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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
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schallundrausch
So, es ist soweit - das Radgesetz wird kommen (und so die Bezirke sich nicht allzuquerstellen, noch in diesem Jahr). Ausformuliert ist es noch nicht, doch der Inhalt wurde mittlerweile fixiert. Egal, wie man selbst sich zu der Materie positionieren mag, aber eine Regierungskoalition mit Umweltverbänden und einer Grassroots-Protestbewegung in einhelliger Übereinstimmung zu erleben, ist schon mehr als nur ein singuläres Ereignis.

..und noch besser:

ADFC und IHK
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Global Fisch
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schallundrausch
So, es ist soweit - das Radgesetz wird kommen (und so die Bezirke sich nicht allzuquerstellen, noch in diesem Jahr). Ausformuliert ist es noch nicht, doch der Inhalt wurde mittlerweile fixiert. Egal, wie man selbst sich zu der Materie positionieren mag, aber eine Regierungskoalition mit Umweltverbänden und einer Grassroots-Protestbewegung in einhelliger Übereinstimmung zu erleben, ist schon mehr als nur ein singuläres Ereignis.

..und noch besser:

ADFC und IHK

Zwei sehr unterschiedliche Interessengruppen (ADFC und IHK) gehen aufeinander zu und einigen sich auf eine gemeinsame Position - richtig so.

Ein Detail möchte ich hinterfragen: Unter der Überschrift "Laden und Liefern auf Radverkehrsanlagen unterbinden!" findet sich am Schluß die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen.

Auch die Bereitstellung von verfügbarem Parkraum für Anwohner der Innenstädte ist aber ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung. Die Akzeptanz der Parkraumbewirtschaftung hat nur dann Bestand, wenn die Anwohner in "ihrer" Parkzone auch wirklich einen Parkplatz finden - die "Anwohnerparkplätze" sollten daher nicht über Gebühr verknappt werden.

Ein anderes Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist die relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto. Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung.

Meint Marienfelde, und wünscht Euch einen schönen Sonntag.
Wer in der Innenstadt mit einem sehr guten ÖPNV-Angebot und kurzen Wegen zu allen Institutionen wohnen möchte, der muss nicht zwangsläufig einen kostenlosen/billigen Stellplatz für sein Automobil haben. Die Verkehrsflächen im Zentrum sind rar, aufgrund des zunehmenden Verkehrs werden diese für alle benötigt.

In den Außenbezirken dagegen sind durchaus Abstellflächen vorhanden, dort kann man sein Automobil auch im öffentlichen Straßenraum abstellen.
Zitat
Marienfelde
Auch die Bereitstellung von verfügbarem Parkraum für Anwohner der Innenstädte ist aber ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung. Die Akzeptanz der Parkraumbewirtschaftung hat nur dann Bestand, wenn die Anwohner in "ihrer" Parkzone auch wirklich einen Parkplatz finden - die "Anwohnerparkplätze" sollten daher nicht über Gebühr verknappt werden.

Ein anderes Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist die relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto. Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung.

Die einfachste und für den Steuerzahler günstigste Möglichkeit wäre, das Parken im öffentlichen Straßenraum überhaupt nicht mehr zu subventionieren, so dass ein Markt für eigenwirtschaftlich finanzierte Parkhäuser entsteht. Dort kann sich dann jeder das Zeit-/Preismodell aussuchen, das ihm passt: vom Kurzparken über Zeitkarten bis hin zu persönlichen Stellplätzen, auf denen das eigene Auto steht oder keines.

Ein erster Schritt dazu wäre, für das Parken im öffentlichen Raum einen Rabatt für Anwohner zu gewähren statt Dauerparkausweise zu einem symbolischen Preis zu vergeben, auf denen dann überwiegend PKWs stehen, die nur wöchentlich oder monatlich genutzt werden. Dann kann man auch die Anwohner in nachfrageorientierte Preissysteme einbeziehen und zum Beispiel in Geschäftsstraßen das Parken über hohe Preise zu den Öffnungszeiten zugunsten der Kurzzeitparker zu steuern.

