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Die Marke S-Bahn, und ihr Bedeutungswandel im Laufe der Jahrzehnte
geschrieben von L.Willms 
Am 06.04.2014 um 22:24 schrieb ich in einem früheren, inzwischen geschlossenen Monsterthread über die Marke S-Bahn:

Zitat
L. Willms
Die Marke "S-Bahn" wurde per Dezember 1930 von der Deutschen Reichsbahngesellschaft als gemeinsames Zeichen für den gesamten Berliner Stadt-, Ring- und Vorortverkehr eingeführt, natürlich ohne Unterschied, ob elektrisch oder mit Dampf betrieben (auf der Wannseebahn begann der elektrische Betrieb erst am 15.5.1933, die Zossener Strecke wurde erst ab 1935 abschnittsweise elektrifiziert, die Strecken nach Nauen und Wustermark nie).

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte setzt eine Verengung des Begriffs auf die mit Stromschiene elektrisch betriebenen Eisenbahnen ein, unterschiedlich im offiziellen Gebrauch einerseits und der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit andererseits, und letzteres auch wieder unterschiedlich nach Ost und West. In der eigentümlichen politischen Einheit Westberlin kannte man ja schon lange keinen anderen Stadt- und Vorortverkehr der Eisenbahn als den mit Stromschiene betriebenen (wann berührte die letzte Vorortbahn mit Dampf- oder Diesellokomotive Westberliner Gebiet?), vor allem seit dem Bau der Mauer. Dort hat sich die Vorstellung von "S-Bahn" als ausschließlich der mit Stromschiene betriebenen Stadt-Eisenbahnen zu einer unverrückbar festen Idee verhärtet, die bis in die 1920er Jahre zurückprojiziert wird.

Ich konnte vorgestern diverse alte Zeitschriften durchsehen, und fand dann in der letzten Ausgabe des Jahres 1930 der Wochenzeitung "Die Reichsbahn" den Anfang der Marke S-Bahn (danach folgt der obere Teil der Titelseite dieser Ausgabe mit dem von mir eingegelbten Inhaltsangabe "Berliner S-Bahn"):


immer noch keine richtige sig


Und was willst du uns damit sagen? Irgendwie verstehe ich den Sinn nicht.


PS: Sei doch so gut und entferne das überflüssige Komma aus der Überschrift. ;-)

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Was mit "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen" gemeint war, die "zukünftig" S-Bahn heißen sollten, zeigt dies Linienschema, das ein in einem Artikel von Dr.ing. Karl Remy (1883-1951) über "Die Elektrisierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen -- ein Erfolg moderner Verkehrswerbung" in der "Zeitund des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen", Nr. 29 des 71. Jahrgangs vom 16. Juli 1931 erschien, hier in einer einfach abfotografierten Version.

Der aufmerksame Leser wird in der rechten unteren Ecke den Vermerk "Stand 1. August 1933" bemerken, erstaunlich für einen Artikel, der im Juli 1931 erschien... Aber der Autor hatte schon das Ergebnis der in Angriff genommenen Elektrifizierung der Wannseebahn vorweggenommen, welche in der ersten Jahreshälfte 1933 in Betrieb gehen sollte. Was er aber nicht schon berücksichtigt hatte, waren die neuen, im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Wannseebahn gebauten neuen Stationen an derselben, und damit verbunden, an der Ringbahn. So sieht man noch die Ringbahnstation "Ebersstraße", aber nicht den Kreuzungsbahnhof "Schöneberg" für Ring- und Wannseebahn; die Umbenennung der Ringbahnstation "Schöneberg" (an der Südringspitzkehre) in "Kolonnenstraße" ist auch noch nicht in der Karte enthalten, genausowenig "Innsbrucker Platz" an der Ringbahn und "Feuerbachstraße" und noch zwei weitere an der Wannseebahn.

So gesehen, ein interessantes historisches Dokument. Wer den Link zu meinem früheren Beitrag im Eröffnungsbeitrags dieses Strangs aufgerufen hat, wird im Verlaufe der darauf folgenden Diskussion noch weitere S-Bahn-Netzspinnen aus der Zeit bis 1990 finden, anhand derer man feststellen kann, daß sich die Verwendung des Begriffs "S-Bahn" in Berlin auf alle früheren "Stadt-, Ring- und Vorortbahnen" erstreckte, und wie sich das allmählich auf die mit Gleichstrom von Stromschiene elektrifizieren Strecken verengt hatte.


immer noch keine richtige sig


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