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Straßenbahnen und Busse fahren häufiger
geschrieben von 2277 
Zitat
Marienfelde
Vor etwas mehr als einem Jahr gab es in unserer Stadt einen Finanzsenator, der Autobuslinien aus dem Norden und Westen mit dem Fahrtziel Zoo am liebsten am Ernst-Reuter-Platz enden lassen wollte - zum Zoo fährt ja schließlich die U-Bahn.

Jetzt gibt es lauter kleine Verbesserungen, und unsereiner hält die hier angeregte Betriebsausweitung auf der "16" mittelfristig für möglich. Ich finde diese Entwicklung außerordentlich erfreulich. Die U-Bahnlinie 6 fährt (wieder) öfter als alle fünf Minuten - träum weiter, hätte ich vor zwei Jahren einem Zeitgenossen mit so einem Gedanken geantwortet.

Wenn es so weiterginge - ich hätte nichts dagegen.

Das möchte ich unterschreiben. Und feststellen, dass der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Rückzugs des Gespanns Wowereit/Nußbaum und diesen erfreulichen Entwicklungen durchaus auffällt. Im Nachhinein fällt leider auf, wie sehr Wowereit, Sarrazin und Nußbaum die Stadt mit ihrer völlig konzeption- und planlosen Sparpolitik vor die Wand gefahren haben. Der ÖPNV ist ja nur ein Beispiel, viel schlimmer ist ja die völlig verfehlte Personalpolitik in der Verwaltung (die nun jeder, der was auf dem Bürgeramt zu erledigen hat, ausbaden darf) und die jahrelange Vernachlässigung öffentlicher Infrastruktur und Bauten. Die Folgen dessen werden uns alle noch auf Jahre beschäftigen (z.B. bis es wieder ausreichend U-Bahnfahrzeuge gibt, und zwar für dichtere Takte...) und die damaligen Einsparungen sicher in vielen Fällen weit übertreffen.

Wieder auf den ÖPNV bezogen muss man den Stadtentwicklungssenatoren der Ära Wowereit rückblickend sicher doch Respekt zollen, nicht nur die schlimmsten Einsparungen abgewendet, sondern trotz allem ein paar Erweiterungen durchgesetzt zu haben.
Zitat
def
Wieder auf den ÖPNV bezogen muss man den Stadtentwicklungssenatoren der Ära Wowereit rückblickend sicher doch Respekt zollen, nicht nur die schlimmsten Einsparungen abgewendet, sondern trotz allem ein paar Erweiterungen durchgesetzt zu haben.

Naja. Die U5 wird nur auf Druck des Bundes vollendet. Die Posse vom Prenzlauer Tor unter Strieder wäre da auch noch zu erwähnen. WISTAI wurde fast fünf Jahre verschleppt und die Straßenbahn zum Hauptbahnhof kam auch leicht verspätet. Dann noch die unpassende Bauvorleistung für die S21 am Hauptbahnhof.

Viel Gutes sehe ich da jetzt nicht...

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Naja. Die U5 wird nur auf Druck des Bundes vollendet. Die Posse vom Prenzlauer Tor unter Strieder wäre da auch noch zu erwähnen. WISTAI wurde fast fünf Jahre verschleppt und die Straßenbahn zum Hauptbahnhof kam auch leicht verspätet. Dann noch die unpassende Bauvorleistung für die S21 am Hauptbahnhof.

Das bestreite ich auch gar nicht - Du widersprichst einer Behauptung, die niemand aufgestellt hat ("sie haben Schlimmeres verhindert" ungleich "sie haben absolut alles richtig gemacht").

Ich befürchte aber: hätten sich Wowereit und Sarrazin bzw. Nußbaum durchgesetzt, gäbe es selbst diese Erweiterungen im Straßenbahnnetz heute nicht. Die Initiative, in Adlershof pro forma mit dem Bau anzufangen, damit das Baurecht nicht verfällt, ging sich nicht vom Regierenden Bürgermeister oder Finanzsenator aus...



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.01.2016 08:16 von def.
Die Beiträge sind für mich im Forum spannend und zumeist gut recherchiert.

Bei der Bewertung der Verkehrs- bzw. Finanzpolitik finde ich es lächerlich, dass vorrangig an den Personen kritisiert wird. Mir gefallen die Personen auch nicht.
Stark vereinfacht, hat Berlin etwa 6 Milliarden Euro Schulden, keine minimalen Überschüsse aus den laufenden Jahresetats und empfängt extrem viel Geld aus dem Länderfinanzausgleich. Dieser wird in den letzten Jahren heftig kritisiert - wird also nicht immer so weitergehen. Dazu kommt die Arbeitslosigkeit, die fehlenden substantiellen Arbeitgeber und die erfolglose Integration hunderttausender Mitbürger.

Welcher Forist würde einer solchen (Privat-)Person Kredit gewähren oder noch mehr Spielzeug schenken?

