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Akzeptanz der neuen Nacht U-Bahnen
geschrieben von Torben2 
Hallo zusammen!

Seit ca. 5 Monaten fahren ja jetzt in Berlin fast alle U-Bahnen in den nächten von Fr/Sa und Sa/So durchgehend.

Würde mich mal interessieren, wie gut das Angebot bisher angenommen wird. Vielleicht können die Berliner ja mal berichten!?

Gleiches gilt für dei Stadtbahnstrecke, auf der die S-Bahn jetzt alle 15 Min. verkehrt. Ich nehme an, die Züge sind immer noch sehr voll? Fahren dort nachts weiterhin 8-Wagen-Züge?
Ist niemand hier, der ab und zu mal nachts den Berliner ÖPNV benutzt und mal kurz seine Eindrücke schildern könnte?
Hallo Torben,

Dein Posting hatte ich gelesen, jedoch bisher nicht darauf geantwortet, da ich das nicht aus eigener Erfahrung beurteilen kann.

In der Berliner Presse war zu lesen, daß das neue Nachtlinien-Konzept seit dem 15.6.2003 sehr gut angenommen wurde, was meiner Meinung nach auch zu erwarten war.
Ich persönlich hoffe, das dies auf alle Nächte ausgeweitet wird, da es zum einen die Hauptstadt prägt, weiterhin Berlin als Weltstadt auszeichnen würde (man siehe andere Städte in der Welt, wo dies praktiziert wird, obwohl sie keine Hauptstadt sind) und es meiner Meinung nach auch günstiger von den Kosten gesehen ist.
Zu letzterem mag ich mich nicht festlegend äussern, da ich das derzeitige Nachtliniennetz (So bis Do) noch nie vollständig verglichen habe mit dem Tagesliniennetz oder dem Nachtliniennetz von Fr bis Sa (ich meine die Haupt-Bus und Strassenbahn, sowie die S und U-Bahnlinien). Lediglich die U5 habe ich insofern betrachtet, das ich der Meinung bin, sie durchgängig fahren zu lassen, weil sie so rentabler ist, als den N5 jede Nacht (von So bis Do) vom Zoo zum Alex und weiter im Zuge der U5 nach Hönow und weiter bis "Hellersdorf, Riesaer Strasse" zu führen.

Ob die S-Bahn im Nachtverkehr mit 8-Wagen Zügen fährt, könnt ich Dir auch erst schreiben, wenn ich mal nachts aus Fenster schaue, und auf die S7 achte;-) Aber auch dann könnt ich nur etwas zur S7 meinen, nicht zu allen Nacht S-Bahnen, dafür bin ich nachts zu selten unterwegs.

Ich hoffe, Dir zumindest ansatzweise eine Meinung wiedergeben zu können, bezüglich Deiner Frage.


Gruß
Egbert

Egbert schrieb:

> Ich persönlich hoffe, das dies auf alle Nächte ausgeweitet
> wird, da es zum einen die Hauptstadt prägt, weiterhin Berlin
> als Weltstadt auszeichnen würde (man siehe andere Städte in der
> Welt, wo dies praktiziert wird, obwohl sie keine Hauptstadt
> sind) und es meiner Meinung nach auch günstiger von den Kosten
> gesehen ist.

Ein Betrieb in jeder Nacht ist nicht (sinnvoll) möglich, da die Strecke auch gewartet werden muß. In jeder Nacht (außer am Wochenende) finden umfangreiche Wartungsarbeiten statt. In New York ist ein durchgängiger Nachtbetrieb möglich, da vier Gleise vorhanden sind, von denen zwei für Wartungsarbeiten gesperrt werden können.
Hallo Masato

> (...) In jeder Nacht (außer am
> Wochenende) finden umfangreiche Wartungsarbeiten statt.
> (....)

Dem ist nicht so, weiß ich aus eigener und langjähriger Erfahrung durch meinen Jobs (Zugbegleiter, Zugabfertiger, Zugfahrer, Einsatzplanung U-Bahn bei der BT GmbH).
Es finden Wartungsarbeiten statt, das stimmt. Diese Wartungarbeiten beschränken sich jedoch auf eine Gleisreinigung, die ca. und max. 2x im Monat pro Abschnitt (Bahnhof bzw. Trompete) durchgeführt werden. Die Wartung von den ca. 6 Bussen (in meinem Beispiel des N5), sowie des Benzinverbrauches und der Personalkosten, ist in meinen Augen höher, als 3 U-Bahnen die Nacht durchfahren zu lassen. Der Umwelt käme es zudem auch besser;-) Sonstige Überprüfungen finden nur durch den Streckenläufer statt bzw. falls Störungen auftreten, durch den Zugfahrer. Nur dann wird Wartung an den Strecken durchgeführt bzw. Reparaturen behoben.