Die Parkraumbewirtschaftung ist ein gutes Instrument, um a. den knappen Parkraum effektiv zu verteilen und b. eine sinnvolle Parkraumüberwachung zu finanzieren. In meinem Kiez hält sich z.B. durch einen hohen Kontrolldruck die Zahl der Falschparker auf Radwegen, in Lieferzonen etc. in Grenzen - außer an Sonntagen, wenn nicht kontrolliert wird.
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Global Fisch
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schallundrausch
So, es ist soweit - das Radgesetz wird kommen (und so die Bezirke sich nicht allzuquerstellen, noch in diesem Jahr). Ausformuliert ist es noch nicht, doch der Inhalt wurde mittlerweile fixiert. Egal, wie man selbst sich zu der Materie positionieren mag, aber eine Regierungskoalition mit Umweltverbänden und einer Grassroots-Protestbewegung in einhelliger Übereinstimmung zu erleben, ist schon mehr als nur ein singuläres Ereignis.

..und noch besser:

ADFC und IHK

Das bringt mein festgefahrenes Weltbild arg ins wanken. In was für einer kuscheligen Gesellschaft lebe ich denn, wo Feindbilder nichts mehr zählen und über Interessengrenzen auch noch konstruktiv miteinander gearbeitet wird? Hilfe!
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Marienfelde
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Global Fisch
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schallundrausch
So, es ist soweit - das Radgesetz wird kommen (und so die Bezirke sich nicht allzuquerstellen, noch in diesem Jahr). Ausformuliert ist es noch nicht, doch der Inhalt wurde mittlerweile fixiert. Egal, wie man selbst sich zu der Materie positionieren mag, aber eine Regierungskoalition mit Umweltverbänden und einer Grassroots-Protestbewegung in einhelliger Übereinstimmung zu erleben, ist schon mehr als nur ein singuläres Ereignis.

..und noch besser:

ADFC und IHK

Zwei sehr unterschiedliche Interessengruppen (ADFC und IHK) gehen aufeinander zu und einigen sich auf eine gemeinsame Position - richtig so.

Ein Detail möchte ich hinterfragen: Unter der Überschrift "Laden und Liefern auf Radverkehrsanlagen unterbinden!" findet sich am Schluß die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen.

Auch die Bereitstellung von verfügbarem Parkraum für Anwohner der Innenstädte ist aber ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung. Die Akzeptanz der Parkraumbewirtschaftung hat nur dann Bestand, wenn die Anwohner in "ihrer" Parkzone auch wirklich einen Parkplatz finden - die "Anwohnerparkplätze" sollten daher nicht über Gebühr verknappt werden.

Ein anderes Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist die relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto. Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung.

Meint Marienfelde, und wünscht Euch einen schönen Sonntag.

Das ist ein ganz interessanter Aspekt, den Du erwähnst - die Parkraumbewirtschaftung dient vor allem der Minderung des Parkdrucks für die Anwohner. Weder wird sie (bisher jedenfalls) als verkehrspolitisches Steuerinstrument für eine Verlagerung von Verkehr vom MV zum ÖV genutzt, noch werden durch die Parkgebühren signifikante Gewinne erzielt. Dafür sind die Preise einfach zu niedrig.

Also ich kann die Argumentation der IHK durchaus nachvollziehen. Liefern/Be-/Entladen/ein-/Aussteigen sollte prinzipiell Vorrang vor "Abstellen" haben. Die Einführung von Parkraumbewirtschaftungszonen kann dabei sehr gut auch gleich für eine Verknappung/Reduzierung/Umwidmung von Parkplätzen genutzt werden (zum Beispiel von Parkflächen zu Lieferzonen), ohne, dass damit irgendwem geschadet wird.

Bei mit im Kiez, direkt vor der Haustür, konnte ich das im Vorher/Nachher Vergleich sehr gut beobachten - der Unterschied war extrem. Während vorher die Straßen wild zugeparkt waren und es abends so gut wie unmöglich war, im 300m-Umkreis eine Parklücke zu finden, ist das nach Eiführung der Parkraumbewirtschaftung schlagartig anders geworden. Seitdem gibt es zu jeder Tages- und Nachtzeit Stellplätze buchstäblich direkt vor meiner Haustür. Man hätte also problemlos Parkflächen reduzieren können, ohne dass die Anwohner Nachteile davon gehabt hätten.
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Lopi2000
Zitat
Marienfelde
Auch die Bereitstellung von verfügbarem Parkraum für Anwohner der Innenstädte ist aber ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung. Die Akzeptanz der Parkraumbewirtschaftung hat nur dann Bestand, wenn die Anwohner in "ihrer" Parkzone auch wirklich einen Parkplatz finden - die "Anwohnerparkplätze" sollten daher nicht über Gebühr verknappt werden.

