Mal ne ganz praktische Frage: Wie soll denn die Finanzierung bei drei beteligten Bundesländern funktionieren?

Auch wenn Hamburg das Projekt durchzieht, dürfte es unwahrscheinlich sein, dass Niedersachsen und Schleswig-Holstein sich beteiligen. Der HVV-Tarif würde vermutlich eine neue Tarifgrenze erhalten: Die Landesgrenze.

Bewohner außerhalb dieser Grenze bräuchten dann nur noch eine Fahrkarte bis zur Landesgrenze zu lösen (für mich wenige 100 Meter) um dann kostenlos auf Hamburger Kosten weiterzufahren.

Hängt letztlich allein vom Willen der Länder und Gebietskörperschaften ab. Wenn Hamburg gute Vorschläge auf Bundesebene durchbekommt, um das Steuersystem im Bereich ÖV zu flexibilisieren, dann hätte der Gratis-ÖV auch für sie eventuell auch positive Aspekte. (Beispiel der oben vorgeschlagene Wegfall der Pendlerpauschale für Gebiete mit Gratis-ÖV.)

Zitat

Bewohner außerhalb dieser Grenze bräuchten dann nur noch eine Fahrkarte bis zur Landesgrenze zu lösen (für mich wenige 100 Meter) um dann kostenlos auf Hamburger Kosten weiterzufahren.

Und wenn... ich sehe da kein Problem für Hamburg. Außer dass die P+R-Parkplätze an der Grenze vielleicht dicht sein werden. (Obwohl die paar Euro zur Landesgrenze erst recht günstiger sind als ein eigener Wagen. Aber wie gesagt, mit "Der HVV ist sowieso schon billiger" kommt man nicht weiter.)

In Wien beginnt übermorgen die Tarifreform. So ein Modell könnte auch für Hamburg interessant sein. Wenn schon nicht kostenlos, dann wenigstens massiv reduziert:

[wien.orf.at]

- 365 € für die Jahreskarte für Jedermann ohne zeitliche Einschränkungen
- 2 € Einzelfahrt gesamtes Stadtgebiet

- 224 € Jahreskarte Senioren ab 60 Jahren, ohne zeitliche Einschränkungen
- 75 € Semesterticket ohne Abnahmezwang (allerdings in jeweils einem Ferienmonat des Semesters nicht gültig. Die Monatskarte für den Monat kostet 29,50 €)
- 6 € Monatskarte für Schüler, gültig ab 12 Uhr, am Wochenende und Feiertagen und für Schulausflüge
- Gratis Mitfahrt ohne Fahrschein automatisch für alle Schüler bis maximal 19 Jahren am gesamten Wochenende
- Sozialhilfeempfänger fahren reduziert: Einzelfahrten zum halben Preis, Monatskarte für 15,20 € (Monatskarte ist automatisch gültig bis Ende des 2. Tages im Folgemonat). Keine zeitliche Einschränkung.
- 250 € Jahreskarte Azubis, 25 € Monatskarte Azubis, 6,80 € Wochenkarte Azubis

- 100 € Schwarzfahren

Der Kostendeckungsgrad wird nach Einschätzung der Wiener Linien selbst mit diesen Tarifen bei knapp 55 % liegen. (Die Hochbahn kommt auf fast 30 Prozentpunkte mehr; beim direkten Vergleich sollten aber auch S-Bahn und VHHPVG sowie gewährte Zuschüsse - zum Beispiel für den Sozialrabatt, Azubi-Reduzierung usw. mit einfließen.) Die Differenz wird aus öffentlichen Mittel bezahlt, das Ziel ist die Verlagerung von Autoverkehr auf den ÖV.

Die Wiener Linien haben bereits heute einen Marktanteil (Modal Split), der fast zweimal so hoch liegt wie der des HVV.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.04.2012 11:29 von Herbert.

Zitat
Ingo Lange
Ob kostenloser ÖPNV in einer Millionenstadt wirklich funktioniert, kann wohl keiner voraussagen. Aber einen Versuch wäre es wert. Dann würde die ÖPNV-Welt auch mal wieder auf Hamburg gucken.

Vermutlich kann man es voraussagen, denn Hamburg wäre sicher nicht die erste Stadt, die das prüft. Woanders ist man auch nicht auf den Kopf gefallen.

Früher habe ich mir auch Nulltarif gewünscht. Aber der Blick in die große weite Welt ist enttäuschend: keine der hunderte anderer Millionenstädte praktiziert kostenlosen ÖPNV.

Beispiele gibt es viele, aber es ist keine Millionenstadt dabei, die flächendeckend und zeitlich unbegrenzt kostenlosen ÖPNV praktiziert. Die Beispiele in der englischen Wikipedia zeigen jedoch, dass man sich an vielen Orten mit dem Thema auseinandergesetzt hat:
- Kostenlosen ÖPNV gibt es in ziemlich vielen Städten mit 4- oder 5-stelliger Einwohnerzahl: [en.wikipedia.org]
- Einzelne kostenlose Linien ebenfalls sehr häufig, auch in Millionenstädten, dort meist in der Innenstadt: [en.wikipedia.org]

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metrobits.org

Kann ein ÖV in einer westeuropäischen Millionenstadt ohne Straßenbahn funktionieren?

Zitat
Mike
- Einzelne kostenlose Linien ebenfalls sehr häufig, auch in Millionenstädten, dort meist in der Innenstadt: [en.wikipedia.org]

Auch im Gebiet des HVV gibt es einzelne kostenlose Linien, nämlich in den Sommenwochenenden die Shuttle im Regionalpark Rosengarten, siehe Regionalpark Rosengarten

Ein TV Tipp bei Schalthoff Live auf Hamburg 1 wird heute um 22:15 Uhr über das Thema "HVV kostenlos" diskuriert.