hallo,

in wie weit existiert der bahnhof oranienplatz eigentlich? ich hab immer gedacht es gibt nur den dresdner straße-tunnel!?

soweit ich weiß sollte doch am oranienplatz auch mal die sbahn fahren, hätte die dort auch nen bahnhof bekommen? und in wie weit wurde auf die s-bahn rücksicht genommen? oder wurde beim bau der u8 no net mal an die sbahn in dieser gegend gedacht?

gruß schedel

Hallo,

der Bahnhof Oranienplatz als solcher existiert so weit ich aus meinen Büchern weiß gar nicht, nur in Form eines breiteren Tunnelstückes. Bahnhofsbauten wie Bahnsteig etc. sind nicht vorhanden.
Die verbreiterte Anlage schließt sich an das Tunnelstück unter der Dresdener Straße an, das ursprünglich die U8 aufnehmen sollte.

Eine Vorleistung für eine "Schnellbahn vom Stadtzentrum zum Görlitzer Bhf.", so mein Buch, gibt es am Moritzplatz. Der dortige Tunnel unter dem U-Bahnhof wurde mit diesem mitgebaut.

Langsam, hier hast du etwas verwechselt.

Beim Bau der Linie D (heute U8) sollte die Strecke nach der Station Heinrich-Heine-Strasse unter der Dresdener Strasse verlaufen, um direkt zum Kottbusser Tor zu stoßen. Am Oranienplatz solte die gleichnamige Station entstehen.

Ein großes Kaufhaus am Moritzplatz entschied, eine eigene Untergrundstation vor dem Hause haben zu wollen. Die Arbeiten waren mittlerweile schon bis zum Oranienplatz fortgeschritten. Die Arbeiten wurden beendet, und der Haken über den Moritzplatz wurde gebaut. Zurück blieb ein Tunnelstumpf von der Heinrich-Heine-Strasse bis zum Oranienplatz für die U-Bahnlinie D.

Am Moritzplatz wurde eine Umsteigestation für eine spätere U-Bahnverbindung erstellt. Daher befindet sich unter dem Bahnsteig der Linie D ein Mittelstück eines weiteren U-Bahnhofes.

Einige Jahre später änderte die Stadt ihre Baupläne. Nun sollte eine S-Bahn aus dem Nord-Südbahnhof "Anhalter Bahnhof" unter der Koch- und Oranienstrasse zum Görlitzer Bahnhof geführt werden. Die ursprüngliche U-Bahnplanung wurde nie wieder verfolgt. Korrekt ist also, dass unter dem Moritzplatz ein U-Bahnhof liegt, der in späteren Planungen für eine S-Bahn verwendet wäre. Heute gibt es keine Planung über eine evtl. Nutzung der Anlage.

Daher wurde auch beim Bau der U-Bahnlinie D nicht die S-Bahn berücksichtigt, da die S-Bahnplanung erst rund 10 Jahre später entstand.

Oranienplatz:
Wie schon angesprochen, ein Tunelstumpf. Bei Vorbeifahrt mit einem Zug der Linie U8 kann man vor dem Bahnhof Heinrich-Heine-Strasse den Abzweig zum Oranienplatz erkennen.
Dahinter wurde die Anlage bis zum Bahnsteig Orananienplatz im letzten Krieg zur Luftschutzanlage umgebaut. Daher ist die Röhre nicht eindeutig erkennbar, die Anlage durch Trennwände durchzogen. Kurz vor dem Bahnsteig Oranienplatz führte die Sektorengrenze durch die Anlage. Auch in diesem Tunnel war eine Backsteinmauer gezogen worden.
Der Bahnsteig (er beginnt am A. Döblin Platz) wurde als Trafostation für die Energieversorgung dieses Stadtteiles von Kreuzberg verwendet. Daher befinden sich an den Wänden Hinweise auf Trafoschalter und so weiter.
heute ist die Anlage leer, und läuft langsam mit Wasser voll.
Der Tunnelstumpf endet am Bahnsteigende (oben: Oranienplatz). Der Bahnsteig liegt also zwischen dem A. Döblin Platz und dem Oranienplatz. Eine Wand, in der die alten Kabel des alten Trafowerkes auf dem Bahnsteig verschwinden.
Erkennbar die Marmorsäulen auf dem Bahnsteig, typisch für den baustil der Linie D.