Ein anderes Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist die relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto. Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung.

Die einfachste und für den Steuerzahler günstigste Möglichkeit wäre, das Parken im öffentlichen Straßenraum überhaupt nicht mehr zu subventionieren, so dass ein Markt für eigenwirtschaftlich finanzierte Parkhäuser entsteht. Dort kann sich dann jeder das Zeit-/Preismodell aussuchen, das ihm passt: vom Kurzparken über Zeitkarten bis hin zu persönlichen Stellplätzen, auf denen das eigene Auto steht oder keines.

Ein erster Schritt dazu wäre, für das Parken im öffentlichen Raum einen Rabatt für Anwohner zu gewähren statt Dauerparkausweise zu einem symbolischen Preis zu vergeben, auf denen dann überwiegend PKWs stehen, die nur wöchentlich oder monatlich genutzt werden. Dann kann man auch die Anwohner in nachfrageorientierte Preissysteme einbeziehen und zum Beispiel in Geschäftsstraßen das Parken über hohe Preise zu den Öffnungszeiten zugunsten der Kurzzeitparker zu steuern.

In der Berliner Morgenpost vom 3.04.2017 gab es einen Artikel zu diesem Thema: [www.morgenpost.de]

1. Den Überlegungen von Jens-Holger Kirchner, die niedrige Berliner Gebühr für eine Bewohnerparkvignette von 40 DM - abgerundet auf 20,40 € - für zwei Jahre zu erhöhen, kann man sich sicherlich anschließen.

2. Vielleicht ist das ganze ja ein Mißverständnis, aber dennoch: Parkgebühren für Bewohner, die sich in Höhe einer Wohnungsmiete bewegen, würde ich rechtlich für unzulässig halten. Aber ich will mich nicht hinter von Menschen gemachten Gesetzen - die von Menschen jederzeit geändert werden können - verstecken.

3. Eine Wiedereinführung der Mietpreisbindung für unsere Stadt wird zur Zeit nicht einmal diskutiert, von der politischen (und auch rechtlichen) Durchsetzbarkeit einmal abgesehen. Soziale Verdrängungsprozesse finden daher ohnehin statt, und sie werden sich leider b.a.w. fortsetzen. Bewohnerparkgebühren in Höhe von Wohnungsmieten wären Sprengstoff für die soziale Entwicklung der Stadt.

4. Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr von privaten PKW mitgeprägt ist - was man unserer Stadt leider durchaus ansehen kann. Ich denke, dies über für breite Schichten der Berliner/innen unbezahlbare Anwohnerparkplätze grundsätzlich ändern zu wollen, wäre nicht der richtige Weg.

5. Um mich zu wiederholen: "Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung."

Dennoch: Allseits einen schönen Abend wünscht Euch
Marienfelde
Tach zusammen!

Das passt jetzt sicher nicht ganz zur aktuellen Diskussion hier, aber Ich dachte es ist mal wieder Zeit, eine altbekannte Idee aus der Versenkung zu holen und zu überlegen, wie diese nach heutigen Gesichtspunkten abschneidet: Die Tramverlängerung von Schöneweide/Johannisthal zum U-Bhf Zwickauer Damm.

Zur Info: Die Überlegungen, eine Straßenbahn von Johannisthal aus über den Sterndamm, die Stubenrauchstraße, die Massantebrücke und den Zwickauer Damm zu legen, sind schon recht alt (wie die meisten Straßenbahnplanungen in Berlin). Schon in den 90er Jahren gab es Schätzungen zur Rentabilität der Strecke von seiten des Senats: [signalarchiv.de]

In einen anderen Thema wurde das ganze ziemlich leidenschaftlich diskutiert. Der Faden ist aber nun gute 8 Jahre alt: [www.bahninfo-forum.de]

Mit die jüngsten Äußerungen finden sich dazu auf Linie Plus, dort wurde auch ganz gut auf die technischen Hürden, die Vorleistungen und die Zukunft des NME-Betriebs auf dem Zwickauer Damm eingegangen. [berlin.linieplus.de]

Was mich aber nun dazu bewegt, das Ganze nochmal neu aufzurollen ist, dass die Strecke nun im Koalitionsvertrag als mittelfristige Maßnahme innerhalb dieser Legislaturperiode zu planen ist - damit hat sie die gleiche Priorität wie die "Vertramisierung" des M27 oder des M9/M41. Ich frage mich ehrlich gesagt, wie realistisch da konkrete Schritte sind und wie sich die Lage vor Ort eigentlich in den letzten 10-15 Jahren verändert hat. Boomt die Gegend genauso wie z.B. Adlershof, sodass da ein höheres Tempo geboten wäre?
Zitat
Slighter
Ich frage mich ehrlich gesagt, wie realistisch da konkrete Schritte sind und wie sich die Lage vor Ort eigentlich in den letzten 10-15 Jahren verändert hat. Boomt die Gegend genauso wie z.B. Adlershof, sodass da ein höheres Tempo geboten wäre?

