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Interview Regierender BM Tagesspiegel
geschrieben von Tramthusiast 
Hier nachzulesen, auch manches zur Verkehrspolitik drin:

RBM Müller

Ein Zitat habe ich rausgegriffen:

Tagesspiegel: Ist die SPD die letzte Autofahrerpartei in einer links geprägten Regierung?

Müller: Wenn es so wäre, warum sollen wir nicht auch die Interessen der Autofahrer vertreten? Autoverkehr ist nicht nur Spaß. Viele Menschen sind aufs Auto angewiesen, die Wirtschaft ist es übrigens auch.

Na dann...
Er ist ja selbst aufs Auto angewiesen, denn würde er Bahn fahren wüßte er wo die Probleme sind und müßte sich mit den Bürgern auseinandersetzen.
Äh, ja, ich habe das Interview auch gelesen (übrigens genau nach dem mit Frau Günther) und war danach so...: Oh. Das Verständnis der Verkehrsprobleme dieser Stadt, die Bandbreite der Lösungsansätze und die Vorstellung über deren Prioritäten... unterliegen innerhalb der Regierungskoalition doch einer gewissen Spreizung. Ich greife mal die anderen Müllerschen Bonmots zum Thema verkehr aus dem Interview heraus:

Zitat

Wollen Sie auch neue S-Bahnwagen aus dem Milliardensegen finanzieren?

Ob wir selbst kaufen, ist koalitionsintern in der Diskussion. Wir hätten dafür finanzielle Spielräume, aber ob Berlin einen eigenen Wagenpark aufbauen sollte, da bin ich mir nicht sicher. Es gibt noch andere wichtige Dinge: eine bessere Versorgungsrücklage für die Berliner Beamten oder der Ankauf von Grundstücken für öffentliche Zwecke und den Wohnungsbau.

Schade. Kaum Sachkenntnis und er beantwortet die Frage mit dem Verweis auf ein komplett anderes Problem.

Zitat

Ist für Sie auch die Beschleunigung im Straßenverkehr ein Thema?

Baustellen im Straßenverkehr sind immer ein Ärgernis, doch zur Wahrheit gehört: Es gibt hier keinen Verkehrskollaps. Bei fast vier Millionen Einwohnern – und es werden mehr, weil Berlin eine tolle Stadt ist – wird es natürlich enger und voller.

Das ist kein modernes Mobilitätskonzept.

Natürlich müssen wir stärker als bisher Bus- und Bahnverkehr ausbauen sowie den Radfahrern und den allzu oft vergessenen Fußgängern mehr Raum geben. Zu einem guten Mobilitätsangebot gehört für mich auch, dass sich die Autofahrer mit ihren berechtigten Interessen dort wiederfinden. Aber wir werden für immer mehr Menschen in einer wachsenden Stadt nicht immer mehr Straßen für das Auto bauen können. Dafür ist der Raum nicht da. Und die Bürger klagen ihre berechtigten Ansprüche auf saubere Luft vor Gericht ein. Das können wir nicht ignorieren. Die Zukunft liegt deshalb in der Vernetzung: zwischen Carsharing und öffentlichem Nahverkehr, zwischen Lieferfahrzeugen und der Feinverteilung auch per Lastenrad.

Uiii... ganz schön viele Gemeinplätze.

Zitat

Wie wäre es mit einer Berlin- Card mit einem günstigen Tarif zur Nutzung mehrerer Verkehrsmittel, auch von Mietwagen? Oder einem kostenlosen Nahverkehr?

Ein kostenloser Personennahverkehr ist nicht zu finanzieren. Aber mit dem Sozialticket kann man nun günstiger fahren. Auch für die Schülerinnen und Schüler soll es bald günstigere Angebote geben, etwa beim Geschwisterticket. Wir schaffen auch endlich neue Züge an, bauen neue Straßenbahnlinien, werden das Jobticket günstiger anbieten. Und Busse rüsten wir auf Elektromobilität um.

Zitat

Und wann steigen Sie aufs E-Auto um?