Egbert
Egbert schrieb:

> > (...) In jeder Nacht (außer am
> > Wochenende) finden umfangreiche Wartungsarbeiten statt.
> > (....)
>
> Dem ist nicht so, weiß ich aus eigener und langjähriger
> Erfahrung durch meinen Jobs (Zugbegleiter, Zugabfertiger,
> Zugfahrer, Einsatzplanung U-Bahn bei der BT GmbH).
> Es finden Wartungsarbeiten statt, das stimmt. Diese
> Wartungarbeiten beschränken sich jedoch auf eine
> Gleisreinigung, die ca. und max. 2x im Monat pro Abschnitt
> (Bahnhof bzw. Trompete) durchgeführt werden.

Gleise und Schwellen müssen getauscht werden, der Schotter muß nachgestopft und irgendwann gereinigt werden. Die Signaltechnik, die Stromversorgung und die Leitungen werden auch nicht ewig halten.

Selbst die Gleisreinigung im Bahnhofsbereich wird man wohl kaum schubweise alle zwei Wochen machen, sondern man wird die Bahnhöfe nacheinander reinigen, so daß allein dafür eine Linie jede Nacht gesperrt werden müßte. Zudem sind gerade in Berlin im Tunnel die Verhältnisse sehr beengt, so daß man tendenziell mehr und länger sperren muß als an der Oberfläche, wo man neben dem Gleis noch genug Platz hat, etwas vorzubereiten oder Baumaterialien heran- und wegzuschaffen.
Masato Zechlin schrieb:

> Gleise und Schwellen müssen getauscht werden, der Schotter muß nachgestopft und irgendwann gereinigt werden. Die Signaltechnik, die Stromversorgung und die Leitungen werden auch nicht ewig halten.

Ja, so sieht die Theorie aus, aber nicht die Praxis. Es werden nicht jede Nacht Bruchstücke von Schwellen oder Gleisen ausgetauscht/gewartet. Dies geschieht nur bei Baumaßnahmen, die zu 99,9% angekündigt sind (zumind. intern, falls sie nur in der Betriebspause stattfinden). Die Signaltechnik bedarf so gut, wie keiner Wartung; es sei denn Zugfahrer melden vermehrt Störungen oder der Streckenläufer meldet z.B. Ungereimtheiten an den I-Stössen.
Eine Ampel wird auch nicht jeden Tag und auch nicht einmal die Woche gewartet.

> Selbst die Gleisreinigung im Bahnhofsbereich wird man wohl kaum schubweise alle zwei Wochen machen, sondern man wird die Bahnhöfe nacheinander reinigen, so daß allein dafür eine Linie jede Nacht gesperrt werden müßte.

Schubweise alle 2 Wochen nicht, das stimmt, darum schrieb ich ein "ca." davor. Jedoch auch nacheinander werden die Bahnhöfe bzw. dessen Gleisanlagen auch nicht gereinigt, so das "durchschnittlich" jeder Bahnhof etwa alle 2 Wochen gleisgereinigt wird.

> Zudem sind gerade in Berlin im Tunnel die Verhältnisse sehr beengt, so daß man tendenziell mehr und länger sperren muß als an der Oberfläche, wo man neben dem Gleis noch genug Platz hat, etwas vorzubereiten oder Baumaterialien heran- und wegzuschaffen.

Wie meinst Du "gerade in Berlin"? Anderorts sind Tunnelanlagen genauso eng bemessen. Und das Tunnelanlagen anders bzw. länger, als der Oberflächenverkehr zu "sperren" sind, ist klar. Eine Gleissperrung wegen einer Gleisreinigung kann jedoch durchaus konform gestaltet sein nach den Bestimmungen der BO Strab, die für die U-Bahn gilt.
Eine Gleisreinigung läßt sich auch bequem im 30-Min. Abstand durchführen, da sie nicht länger als ca. 20 Min. pro Bahnsteiggleis dauert.
Eine Gleisreinigung bedarf daher keiner Linien-Sperrung. Es ist möglich, die Zugfahrer(innen) zu informieren, das da und dort Gleisreinigungen durchgeführt werden und dieser Bahnhof entsprechend vorsichtig anzufahren ist.

Vielleicht reden wir jedoch auch gerade an einander vorbei.

Egbert



Nachricht bearbeitet (22.11.03 17:08)
So...


Also zu den S-Bahnen...

Die S 75 fährt definitiv als 8 Wagen Zug, wenn sie nachts durchfährt. (Zumindest der "Ostteil" zwischen Zoo und Wartenberg.)

Die S 7 glaube ich auch, wobei ich das nicht angemessen finde, weil sie nur zwischen Ahrensfelde und Lichtenberg verkehrt.

Von den anderen Linien kann ich nicht berichten.



A jar.


Übrigens irgendwo im Forum wurde darüber schon geschrieben und es wurde berichtet, die U Bahnen seien so knackevoll, dass sie 10 Minuten und mehr Verspätung hätten deswegen...


Na ja... und das bei einem 15 Minuten Takt...