Handlungsbedarf für eine Straßenbahnstrecke von Schöneweide nach Berlin-Buckow besteht für meine Begriffe definitiv. Allerdings wäre zu untersuchen, ob nicht eine Anknüpfung an die U7 am U-Bf Johannisthaler Chaussee sinnvoller bzw. zusätzlich zu einer Anbindung an den U-Bf Zwickauer Damm geboten wäre. Nicht nur die U7, sondern auch das Einkaufszentrum ist in der Region ein wichtiges Ziel. Zudem halte ich den Weiterbau der Elektrischen zunächst bis zum S-Bf Buckwoer Chaussee für unerlässlich. Leider allerdings scheint die Bezirkspolitik eher die - für meine Begriffe nachrangige und eher unrealistische - Verlängerung der U7 zum BER zu favorisieren, obwohl mit dem von Dir angesprochenen Ausbau des Straßenbahnnetzes im Süden des Bezirks sowie natürlich mit der Verlängerung der Straßenbahn zum Hermannplatz wesentlich mehr zu holen sein dürfte. Hier kann man nur auf einen Generationswechsel im Bezirksamt Neukölln hoffen.
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Marienfelde
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Lopi2000
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Marienfelde
Auch die Bereitstellung von verfügbarem Parkraum für Anwohner der Innenstädte ist aber ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung. Die Akzeptanz der Parkraumbewirtschaftung hat nur dann Bestand, wenn die Anwohner in "ihrer" Parkzone auch wirklich einen Parkplatz finden - die "Anwohnerparkplätze" sollten daher nicht über Gebühr verknappt werden.

Ein anderes Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist die relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto. Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung.

Die einfachste und für den Steuerzahler günstigste Möglichkeit wäre, das Parken im öffentlichen Straßenraum überhaupt nicht mehr zu subventionieren, so dass ein Markt für eigenwirtschaftlich finanzierte Parkhäuser entsteht. Dort kann sich dann jeder das Zeit-/Preismodell aussuchen, das ihm passt: vom Kurzparken über Zeitkarten bis hin zu persönlichen Stellplätzen, auf denen das eigene Auto steht oder keines.

Ein erster Schritt dazu wäre, für das Parken im öffentlichen Raum einen Rabatt für Anwohner zu gewähren statt Dauerparkausweise zu einem symbolischen Preis zu vergeben, auf denen dann überwiegend PKWs stehen, die nur wöchentlich oder monatlich genutzt werden. Dann kann man auch die Anwohner in nachfrageorientierte Preissysteme einbeziehen und zum Beispiel in Geschäftsstraßen das Parken über hohe Preise zu den Öffnungszeiten zugunsten der Kurzzeitparker zu steuern.

In der Berliner Morgenpost vom 3.04.2017 gab es einen Artikel zu diesem Thema: [www.morgenpost.de]

1. Den Überlegungen von Jens-Holger Kirchner, die niedrige Berliner Gebühr für eine Bewohnerparkvignette von 40 DM - abgerundet auf 20,40 € - für zwei Jahre zu erhöhen, kann man sich sicherlich anschließen.

2. Vielleicht ist das ganze ja ein Mißverständnis, aber dennoch: Parkgebühren für Bewohner, die sich in Höhe einer Wohnungsmiete bewegen, würde ich rechtlich für unzulässig halten. Aber ich will mich nicht hinter von Menschen gemachten Gesetzen - die von Menschen jederzeit geändert werden können - verstecken.

3. Eine Wiedereinführung der Mietpreisbindung für unsere Stadt wird zur Zeit nicht einmal diskutiert, von der politischen (und auch rechtlichen) Durchsetzbarkeit einmal abgesehen. Soziale Verdrängungsprozesse finden daher ohnehin statt, und sie werden sich leider b.a.w. fortsetzen. Bewohnerparkgebühren in Höhe von Wohnungsmieten wären Sprengstoff für die soziale Entwicklung der Stadt.

4. Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr von privaten PKW mitgeprägt ist - was man unserer Stadt leider durchaus ansehen kann. Ich denke, dies über für breite Schichten der Berliner/innen unbezahlbare Anwohnerparkplätze grundsätzlich ändern zu wollen, wäre nicht der richtige Weg.

5. Um mich zu wiederholen: "Die Forderung nach einer Ungültigkeit von Bewohnerparkausweisen in Geschäftsstraßen ist das Gegenteil einer ÖPNV-Förderung."

Dennoch: Allseits einen schönen Abend wünscht Euch
Marienfelde

Ich bin definitiv auch für die Erhöhung der Gebühren für eine Anwohnervignette. In welcher Höhe die Ausfallen soll, kann man ja gerne diskutieren. Auch darf die Steigerung gerne sukzessive sein, man muss die Leute ja zweifelsohne nicht mit einer schlagartigen Verzehnfachung vor den Kopf stoßen.

Anyhow, ich sehe im Preis des Anwohnerparkend durchaus ein verkehrspolitisches Steuerinstrument um einen sanften 'Push' in Richtung ÖV auszuüben. Derzeit ist die Anwohnervignette ein rein ordnungspolitisches Instrument, der Preis deckt gerade mal so den Verwaltungsaufwand, der zur Ausstellung nötig ist. Das Anwohnerparken an sich ist kostenlos, ich finde es wichtig, das festzuhalten.

Das Anwohnerparken überhaupt mit angemessenen Gebühren zu belasten, das sollte jetzt das nächste politische Ziel sein. Ich habe mal die 'Marktpreise' für privates Parken recherchiert und komme da auf ein Spannbreite von 30 Euro/Monat für Aussenparkplätze bis 150/Euro für Tiefgaragenplätze, in Ausnahmefällen bis 250 Euro/Monat in Premiumlagen (Mitte-Alt). Selbst, wenn man diese sehr hohen Marktpreise zugrundelegt, dann ist man dennoch ganz schön weit von den Mietpreisen einer durchschnittlichen Wohnung entfernt @Marienfelde. Auf den Quadratmeter gerechnet bewegen wir uns da allerdings schon in derselben Größenordnung.

Vor diesem Hintergrund fände ich moderate 10 Euro/Monat für einen öffentlichen Stellplatz tatsächlich angemessen. Real wäre dies allerding eine Verzwölffachung der gebühr, da wird der ein oder andere Halter bestimmt nicht allzuglücklich mit sein.

Ich weiß nicht genau, was Du mit dem Verweis auf die Mietpreisbremse meinst (die wurde doch erst kürzlich eingeführt) - jedenfalls artikuliert die aktuelle Koalition sehr stark den Willen, künftigen Mietanstieg zu begrenzen (dazu der Tagesspiegel: In Berlin regiert jetzt die linke Baubrigade ) Ok, aber das führt jetzt vom Thema weg.

