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IGA 2017
geschrieben von Harald Tschirner 
Re: IGA 2017
30.12.2015 20:03
Zitat
schallundrausch
Man wird dann [nach der IGA] also die Seilbahn zum Kienberg oder zum Blumberger Damm nutzen können, auch ohne die Gärten der Welt zu besuchen. Eine Rückfahrkarte wird dann so um die 4,- Euro kosten, Kombitickets für Gärten der Welt plus Seilbahn sollen aber ebenfalls angeboten werden.

Huch, woher weißt du denn das jetzt schon?

Ähm, wenn die Seilbahn nach der IGA bestehen soll, wie ist das mit dem Berliner ÖPNV-Gesetz und dem BVG-Vertrag vereinbar? Also das Betreiben einer ÖPNV-Dienstleistung als Seilbahn im Land Berlin nicht im Betrieb der BVG und nicht im VBB und auch nicht auf Privatgrund?
Re: IGA 2017
30.12.2015 20:27
Erfüllt die Fähre der Familie Buchardi zwischen Aalemannufer und Jörsstr. in Hakenfelde bzw. Tegel nicht die selben Kriterien? ÖPNV ohne BVG

Es grüßt - der Fuchs ;-)
Re: IGA 2017
30.12.2015 21:23
Zitat
BVG-Fuchs
Erfüllt die Fähre der Familie Buchardi zwischen Aalemannufer und Jörsstr. in Hakenfelde bzw. Tegel nicht die selben Kriterien? ÖPNV ohne BVG

Hallo BVG-Fuchs,

ich denke, dass die von Dir genannte Fähre dem Individualverkehr zuzuordnen ist. Dass auf dieser Autofähre zusätzlich auch Personen ohne Auto befördert werden (wie es auf Autofähren allgemein üblich ist), macht sie nicht zu einem ÖPNV-Verkehrsmittel. (Überhaupt war ich sehr erstaunt, als ich diese Fähre vor ungefähr zehn Jahren entdeckte. Eine Autofähre in Berlin - schon kurios.)

Das ist aber ähnlich auch der Punkt am Kienberg: Man kann die Seilbahn sicherlich als "Freizeitattraktion", als dauerhaftes "Fahrgeschäft" oder ähnliches laufen lassen - denn außerhalb der Freizeitgestaltung erfüllt sie keine ÖPNV-Funktionen.

Anders sähe es beispielsweise bei einer Seilbahn von Jungfernheide zum Flughafen Tegel aus, wie sie schon einmal diskutiert wurde. Aber auch eine solche müsste nicht von der BVG betrieben werden, das wäre auch in einem wie auch immer gearteten "Auftrag der BVG" möglich. Der VBB-Tarif müsste dann wohl anerkannt werden, aber es könnten m.E. zusätzlich auch Fahrkarten zu einem Haustarif verkauft werden.

Viele Grüße
Manuel


@ DonChaos: Der BVG-Vertrag bezieht sich nicht auf Seilbahnverkehr, jedenfalls nicht auf sogenannte Luftseilbahnen. Und er sichert der BVG keine Exklusivrechte zu. So bestellt der Senat ja beispielsweise auch schienengebundenen ÖPNV bei anderen Unternehmen.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.2015 21:41 von manuelberlin.
Re: IGA 2017
30.12.2015 21:51
Zitat
DonChaos
wenn die Seilbahn nach der IGA bestehen soll, wie ist das mit dem Berliner ÖPNV-Gesetz und dem BVG-Vertrag vereinbar?

Das ist eine knifflige Frage, denn das Berliner ÖPNV-Gesetz regelt laut §1 "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Verkehrsmitteln im Linienverkehr nach dem Personenbeförderungsgesetz, die die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- und Regionalverkehr befriedigen", und "Schienenpersonennahverkehr nach § 2 Abs. 5 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes mit Eisenbahnen". Und Seilbahnen werden nicht vom Personenbeförderungsgesetz (PBefG) erfaßt. Siehe §1 PBefG:

Zitat
Personenbeförderungsgesetz (PBefG) § 1 Sachlicher Geltungsbereich
(1) Den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegt die entgeltliche oder geschäftsmäßige Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, mit Oberleitungsomnibussen (Obussen) und mit Kraftfahrzeugen. Als Entgelt sind auch wirtschaftliche Vorteile anzusehen, die mittelbar für die Wirtschaftlichkeit einer auf diese Weise geförderten Erwerbstätigkeit erstrebt werden.