Moritzplatz:
Die Anlage wurde als Luftschutzanlage verwendet, daher durchzogen mit Trennwänden und Spuren sanitärer Anlagen. Dreckig, dunkel, mittlerweile aber wieder trocken gelegt (stand lange Jahre unter Wasser).

Links:
Marcus Schomaker schreibt dazu:
[www.berliner-untergrundbahn.de]

Hier einige Bilder, der text leider nicht ganz fehlerfrei. Klicke auf "Berlin", dann "Tunnel" , scrolle nach unten auf Nummer 9 und 10, dann kommst du auch per klick zu einigen Bildern.
[wwwrzstud.rz.uni-karlsruhe.de]


Führungen durch beide Anlagen im Rahmen der hier schon publizierten Seminare:
[seminare.berliner-unterwelten.de]

Zur Anlage Oranienplatz bereite ich gerade eine kleine Fotoseite vor, die ich kürzlich besuchen konnte.

ok danke für die infos!
dass der tunnelstumpf als kleinprofillinie gebaut wurde wie auf
[wwwrzstud.rz.uni-karlsruhe.de]
beschrieben, ist doch falsch?! es wurden doch nur noch großprofilubahnen gebaut!?

andere frage:
hätte die sbahn auch am oranienplatz gehalten?

schedel

Ja genau, das ist der Fehler im Text, den ich meinte. Natürlich war die Anlage immer für Großprofil gebaut/geplant gewesen. Der Autor hat sich wohl von den klein wirkenden Tunnelabschnitten be-irren lassen, da sie durch die Trennwände der Luftschutzanlage kleiner wirken.

Oranienplatz:
Ich glaube nicht, dass die S-Bahn dort gehalten hätte, da der Abstand zu kurz gewesen wäre. Wenn man die Länge eines S-Bahnsteiges beachtet, ist das ja fast gar kein Abstand zwischen den Stationen ....

Ich kann im Buch
[www.gve-verlag.de]
(Seite 51) nur die Stationen Moritzplatz, Skalitzer Strasse und Görlitzer Bahnhof finden. Die Station Skalitzer Strase hätte sich vermutlich in Höhe der Kreuzung Mariannenstrasse befunden, der S-Bahnhof Görlitzer Bahnhof wohl unter dem Görlitzer Bahnhof.

Genau nachschauen kannst du in der Plankammer (Landesarchiv der Stadt), wo die alten Pläne ausliegen.
Anzumerken wäre hier auch das
[seminare.berliner-unterwelten.de]
im Seminar der AG Unterwelten .

Hallo Marco,

>Natürlich war die Anlage immer für Großprofil gebaut/geplant
> gewesen. Der Autor hat sich wohl von den klein wirkenden Tunnelabschnitten >be-irren lassen, da sie durch die
>Trennwände der Luftschutzanlage kleiner wirken.

Uwe Poppel hat mir bei einer Begehung des Dredener Tunnels mal gesagt wie es angeblich zum etwas engeren Tunnel an der Einmündeung zur heutigen U8 kam. Angeblich war nur der Bereich Oranienplatz komplett fertig. Erst nach der Planungsänderung über Moritzplatz wurde Heirich-Heine-Str./Dresdener Str. weiter gebaut um den unbrauchbaren Tunnel zwecks Abstellanlagen mit der heutigen U8 zu verbinden. Deshalb wurde die Abzweigung schmaler gebaut. Wie gesagt, lt. Uwe Poppel, aber dem glaub ich das mal sofort ;-).

>Oranienplatz:
>Ich glaube nicht, dass die S-Bahn dort gehalten hätte, da der Abstand zu kurz >gewesen wäre. Wenn man die Länge eines
>S-Bahnsteiges beachtet, ist das ja fast gar kein Abstand zwischen den Stationen ....

Korrekt. Ich habe mal in einem Buch der AEG zur G-N-Bahn gelesen, dass die seinerzeit dort kreuzende geplante U-Bahnlinie Moabit-Treptow ihren Halt am Moritzplatz kriegen sollte. Demnach sollte die AEG-Bahn einen ca. 400m langen Verbindungstunnel vom Bf. Oranienplatz zur anderen Linie anlegen. AFAIK ist dieser anzulegende Verbindungstunnel auch der Grund warum die Anlage unter der Oranienstr. endet. War aber wie gesagt noch nicht selber drin. Wie weit südlich geht denn der Bahnhof und gibt es einen südlichen Ausgang auf den Oranienplatz?

Gruß
Alex

Abstellanlage:
Ja, die Überlegung scheint mal da gewesen zu sein, dort Züge abzustellen. Ist aber nie realisiert worden. Die Idee muss aus der Vorkriegszeit stammen.