;o)



A jar.
Ich habe mich bei der BVG mal schlau gemacht.
Die nächtlichen Arbeiten innerhalb der Betriebspause von 1 bis 3.30 Uhr möchte ich am Beispiel von heute Nacht mal zusammengefaßt darstellen:
(Für die Koordinierung der nächtlichen Arbeiten bereits am Vormittag des Vortages gibt es bei der Betriebsabteilung extra ein Nachtfahrtbüro.)

Kleinprofil:
U1 (Krumme Lanke bis Nollendorfpl.) 9 Arbeitsgruppen mit Abschaltung, 2 Arbeitsgruppen ohne Abschaltung des Fahrstroms
U2 7 Arbeitsgruppen mit Abschaltung, 4 Arbeitsgruppen ohne Abschaltung des Fahrstroms
U4 4 Arbeitsgruppen mit Abschaltung des Fahrstroms
U15 (Uhlandstr. bis Warschauer) 4 Arbeitsgruppen mit Abschaltung des Fahrstroms
Dazu kommen 3 verschiedene Arbeitszüge von Gru bis Nollendorfpl.

Großprofil:
U5: 2 Arbeitsgruppen mit Abschaltung des Fahrstroms, dazu Arbeiten rund um die Uhr im vollgesperrten Bereich Frankfurter Allee - Alex
U6: 6 Arbeitsgruppen mit Abschaltung, 1 Arbeitsgruppe ohne Abschaltung des Fahrstroms
U7: 7 Arbeitsgruppen mit Abschaltung, 4 Arbeitsgruppen ohne Abschaltung des Fahrstroms
U8: 9 Arbeitsgruppen mit Abschaltung, 2 Arbeitsgruppen ohne Abschaltung des Fahrstroms
U9: 8 Arbeitsgruppen mit Abschaltung des Fahrstroms
Zusätzlich sind 4 verschiedene Arbeitszüge unterwegs.

Arbeiten auf dem Bahnsteig außerhalb des Gleisbereichs werden von weiteren 4 Arbeitsgruppen ausgeführt.

Da für die weitaus meisten Wartungs- und Baumaßnahmen im Tunnel der Fahrstrom abgeschaltet werden muss (Vorschriften der Berufsgenossenschaft), kämen für den Nachtverkehr nur nichtelektrische Fahrzeuge in Betracht. Die Cabrioloren sind jedoch alle ohne Sitze auf den Baustellen unterwegs.
Weiterhin wäre eine halbe Hundertschaft zusätzlicher Sicherungsposten notwendig. Die meisten Arbeiten wären aber auch beim Stundentakt des Nachtverkehhrs einfach nicht zu leisten. Ein U-Bahnnetz, das nicht nur die ältesten, sondern auch die (baulich) engsten U-Bahntunnel Deutschlands umfasst, und sich über 166 km Strecke und 190 Bahnhöfe erstreckt, ist "Zwischen den Zügen" nicht instandzuhalten.

Mario



so long

Mario
Da So-Do doch wenn überhaupt nur alle 20-30 min gefahren wird, kann man doch auch eingleisig um die Baustellen herumfahren, oder haben die Berliner U-/S-Bahnen dafür nicht genügend Weichen?

Christian
Eingleisig die Baustellen zu umfahren, ist im 30-min-Takt auf vielen Strecken theoretisch möglich. Leider sind die beiden Gleisseiten nur an wenigen Stellen im Netz baulich getrennt, wie im Bereich der bergmännisch erstellten Röhrentunnel.
Meist gestattet die Art der auszuführenden Arbeiten keinen gleichzeitigen Fahrbetrieb. In der Regel wird in einem Gleis gearbeitet, der zugehörige Arbeitszug befährt das andere Gleis. Auf oberirdischen Strecken sind die beiden Stromschienen der Gleise dicht nebeneinander, da müssen immer beide freigeschaltet werden.
Zudem gestattet die installierte Zugsicherungstechnik nur an wenigen Stellen den signalisierten Linksfahrbetrieb. Die gesamte Fahrgastabfertgung (Spiegel, Monitore) ist nur für den Rechtsfahrbetrieb ausgelegt, man müßte zu Zugbegleitern oder Bahnhofsabfertigern zurückkehren. RBL und Richtungsanzeiger müssten neu programmiert werden (kostet allein schon Millionen). Wegen vieler nicht automatisierter Stellvorgänge in den Stellwerken wäre auch bei LISI zusätzliches Personal nötig.
Das Offenhalten der Bahnhöfe würde zusätzliches Sicherheitspersonal erfordern, trotzdem wären der Vanalismus schwer einzudämmen. Auf was für Ideen nächtliche "Fahrgäste" in der halben Stunde bis zur nächsten Bahn kommen würden?
Kosten, Kosten, Kosten und geringe Auslastung - keine Chance auf Nachtverkehr in der Woche.

Mario



so long

Mario
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