Für Seilbahnen gibt es in jedem Bundesland ein Seilbahngesetz. Hier das Berliner Seilbahngesetz.

Allerdings kann man noch Satz 2 von Absatz 1 des §1 des Berliner ÖPNV-Gesetzes heranziehen: "Darüber hinaus gibt es auch eine außerhalb dieses Gesetzes geregelte öffentliche Beförderung von Personen, wie z. B. durch das Taxigewerbe."


immer noch keine richtige sig
Re: IGA 2017
31.12.2015 14:53
Zitat
DonChaos
Zitat
schallundrausch
Man wird dann [nach der IGA] also die Seilbahn zum Kienberg oder zum Blumberger Damm nutzen können, auch ohne die Gärten der Welt zu besuchen. Eine Rückfahrkarte wird dann so um die 4,- Euro kosten, Kombitickets für Gärten der Welt plus Seilbahn sollen aber ebenfalls angeboten werden.

Huch, woher weißt du denn das jetzt schon?

Ähm, wenn die Seilbahn nach der IGA bestehen soll, wie ist das mit dem Berliner ÖPNV-Gesetz und dem BVG-Vertrag vereinbar? Also das Betreiben einer ÖPNV-Dienstleistung als Seilbahn im Land Berlin nicht im Betrieb der BVG und nicht im VBB und auch nicht auf Privatgrund?

Ha, ach Don!

Das hätte mir klar sein müssen, daß ich mit der Aussage so nicht durchkomme!
Also, fest stehen tut da gar nichts, wissen tu ich noch viel weniger, und Quelle ist eine Plauderei mit einem der Leitner-Planungsingenieure. Ich war damals bei der Auslage der Planfeststellungsunterlagen, zufällig kam gerade einer der Leitner-Leute mit dem Auto aus Sterzing an. Schätze, der war sowas wie Projektleiter für die Berliner Installation. Von dem habe ich diese Seilbahnpauschale von zwei Euro pro IGA-Ticket, das ist wohl fix. Danach sollen die Seilbahntickets zwar etwas teurer als das werden, immerhin werden nach der Gartenschau die Fahrgastzahlen deutlich nach unten gehen. Andererseits meinte der Südtiroler aber sinngemäß aber auch etwa folgendes:
"Uns ist schon klar, daß Marzahn und Hellersdorf nicht gerade die reichsten Gegenden in Berlin sind. Also werden wir auch die Priese entsprechend gestalten, denn wir haben ja auch nichts davon, wenn wir hier unsere Seilbahn haben, und niemand fährt mit. Wenn eine Familie mit Kindern mehr als zehn Euro zahlen muss, dann gehen die Leute zu Fuß, oder bleiben gleich daheim."
Den Rest hab ich mir selber zusammengereimt. Nagel mich nicht auf die 4,00 Euro fest, aber Berg+Talfahrt wird realistisch nicht billiger als 3, aber auch nicht teurer als 5 Euro werden.

Was relativ sicher ausgeschlossen werden kann, ist, daß die Seilbahn in das Liniennetz und auch den Tarif des VBB integriert werden wird. Wozu auch?
Über den legalen Hintergrund weiß ich allerdings nicht bescheid, aber einen Zwang, alles, was in Berlin Menschen befördert zwangsweise dem VBB-Tarif zu unterwerfen, kann ich den verlinkten Quellen auch nicht herauslesen. Gegenbeispiele fallen mir aber auch nicht ein. Oder... gibt/gab es nicht mal diesen Expressbus von Südkreuz nach SXF, der auch mit Sondertarif oder Zuschlag zu benutzen war?
Re: IGA 2017
31.12.2015 18:10
Hallo,

Zitat
schallundrausch
Was relativ sicher ausgeschlossen werden kann, ist, daß die Seilbahn in das Liniennetz und auch den Tarif des VBB integriert werden wird. Wozu auch?