Oranienplatz:
Am Anfang und Ende des Bahnsteiges befindet sich jeweils ein Notausgang. So lässt sich die Anlage auch and er Oberfläche gut erkennen.
reicht das? Ich habe mir es oben nicht so genau angeschaut, dass ich dir hier eine gute Antwort geben kann.

Hier mal schon vorab eine kleine Auswahl von Bildern:
Bahnhof Oranienplatz, Linie D.



Blick in die Bahnsteighalle, die noch bis vor wenigen Jahren als Umformerstation diente.


Blick auf den Notausstieg am südlichen Ende der Anlage.

cool, das sieht ja nach nem fertigen bahnhof aus...

hast du noch mehr bilder? hm mir ist der notausstieg noch nie aufgefallen, bin aber auch erst paar mal mim 129er übern platz gefahren...


naja beim nächsten berlin-besuch näher hinguggen..

gruß schedel

Ja, sicherlich. Eine ganze Serie.
Wie schon angesprochen, die kommen mal im Rahmen der [berliner-verkehrsseiten.de] ins Netz. Thema: Blinde Tunnel. Momentan ist das Wetter einfach zu schön, um vor dem Rechner zu sitzen ....

Hallo,

auf einem alten Lageplan der BVG, der nun im Museum Olympiastadion haengt, ist der besagte Tunnel gezeichnet. Zu sehen ist dort ein eingleisiger Abzweig von der jetzigen U8, nach etlichen Metern kommt eine Weiche und der Tunnel ist zweigleisig belegt. Gut zu erkennen auch der Rohbau vom U-Bf Oranienplatz, in dessen unmittelbarer Hoehe beide Gleise enden. Dieser Plan stuetzt die Angaben von U.Poppel, siehe oben.
Beide Gleise werden auch als Abstellgleise im Plan gefuehrt.
Mich beschaeftigen zwei Fragen: Wann wurden die beiden Gleise abgebaut und stimmt es, dass in diesem Tunnelstutzen der heute noch vorhandene B1-Zug der AGU die Verschrottungswelle ueberlebt hat? Wer kann helfen?

MfG,

Lars

In diesem Tunnelabschnitt befindet sich kein Gleis.
Wie schon beschrieben, wurde ein Teil der Anlage als Luftschutzanlage verwendet, daher mit Trennwänden durchzogen: für Züge seit 1943 unpassierbar.

Wie auf den Bildern erkennbar, befanden sich nie irgendwelche Gleise im Bahnsteig. Die Gleiströge sind seit vielen Jahrzehnten gedeckelt.

Demzufolge kann sich auch kein Zug dort befinden, alles Märchen.

Es gab früher (vor 1945) die Idee, diese Anlage zum Abstellen von fahrzeugen zu verwenden. Möglich, dass die Zeichnung diese Idee wiedergibt.

Der BI Zug der AG U ist kein Wunder, sondern wurde bewusst aufgehoben. Dafür gab es vor 1992 ein gutes Versteck im Westnetz, wo auch zahlreiche C-Züge standen ...

Hallo Marco,

>Der BI Zug der AG U ist kein Wunder, sondern wurde bewusst aufgehoben. Dafür gab es vor 1992 ein gutes Versteck im Westnetz, wo auch
zahlreiche C-Züge standen ...<

Du meinst den U-Bf. Hermannstr., oder?

Gruß
Alex

Ja, Hermannstrasse war jahrelang das Versteck für alte Züge. Dort haben die Züge nicht gestört. Es gab keine Zerstörung und der Fahrstrom konnte abgeschaltet werden (damit die elektr. teile nicht jahrelang unnütz unter Spannung stehen). In den Kriegstagen wurde der Bahnhof als Luftschutzanlage genutzt. Daher erkennt man heute noch im Nordkopf des Bahnhofes die Schriftzüge hinter Glas.


Mit der Erweiterung der U8 (Ausbau der 70 Jahre vorher in Rohbau angelegten Station) wurde das Versteck geräumt. Einige Wagen landeten direkt auf dem Schrott, andere wurden weiterhin für museale Zwecke aufgehoben.


Heute sucht man vergebens nach ersatzteilen, die man für den C-Zug benötigt. Die waren in den damals verschrotteten C-Wagen vorhanden. An ein Ausschlachten der Wagen hatte damals keiner gedacht, um die Ersatzteile zu sichern ...