Bei meinem Dienstwagen ist das leider schwierig, da geht es nicht um Vorlieben, sondern um Vorschriften. Privat finde ich es immer interessanter. Bei der nächsten Anschaffung werden meine Frau und ich wohl zugreifen. Doch unser jetziger Wagen hält hoffentlich noch ein paar Jahre.

Die benannte Vorschrift würde ich gern mal lesen.
Zitat
schallundrausch
Zitat

Wollen Sie auch neue S-Bahnwagen aus dem Milliardensegen finanzieren?

Ob wir selbst kaufen, ist koalitionsintern in der Diskussion. Wir hätten dafür finanzielle Spielräume, aber ob Berlin einen eigenen Wagenpark aufbauen sollte, da bin ich mir nicht sicher. Es gibt noch andere wichtige Dinge: eine bessere Versorgungsrücklage für die Berliner Beamten oder der Ankauf von Grundstücken für öffentliche Zwecke und den Wohnungsbau.

Schade. Kaum Sachkenntnis und er beantwortet die Frage mit dem Verweis auf ein komplett anderes Problem.

Nicht nur das, im Prinzip könnte man die Anschaffung von landeseigenen S-Bahn-Wagen sogar als Versorgungsrücklage verwenden. Man setzt heute die eine oder andere Milliarde für neue Fahrzeuge ein und spart sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten jeweils zig Millionen, weil man dann keine laufenden Kosten für diese Wagen an den Betreiber zahlen muss. Idealerweise spart man damit sogar gegenüber anderen Finanzierungsmodellen.
Zitat
Lopi2000
Zitat
schallundrausch
Zitat

Wollen Sie auch neue S-Bahnwagen aus dem Milliardensegen finanzieren?

Ob wir selbst kaufen, ist koalitionsintern in der Diskussion. Wir hätten dafür finanzielle Spielräume, aber ob Berlin einen eigenen Wagenpark aufbauen sollte, da bin ich mir nicht sicher. Es gibt noch andere wichtige Dinge: eine bessere Versorgungsrücklage für die Berliner Beamten oder der Ankauf von Grundstücken für öffentliche Zwecke und den Wohnungsbau.

Schade. Kaum Sachkenntnis und er beantwortet die Frage mit dem Verweis auf ein komplett anderes Problem.

Nicht nur das, im Prinzip könnte man die Anschaffung von landeseigenen S-Bahn-Wagen sogar als Versorgungsrücklage verwenden. Man setzt heute die eine oder andere Milliarde für neue Fahrzeuge ein und spart sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten jeweils zig Millionen, weil man dann keine laufenden Kosten für diese Wagen an den Betreiber zahlen muss. Idealerweise spart man damit sogar gegenüber anderen Finanzierungsmodellen.

Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg.
Zitat
Lopi2000
..., im Prinzip könnte man die Anschaffung von landeseigenen S-Bahn-Wagen sogar als Versorgungsrücklage verwenden. Man setzt heute die eine oder andere Milliarde für neue Fahrzeuge ein und spart sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten jeweils zig Millionen, weil man dann keine laufenden Kosten für diese Wagen an den Betreiber zahlen muss. Idealerweise spart man damit sogar gegenüber anderen Finanzierungsmodellen.

Im Gegenteil, in den kommenden Jahrzehnten ist die Finanzierung von Zinsen und Tilgung der zur Beschaffung aufgenommenen Darlehen aufzubringen.

Die in den 1980er Jahren gemachten Erfahrungen sind da schon eine Warnung. Die Ertüchtigung von über 100 der ältesten bei der Deutschen Reichsbahn vorhandenen Stadtbahner-Viertelzüge, die Entwicklung der BR480 einschließlich der vier Prototypen und die Beschaffung der ersten 41 Serien-Doppeltriebwagen wurde zwar mit Bundesmitteln gefördert, die jedoch von anderen Stellen, vor allem beim Verkehrswege- und Wohnungsbau umgeschichtet wurden.
Und am 1.1.1994 gingen sie vom Landesvermögen in das der bundeseigenen Deutschen Bahn über, einschließlich der vom Land Berlin erneuerten Infrastrukturanlagen und Werkstätten. Zweieinhalb Jahrzehnte nach dieser Enteignung soll das Land Berlin schon wieder Eisenbahnfahrzeuge beschaffen und sie der Deutschen Bahn überlassen? Die Zurückhaltung kann ich verstehen.

so long

Mario
Zitat
der weiße bim
Im Gegenteil, in den kommenden Jahrzehnten ist die Finanzierung von Zinsen und Tilgung der zur Beschaffung aufgenommenen Darlehen aufzubringen.