Das sehe ich so nicht. Immerhin wurde von Seiten der zuständigen Senatsverwaltung bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Seilbahn-Idee genau das, nämlich eine Intergation der Seilbahnanlage in das Berliner ÖPNV-Netz und den VBB-Tarif nach Ende der Gartenschau, als die wahrscheinlichste Möglichkeit dargestellt. Wäre das nicht der Fall, müsste der U-Bahnhof Neue Grottkauer Str. seinen derzeitigen Namen nach dem Ende der IGA in jedem Fall zurückerhalten, denn sowohl der Erholungspark Marzahn als auch der Kienberg liegen so weit vom Bahnhof entfernt, dass der Name "Kienberg/Gärten der Welt" ohne entsprechende Direktanbindung innerhalb des VBB-Tarifs keinesfalls zu rechtfertigen wäre. Allerdings, das muss ich zugeben, die Bushaltestelle Pfaueninsel ist mindestens ebenso irreführend. Dort lässt sich die Pfaueninsel sogar ausschließlich per Fährüberfahrt ohne VBB-Tarifakzeptanz erreichen, während es vom Bhf. Neue Grottkauer Str. aus immerhin noch die Buslinien 197 und 195 gibt, mit denen kombiniert zumindest die Gärten der Welt in halbwegs fußläufiger Entfernung angebunden werden. Um den Kienberg erklimmen zu können, muss man allerdings von allen in der Umgebung befindlichen BVG-Haltestellen aus erst einen relativ langen Weg (mindestens 700-800 m) zurücklegen.

Zitat
schallundrausch
Oder... gibt/gab es nicht mal diesen Expressbus von Südkreuz nach SXF, der auch mit Sondertarif oder Zuschlag zu benutzen war?

Nicht nur das: Sollte der Flughafen BER tatsächlich irgendwann in Betrieb gehen, wird das Busunternehmen Haru sicher die eigentlich schon zur für 2012 geplanten Eröffnung angekündigte Schnellbuslinie zwischen dem Flughafen und dem Rathaus Steglitz einrichten. Auch dort wird ein Haustarif gelten, der sich durch Vorlage eines VBB-Tickets reduzieren lassen soll.

Viele Grüße vom Oberdeck...


Kann ich am Baum zundern?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.12.2015 18:38 von Oberdeck.
Re: IGA 2017
01.01.2016 12:52
Zitat
schallundrausch
Das hätte mir klar sein müssen, daß ich mit der Aussage so nicht durchkomme!

Dafür war deine Erklärung nun super-interessant. Dieses Hintergrundwissen wäre uns allen entgangen, wenn ich nicht nachgehakt hätte. Da fühl ich mich jetzt ein bisschen wie Lanz. =) Ne, tatsächlich äußerst interessant. Danke für die Hintergrundstory.


Zitat
schallundrausch
[...] Über den legalen Hintergrund weiß ich allerdings nicht bescheid, aber einen Zwang, alles, was in Berlin Menschen befördert zwangsweise dem VBB-Tarif zu unterwerfen, kann ich den verlinkten Quellen auch nicht herauslesen. Gegenbeispiele fallen mir aber auch nicht ein. Oder... gibt/gab es nicht mal diesen Expressbus von Südkreuz nach SXF, der auch mit Sondertarif oder Zuschlag zu benutzen war?

Ja, bei dem bist du in Berlin ein- und in Brandenburg am Flughafen wieder ausgestiegen. Also grenzüberschreitend.

Auch bei der Pfaueninsel-Fähre handelt es sich um einen Sonderfall:
Zitat berlin.de: "[...] Im Preis inbegriffen ist der Eintritt für die Pfaueninsel. Betreiber ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Fahrkarten der BVG sind deshalb nicht als Ticket gültig. [...]"
Re: IGA 2017
01.01.2016 14:54
Zitat
Oberdeck
Allerdings, das muss ich zugeben, die Bushaltestelle Pfaueninsel ist mindestens ebenso irreführend. Dort lässt sich die Pfaueninsel sogar ausschließlich per Fährüberfahrt ohne VBB-Tarifakzeptanz erreichen (...)

Das etwas weiter gedacht führt zur Haltestelle "Reichstag/Bundestag". Liegt in unmittelbarer Nähe dieser Institution, ebenso wie die Haltestelle "Pfaueninsel". Einfach so reinspazieren ist dennoch nicht möglich, es sei denn, man arbeitet da. Dann hat man ja 'n Ausweis dafür, ähnlich wie man als Arbeiter auf der Pfaueninsel sicherlich 'ne Dauerkarte zum Rübersetzen hat.

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INW
Re: IGA 2017
10.01.2016 14:39
Zitat
Harald Tschirner
Bild der Seilbahn

Insbesondere das im letzten Bild dargestellte Verkehrsmittel wird sicher noch zu manchen Postings führen! ;-)
Zitat
DonChaos
Wird das eigentlich eine Pendel- oder eine Umlaufseilbahn?

