass staatliche Aufgaben privatisiert werden, dazu zählt auch ein kapitalistisch orientiertes Unternehmen in staatlichem Eigentum.

Sobald dieses Grundproblem aktiv ist, haben wir es mit allen Spielarten des Kapitalismus zu tun.
Zitat
PAD
Dann stellt sich ja die Frage, was für ein Wettbewerb das ist, bei dem ein Unternehmen, das zu 100% dem Staat gehört, gegen ein Unternehmen antritt, dass zu 76% dem Stadtstaat Hamburg gehört. Und was rechtfertigt diese innerstaatliche Konkurrenz eigentlich?

Dadurch handeln die beteiligten Unternehmen wenigstens marktwirtschaftlich orientiert und nicht wie eine Behörde.

Zitat

Tatsächlich ist das Grundproblem, dass staatliche Aufgaben privatisiert werden, dazu zählt auch ein kapitalistisch orientiertes Unternehmen in staatlichem Eigentum.
Sobald dieses Grundproblem aktiv ist, haben wir es mit allen Spielarten des Kapitalismus zu tun.

Du nennst es ein Grundproblem, ich nenne es ein erstrebenswertes Ziel.
Naja, ist alles eine Sache der Umstände. Ich denke dass das Ausschreiben von Eisenbahnverkehrleistungen in Deutschland, also das auf Auftrag privatwirtschaftliche Erbringen von Aufgaben den Staates (bzw. des öffentlichen Interesses), schon zu besseren und effizienteren Verkehren geführt hat, und zwar im allgemeinen ohne größere soziale oder strukturelle Probleme.

In England hingegen sind die wenigen sich noch in lokalstaatlichem Besitz befindenden Busunternehmen ohne Zweifel im allgemeinen viel besser als ihre kommerziellen Konkurenten was Servicequalität, Intensität oder Fahrpreise angeht. Und auch eine Verstaatlichung der Eisenbahnverkehrunternehmen auf nationaler und regionaler Basis würde höchstwahrscheinlich deren Effizienz steigern.
-



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.2016 06:29 von PAD.
Bei der Erbringung hoheitlicher Aufgaben bzw. wichtiger Aufgaben für die Gesellschaft ist es vor allem wichtig, dass von staatlicher Seite der Auftrag konkret und vollständig beschrieben wird - denn egal, ob er diese Aufgaben selbst erledigt oder vergibt - an dem Auftrag wird man sich messen lassen müssen.

Ein privatwirtschaftliches Unternehmen wird vor allem die Kosten im Blick haben, das Ziel ist ja die Gewinnmaximierung. Ein staatliches Unternehmen wird dagegen eher in bürokratischen Fragen ersticken (mal ganz grob ausgedrückt). Deshalb ist eine privatwirtschaftliche Vergabe üblicherweise eine gute Idee, um realistische Kosten zu erzielen (was für den Steuerzahler nicht ganz unwichtig ist). Es muss eben nur sichergestellt werden, dass das Unternehmen nicht in Bereichen spart, die für den Staat und die Nutzer wichtig sind.

Wichtiger Punkt dabei ist allerdings auch die Kontrolle: Wenn ein Unternehmen wie in England zwar Geld für die Erhaltung des Schienenetzes bekommt, aber nichts darin investiert, dann ist entweder die Ausschreibung falsch oder es sind nicht die richtigen Sanktionen gewählt worden. In Deutschland hat die DB ja noch ein Eigeninteresse - allerdings auch sie investiert eher weniger sondern lässt sich grössere Instandhaltungen extra bezahlen. Hinzu kommt, dass die DB den Zugang zum Netz regelt und sich damit nicht neutral verhält oder zumindest den Anschein erweckt. Ein anderes Problem ist die vorhergenannte Querfinanzierung. Üblicherweise regelt die Konkurrenz den Preis - wenn aber an einem Ort nicht ausgeschrieben wird, es also auch keine regulierende Konkurrenz gibt - besteht eben die Gefahr, dass das Unternehmen mehr Geld verlangt, um es an anderer Stelle zu nutzen, als im vergebenen Bereich.

So oder so ist also nicht die Privatisierung das Problem, sondern eher ungenaue Ausschreibungen und fehlende Kontrollen bzw. Sanktionen.

Tobias
Dieses Schwarz-Weiß-Denken hat so gar nichts mit der Realität zu tun... Sämtliche Großunternehmen, die ich kenne, haben nicht weniger Bürokratie als irgendeine Behörde. Privatunternehmen sind nicht per se leistungsorientierter oder günstiger als eine Behörde - es kommt immer auf die Rahmenbedingungen an. Gerade Hamburg hat mit Privatisierungen nicht unbedingt tolle Erfahrungen gemacht.
Zitat
Mathias
Dieses Schwarz-Weiß-Denken hat so gar nichts mit der Realität zu tun... Sämtliche Großunternehmen, die ich kenne, haben nicht weniger Bürokratie als irgendeine Behörde. Privatunternehmen sind nicht per se leistungsorientierter oder günstiger als eine Behörde - es kommt immer auf die Rahmenbedingungen an. Gerade Hamburg hat mit Privatisierungen nicht unbedingt tolle Erfahrungen gemacht.

Wohl war. Gegen meine Firma ist manche Behörde ne Wohltat ;)
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