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Schließung der alten Fernbahnhöfe 1952
geschrieben von Arnd Hellinger 
Will noch ergänzen, dass es außer den Kontrollpunkten für den Autoverkehr (und Fußgänger) auch Kontrollen in den S-Bahnzügen ins Umand durch Vopos gab. Diese waren allerdings stichprobenartig und wer Mut hatte, konnte mit der S-Bahn passieren. Desgleichen war es möglich, über Nebenstraßen mit dem Auto auch ins Umland zu gelangen. Wurde man dann noch mit einem Ostberliner oder Potsdamer Kennzeichen befördert, standen die Chancen gut, unerkannt Verwandte im Umland zu besuchen. Bis der Stasi-Nachbar einen verpfiffen hatte.

Soweit ich weiß, unterstanden dem Reichsbahnvermögen nur die nicht verkehrlich genutzten Imobilien, also die nicht für den Betrieb der S-Bahn und Fernbahn notwendigen Anlagen und Wohnhäuser. Die im Betrieb stehenden Anlagen gehörten wohl noch der DR. Sie waren aber matürlich nicht Exterritorial. Unterstanden letztlich den alliierten Kontrollorganen. Sie wurden von der DDR Transportpolizei bewacht und nicht durch die Westberliner Polizei. Bei Konflikten wurden regelmäßig die Allierten Militärorgane des jeweiligen Sektors gerufen.
Zitat
der weiße bim

Kein Bahngelände? Bei Verwirklichung des Planes wären Teilstrecken der Wannseebahn (Schöneberg bis Potsdamer Platz einschließlich Potsdamer und Wannseebahnhof) und der Lehrter Bahn (Lehrter Bahnhof bis Ringbahn) für das übergeordnete Straßennetz genutzt worden. Ferner Teile der Kremmener Bahn, was beim Bau der A111 tatsächlich umgesetzt wurde.

In der verlinkten Karte sind die Bahnflächen sehr gut zu erkennen. Einigen wir uns darauf, daß keine Bahnstrecke für den innerstädtischen Autobahnbau geopfert wurde, sondern längst obsoletes Bahngelände teilweise einer neuen Nutzung zugeführt werden sollte, u.a. für das übergeordnete Straßennetz
Zitat
Ronny_Sommer
Zitat
der weiße bim

Kein Bahngelände? Bei Verwirklichung des Planes wären Teilstrecken der Wannseebahn (Schöneberg bis Potsdamer Platz einschließlich Potsdamer und Wannseebahnhof) und der Lehrter Bahn (Lehrter Bahnhof bis Ringbahn) für das übergeordnete Straßennetz genutzt worden. Ferner Teile der Kremmener Bahn, was beim Bau der A111 tatsächlich umgesetzt wurde.

In der verlinkten Karte sind die Bahnflächen sehr gut zu erkennen. Einigen wir uns darauf, daß keine Bahnstrecke für den innerstädtischen Autobahnbau geopfert wurde, sondern längst obsoletes Bahngelände teilweise einer neuen Nutzung zugeführt werden sollte, u.a. für das übergeordnete Straßennetz

Moment, deine Ursprungsaussage war, dass kein Bahngelände für die Autobahn vorgesehen war. Das ist was anderes als "es wurde keine Bahnstrecke geopfert". Keine Bahnstrecke geopfert trifft auch zu, wenn man eine Trasse um vier Kilometer nach Osten verschiebt. Mit dem Unterschied, dass dafür dennoch Grundstücke umgewidmet werden müssen.

Die "Karte", die du als Beleg vorbrachtest, ist in Wirklichkeit eine A4-große Konzeptskizze ohne Maßstab und gebietsscharfe Abgrenzungen. Aussagen über zu beanspruchende Grundstücke sind damit kaum zu treffen. Dazu muss man sich anderer Quellen bedienen. Tatsächlich sind, wie bim festgestellt hat, sehr wohl Bahnflächen für die Autobahn entwidmet worden. Das geht aus einer Broschüre von 1968 hervor, aus der ich die eingeblendete Grafik kopiert habe. Zu dem Zeitpunkt war der Stadtring zwischen Schmargendorf und Kaiserdamm fertiggestellt und der erste Bauabschnitt der Westtangente frisch eröffnet. Insbesondere die Westtangente ist ein Beispiel dafür, denn der Autobahn fiel u.a. das Empfangsgebäude des Steglitzer Bahnhofs zum Opfer.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.05.2016 02:19 von Florian Schulz.