Ja und nein. Natürlich wird man das Ganze möglicherweise über Darlehen finanzieren, die zu Folgekosten führen. Dies gilt aber genauso für den künftigen Betreiber, wenn er die Fahrzeuge stellt. Dieser schlägt aber dann noch seinen Gewinn, seinen Risikozuschlag, seine möglicherweise schlechteren Finanzierungskonditionen usw. drauf, was man sich mit einem landeseigenen Fahrzeugpool ersparen könnte.

Andererseits wird im Interview erwogen, die derzeitigen Haushaltsüberschüsse in eine Versorgungsrücklage zu stecken, insofern wäre es sogar denkbar, auf eine Fremdfinanzierung zu verzichten und die neuen Bahnen "bar" zu bezahlen. Damit müsste man dann tatsächlich im laufenden Betrieb nur noch Wartung und Betrieb, jedoch keine Fahrzeugfinanzierung mehr bezahlen.
Wenn es keinen Verkehrskollaps gibt, kann man ja die Fahrzeiten im Oberflächenverkehr radikal kürzen (pro Haltestelle eine Minute) und Fahrzeuge und Personal sparen.
Mensch, warum ist darauf noch keiner gekommen?

Dieser Beitrag kann Ironie enthalten.
Zitat
micha774
Er ist ja selbst aufs Auto angewiesen, denn würde er Bahn fahren wüßte er wo die Probleme sind und müßte sich mit den Bürgern auseinandersetzen.

Das wird Herr Müller kaum selbst bestimmen können - Stichwort "Personenschutz" - oder wäre es Dir lieber, riegelte man in der HVZ jeweils den halben Bf. Alex und einen Endwagen der S-Bahn ab...?

Viele Grüße
Arnd
Zitat
schallundrausch

Zitat

Und wann steigen Sie aufs E-Auto um?

Bei meinem Dienstwagen ist das leider schwierig, da geht es nicht um Vorlieben, sondern um Vorschriften. Privat finde ich es immer interessanter. Bei der nächsten Anschaffung werden meine Frau und ich wohl zugreifen. Doch unser jetziger Wagen hält hoffentlich noch ein paar Jahre.

Die benannte Vorschrift würde ich gern mal lesen.

Das Problem ist das die deutschen Autokonzerne ihre Autos, sehr günstig, an die Regierungen verleasen. Dabei ist es manchmal sogar so, dass teurere Autos günstiger sind. Die Elektroautos werden aber nicht zu so günstigen Konditionen angeboten. Dadurch müssen sich die Regierungen, dann rechtfertigen, warum sie nicht die billigen deutschen Autos genommen haben. Robert Habeck hat das in Schleswig-Holstein mal probiert, siehe [www.youtube.com] ungefähr ab Minute 41.

Bei Müller kommen dann wahrscheinlich noch Sicherheitsvorschriften bezüglich Panzerung etc. hinzu.
Zitat
Lopi2000
Zitat
der weiße bim
Im Gegenteil, in den kommenden Jahrzehnten ist die Finanzierung von Zinsen und Tilgung der zur Beschaffung aufgenommenen Darlehen aufzubringen.
Andererseits wird im Interview erwogen, die derzeitigen Haushaltsüberschüsse in eine Versorgungsrücklage zu stecken, insofern wäre es sogar denkbar, auf eine Fremdfinanzierung zu verzichten und die neuen Bahnen "bar" zu bezahlen. Damit müsste man dann tatsächlich im laufenden Betrieb nur noch Wartung und Betrieb, jedoch keine Fahrzeugfinanzierung mehr bezahlen.