Wenn man sich das Bild genau anschaut, muß es eine Pendelbahn werden -- oder irgendein Schwachkopp hat bei der Erstellung der Computersimulation die rechte Kabine falschherum ans Seil gehängt...

Gruß Ingo
Re: IGA 2017
10.01.2016 14:50
Zitat
INW
Zitat
Harald Tschirner
Bild der Seilbahn

Insbesondere das im letzten Bild dargestellte Verkehrsmittel wird sicher noch zu manchen Postings führen! ;-)
Zitat
DonChaos
Wird das eigentlich eine Pendel- oder eine Umlaufseilbahn?

Wenn man sich das Bild genau anschaut, muß es eine Pendelbahn werden -- oder irgendein Schwachkopp hat bei der Erstellung der Computersimulation die rechte Kabine falschherum ans Seil gehängt...

Ich tendiere zur Option B, denn ansonsten wäre es schwachsinn daneben ein zweites Seil zu hängen.
INW
Re: IGA 2017
10.01.2016 15:19
Zitat
Flexist
Zitat
INW
Wenn man sich das Bild genau anschaut, muß es eine Pendelbahn werden -- oder irgendein Schwachkopp hat bei der Erstellung der Computersimulation die rechte Kabine falschherum ans Seil gehängt...

Ich tendiere zur Option B, denn ansonsten wäre es schwachsinn daneben ein zweites Seil zu hängen.

Nicht nur Du...

Andererseits las ich vor einiger Zeit, daß irgendein Wintersportgebiet in den Alpen tatsächlich eine vierspurige Einseilumlaufbahn plant. In dem Gebiet ist an der alten Einseilumlaufbahn, die dann erneuert werden soll, eine Kapazitätssteigerung durch größere Kabinen auf Grund der Statik des Untergrundes nicht oder nur extrem begrenzt möglich -- also baut man neben die erneuerte alte Bahn eine zweite parallel daneben.

Gruß Ingo
Re: IGA 2017
10.01.2016 16:19
Ingo, das sind ganz krude Glaskugeleien ohne jede Grundlage. Zumal überflüssig, da die Fakten schon seit Monaten auf dem Tisch liegen.

Auf den Kienberg wird eine automatisch kuppelbare Einseilumlaufbahn gebaut mit Kabinen zu je 10 Leuten Fassungsvermögen, maximaler Transportgeschwindigkeit von 6 m/s und maximaler Kapazität von 3000 pphpd. Dazu drei Stationen, untypischerweise zwei 'Talstationen' jeweils am Ende und einer Zwischenstation in der Mitte auf dem 'Berg', welche mit Kriechgeschwindigkeit durchfahren wird.

Soweit die Fakten, jetzt können wir Gerne über Sinn, Geruch und Ästhetik von dem Teil diskutieren.

Um den Bogen noch ein wenig weiter zu schlagen, hier noch zwei Gedanken, warum eine Pendelbahn nicht sinnvoll oder in diesem Fall nicht möglich wäre:
- Von der vorgestellten Musterkabine ausgehend, die wurde hier ja schon mehrfach gezeigt, bei 10 Sitzplätzen, und 10 - 15 Min. Fahrzeit, wie sähe da ungefähr die Förderkapazität einer Zweiseilpendelbahn aus? Auf jeden Fall nicht gut.
- Die Strecke macht auf dem Kienberg (in der Zwischenstation) einen 'Knick'. Die Einseilumlaufbahn durchfährt diese Station sehr langsam und mit geöffneten Türen, Gäste können ein-, aussteigen, oder zur Durchfahrt einfach sitzenbleiben (nötigenfalls - Rollis, Kinderwagen, ... - kann auch angehalten werden). Bei einer Pendelbahn ist solch ein Knick konstruktiv nicht möglich, wie auch? Alternative wären zwei Seilbahnen mit Umstieg auf dem Kienberg.
Beide Varianten möglich - aber nicht sinnvoll.
Re: IGA 2017
02.04.2016 18:41
Tach allerseits!

