Novaearion schrieb am 29.09.03 18:37
> es wäre überhaupt kein Blödsinn, den Stadtring eines Tages zu schließen,
> nur wäre dies momentan einfach zu teuer. Im Bundesverkehrswegeplan
> ist nur der Abschnitt der A100 bis Treptower Park im Vordringlichen
> Bedarf und dieser ist absolut notwendig, um das Adlergestell entgültig zu
> entlasten (die A113n alleine würde zu weit westlich liegen). Im weiteren
> Bedarf ist dann der Abschnitt bis zur B5 / Frankfurter Allee zu finden, was
> daran Quatsch ist weißt offenbar nur du. Gerade die Stadtautobahn
> verhindert, dass Nebenstraßen überfüllt sind und wer z.B. aus der Altstadt
> Köpenick mal versucht hat, nach Tegel zu kommen (ähnlich ist es Richtung
> Nordostberlin), kann sich denken, wie nützlich die A113n und der
> Weiterbau der A100 sein wird. Parallel dazu ist der Ausbau des ÖPNV
> doch auch sinnvoll, nur sind das absolut zwei Paar Schuhe. Mit der
> Straßenbahn legt man selten lange Strecken zurück, auf der Autobahn
> schon. Sonst nimmt man eben die S-Bahn oder den Regio.
Auch wenn das eigentlich ein anderes Thema ist, nochmal grundsätzlich zu Stadtautobahnen:
Die Zeit, die im Durschschnitt für den Verkehr aufgewandt wird ist relativ konstant (ca. 90 min), obwohl es da natürlich auch Einflußfaktoren gibt. Das bedeutet, daß entscheidend für die Belastung von Verkehrswegen die Reisegeschwindigkeit ist.
Wenn man nun eine Stadtautobahn baut, erhöht sich typischerweise die Reisegeschwindigkeit dadurch, daß man auf der Autobahn schneller fahren kann. Das führt dazu, daß im Durchschnitt längere Wege zurückgelegt werden können (Weg = Zeit * Geschwindigkeit), -- wie Du beispielsweise die Verbindung Tegel -- Köpenick genannt hast -- bis sich durch Stauungen oder stockenden Verkehr auf den Zufahrtsstraßen oder der Autobahn dieser Effekt kompensiert.
Lezttendlich hat man nur eine stark belastete Autobahn zusätzlich und die anderen Straßen sind vergleichbar stark belastet -- nur die durchschnittliche Reiseweite (oder die Anzahl der Wege) hat sich erhöht. Angesichts der Tatsache, daß 50% der Wege im Freizeitverkehr zurückgelegt werden, kann man da wirklich nicht vom Erfüllen irgendeines Grundbedarfs sprechen.
Insofern sehe ich im Ausbau des Berliner Straßennetzes weniger Sinn, vielmehr sollte man die öffentlichen Verkehrsmittel beschleunigen, damit man eine annehmbare Alternative hat -- allein schon für den Fall, daß das Auto nicht will oder kann (Glatteis).
Was die Länger der Staus betrifft, hängt sie im Wesentlichen von der Bereitschaft ab, im Stau zu stehen. Wenn man nämlich nicht bereit ist, im Stau zu stehen (oder im Stau über eine bestimmte Zeit zu stehen), wählt man nämlich eine Alternative (andere Route, anderes Ziel, anderes Verkehrsmittel, andere Zeit, überhaupt keine Fahrt), und verringert dadurch den Stau. Sehr schön zu sehen war das beispielsweise bei der Reichstagsverhüllung, wo es trotz Sperrung der Innenstadt und Unmengen von Besuchern bereits am zweiten Tag zu keinen wesentlichen Behinderungen gekommen ist -- oder auch bei Sperrungen von Teilabschnitten des Stadtrings. So etwas kann man «Systemintelligenz» nennen, wenn man will. ;-)
Insofern tragen wohl Unterhaltungselektronik und mehr Gemütlichkeit im Auto viel mehr als alles andere zur Länge von Staus bei. Nicht daß ich deswegen für eine zwangsweise spartanische Ausrüstung von Autos bin. ;-)