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Dampf auf den Vorortbahnen
geschrieben von joha 
Dampf auf den Vorortbahnen
15.10.2007 16:42
Kann mir jemand weiterhelfen?

Warum sind auf allen alten Aufnahmen Vorortzüge zu sehen, deren Dampfloks den Schornstein immer in Richtung des entsprechenden Berliner Kopfbahnhofs haben, während sie scheinbar alle rückwärts die Stadt wieder verließen.

Das die Tenderloks nicht gedreht wurden, ist mir schon klar, aber laut allen mir bekannten Aufnahmen scheint sich dieses System "Schornstein nach BErlin" zu bestätigen. Weiß jemand den Grund dafür?

Warum wurde der 169er "Kofanti" genannt? Eine Erklärung dafür wäre, das ein polnischer Nationalheld der zwanziger Jahre KOFANTY hiess, und der Zug, da er wohl ziemlich "polnisch" also ungewöhnlich war, deshalb diesen Spitznamen erhielt. So reime ich mir das zusammen, könnte das sein, oder gibt es eine andere Erklärung für diesen Spitznamen, dessen BEdeutung sogar älteste S- Bahner bisher noch nicht einleuchtend erklären konnten. (Der "Erfinder"hiess nicht Kofanti(ein Italiener??) wie oft kolportiert...

> Das die Tenderloks nicht gedreht wurden, ist mir
> schon klar, aber laut allen mir bekannten
> Aufnahmen scheint sich dieses System "Schornstein
> nach BErlin" zu bestätigen. Weiß jemand den Grund
> dafür?

Da irrst du. Auch Tenderlokomotiven wurden, obwohl sie sowohl bei Vorwärts- als auch bei Rückwärtsfahrt gleich schnell liefen, gedreht, sonst hätte sich eine einseitige Abnutzung der Spurkränze ergeben.

Das Buch "Eisenbahn-Brennpunkt Berlin" von Alfred Gottwald liefert in der mir vorliegenden Ausgabe von 1982 auf Seite 125 oben übrigens ein Bild, was einen dampfbetriebenen Vorortzug in Spandau zeigt, der gerade auf der Fahrt zum Lehrter Bahnhof ist.

Ich nehme also an, dass es sich hierbei eher um Zufälle handelt, eine logische Begründung dieses Sachverhaltes ist mir zumindest bisher nicht über den Weg gelaufen. Es wird aber im Zweifel auch schwer, eventuell vorhandene betriebliche Erforderlichkeiten aus dieser Zeit zu nachzuvollziehen.
Stromschienenenteisungszug schrieb:
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> Da irrst du. Auch Tenderlokomotiven wurden, obwohl
> sie sowohl bei Vorwärts- als auch bei
> Rückwärtsfahrt gleich schnell liefen, gedreht,
> sonst hätte sich eine einseitige Abnutzung der
> Spurkränze ergeben.

Das wäre in unserem Falle allerhöchstens auf der Ringbahn möglich gewesen.

Ich nehme an, daß dort wo es betrieblich und zeitlich möglich war die Tenderloks zu drehen es auch gemacht wurde. Bei Endpunkten ohne Drehscheibe wurde eben rückwärts zurückgefahren.
joha schrieb:
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> Warum wurde der 169er "Kofanti" genannt? Eine
> Erklärung dafür wäre, das ein polnischer
> Nationalheld der zwanziger Jahre KOFANTY hiess,

Der Mann hieß Wojciech Korfanty. Er war kaum Nationalheld, eher Nationalist.

> und der Zug, da er wohl ziemlich "polnisch" also
> ungewöhnlich war, deshalb diesen Spitznamen

Vor kurzer Zeit schrub ich dazu. Der unmittelbare Bezug zwischen Korfanty und der Bauart Bernau läßt sich nicht herstellen (Zeitzeugenmangel auf Bahnseite).

Ich tippe mal, das hatte was mit der "Korfanty-Kuh" zu tun. Irgendein Kuhhandel wird der Bauart Bernau den Namen eingehandelt haben ...

Zu Korfanty
[de.wikipedia.org]
Hauptbahnhof schrieb:
-------------------------------------------------------

> Das wäre in unserem Falle allerhöchstens auf der
> Ringbahn möglich gewesen.

Es ist höchstselten, dass eine Strecke gleichviele Rechts- wie Linksbögen aufweist, die dabei noch einen halbwegs ähnlichen Bogenhalbmesser haben. Die einseitige Abnutzung von Spurkränzen ist nicht unerheblich, weshalb man durchaus die Loks gedreht hat.