Angesichts des bundesweit dritthöchsten Schuldenstands (pro Einwohner nur des viert-höchsten) der Hauptstadt kann man von Überschuss eigentlich nicht reden. Leider wurden bis vor wenigen Jahren nicht nur Investitionen (die sich irgendwann rechnen) mit Krediten finanziert, sondern konsumtive Ausgaben und dazu die Zinsen für Verbindlichkeiten. Solange die landeseigenen Schnellbahnfahrzeuge rund doppelt so alt wie die staatseigenen sind, müsste sich das Land zunächst vorrangig um den eigenen Besitz kümmern.
Die Gewinne der S-Bahn sollten nicht den Eisenbahnbetrieb in Deutschland und DB-Investitionen im Ausland finanzieren, sondern ausschließlich in die notwendigen Beschaffungen und die Schnellbahnanlagen in Berlin fließen.

Außerdem müsste sich auch das Land Brandenburg anteilig (nach den im Umland gefahrenen Wagenkilometern) an der Fahrzeugersatzbeschaffung beteiligen, denn zigtausende Pendler zahlen Einkommensteuern aus den in Berlin erarbeiteten Entgelten im Speckgürtel.

so long

Mario
Zitat
schallundrausch
Zitat

Und wann steigen Sie aufs E-Auto um?
Bei meinem Dienstwagen ist das leider schwierig, da geht es nicht um Vorlieben, sondern um Vorschriften. Privat finde ich es immer interessanter. Bei der nächsten Anschaffung werden meine Frau und ich wohl zugreifen. Doch unser jetziger Wagen hält hoffentlich noch ein paar Jahre.

Die benannte Vorschrift würde ich gern mal lesen.

Da kann ich mir zumindest mehrere Gründe ausdenken: Versicherungsgründe, also die Lebens- und Unfallversicherungen schrieben vielleicht bestimmte Schutzklassen vor (sowohl für die beförderte bzw. besicherte Person, aber auch für die Personenschützer und Chauffeure an sich). Dazu kommen die Anforderungen von Personenschützern an sich und bestehende Vorschriften zum Arbeitsschutz für die Personenschützer und den Chauffeure. Genannt wurde hier beispielsweise mal, dass der Fahrer wohl nicht stundenlang ohne Heizung bzw. Klimaanlage im Pkw warten soll (und man sowas vermutlich auch nicht verlangen darf), Wartezeiten aber erforderlich und unvermeidbar sind.

Das alles zusammen schränkt das Angebot dann schon einmal ein. Selbst wenn es verfügbare Elektrofahrzeuge gibt, ist es bei Beschaffungen in der Regel so, dass verschiedene Angebote eingeholt werden müssen. Da die Auswahl an Elektro-Pkw grundsätzlich kleiner ist als die an Verbrennern, und sich von den zur Verfügung stehenden Fahrzeugen dann vermutlich auch nicht alle für den o.g. Einsatz eignen oder Umrüsten lassen, bleiben dann ggf. nicht mehr genug Fahrzeuge für eine geordnete Beschaffung zur Auswahl stehen.

Viele von den Gründen kann man sicher überwinden, beispielsweise wäre eine koordinierte Ausschreibung von Bund und Ländern in größeren Stückzahlen sicher geeignet, ein anständiges Modell hervorzubringen. Aber ich kann nachvollziehen, dass man das nicht "einfach so" mal machen kann von heute auf morgen, nur weil Max Mustermann auch schon einen Elektrogolf beim Händler an der Ecke kaufen kann.
Zitat
der weiße bim
Zitat
Lopi2000
..., im Prinzip könnte man die Anschaffung von landeseigenen S-Bahn-Wagen sogar als Versorgungsrücklage verwenden. Man setzt heute die eine oder andere Milliarde für neue Fahrzeuge ein und spart sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten jeweils zig Millionen, weil man dann keine laufenden Kosten für diese Wagen an den Betreiber zahlen muss. Idealerweise spart man damit sogar gegenüber anderen Finanzierungsmodellen.

Im Gegenteil, in den kommenden Jahrzehnten ist die Finanzierung von Zinsen und Tilgung der zur Beschaffung aufgenommenen Darlehen aufzubringen.