Ich kram mal den alten Thread raus - denn mittlerweile tut sich Beachtliches zum Thema Seilbahn. Anscheinend gab es vor zwei Wochen so eine Art Baustartzeremonie mit allerlei Prominenz - das ist komplett an mir vorbeigegangen. Umso erstaunter war ich darüber, wie weit der Bau nun schon fortgeschritten ist, als ich gestern mal wieder in der Gegend war.
Bislang habe ich als Nahverkehrsbekloppter immer Städte wie Lyon oder Barcelona beneidet... ob ihrer exotischen Fortbewegungsmittel. Standseilbahn..., Zahnradbahn... So langsam kann Berlin wohl zu dieser Kategorie aufschließen, zumindest ein wenig. Was nach langen Jahren enervierender Bordsteinkantenfotografiererei auf Straßenbahnbaustellen ebenfalls positiv auffällt, ist das Tempo, mit dem dieses Projekt realisiert wird. Okay, der Vergleich ist wirklich nicht fair, aber angenehm zu sehen ist das trotzdem.
Wurde am 17. März noch die Vollendung des erstem Stützpfeilers gemüllert, so sind heute, nur zwei Wochen später, schon 7 von 10 Stützen komplett. Die Zwischenstation ist fertig errichtet, zumindest was den Seilbahnteil angeht. Der Seilzug hat bereits begonnen, noch im April will man mit der technischen Ausrüstung fertig sein. Bald werden die ersten Kabinen angeliefert, und schon im Sommer soll ein erster Testbetrieb stattfinden. Nur zur Erinnerung, die Planfeststellung erfolgte im letzten Dezember. Von der Genehmigung zur Realisierung in sechs Monaten, ja bist du g'scheit!

Verkehr isses, nah isses auch, leider nicht so wirklich öffentlich, deswegen passt es hier nur so halb rein. Weil Seilbahnen aber für uns Flachländer recht unbekannte und exotische Fortbewegungsmittel sind, mit dem wir meist nur im Alpenurlaub konfrontiert sind, weil das Projekt in Marzahn exemplarisch für zukünftige urbane Seilbahnanwendungen stehen kann (das ist ja die große Hoffnung vom Erbauer) und weil ich das technisch einfach total spannend finde, hab ich trotzdem mal ein paar Fotos mitgebracht und erzähl da jetzt bisschen was zu.

Zuerst mal ein Überblick: Ja okay, zu erkennen ist da nichts. Super iPhonepanorama, dankeschön. Die verpixelten Striche da sollen die fertigen Stützen sein. Also links gehts rauf, vom Blumberger Damm kommend, oben über den Kienberg rüber, rechts wieder runter zur Station neue Grottkauer Straße, in der Mitte das Wuhletal, ganz außen die sehr geschmackvolle Fernwärmeleitung. Das rote Pixel links ist der IGA-Infocontainer "Natur und Umweltbildung". Die gerade Linie Quer durchs Bild die schon fertige Wuhletalbrücke aus vorverrosteten Stahträgern. Also quasi die Alternative zur Seilbahn für die Aktiven unter uns.


Gleich neben der Fernwärmeleitung findet sich dieser Hilfsmast...


... denn auf der Hellersdorfer Sektion hat man schon angefangen, das Vorseil zu ziehen. Oder besser gesagt eines der Vorseile, denn es wird drei davon geben. Als erstes wird ein Nylonseil von Hand von Stütze zu Stütze gezogen. Ist ein Gewässer dazwischen, dann muss man halt außenrum gehn. Oder das Seil einfach rüberwerfen. Kein Scherz, wird wirklich so gemacht. Dann kommt ein erstes Stahlseil dran und wird an dem Nylonseil mittels Seilwinde eine Runde von Marzahn nach Hellersdorf und wieder zurück gezogen. Das Stahlseil zieht dann zweites - dickeres - ein, und dieses dann schließlich erst das tatsächliche Förderseil. Dieses wird dann endlos gespleißt, gespannt, und fertig ist die Fahrbahn für die Einseilumlaufbahn.