> Ich nehme an, daß dort wo es betrieblich und
> zeitlich möglich war die Tenderloks zu drehen es
> auch gemacht wurde. Bei Endpunkten ohne
> Drehscheibe wurde eben rückwärts zurückgefahren.

Das war im damaligen Vorortverkehr kaum möglich, und es wäre doch auch wenig sinnvoll, die Lok zunächst zum Drehen ins BW zu fahren. Die ganze Prozedur hätte dann ja beinahe ne halbe Stunde gedauert, wenn z.B. noch Wasser genommen werden musste, oder wenn, um das BW zu erreichen, der ganze Bahnhof durchquert werden müsste.

Im Betrieb wird man es so gehandhabt haben, dass man umsetzt und rückwärts zurückfährt, denn die meisten Tenderloks liefen ja in beide Richtungen gleich schnell.

Aber ich denke, man wird sie beim BW-Aufenthalt nachts schon mal auf die Scheibe gebracht haben.
Du vergißt, daß der Kohlevorrat bei den Stadtbahnlokomotiven nicht sonderlich groß war.
An den innerstädtischen Endpunkten soll man es so gehandhabt haben, daß die Lok endender Züge erstmal ins Bw einrückte und dann den übernächsten Umlauf wieder übernahm.
Nach einer Fahrt von Strausberg nach Spandau-West oder über den südlichen Ringteil war erstmal Vorräte ergänzen angesagt.
Die T5/T5.1 Loks hatten lediglich 1,5/1,6 t Kohle und 5,5/7,0m³ Wasser dabei. Bei der T11/T12 waren es 2,5t Kohle und 7,4m³ Wasser.
Das ständige Anfahren und Beschleunigen (und Heizen im Winter) schränkt den Aktionsradius sehr weit ein.
Bis auf Wustermark hatten alle Endpunkte an den Vorortlinien eine kleine Lokstation bestehend aus Wasserkran, Kohlekran, Untersuchungsgrube und Lokschuppen, teilweise gab es kleine Drehscheiben.

Was die einseitige Abnutzung der Spurkränze betrifft, auf der Stadtbahn hält es sich die Waage, alle andere Vorortstrecken haben so wenige große Kurven, daß es unerheblich ist.
Lediglich die Ringstrecken könnten Probleme bereitet haben.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.2007 09:23 von Hauptbahnhof.
Stromschienenenteisungszug schrieb:
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>
>
> Das Buch "Eisenbahn-Brennpunkt Berlin" von Alfred
> Gottwald liefert in der mir vorliegenden Ausgabe
> von 1982 auf Seite 125 oben übrigens ein Bild, was
> einen dampfbetriebenen Vorortzug in Spandau zeigt,
> der gerade auf der Fahrt zum Lehrter Bahnhof ist.
>
>
> Eben dieses Bild scheint mir die berühmte "Ausnahme von der Regel" zu sein!(Vielleicht konnte die Lok wegen einer unregelmäßigkeit eben nicht in diem "Regelrichtung" gedreht werden?!)

Im gleichen Buch zeigt Seite 106, dass sogar die Resevelok "rückwärts" am Bock steht, obwohl doch gerade bei ihr Zeit gewesen wäre, sie zu drehen, denn die Lokführer werden wegen der "spiegelbildlichen" Bedienung der Lok, weil die H-Tafeln und Signale "rückwärts auf der anderen seite" sind, und dem geringen Schutz bei Auffahrunfällen wohl eher gerne "vorwärts" gefahren sein, hätten also gedreht, wenn es nicht irgendeine Vorschrift anders vorgesehen hätte.(?)

A l l e mir bekannten anderen Aufnahmen zeigen, das auf den r a d i a l ausgehenden Vorortstrecken Berlin "rückwärts" verlassen und "Schornstein voran" wieder erreicht wurde.

Wäre die Stellung der Tenderlok am Zuge eher zufälliger Natur gewesen, so müsten die Fotodokumente aus der Dampfzeit diese Zufälligkeit ja in Form einer ungefähren fifty-fifty-Verteilung wiederspiegeln, tun sie aber m.E. nicht! Also: Warum?

Drehen wegen Spurkranzverschleiß macht nur auf der Ringbahn Sinn, denn geometrisch gesehen von den Berliner Kopfbahnhöfen ausgehenden Radialstrecken eher "Geraden".

War es vielleicht ein "mehr an Sicherheit" die Prellböcke der Kopfbfe "vorwärts" anzusteuern oder einfach nur ein Spleen eines hohen Bahnbeamten("Die Reichshauptstadt Berlin wird gefälligst Schornstein voran angefahren!")??





2 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.10.2007 10:59 von joha.
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