Die in den 1980er Jahren gemachten Erfahrungen sind da schon eine Warnung. Die Ertüchtigung von über 100 der ältesten bei der Deutschen Reichsbahn vorhandenen Stadtbahner-Viertelzüge, die Entwicklung der BR480 einschließlich der vier Prototypen und die Beschaffung der ersten 41 Serien-Doppeltriebwagen wurde zwar mit Bundesmitteln gefördert, die jedoch von anderen Stellen, vor allem beim Verkehrswege- und Wohnungsbau umgeschichtet wurden.
Und am 1.1.1994 gingen sie vom Landesvermögen in das der bundeseigenen Deutschen Bahn über, einschließlich der vom Land Berlin erneuerten Infrastrukturanlagen und Werkstätten. Zweieinhalb Jahrzehnte nach dieser Enteignung soll das Land Berlin schon wieder Eisenbahnfahrzeuge beschaffen und sie der Deutschen Bahn überlassen? Die Zurückhaltung kann ich verstehen.

Moment, Du hast - wie fast immer - in allen Deinen Teilaussagen recht, aber in der Synthese rumpelt einiges durcheinander.

Zinsen und Tilgung - ja, na klar, aber die Zinsen sind historisch tief, besonders wenn man das Top Rating eines deutschen Bundeslandes besitzt. Der Punkt ist doch gerade, dass Zinsen plus Tilgung wesentlich günstiger sein können, als die in die Verkehrsverträge eingepreisten Fahrzeugkosten plus Marge plus Risikoaufschlag plus schlechtere Finanzierungskonditionen eines privaten Anbieters.

Bezüglich der 'Enteignung' - das würde ich gerne nochmal genauer wissen? Die Anlagen und Betriebsmittel sind ohne Ausgleich und Entschädigung von Landes- in Bundesbesitz übergegangen? Echt?

Dass sich eine ähnliche Situation wieder ergibt, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Die Ereignisse 1989/90 waren... singulär.

Niemand verlangt, dass das Land Eisenbahnfahrzeuge für die DB beschafft und sie ihr dann überlässt. Das Gegenteil ist der Fall. Erst, wenn S-Bahnfahrzeuge in Landesbesitz oder in einem unabhängigen Pool existieren, können sich auch nicht-DB-Unternehmen an Ausschreibungen über Verkehrsleistungen beteiligen. Erst dann ist das DB-Monopol gebrochen und die Preise für die Verkehrsleitungen werden signifikant fallen. Momentan besitzt nur die DB S-Bahnfahrzeuge. Also kann sich auch nur die DB auf Verkehrsverträge mit S-Bahnfahrzeugen bewerben und dabei die Preise diktieren, siehe die Übergangsverträge im Netz Stadtbahn und Nord/Süd.

Ob das Land die eigenen Fahrzeuge dem EVU überlässt, also kostenlos zur Verfügung stellt, und dadurch von entsprechend niedrigen Bestellerentgelten (evtl. kann sogar eine Konzessionsgebühr verlangt werden!) profitiert, oder ob eine feste Miete über die Laufzeit des Vertrages verlangt wird, kann das Land als Eigentümer ja frei entscheiden.

Spannendes Thema auf jeden Fall!

Viele Grüße,

Arian
Zitat
der weiße bim
Zitat
Lopi2000
Zitat
der weiße bim
Im Gegenteil, in den kommenden Jahrzehnten ist die Finanzierung von Zinsen und Tilgung der zur Beschaffung aufgenommenen Darlehen aufzubringen.
Andererseits wird im Interview erwogen, die derzeitigen Haushaltsüberschüsse in eine Versorgungsrücklage zu stecken, insofern wäre es sogar denkbar, auf eine Fremdfinanzierung zu verzichten und die neuen Bahnen "bar" zu bezahlen. Damit müsste man dann tatsächlich im laufenden Betrieb nur noch Wartung und Betrieb, jedoch keine Fahrzeugfinanzierung mehr bezahlen.