Hier ist die Stütze 7ab auf der Ostflanke des Kienbergs. Sie steht knapp östlich der Zwischenstation und ist der höchste Punkt der Anlage, das Förderseil ist so ungefähr in 107m Höhe üNN. Die 'Bergstation' auf den Kienberg liegt tatsächlich etwas tiefer. Man wollte sie nicht zu nahe an der Aussichsskulptur 'Wolkenhain' auf dem Gipfel haben, um deren optischen Wirkung nicht zu beeinträchtigen, und legte die Station etwas unterhalb des Gipfelplateaus. So muss die Bahn Richtung Osten noch eine kleine Kuppe überfahren, bevor es hinab ins Wuhletal geht.
Apropos 'Bergstation', ich habe das in Anführungszeichen gesetzt, weil die Station auf dem Kienberg zwar die höchste der dreien ist, aber nach Nomenklatur der Seilbahner eben nicht die Bergstation. Dass man wie in Berlin mit derselben Seilbahn erst hoch, und dann wieder runterfährt, ist ein ziemlich spezieller Sonderfall. Beim Seilbahnbau gibt es nur in zwei Richtungen - bergwärts oder talwärts. Und damit man nicht durcheinanderkommt, behält man die Sprachregelung auch bei, wenn es zwischendurch mal drunter und drüber geht. Die Stationen Marzahn und Hellersdorf sind fast auf derselben Höhe, Hellersdorf liegt aber mit 55m üNN aber tatsächlich drei Meter höher. Das macht aus 'Gärten der Welt' die Talstation, und aus Hellersdorf die Bergstation! Der Antrieb und die Fahrzeuggaragen sind in der Talstation in Marzahn, die hydraulische Spannvorrichtung für das Seil in Hellersdorf - wie bei einer 'richtigen' Seilbahn.


Ich dürfte ein paar spannende Kraneinsätze verpasst haben, aber hier wird sich noch eine Chance bieten: direkt östlich neben der Fernwärmeschlange steh das Fundament für Stütze 9a/b bereit. Zumindest am Fuß hat diese ganz schön gewaltige Ausmaße - 3,40m im Durchmesser. Der Herr mit Hut bietet einen guten Größenvergleich. Gerade werden die Metallprofile mit dem Spezialgerät aus dem Boden gezogen, sie haben anscheinend den Boden stabilisiert. Die einzelnen Teile der Stütze liegen in der Umgebung bereit, ganz hinten liegt das unterste Teil, das dierekt mit dem Fundament verschraubt wird. (Nicht wundern wegen der einfachen Reihe von Bohrungen, der Flansch steht auf der Innenseite über und ist dort in einer weiteren Reihe gebohrt, passt genau auf die doppelte Reihe von Bolzen.)


Ein weiteres (sich verjüngendes) Teil der Stütze mit Leiter innen und außen. Nach oben hin wird's immer dünner :). Die Leitern innen braucht man übrigens nur für die Montage, da die Verschraubung mit Bolzen innen liegt. Für etwaige Wartungen kann man später außen an der Stütze hochkraxeln und muss sich nicht durch die sehr engen Röhren an der Spitze quetschen.
Im Hintergrund ein Stützenkopf.

Die Stütze 9 ist mit 38m die höchste im System. Eigentlich ungewöhnlich, führt man doch Einseilbahnen gewöhnlich näher am Boden (so 10 bis 15 Meter hoch), ist das dem Wunsch geschuldet, das Wuhletal ohne weitere Stützten überqueren zu können. Das war eines der ausschlaggebenden Kriterien bei der Wahl der Seilbahn als Transportmittel, denn man wollte nur kleine und am besten gar keine Eingriffen in dem sensiblen Naturschutzgebiet machen. (Barrierefreiheit, Zerschneidungswirkung und Kapazität waren die einige der anderen, zehn verscheidene Systeme wurden untersucht). So ist der Abstand zur nächsten Stütze auf der westlichen Seite des Wuhletals (Nr.8) mit 340m sehr groß und das Seil kann in der Folge je nach Betriebszustand erheblich durchhängen. Weil man aber zusätzlich noch die Kabinen nicht zu dicht über das Vogelbrutgebiet fahren lassen will hat man sich für einen größeren vertikalen Abstand entschieden, als das die technische Sicherheit erfordert hätte. Größere Höhe + Größere Spannweite = enorm hohe Stützen. Nebeneffekt: super Aussicht.

Stütze 4, auf der Westseite des Kienbergs. Durch die noch kahlen Bäume schimmert die fertig montierte Zwischenstation durch.


Dorfidyll mit Seilbahn: Stütze 3 aus der Ferne...


... und von nah. Aus der Nähe wirkt das Teil doch recht massiv. Ihr Schaft hat fast die identischen Dimensionen wie Nr. 9, sie ist mit 37,7 m Höhe nichtmal einen halben Meter kleiner. Auch hier ist das eigentlich 'unnötig' und hat vor allem ökologische Gründe. Normalerweise gelten 5 m lichte Höhe über Gelände bis Fahrzeugunterkante als akzeptabel, am Kienberghang arbeitet man mit dem dreifachen Wert. Damit erspart man sich das komplette ausholzen der Trasse, was sonst standardmäßig beim Seilbahnbau erfolgt. Lediglich die Baumkronen werden soweit beschnitten, dass sie nicht ins Lichtraumprofil der Bahn hereinragen. Deren Funktion als Aussichtsbahn hat natürlich auch zur Wahl dieser hohen Führung beigetragen.
Im Vordergrund der Nebeneingang zu den Gärten der Welt, der aber derzeit baubedingt nicht nutzbar ist.