Hallo,

ich möchte daran erinnern, was die Frage des Initiators dieses Diskussionsfadens war (schade, dass er sich noch nicht dazu geäußert hat, ob er die Frage als beantwortet empfindet):

Zitat

Auf wessen Veranlassung genau wurden 1952 die alten Berliner Kopf-Fernbahnhöfe (Anhalter, Lehrter, Stettiner, ...) sowie deren Zulaufstrecken außer Betrieb genommen und wie genau begründete derjenige diese Maßnahme?

Ich möchte der Vollständigkeit halber die drei anderen, 1950 mehr oder weniger noch in Betrieb befindlichen "Kopf-Fernbahnhöfe" in Berlin nennen, denn die übrigen nach Berlin führenden und in der Stadtbahn mündenden Bahnstrecken waren zwar auch vom Verfall betroffen, wurden aber nie außer Betrieb genommen: Nordbahnhof bzw. Güterbahnhof Eberswalder Straße, Potsdamer Bahnhof und Görlitzer Bahnhof.

Meine Vermutung ist, dass es keine Anweisung von wem auch immer oder ein Gesetz gab, die/das die in der Frage genannten Vorgänge explizit regelte, sondern dass das ein schleichender Prozess war, der (neben anderen Ereignissen) beispielsweise mit dem am 22. April 1950 in der DDR in Kraft getretenen "Gesetz zum Schutze des innerdeutschen Handels" und seinen drei "Durchführungsbestimmungen" (vom 9.5.1950, 23.6.1950 und 14.10.1950) in Gang gebracht wurde (vielen Dank an "Micha" für die Gesetzestextfundstellen).

Die beiden letzten "echten" Kopfbahnhöfe in Berlin verloren übrigens erst sehr viel später ihre ursprüngliche (Bahn-)Funktion: Der etwa um 1980 wegen der Verlagerung des Posttransports aufgegebene Postbahnhof am Schlesischen Bahnhof und der 1997 stillgelegte Postbahnhof Luckenwalder Straße.

Viele Grüße, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.05.2016 07:40 von krickstadt.
Zitat

"Ronny_Sommer" am 20.5.2016 um 19.10 Uhr:

Wie diese Karte zeigt: [berlin.bahninfo.de] war kein Bahngelände für den Autobahnbau vorgesehen.

Und wie ich schon weiter oben mit der Verlinkung der Wikipedia-Seite für die im FNP 1965 geplanten "Südtangente" erwähnt habe, hätte sehr wohl Bahngelände für den Bau von Autobahnen (und neuen übergeordneten Straßen) in Berlin in Anspruch genommen werden müssen (und Du kannst mir glauben, dass die "Südtangente" nicht aufgeständert über die Bahnstrecken geführt werden sollte).

Hier ein auf der Wikipedia-Seite angegebener Link zu einer Detailkarte aus der selben Quelle wie Deine Karte. Große Teile von Kreuzberg inklusive Bahngelände von Potsdamer, Anhalter und Görlitzer Bahn hätten für den Autobahn- und Straßenbau weichen müssen.

Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Guten Morgen

Die Verwendung des Begriffs Bahngelände von mir war wohl zu oberflächlich, schließlich sind etliche Kleingärten rechts und links neben der Gleise auch Bahngelände gewesen.
Zusammengefasst hätte es die verbliebene und betriebene Bahnlandschaft in ihrer Funktionalität nicht weiter beeinträchtig, wenn der Senat seine Pläne hätte umsetzen können.
Die zu entfernenden Gleisanlagen waren längst außer Betrieb und eine erneute Inbetriebnahme aussichtslos (bis heute).

Zitat
krickstadt

Die beiden letzten "echten" Kopfbahnhöfe in Berlin verloren übrigens erst sehr viel später ihre ursprüngliche (Bahn-)Funktion: Der etwa um 1980 wegen der Verlagerung des Posttransports aufgegebene Postbahnhof am Schlesischen Bahnhof und der 1997 stillgelegte Postbahnhof Luckenwalder Straße.