Ein Argument will ich mir noch herausgreifen, weil das sehr oft in der öffentlichen und politischen Diskussion in Feld geführt wird - das ist die die soziale Implikation von Kostenerhöhungen fürs Autofahren. Du hast das so explizit nicht geschrieben, deswegen verzeih mir, dass ich Deinen Post zum Anlass nehme. Aber oft wird argumentiert, wenn Parkgebühren, Straßennutzungsgebühren etc. erhöht oder eingeführt werden, dann könnten sich Ärmere das Autofahren nicht mehr leisten, das würde zu einer sozialen Ausgrenzung führen und sei ungerecht. und da hört's bei mir regelmäßig mit der Logik auf und ich denk mir ... hä?!
Der Zugang zum Autofahren ist per se nicht diskriminierungsfrei und war es auch nie. Durch die enormen Kosten ist Autofahren ein Privileg einer wohlsituierten (Mittel-)schicht. Es gibt und hat historisch immer eine Grenze der finanziellen Leisungsfähigkeit gegeben gegeben, unterhalb derer der Besitz eines Autos nicht leistbar ist. Diese Grenze ist zwar seit den 50er Jahren deutlich gefallen, aber sie existiert doch immer noch. Wer arm ist, hat niemals die Möglichkeit, sich für oder gegen das Auto zu entscheiden. Hingegen kann jeder, egal wie arm, egal wie benachteiligt, egal wie sozial schwach, egal ob obdachlos oder komplett mittellos die Öffis benutzen. Oder Fahrrad fahren. Und natürlich zu Fuß gehen.
Der Auftrag einer Regierung sollte doch lauten, Mobilität für alle zu schaffen. Wenn jetzt genau diese drei Verkehrsträger gefördert werden, die diskriminierungsfreien Zugang bieten, dann ist das vollkommen legitim. Wenn das auf Kosten des Autoverkehrs erfolgt, dann ist auch das legitim. Illegitim ist es aber, zu behaupten, man dürfe die Kosten für das Autofahren nicht erhöhen, weil man damit Autofahren zum Luxus machen würde, von dem man Menschen ausschließt. Denn das ist genau der satus quo. Autofahren ist ausschließend, ausgrenzend und ist ein Luxus. Es ist nicht möglich und auch überhaupt nicht erstrebenswert, allen das Autofahren finanziell leistbar zu machen. Eine Grenze zwischen denen, die die Wahl haben, autozufahren oder nicht, und denen, die prinzipiell ausgeschlossen sind, wird immer existieren.
Man kann diese Grenze zwar weit nach oben oder unten verschieben, doch niemals beseitigen. Deswegen ist - und das ist jetzt meine Meinung - auch vollkommen egal, wo diese Grenze verläuft. Ob die unteren 20% ausgeschlossen sind oder 30% ... oder ob für 70% der Bevölkerung das Autofahren kostenprohibitiv ist, das ist einerlei, solange zuverlässige und sichere und leistbare alternative Mobilitätsformen zur Verfügung stehen. Wo diese Grenze letztendlich liegen soll, das ist der politische Gestaltungsspielraum.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 10.04.2017 00:37 von schallundrausch.
Zitat
schallundrausch
Vor diesem Hintergrund fände ich moderate 10 Euro/Monat für einen öffentlichen Stellplatz tatsächlich angemessen. Real wäre dies aööerding eine Verzwölffachung der Gebühr, da wird der ein oder andere Halter bestimmt nicht allzuglücklich mit sein.

Dazu mal ein kleiner Blick über den Tellerrand, wie das Thema andernorts angegangen wird:
- In Stockholm kostet das Parken bis zu 6 € pro Stunde, für Anwohner gibt es die Option einen ähnlichen Betrag pro Tag zu zahlen oder eine Monatskarte zum Preis von 14 Tageskarten zu kaufen.
- In Zürich werden 300 Franken pro Jahr fällig.
- In Paris zahlen Anwohner in etwa für ein Wochenticket, was andere Parker pro Stunde zahlen.
- In Kopenhagen kostet ein Anwohnerparkausweis rund 100 Euro pro Jahr, solange das Auto nicht extrem energiesparend oder emissionsfrei ist.

Ich finde vor allem die Ansätze interessant, die ein tägliches oder wenigstens wöchentliches Nachlösen erfordern, selbst wenn dieses dann nur ein symbolischer Preis ist. Dadurch wird denjenigen, die Parkplätze langfristig in Anspruch nehmen, verdeutlicht, dass sie im Prinzip jeden Tag anderen einen Parkplatz wegnehmen.

Zitat
schallundrausch
Aber oft wird argumentiert, wenn Parkgebühren, Straßennutzungsgebühren etc. erhöht oder eingeführt werden, dann könnten sich Ärmere das Autofahren nicht mehr leisten, das würde zu einer sozialen Ausgrenzung führen und sei ungerecht. und da hört's bei mir regelmäßig mit der Logik auf und ich denk mir ... hä?!

Interessanterweise kommen diese Argumente häufig von Seiten, die sich ansonsten kaum dafür interessieren, was sich Ärmere leisten können und was nicht. Ich denke, angesichts des hervorragend ausgebauten ÖPNV kann man diese Argumente zumindest für den Innenstadtbereich heute nicht mehr gelten lassen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.04.2017 23:48 von Lopi2000.
Wenn man diesem Artikel Glauben schenken darf, gibt es aber noch andere Ansichten in Berlin, als die hier vereinigten Jubelschreie für die angekündigte Politik der RRG-Koalition.