Angesichts des bundesweit dritthöchsten Schuldenstands (pro Einwohner nur des viert-höchsten) der Hauptstadt kann man von Überschuss eigentlich nicht reden. Leider wurden bis vor wenigen Jahren nicht nur Investitionen (die sich irgendwann rechnen) mit Krediten finanziert, sondern konsumtive Ausgaben und dazu die Zinsen für Verbindlichkeiten.

Die Höhe des "Schulden"standes ist eigentlich nicht eine mehr als Größe, die zur Panik- und Angstmache von investitionsfeindlichen Verbänden wie dem Bundes der Steuerzahler propagiert werden. Wie viel Schulden ein Staat hat, ist völlig egal, solange er gut in der Lage ist, die Rückzahlungen zu bedienen. Es ist überhaupt kein Problem, sich selbst ein paar Milliarden für Infrastrukturprojekte zu leihen, wenn dafür zu erwarten ist, dass in den nächsten Jahren eine bessere Wirtschaftsleistung erzielt werden kann (und somit Mehreinnahmen anfallen). Da sich besonders solvente Staaten fast kostenlos Geld leihen können (die Zinsen liegen in der Regel selbst für Berlin unter dem Wirtschaftswachstum), kann man damit eigentlich nur Geld verdienen, solange sinnvolle Projekte vorhanden sind. Gerade Verkehrsinfrastruktur ist dabei gefragt, nicht nur für den Personenverkehr, auch im Wirtschaftsverkehr sorgte jede gesparte Minute Zeit für höhere Gewinne be den Unternehmen und somit (bei anständiger Steuergesetzgebung) zu höheren Steuereinnahmen (oder höheren Investitionen durch den privaten Sektor).

Zitat
der weiße bim
Außerdem müsste sich auch das Land Brandenburg anteilig (nach den im Umland gefahrenen Wagenkilometern) an der Fahrzeugersatzbeschaffung beteiligen, denn zigtausende Pendler zahlen Einkommensteuern aus den in Berlin erarbeiteten Entgelten im Speckgürtel.

Besser teilt man das nach Fahrtzeit auf, da die Fahrzeit den Fahrzeugbedarf bestimmt. So gibt es Anreize, dass die jeweiligen Bundesländer Ausbauprojekte anstoßen, um den Fahrzeugbedarf durch kürzere Fahrtzeiten zu senken.

Allerdings muss man sagen, dass nicht nur ca. 204.000 Arbeitnehmer aus Brandenburg nach Berlin einpendeln, sondern auch ca. 85.000 Arbeitnehmer aus Berlin heraus nach Brandenburg auspendeln (Quelle Bundesagentur für Arbeit, Datenstand 06/2016).

Dabei wird der Wohnsitz und Arbeitsort zu Grunde gelegt. Insgesamt würde ich aber davon ausgehen, dass der ein oder andere Pendler aus Brandenburg auch in Berlin einen weiteren Wohnsitz unterhält. Umgekehrt ist das vermutlich seltener der Fall.

Zusätzlich muss man feststellen, dass das Steueraufkommen aus der Einkommensteuer zwar weitestgehend nach den Wohnsitzen verteilt wird, die Einpendler aus Brandenburg allerdings auch in Berlin konsumieren und Umsatzsteuer abführen sowie die Unternehmen, für die sie arbeiten, am Betriebssitz steuern abführen. Da Berlin einen Einpendlerüberschuss von ca. 121.000 Personen (knapp 9% aller Beschäftigten) hat, also mehr Leute nach Berlin einpendeln als auspendeln (Quelle, dort Berlin anklicken), entzieht man damit den umliegenden Regionen Wirtschaftsleistung: Wenn die Personen nicht in Berlin arbeiten würden, sondern in Brandenburg, würden sie nicht nur ihr Einkommen versteuern, sondern auch ihre Produktivität würde zu Unternehmensgewinnen führen, die in Brandenburg versteuert werden müssen.

Insgesamt profitiert Berlin also von der Situation und könnte die derzeitigen Einnahmen an Unternehmens- und Umsatzsteuer gar nicht realisieren, wenn nicht zusätzliche Arbeitnehmer aus dem Umland nach Berlin fahren würden. Berlin selbst hätte offenbar nicht ausreichend Angebot an Arbeitnehmern, um diese Unternehmen auch mit Personal zu versorgen. Selbst wenn alle auspendelnden Berliner im Land Berlin beschäftigt wären, würden noch o.g. knapp 9% an Arbeitskräften fehlen.