Viele Grüße, Thomas

Da es einige sehr genau nehmen mit der Wortwahl, die von dir genannten "Bahnhöfe" waren betrieblich keine Bahnhöfe, sondern nur Ladestellen. Zugfahrten waren dort nicht möglich, nur Rangierfahrten.
Definition Bahnhof laut EBO:
„Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen, enden, ausweichen oder wenden dürfen. Als Grenze zwischen den Bahnhöfen und der freien Strecke gelten im allgemeinen die Einfahrsignale oder Trapeztafeln, sonst die Einfahrweichen.“
Vor allem Güterverkehr fand auf einigen der genannte Bahnhöfe (oder Ladestellen) noch jahrelang statt, dazu gehörten ja auch das Südgelände, ein Rangierbahnhof, also auch ein Bahnhof. Es wurde eben vor allem ab 1950/52 der Fernvrkehr eingestellt.
Die Westhälfte des Rangierbahnhofes Tempelhof (Südgelände) wurde ebenfalls 1951/52 mit den Fernbahngleisen zum Anhalter stillgelegt. Es verblieb ein kleiner Rest an der Ostseite, durch den heute die Gleise vom Südkreuz verlaufen.
Da viele Zulaufstrecken ob der Grenzziehung ebenfalls durchtrenn waren, wurde auch der Güterverkehr verändert und viele Anlagen geschlossen.
Der Gbf Eberswalder Strasse war nur noch eine Ladestelle, die eigentlichen Ausfahrgleise durch den Grenzverlauf unterbrochen. Es wurde eine neue Anbindung an die Ringgleise am Gesundbrunnen geschaffen.
Relativ unverändert blieben die Güterbahnhöfe Spandau, Ruhleben, Moabit, Tempelhof Ringbahn und Neukölln. Alle anderen Anlagen, besonders die an den alten Kopfbahnhöfen wurden stark auf das allernotwendigste dezimiert.
Viele Anlagen wurden noch in den achziger Jahren aufgegeben, so der Lehrter Gbf am Spreeufer, wo heute die Bundesschlange und das Magnus Hirschfeld Ufer befindet.
Einzige Neubauten waren in Tegel und Marienfelde zu finden, sowie der Umschlagbahnhof HuL an der Heidestrasse.
Für das Südgelände war mal ein neuer zentraler Güter- und Verschiebebahnhof geplant:

Zitat aus Wikipedia:
Ende der 1970er Jahre kamen Überlegungen auf, auf dem Gelände einen neuen Südgüterbahnhof zu errichten, der alle Güterbahnhöfe im Süden Berlins ersetzen sollte. Hierzu wurden entsprechende Vereinbarungen zwischen dem Berliner Senat und der Reichsbahn getroffen, letztlich jedoch nicht umgesetzt. Als 1980 mit den Rodungen des teilweise überwachsenen Gebiet begonnen werden sollte, konnten Bürgerinitiativen den Nachweis des ökologischen Wertes des Geländes erbringen und die Rodung verhindern. 1989 wurden die Planungen für den Südgüterbahnhof endgültig aufgegeben.
Seit 2006 führt die im Rahmen des Pilzkonzepts erbaute neue Trasse der Anhalter und der Dresdener Bahn am Ostrand des ehemaligen Rangierbahnhofs vorbei. Östlich davon liegen noch mehrere nicht mehr genutzte Gleise sowie ein nur noch selten genutztes Gütergleis der Berliner Ringbahn zur Dresdener Bahn.
Zitat
krickstadt
Hallo,

ich möchte daran erinnern, was die Frage des Initiators dieses Diskussionsfadens war (schade, dass er sich noch nicht dazu geäußert hat, ob er die Frage als beantwortet empfindet):

Zitat

Auf wessen Veranlassung genau wurden 1952 die alten Berliner Kopf-Fernbahnhöfe (Anhalter, Lehrter, Stettiner, ...) sowie deren Zulaufstrecken außer Betrieb genommen und wie genau begründete derjenige diese Maßnahme?
Klare Ansage:
Durch die Deutsche Reichsbahn, sicherlich auf Veranlassung der DDR-Regierung.
Der spätere Abriss der Bauten der West-Berliner Bahnhöfe durch den Berliner Senat,
sicherlich nicht ohne Absprache mit der DR.