So, und hier nun der Grund, weswegen Leitner wahrscheinlich so scharf auf den Auftrag war: Das Bild Seilbahn vor Hochhauskulisse gibt eine traumhafte Werbung für deren neues Geschäftsfeld >urban seilbahning< ab.


Nochmal die Stütze 2a/b: sie war die erste, die fertiggestellt wurde und Mitte März vom RegBM feierlich begutachtet wurde. Ja, nach dieser Stütze geht's steil nach unten zur Station. Nein, nicht *so* steil. Die Rollen sind in ihren Batterien paarweise gelenkig verbunden. Solange sie kein Seil tragen, hängen sie so undefiniert rum.


Die Baustelle von der 'Talstation' - 'Gärten der Welt'. Von hinten nach vorn: Der Stahlschaft der noch nicht fertiggestellten Stütze 1 (höher wird sie nicht), dann die beiden 'Stationssteher' (ich weiß nicht, ob das Seibahnsprech oder eher südtirolerisch ist), einer aus Stahl, einer aus Stahlbeton. Die werden mit einem Stahlfachwerkträger in Längsrichtung verbunden und an dem werden dann alle seilbahntechnischen Einrichtungen befestigt: Stationsumlauf, Treibrad, Antrieb, 'Synchronisation' (die Beschleunigungs- und Verzögerungseinrichtung). Das ist alles.
Im Hintergrund kann man gerade noch so erkennen, wie die Mittelstation einen 'Knick' macht: die Marzahner und Hellersdorfer Sektion liegen ja nicht auf einer Geraden, sondern bilden einen Winkel von ca. 16°.


Im Vordergrund werden gerade die Fundamente für das Stationsgebäude geschalt. Wobei der öffentlich zugängliche Bereich erst hinter dem hinteren Schalbrett beginnt, im Bereich vorn, zum Blumberger Damm hin, befindet sich später die Garagierung für die Gondeln. Stationsgebäude und eigentlich Station sind übrigens komplett voneinander entkoppelt, einzige notwendige statische Elemente für die Seilbahntechnik sind die beiden sichtbaren Stützen ('Stationssteher'), die stehen auf einem separaten Fundament. Die Stationshalle aus Holz/Stahl-Leichtbau wird quasi wie eine Schachtel einfach übergestülpt und erfüllt mehr ästhetische und natürlich Wetterschutz-Zwecke. Betrieblich oder technisch notwendig ist sie nicht.


Hier ein weiterer Stützenkopf - oder Seilabhebebock, wie er korrekt heißt. Der gehört zu Stütze 1 und kommt bald auf den fertigen Schaft.


Ein Wimmelbild. Es war leider sehr schwer, gescheite Fotos zu bekommen, weil immer irgendwas im Weg steht. Zumal ich in einer Hagebuttenhecke stehe. Die hat etliche Fetzen Jacke und Haut als Wegezoll einbehalten. Ok, zu dem Ding am Kran komm ich gleich, auf den Trommeln könnten schon die unterschiedlichen Stärken Vorseil aufgewickelt sein, da bin ich mir nicht sicher. Und das weiße Teil mit dem Leitner-Schriftzug ist ein Teil des Stationsumlaufs, der die technischen Komponenten aufnimmt und vor Witterung schützt.


Hier ist das Herzstück der Anlage zu erkennen: Die Antriebs-Seilscheibe. Ihr Durchmesser ist etwas geringer als die Spurweite der Bahn. Ja richtig, auch Seilbahnen haben eine Spurweite, nur bezeichnet sie hier den Abstand der beiden Seile für Berg- und für Talfahrt. Der beträgt hier 6,10 m. Ein Monteur befestigt gerade Halterungen mit einem riesigen Drehmomentschlüssel. Gut zu erkennnen auch die mit Gummi ausgelegte Lauffläche, auf der später das Förderseil liegt.