[www.tagesspiegel.de]
Interessanter Link. Vor allem dieser Absatz:

"Blickt man konkret auf die Verkehrslage, wünschen sich die Berliner vor allem Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. 43 Prozent der Bürger sind der Meinung, dass in den kommenden Jahren vor allem in diesem Bereich investiert werden soll. 29 Prozent fordern dagegen mehr Geld für den Fahrradverkehr und 17 Prozent für den Autoverkehr."

Texte vielleicht mal lesen, bevor man sie verlinkt. Dann erspart man sich so manches Eigentor. :)

Aber selbst aus der Überschrift "Die Berliner sind unzufrieden mit Rot-Rot-Grün" hast Du einen unzulässigen Schluss gezogen, denn sie bezieht sich nicht auf die Ziele und das Kommende, sondern die bisherige Arbeit. Ein Wähler einer Regierungspartei kann auch unzufrieden sein, weil sie die Ziele nicht konsequent genug verfolgt - dann steht er aber weiterhin hinter den Zielen.

Und stell Dir vor: man kann sogar die Ziele unterstützen und trotzdem daran zweifeln, dass die Koalition auch nur ansatzweise erreicht. Ich denke da weniger an die Verkehrs- als viel mehr an die Wohnungsbaupolitik. Wenn die Stadt wächst, reicht es halt nicht, gegen hohe Mieten zu sein (Stichwort Angebot/Nachfrage), man muss auch bauen (also das Angebot erhöhen). Da nicht unwesentliche Teile der Anhängerschaft von Grünen und Linken dummerweise aus NIMBYs bestehen und man nicht den Mumm hat, gegen sie zu agieren, wird das Wohnungsproblem immer stärker zunehmen. Am Rand des Tempelhofer Felds darf nicht gebaut werden, auf der Elisabethaue nicht, und in Baulücken natürlich auch nicht ("Freiräume erhalten!").



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 10.04.2017 15:11 von def.
Zitat
Lopi2000
Dazu mal ein kleiner Blick über den Tellerrand, wie das Thema andernorts angegangen wird: ...

In Tokio muss ein privater Stellplatz durch den potentiellen Fahrzeughalter nachgewiesen werden, sonst wird das private Auto erst gar nicht zugelassen. Deshalb sind die meisten japanischen Autos besonders kurz und schmal, umso mehr passen in eine Garage, in den Hof oder Vorgarten.

so long

Mario
Man wundert sich, dass es in Deutschland Menschen gibt, die eine andere Meinung haben, als die Regierung? Letztendlich ist die Einschätzung aber richtig, dass Bildung wichtiger ist, als Verkehr, denn gut gebildete Menschen können sich besser an die Unzulänglichkeiten des Verkehrssystems anpassen! Aber wo ist die News?

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Lopi2000
Zitat
schallundrausch
Vor diesem Hintergrund fände ich moderate 10 Euro/Monat für einen öffentlichen Stellplatz tatsächlich angemessen. Real wäre dies aööerding eine Verzwölffachung der Gebühr, da wird der ein oder andere Halter bestimmt nicht allzuglücklich mit sein.

Dazu mal ein kleiner Blick über den Tellerrand, wie das Thema andernorts angegangen wird:
- In Stockholm kostet das Parken bis zu 6 € pro Stunde, für Anwohner gibt es die Option einen ähnlichen Betrag pro Tag zu zahlen oder eine Monatskarte zum Preis von 14 Tageskarten zu kaufen.
- In Zürich werden 300 Franken pro Jahr fällig.
- In Paris zahlen Anwohner in etwa für ein Wochenticket, was andere Parker pro Stunde zahlen.
- In Kopenhagen kostet ein Anwohnerparkausweis rund 100 Euro pro Jahr, solange das Auto nicht extrem energiesparend oder emissionsfrei ist.

Ich finde vor allem die Ansätze interessant, die ein tägliches oder wenigstens wöchentliches Nachlösen erfordern, selbst wenn dieses dann nur ein symbolischer Preis ist. Dadurch wird denjenigen, die Parkplätze langfristig in Anspruch nehmen, verdeutlicht, dass sie im Prinzip jeden Tag anderen einen Parkplatz wegnehmen.

Zitat
schallundrausch
Aber oft wird argumentiert, wenn Parkgebühren, Straßennutzungsgebühren etc. erhöht oder eingeführt werden, dann könnten sich Ärmere das Autofahren nicht mehr leisten, das würde zu einer sozialen Ausgrenzung führen und sei ungerecht. und da hört's bei mir regelmäßig mit der Logik auf und ich denk mir ... hä?!