Zitat


Ich möchte der Vollständigkeit halber die drei anderen, 1950 mehr oder weniger noch in Betrieb befindlichen "Kopf-Fernbahnhöfe" in Berlin nennen, denn die übrigen nach Berlin führenden und in der Stadtbahn mündenden Bahnstrecken waren zwar auch vom Verfall betroffen, wurden aber nie außer Betrieb genommen: Nordbahnhof bzw. Güterbahnhof Eberswalder Straße, Potsdamer Bahnhof und Görlitzer Bahnhof.

Meine Vermutung ist, dass es keine Anweisung von wem auch immer oder ein Gesetz gab, die/das die in der Frage genannten Vorgänge explizit regelte, sondern dass das ein schleichender Prozess war, der (neben anderen Ereignissen) beispielsweise mit dem am 22. April 1950 in der DDR in Kraft getretenen "Gesetz zum Schutze des innerdeutschen Handels" und seinen drei "Durchführungsbestimmungen" (vom 9.5.1950, 23.6.1950 und 14.10.1950) in Gang gebracht wurde (vielen Dank an "Micha" für die Gesetzestextfundstellen).

Jein. Es dürfte schon gesetzlich geregelt gewesens sein, dass der Reiseverkehr nach Berlin nicht mehr über West-Beriiner-Gebiet abgewickelt wurde (ausgenommen der Transitverkehr, für den aber die Stadtbahn locker ausreicht, ausgenommen die S-Bahn), es dürfte auch ebenfalls gesetztlich geregelt sein, dass kein Güterverkehr in die DDR/Ost-Berlin über West-Berliner Gebiet laufen sein dürfte. Wie gesagt, auch an der Grenze außerhalb Berlins kam es zeitgleich zu einer Verschärfung der Bestimmungen.

Auf der anderen Seite war das aber ein Prozess, der sicherlich auch von den Machbarkeiten beeinflusst wurde. Der Görlitzer Bahnhof war für den Personenverkehr etwas eher entbehrlich als der Anhalter Bahnhof.

Der Potsdamer Bahnhof war übrigens 1950 nicht mehr in Betrieb, a) infolge von Kriegszerstörungen und b) infolge der Reparation der Stammbahn. Görlitzer Bahnhof und Eberswalder Straße hatten ja noch bis in die 1980er rudimentären Güterverkehr; der Personenverkehr war ja Eberswalder Straße schon seit Ende des 19. Jahrhunderts weg.
nhof
Zitat


Die beiden letzten "echten" Kopfbahnhöfe in Berlin verloren übrigens erst sehr viel später ihre ursprüngliche (Bahn-)Funktion: Der etwa um 1980 wegen der Verlagerung des Posttransports aufgegebene Postbahnhof am Schlesischen Bahnhof und der 1997 stillgelegte Postbahnhof Luckenwalder Straße.

Was ist für Dich ein "echter" Kopfbahnhof?

Ansonsten: Güterverkehr: Eberswalder Str. 1985, Görlitzer Bahnhof 1987, Lehrter Gbf 1980,Hamburg und Lehrter Gbf in Betrieb
Zitat

"Global Fisch" am 22.5.2016 um 15.43 Uhr:

Was ist für Dich ein "echter" Kopfbahnhof?

Nun, ein Bahnhof mit Bahnsteigen, an deren Ende sich ein Querbahnsteig (nennt man den so?) befindet, der (neben den Prellböcken) verhindert, dass Züge über das Ende der Bahnsteige hinaus fahren können, so wie z. Bsp. im Anhalter Bahnhof (Bildadresse aufgrund der Größe ausgesucht):

.

Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Zitat
Arnd Hellinger

Auf wessen Veranlassung genau wurden 1952 die alten Berliner Kopf-Fernbahnhöfe (Anhalter, Lehrter, Stettiner...) sowie deren Zulaufstrecken außer Betrieb genommen und wie genau begründete derjenige diese Maßnahme?

Die mir vorliegende Literatur sagt nur, die Reichsbahn habe den Verkehr eingestellt, bleibt aber genauere Informationen Gründen und/oder Urhebern der Entscheidung schuldig.

Ich weiß nicht, welche Literatur dir vorliegt, deshalb habe ich aus dem Buch "Die Entwicklung des Verkehrswesens in der DDR", erschienen 1978 im transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin und verfasst vom ehem. Verkehrsminister Erwin Kramer
[de.wikipedia.org]
die Seite unten abfotografiert, wo er sich mit diesem Thema befasst. Allerdings bleibt selbst er (im ersten Absatz) vage bei der Nennung von Fakten und bestärkt damit die bereits oben gegebene Aussage, dass es ein schleichender Prozess war. Der wurde wohl nicht auf dem Vorordnungswege sondern durch viele kleine und größere Maßnahmen stückweise durchgesetzt, wobei das große Ziel, West-Berlin auszuschalten, immer im Focus von Partei- und Staatsführung stand.