Jetzt zu dem roten Dingsdi: es ist ein Zahnkranz, genauer die Hälfte davon. Dieser wird kraftschlüssig mit dem Antriebsrad verbunden. Das Ritzel auf der Motorwelle des Antriebs greift direkt in den Zahnring, ohne weiteres zwischengeschaltetes Getriebe. Möglich ist das nur durch einen sehr langsamlaufenden (Synchron-)Motor. Das scheint eine Innovation von Leitner zu sein, auf die sie recht stolz sind. Ich war immer davon ausgegangen, daß es mehrere Antriebsmotoren gibt, aber in der Beschreibung war immer von DEM Motor die Rede. Bei 450 kW Dauerleistung dürfte das ein ganz schönes Monster sein.


Bolzen werden eingefettet und sodann mittels eines brute force algorithm durch den Zahnring hindurch in die Halterungen der Seilscheibe eingeführt.


Der zweite teil des Rings schwebt heran. Der Mobilkran im Hintergrund legt sich beständig ein Gegengewicht nach dem anderen auf, kommt aber heute nicht mehr zum Einsatz. Kann gut sein, daß Montag der
Antrieb eingehoben und montiert wird.

Ich bin bei Weitem nicht der einzige, den das Treiben fasziniert.


Die Seilscheibe ist mittlerweile fertig montiert.


Zum Abschied nochmal ein Blick über die Marzahner Sektion: Man erkennt ganz gut, daß zumindest zwischen Stütze 3 und 4 die Vegetation fast unagetastet blieb.


Soweit erstmal, danke für die (lange) Aufmerksamkeit. :)
Re: IGA 2017
02.04.2016 20:04
Zitat
schallundrausch
Verkehr isses, nah isses auch, leider nicht so wirklich öffentlich, deswegen passt es hier nur so halb rein.

Das soll sich doch nach der IGA ändern, meine ich vernommen zu haben. Von daher: Sehr gut platziert. Und ajnschaulich informativ, vielen Dank dafür!

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Re: IGA 2017
02.04.2016 20:49
Ich muß gestehen, dass ich mit dem Thema IGA allgemein und mit der Seilbahn auch meine Schwierigkeiten habe was dies hier im Nahverkehrsforum zu suchen hat. Die Seilbahn ist jetzt und später nicht im klassischen Sinne ein öffentliches Nahverkehrsmittel als vielmehr eine örtliche Attraktion. Und ob und welche Verstärkerfahrten zu IGA fahren dürfte für den Kurzmitteilungs-Thread ausreichen. Wir machen ja z.B. auch keinen Thread zu jedem Hertha / Union-Spiel auf bzgl. Verstärkerfahrten. Bei der BUGA 1985 gab es ja verkehrlich auch nicht viel zu besprechen außer die Zubringerfahrten mit den SDs.

Aber ist nur meine persönliche Meinung und soll nicht das Interesse einiger mindern ;-)
Re: IGA 2017
02.04.2016 21:52
Die Seilbahn wird nach der IGA in den VBB Tarif integriert.

Vielen Dank für die Bilder. Somit sehe ich mal mehr, wie ich von meinem Garten sonst so sehe.

Es grüßt - der Fuchs ;-)
Re: IGA 2017
02.04.2016 22:05
Zitat
Philipp Borchert
Zitat
schallundrausch
Verkehr isses, nah isses auch, leider nicht so wirklich öffentlich, deswegen passt es hier nur so halb rein.

Das soll sich doch nach der IGA ändern, meine ich vernommen zu haben. Von daher: Sehr gut platziert. Und ajnschaulich informativ, vielen Dank dafür!

Dem Dank schließe ich mich vollumfänglich an. :-)

Und ja, nach Ende der IGA soll die Seilbahn tatsächlich von jedermensch zum VBB-Tarif nutzbar sein - wird also real existierender Teil des ÖPNV...

Viele Grüße
Arnd
Re: IGA 2017
03.04.2016 21:06
Zitat

wird also real existierender Teil des ÖPNV...
Naja, damit wird aber auch keiner zur Arbeit gondeln. Ist für mich nichts weiter als eine Touristenattraktion wie der Ballon am Potse ;-)
Re: IGA 2017
03.04.2016 22:01
VBB-Tarif? Kurzstrecke vielleicht noch?
Wird dann unterschieden zwischen Metroseilbahn oder Expressseilbahn? :-)

Und wie soll der Ausstieg nach 19 Uhr zwischen den Haltestellen funktionieren? :-)
Re: IGA 2017
03.04.2016 23:26
Heißt ja nicht, dass die BVG die betreiben wird und dementsprechend deren Angebote aus dem Busbereich gelten.

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