Ich schrieb dies bereits, aber niemand macht sich Gedanken Kosten zu reduzieren auf der Aufwandsseite.
- effizienter Personaleinsatz
- keine Nachbesetzung sinnloser Arbeitsplätze,
- Nutzung von IT zur Optimierung des Ressourceneinsatzes,
- flächendeckende Reduzierung der Gehälter in der mittleren bis hohen Führungsebene und
- Abstellen von Arbeitsbummelei.

Dies sind auch Fakten, die den Betrieb und Aufbau eines sehr guten ÖPNV verhindern. Soll der ÖPNV gestärkt werden, müssen andere Budgets reduziert werden. Hunderte drittklassiger Museen und fragwürdiger Veranstaltungen werden öffentlich alimentiert. Darum kommt das Berlin der Beliebigkeit und der Touristen nicht herum. Aber alle wollen von allem nur das Beste...

Anmerkung: Ich bin Berliner.
@ IL-62M

Ja, natürlich musste gespart werden. Ich habe nicht kritisiert, dass gespart wurde, sondern wie - und das eigentlich auch deutlich gemacht, z.B. durch das Wort "konzeptionslos". Genau das beschreibt nämlich das Problem: es wurde ohne Konzept gespart, ohne Plan, wo man hin will, ohne Idee, was man dafür braucht. Letztlich einfachstes, billigstes Rasenmäherprinzip. In der Verwaltung bedeutete das, dass freie Stelle oft gar nicht besetzt wurden, egal, wie nötig sie eigentlich waren.

Und wie stellst Du eigentlich fest, welche Arbeitsplätze "sinnlos" sind? Indem Du die Mitarbeiter fragst? Die werden den Teufel tun, ihre Tätigkeit als sinnlos darzustellen (und das ist völlig menschlich, das würdest auch Du nicht anders machen). Ihre Vorgesetzten werden dies auch nicht tun, weil sie keine Stellen verlieren möchten. Also wird man sich wohl eingehend damit beschäftigen müssen. Aber das artet ja in Arbeit aus, da ist das Rasenmäherprinzip ja viel einfacher.

Im ÖPNV hat man hingegen zugleich jahrelang Sparpotential verschlafen und tut dies immer noch - Dauerthema Bus- und Straßenbahnbeschleunigung. Ich würde ja behaupten, es wäre schon viel erreicht, wenn Straßenbahnen und Busse überall dort eine grüne Welle hätten, wo sie den Hauptstraßen folgen. Aber noch nicht einmal diese Mindestanforderung wird umgesetzt.
Danke für die schnelle Antwort "def"!

Wir beiden klagen über das wie. Mir fehlt lediglich die Betonung, dass die aktuellen Strukturen in Verwaltung und ÖPNV massig Kapital verbrauchen. Dies kann man nur bedingt den Mitarbeitern vorwerfen. Führungskräfte haben die Aufgabe die MA entsprechend zu sensibilisieren und Prozess zu gestalten.

Den Nachweis sinnloser Arbeitsplätze kann ich nicht schriftlich erbringen - soll mir ruhig vorgeworfen werden. Aus eigener Erfahrung in größeren öffentlichen und privaten Unternehmen sind mir die Sachverhalte gut bekannt. Teile findet man auch in Tarifverträgen:
- Freistellung für soziale und ehrenamtliche Projekte,
- niedrige Jahresarbeitszeit,
- Möglichkeit der Krankheit ohne Krankschrift vom Arzt (K3-Tage),
- umfangreiche Pausenregelungen und
- umfangreiche Vorschriften beim Einsatz im Schichtbetrieb.
Die Verantwortung der Führungskräfte habe ich oben betont. M.E. wäre viel erreicht, wenn man auf der mittleren Ebene der betrieblichen Führungskräfte Kürzungen vornimmt. Die Streifen vom Ordnungsamt in meiner Gegend glucken im in den U-Bahnhöfen der Umgebung herum. Deshalb sind nicht alle so, aber leider viele.
Jede o.g. Maßnahme und Freiheit ist für sich sinnvoll, aber es nimmt Überhand. Arbeitszeit soll als Hauptinhalt die produktive Tätigkeit haben.

Bei der Beschleunigung stimme ich Dir zu. Dies würde sicher Dienstschichten und Fahrzeuge sparen, die woanders Mehrleistungen ohne Neubeschaffung erbringen könnten. Auch eine normale Fahrzeug und Personalreserve will ich nicht kritisieren.
Da müsste sich erstmal das Betriebsklima ändern. Dem Fahrpersonal gehören anständige sanitäre Anlagen zur Verfügung gestellt und die 1/6-Regelung auf allen Linien wieder eingeführt. Dazu kommen anständige Dienst-, Wende- und Pausenzeiten. Die Personaldecke muss so ausreichend sein, dass Überstunden nur bei größeren Zusatzverkehren nötig sind. Es müssen ausreichend Reserven auf den Höfen sitzen. Den erhöhten Fahrzeugbedarf kann man durch konsequente Bevorrechtigung mehr als ausgleichen. Dann muss den unteren Ebenen mehr Gehör verschafft werden. Die Fahrer wissen, wo die Fahrzeit zu kurz, zu lang oder wo ein Wagen mehr fahren muss. Regelmäßige Schulungen zu Neuerungen und in Sachen Kundendienst (Anschlüsse!) gehören auch dazu. Dann kann man auch von oben "mehr Verlangen". Sei es ein Dresscode, der ein einheitliches und gepflegtes Erscheinungsbild vorschreibt. Das Personal muss gegen Übergriffe geschützt werden und darf sich bei Vorfällen nicht "allein gelassen fühlen".