Beste Grüße
Harald Tschirner


Zitat
Heidekraut
Will noch ergänzen, dass es außer den Kontrollpunkten für den Autoverkehr (und Fußgänger) auch Kontrollen in den S-Bahnzügen ins Umand durch Vopos gab.

Auch wenn das nun vollends OT wird: bis 1961 durften West-Berliner mit der S-Bahn oder mit dem PKW auf festgelegten Wegen ausdrücklich Veranstaltungen auf der Galopprennbahn Hoppegarten besuchen. Ja, wenn Westgeld lachte, war man nicht so zimperlich---

Beste Grüße
Harald Tschirner
Zitat
Harald Tschirner
Auch wenn das nun vollends OT wird: bis 1961 durften West-Berliner mit der S-Bahn oder mit dem PKW auf festgelegten Wegen ausdrücklich Veranstaltungen auf der Galopprennbahn Hoppegarten besuchen. Ja, wenn Westgeld lachte, war man nicht so zimperlich---

Wenn man nicht so zimperlich bei Westgeld war, warum war dann damit 1961 Schluß? Erst Ende 1963 durften Westberliner wieder in den Ostteil der Stadt.

Um wieder OnT zu werden: Eine Ursache für die Stillegungen waren auch der Materialmangel der DR nach Kriegsende und Demontagen. Zu der Zeit legte man vieles still um das Material woanders wieder zu verwenden.

Der Wiederaufbau der Kopfbahnhöfe hätte ja auch viel Material verschlungen.
Zitat

Harald Tschirner am 23.5.2016 um 11.05 Uhr:

[...] deshalb habe ich aus dem Buch "Die Entwicklung des Verkehrswesens in der DDR" [...] die Seite unten abfotografiert [...]

OCR gefällig?