(Hinweis: Die Zahlen beziehen sich nur auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.)



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2018 02:54 von Arec.
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
micha774
Er ist ja selbst aufs Auto angewiesen, denn würde er Bahn fahren wüßte er wo die Probleme sind und müßte sich mit den Bürgern auseinandersetzen.

Das wird Herr Müller kaum selbst bestimmen können - Stichwort "Personenschutz" - oder wäre es Dir lieber, riegelte man in der HVZ jeweils den halben Bf. Alex und einen Endwagen der S-Bahn ab...?

Personenschutz? Die Politiker gehen dem Bürger doch eh aus dem Weg und vermeiden Kontakte wo es nur geht. Nur im Wahlkampf sind dann alle händeschüttelnd unterwegs. Deine Anregung findet auch so häufig genug statt bei herrenlosen Koffern.
Zitat
micha774
Personenschutz? Die Politiker gehen dem Bürger doch eh aus dem Weg und vermeiden Kontakte wo es nur geht. Nur im Wahlkampf sind dann alle händeschüttelnd unterwegs. Deine Anregung findet auch so häufig genug statt bei herrenlosen Koffern.

Nun ja, den Meisten hier aus dem Forum (überhaupt aus Eisenbahnforen) möchte ich auch aus dem Weg gehen und Kontakte vermeiden, wo es nur geht - da kann ich ihn leider ganz gut verstehen...

Und was das herrenlose Gepäck angeht: Ein Blick in die Zeit vom 4.1. verrät, was in Berlin idR mit herrenlosem Gepäck passiert: nämlich nichts. Genauso wie wir hier auch im subjektiven Vergleich die nachlässigsten Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen haben...
Zitat
eiterfugel
[...]
Und was das herrenlose Gepäck angeht: Ein Blick in die Zeit vom 4.1. verrät, was in Berlin idR mit herrenlosem Gepäck passiert: nämlich nichts. Genauso wie wir hier auch im subjektiven Vergleich die nachlässigsten Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen haben...

Dann muss ich andere Flughäfen aufgesucht haben. Bei meinen letzten Flügen waren die Kontrollen ausnahmslos am anderen Ende lascher. Ich flog allerdings auch immer von Schönefeld.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay
Dann muss ich andere Flughäfen aufgesucht haben. Bei meinen letzten Flügen waren die Kontrollen ausnahmslos am anderen Ende lascher. Ich flog allerdings auch immer von Schönefeld.

Es mag sein, dass es in SFX besser ist als in TXL - ist mir bislang nicht so aufgefallen, wäre aber auch nicht so schwer. Ich bin da ja selbst übervorsichtig und -korrekt, aber was Freunde von mir in Berlin schon alles in den Flieger bekommen haben und ihnen dann im Ausland abgenommen wurde, das geht auf keine Kuhhaut.
Zitat
Arec

Zusätzlich muss man feststellen, dass das Steueraufkommen aus der Einkommensteuer zwar weitestgehend nach den Wohnsitzen verteilt wird, die Einpendler aus Brandenburg allerdings auch in Berlin konsumieren und Umsatzsteuer abführen sowie die Unternehmen, für die sie arbeiten, am Betriebssitz steuern abführen. Da Berlin einen Einpendlerüberschuss von ca. 121.000 Personen (knapp 9% aller Beschäftigten) hat, also mehr Leute nach Berlin einpendeln als auspendeln (Quelle, dort Berlin anklicken), entzieht man damit den umliegenden Regionen Wirtschaftsleistung: Wenn die Personen nicht in Berlin arbeiten würden, sondern in Brandenburg, würden sie nicht nur ihr Einkommen versteuern, sondern auch ihre Produktivität würde zu Unternehmensgewinnen führen, die in Brandenburg versteuert werden müssen.

Was soll uns das jetzt sagen? Mauer drum herum gebaut und schon passts wieder?!
Wer ist dieser Mann?

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