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Mit Ausnahme der Sechstelregelung stimme ich mit dir voll und ganz überein.
Zitat
IL-62M
Mir gefallen die Personen auch nicht.
Stark vereinfacht, hat Berlin etwa 6 Milliarden Euro Schulden, (...)
Wenn es nur 6 wären... Faktor 10, dann haut's hin.
Macht mal bitte weiter.
Das liest sich hier alles verdammt spannend!!!
Was wären Eure weiteren Vorschläge für eine Verbesserung der Situtation, was würdet ihr noch sofort umsetzen oder ändern?
Alles bezogen auf unser ÖPNV-System.
Ich finde eher, dass der operative Betrieb "kaputtoptimiert" wurde, was sich negativ auf die Verfügbarkeit und Qualität auswirkt.

Es sollte ruhig mehr operatives Personal vor Ort sein (Verkehrsmeister zB), etwas längere Pausen für das Personal geben, und was sonst für ein besseres Betriebsklima getan werden kann. So würden sich die Krankheitstage reduzieren, das Personal würde motivierter und effizizenter arbeiten. Dafür muss die Verwaltung reduziert werden. Es kann mir niemand erklären, wofür man so viele Leute braucht.

Ein Idee wäre zum Beispiel, eine Stadtwerksholding zu gründen, die sich dann um Finanzen, Personal, etc. für BVG, Wasserbetriebe und BSR gemeinsam kümmert. Auch Steuern könnten so gespart werden.

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Nicht-dynamische Signatur
Aber genau solche Stadtwerke wurden doch abgeschafft und das wird doch auch immer an der DB kritisiert: Das ist im Endeffekt Quersubventionierung.

Das darf man doch auch meines Wissens gar nicht so machen.

Die Berliner Linienchronik (+Stationierungen S-Bahn/BVG) 1858-2024
Zitat
485er-Liebhaber
Aber genau solche Stadtwerke wurden doch abgeschafft und das wird doch auch immer an der DB kritisiert: Das ist im Endeffekt Quersubventionierung.

Das darf man doch auch meines Wissens gar nicht so machen.

Wenn du ein sauberes Bestellerprinzip anwendest (sprich: Klar ist, für was du wie viel zahlst, und nicht nur pauschal Defizite ausgleichst) ist das nachwievor zulässig.
Zitat
485er-Liebhaber
Aber genau solche Stadtwerke wurden doch abgeschafft und das wird doch auch immer an der DB kritisiert: Das ist im Endeffekt Quersubventionierung.

Das darf man doch auch meines Wissens gar nicht so machen.

Krieg wird von Menschen gemacht - er kann von Menschen verhindert werden.
Gesetzliche Regelungen wurden ...

In dem Sinne
Marienfelde
Och doch, es gibt in vielen Städten Stadtwerke, z.B. in Potsdam.

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Nicht-dynamische Signatur



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.01.2016 21:23 von Lehrter Bahnhof.
Zitat
Lehrter Bahnhof
Och doch, es gibt in vielen Städten Stadtwerke, z.B. in Potsdam.

Aber nicht nach deinem Schema, die trennen alles. Und machen nicht gemeinsame Finanzen. Das hat JeDi angesprochen (und danke an ihn für die Aufklärung).

Die Berliner Linienchronik (+Stationierungen S-Bahn/BVG) 1858-2024
Ok, ich weiß nicht mehr genau, wo das war, aber das gibt es definitiv. Ich hatte auch schon mal einen Artikel zu der Forderung gelesen. Ich meine, das war der Tagesspiegel.

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Nicht-dynamische Signatur
Die M10 soll weiterhin nur im 7-Minuten-Takt fahren und nicht wie früher im 4-Minuten-Takt? Wann wird das wieder korrigiert?
Darf ich fragen wann die M10 je alle 4 Minuten fuhr?
Ist mir nämlich bisher nicht bekannt.
Bevor die Strecke zwischen Nordbahnhof und Hauptbahnhof eröffnet wurde, fuhr die M10 im 4-Minuten-Takt und in den Ferien im 5-Minuten-Takt. Mit der Eröffnung der Strecke zum Hauptbahnhof wurde der Takt auf einen 7-Minuten-Takt verschlechtert. Auf Anfrage bei der BVG wurde dies mit Fahrermangel begründet. Inzwischen müssten doch eigentlich genug neue Straßenbahnfahrer ausgebildet sein.
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