Interessanterweise kommen diese Argumente häufig von Seiten, die sich ansonsten kaum dafür interessieren, was sich Ärmere leisten können und was nicht. Ich denke, angesichts des hervorragend ausgebauten ÖPNV kann man diese Argumente zumindest für den Innenstadtbereich heute nicht mehr gelten lassen.

Sehr schön in diesem Zusammenhang war ja auch der ADAC, der sich gegen eine Reduktion von Parkplätzen und Einrichtung von Fußgängerzonen aussprach... und als Argument gerade die Bedürfnisse von "über 65-Jährigen und Gebrechlichen" ins Feld führte. Die seien schließlich auf den Parkplatz vor der Tür angewiesen. Da musste ich doch schon ein wenig schmunzeln.
Zitat
der weiße bim
Zitat
Lopi2000
Dazu mal ein kleiner Blick über den Tellerrand, wie das Thema andernorts angegangen wird: ...

In Tokio muss ein privater Stellplatz durch den potentiellen Fahrzeughalter nachgewiesen werden, sonst wird das private Auto erst gar nicht zugelassen. Deshalb sind die meisten japanischen Autos besonders kurz und schmal, umso mehr passen in eine Garage, in den Hof oder Vorgarten.

Nicht mal ein Grüner Fundi würde das fordern. Aber Schön, dass Du Dich schon mal zum Vorkämpfer machst ;)
Offenbar hast Du @def den Artikel nicht gründlich gelesen. Selbst bei der ÖPNV-Frage, die mehrheitlich nicht als das wichtigste angesehen wird, überwiegt die Meinung, dass in ihn und nicht ins Fahrrad und auch nicht in den Fußgänger investiert werden sollen. Ergo: U-Bahn bauen, S-Bahn ausbauen, Straßenbahnen erweitern, Regio-Verkehr verbessern. Straßen bauen und ausbauen. Jeder kann das wieder sehr schön auf seine Weise interpretieren. Außerdem habe ich den Artikel nicht verlinkt, um eine Position zu beziehen, sondern weil er insgesamt interessant ist und so manchem Aktivisten hier zu denken geben sollte. Es steht auch drin, dass die Klientel der regierenden Parteien mit diesen noch am ehesten einverstanden sind, aber noch mehr wollen. Sie sind nur selten in der Mehrheit. Fußball spiele ich auch nicht, so sind weder Tore noch Eigentore interessant. Das Gerangel überlasse ich Euch, hier gehts um die Sache und nicht um die Personen des Forums.
Zitat
Heidekraut
Offenbar hast Du @def den Artikel nicht gründlich gelesen. Selbst bei der ÖPNV-Frage, die mehrheitlich nicht als das wichtigste angesehen wird, überwiegt die Meinung, dass in ihn und nicht ins Fahrrad und auch nicht in den Fußgänger investiert werden sollen. Ergo: U-Bahn bauen, S-Bahn ausbauen, Straßenbahnen erweitern, Regio-Verkehr verbessern. Straßen bauen und ausbauen.

Aber weit vor Straßenausbau ist eben: Radwegeausbau. Welch Zufall, dass Du ausgerechnet diese Info "übersiehst", obwohl ich sie extra nochmal als Zitat hingeschrieben habe. :)

Zitat
Heidekraut
Außerdem habe ich den Artikel nicht verlinkt, um eine Position zu beziehen,

Der war gut, und ungefähr so glaubwürdig wie "I had no sex with Monika Lewinsky". Gibst Du uns darauf Dein Ehrenwort?

Zitat
Heidekraut
sondern weil er insgesamt interessant ist und so manchem Aktivisten hier zu denken geben sollte.

In einer Demokratie sind nicht alle einer Meinung? WTF? :o

Zitat
Heidekraut
Das Gerangel überlasse ich Euch, hier gehts um die Sache und nicht um die Personen des Forums.

Und da es Dir nur um die Sache geht, postest Du in einem verkehrspolitischen Forum einen Link, der Deine Meinung zu bestätigen scheint - nur um dann zurückzurudern ("An sich ist Verkehrspolitik den Leuten gar nicht so wichtig"), wenn man Dich darauf hinweist, dass dies nicht der Fall ist.

Von der weiterhin falschen Schlussfolgerung, mit der Du den Link kommentiert hast, abgesehen.

Klar, alles für die Sache. :) "I had no sex with Monika Lewinsky."
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