Zitat

Seite 51
Umgestaltung des Verkehrsnetzes
Die starken Reiseströme des Fern- und Berufsverkehrs, die sich auf bestimmte Bahnhöfe konzentrierten, boten den feindlichen Agentenorganisationen günstige Möglichkeiten, Unruhe und Panik unter der Bevölkerung der DDR zu verbreiten und gefährliche Provokationen zu starten. Es war also ein dringendes Gebot, die Störempfindlichkeit des Berliner Eisenbahnknotens zu beseitigen. Diese Erkenntnis mußte in die neuen Überlegungen zur Netzgestaltung im Raum Berlin maßgeblich einfließen. Zunächst verlagerte man insbesondere die Aufgaben einzelner Bahnhöfe, Betriebswerke und Werkstätten, legte allmählich Zugläufe um und dergleichen mehr. So konnte z. B. nach der Verlängerung der elektrischen S-Bahn-Strecken bis Königs Wusterhausen, Falkensee und Staaken der Reiseverkehr auf dem Görlitzer und dem Lehrter Bahnhof reduziert und 1951 ganz eingestellt werden. Auch vom Anhalter Bahnhof und vom Nordbahnhof wurden 1950/52 schrittweise die Fern- und Vorortzüge abgezogen, so daß alle früheren Kopfbahnhöfe im Zentrum ab 1952 keinen Reiseverkehr mehr hatten und Binnenzüge der DDR auf Bahnhöfen in Westberlin nicht mehr hielten. Die meisten dieser Bahnhöfe waren ja im wesentlichen zerstört, und ein Wiederaufbau hätte ohnehin wegen der Zersplitterung des Reiseverkehrs auf eine Vielzahl von Kopfbahnhöfen keinen Sinn gehabt.
Unter dem Einfluß der gegnerischen Hetze stießen damals jedoch manche dieser Maßnahmen auf Unverständnis in Teilen der Bevölkerung, weil sie anfangs mit einigen Erschwernissen verbunden waren.
Die politische und ökonomische Lage gebot, das Berliner Eisenbahnnetz vordringlich so zu verändern, daß die lebenswichtigen Verbindungen der Hauptstadt der DDR zum Süden und Norden der Republik einschließlich einer leistungsfähigen Süd-Nord-Durchfahrt gewährleistet wurden.
Nördlich Berlins entstand schon 1949/50 eine eingleisige Verbindung zwischen der Neustrelitzer und der Bernauer Strecke über Basdorf; nun ging es an den Bau des Teilabschnitts zwischen Grünau und Ludwigsfelde. Am 1. November 1950 begann dort das seinerzeit bedeutendste Bauvorhaben der DR, das als Berliner Außenring bezeichnet wird. Bereits nach reichlich 8 Monaten, am 10. Juli 1951, konnte Ministerpräsident Otto Grotewohl diesen südlich Berlins verlaufenden Streckenabschnitt Grünau - Ludwigsfelde dem Verkehr übergeben. Um den im Wettbewerb übernommenen Fertigstellungstermin zu halten und schon die FDJ-Züge zu den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten im Juli 1951 ungestört nach Berlin leiten zu können, mußten die Eisenbahner alle technischen und organisatorischen Möglichkeiten konsequent nutzen. Dabei bewährten sich viele Neuerermethoden, so z. B. die Schaffung eines sofort befahrbaren verfestigten Dammkörpers, die Dammschüttung durch normalspurige Wagen, der dreischichtige Einsatz der Erdbautechnik. Regelmäßige Produktionsberatungen und ein straffes Rapportsystem sicherten einen stetigen Überblick über den Stand der Arbeiten und ermöglichten es, Schwierigkeiten operativ zu beheben. Gute Erfahrungen konnten auch in der politisch-ideologischen Arbeit und der kulturellen Betreuung auf einer derartig weitgestreckten Großbaustelle, auf der zeitweilig 5000 Menschen arbeiteten, gewonnen werden. Unter Leitung von Kurt Wunsch und mit direkter Unterstützung leitender Funktionäre des Ministeriums und der Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn vollbrachten die aus vielen Gegenden der Republik gekommene Bauarbeiter und Eisenbahner außerordentliche Leistungen.
Der Bau des südlichen Abschnitts vom Berliner Außenring war trotz enormer Schwierigkeiten als Folge der objektiv bedingten kurzfristigen Vorbereitung der Be-

Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2016 13:17 von krickstadt.
Zitat
krickstadt
Zitat

Harald Tschirner am 23.5.2016 um 11.05 Uhr:

[...] deshalb habe ich aus dem Buch "Die Entwicklung des Verkehrswesens in der DDR" [...] die Seite unten abfotografiert [...]

OCR gefällig?

Zitat

Seite 51
Umgestaltung des Verkehrsnetzes

Die starken Reiseströme des Fern- und Berufsverkehrs, die sich auf bestimmte Bahnhöfe konzentrierten, boten den feindlichen Agentenorganisationen günstige Möglichkeiten, Unruhe und Panik unter der Bevölkerung der DDR zu verbreiten und gefährliche Provokationen zu starten. Es war also ein dringendes Gebot, die Störempfindlichkeit des Berliner Eisenbahnknotens zu beseitigen. Diese Erkenntnis mußte in die neuen Überlegungen zur Netzgestaltung im Raum Berlin maßgeblich einfließen.

Zunächst verlagerte man insbesondere die Aufgaben einzelner Bahnhöfe, Betriebswerke und Werkstätten, legte allmählich Zugläufe um und dergleichen mehr. So konnte z. B. nach der Verlängerung der elektrischen S-Bahn-Strecken bis Königs Wusterhausen, Falkensee und Staaken der Reiseverkehr auf dem Görlitzer und dem Lehrter Bahnhof reduziert und 1951 ganz eingestellt werden.
Gruß, Thomas
meine Hervorhebung

Ein interessanter Aspekt: Die DDR ermöglicht S-Bahn-Fahrten an Stromschiene von der Ringbahn auf die Vorortstrecken des Lehrter Bahnhofs, um den Lehrter Bahnhof und die traditionell dort beginnenden und endenen S-Bahnen unter Dampf stillegen zu können.

Ob die damals schon daran gedacht haben, daß man damit dann auch ohne Halt von dem DDR-Teil Berlins in die Siedlungsgebiete jenseits der Sektorengrenze in Spandau fahren könnte, mit den "Durchläuferzügen"?


immer noch keine richtige sig



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2016 15:19 von L.Willms.
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