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Dora-Zug kehrt in den Liniendienst zurück
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Die U-Bahnzüge der Baureihe D und DL, genannt Dora, sind eigentlich schon seit gut 10 Jahren ausgemustert. Doch wachsende Stadt und fehlende Neufahrzeuge sorgen nun für die Rückkehr eines Zuges in den regulären Betriebsdienst der BVG.

Die beiden "Stahldora"-Doppeltriebwagen 2000/2001 und 2020/2021 blieben als historische Fahrzeuge in Berlin, während die restlichen Fahrzeuge der Serie nach Nordkorea verkauft wurden. Das war bereits der zweite Verkauf dieser Fahrzeuge, denn ursprünglich gingen sie von der BVG an die BVB in den Ostteil der Stadt, von wo sie durch die deutsche Wiedervereinigung wieder zur BVG übergingen. Die DL-Einheit 2246/2247 diente zuletzt als Materiallager in der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde, bevor sie mit den beiden anderen Einheiten zu den Fahrzeugwerken Miraustraße in Hennigsdorf zur Instandsetzung überführt wurden. Die Kosten der Reaktivierung inklusive Hauptuntersuchung aller drei Einheiten belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro. Neben einer neuen elektrischen Türsteuerung und Verriegelung erhielten die Fahrzeuge auch eine akustische und optische Türschließwarnung, Beschallungsanlage und eine Notsprechstelle, die nach Betätigung der Notbremse aktiv wird. Die Rollbänder zur Zielanzeige wurden durch moderne LED-Monitore ersetzt, während der Innenraum das historische Ambiente mit brauner Holzvertäfelung und einfarbigen (grünen) Polsterbezügen behielt.

Heute starteten die ersten Testfahrten auf der U5 mit der Einheit 2020/2021. Zum Ende der 45. Kalenderwoche werden die Wagen 2000/2001 und Ende November, Anfang Dezember die dritte Einheit bei der BVG zurück erwartet. Nach Abschluss der Testfahrten sollen sie zunächst im gesamten Großprofilnetz als Sechswagenzug zum Einsatz kommen. Nach den Tests auf der U5 müssen sie wegen der laufenden Grundinstandsetzung des Waisentunnels per Tieflader zur Betriebswerkstatt Britz überführt werden, um sie auf den Linien U6 bis U9 einsetzen zu können.

Wenn die Fahrzeuge ihre Betriebsfestigkeit gezeigt haben, erfolgt im Frühjahr 2017 eine Rochade: Die derzeit auf der U55 eingesetzten Fahrzeuge werden nach Britz gebracht, um künftig die U6 mit einem zusätzlichen Zug verdichten zu können. Die drei historischen Wagen werden dafür auf der U55 "eingesperrt" und soll dort den Betrieb bis zur Durchbindung der U5, voraussichtlich im Jahr 2020, bestreiten. Mit nur 120.000 km Laufleistung pro Jahr ist die U55 fahrzeugschonend. Pro Doppeltriebwagen ergibt das etwa 40.000 km Laufleistung im Jahr, während der Durchschnitt sonst bei etwa 120.000 km, für Zählzüge sogar bei jährlich 190.000 km liegt.

Foto: Martin Süß, Leiter Fahrzeuge, begrüßt den heimgekehrten Dora-Wagen in Friedrichsfelde  (© Tom Gerlich)



Artikel geschrieben von Tom Gerlich



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.2016 23:55 von BahnInfo-Redaktion.
Zitat
BVG Pressemitteilung
Berlin, 02. November 2016
Dora kommt!

Die BVG bekommt Verstärkung für ihre U-Bahnflotte. Drei Doppeltriebwagen der Baureihen D und DL aus den 50er und 60er Jahren werden für den Einsatz auf der Linie U55 reaktiviert. Das erste Fahrzeug ist nun fertig und ging am heutigen Mittwoch erstmals zu Mess- und Belastungsfahrten auf die Linie U5. Bevor alle drei Einheiten voraussichtlich im ersten Quartal 2017 auf die vom restlichen Netz abgekoppelte U55 gehen, werden die „Dora“ genannten Züge im Großprofilnetz auch noch Probefahrten mit Fahrgästen unternehmen.
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„Vor dem Inselbetrieb wollen wir verständlicherweise sicherstellen, dass alle Komponenten auch im Alltag zuverlässig funktionieren“, sagt Martin Süß, Abteilungsleiter U-Bahnfahrzeuge bei der BVG. „Die Doras sind aber von der Substanz her grundsolide. Dadurch und durch die geringe Laufleistung, die sie auf der U55 bewältigen sollen, war es uns möglich, sie mit vergleichsweise geringem Aufwand zu reaktivieren. Für den täglichen Fahrgasteinsatz wurden die Züge in den vergangenen Monaten vor allem mit den heute vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet. Außerdem wurden alle Fahrzeuge für die vor dem Einsatz fällige Hauptuntersuchung technisch von Grund auf überholt“, so Süß weiter. „Das bedeutet, dass die komplette Antriebstechnik und alle elektrischen, mechanischen und pneumatischen Bauteile nach Herstellervorgaben gründlich überarbeitet wurden.“

Am Fahrerarbeitsplatz hielt moderne Bedien- und Funktechnik Einzug. Der Fahrgastraum wurde hingegen optisch weitgehend im Stil der 60er Jahre belassen. Die Leuchtstofflampen erhielten lediglich energiesparende Vorschaltgeräte. Neu sind in den Doras kombinierte Notgriffe mit Sprechstellen und Türöffnungstaster mit Warnton und Leuchtmelder für den Schließvorgang. Außerdem sind pro Wagen zwei Videokameras installiert. Vor dem endgültigen Einsatz auf der U55 bekommen alle Wagen dann noch eine spezielle Gestaltung, die dem besonderen Einsatzort Rechnung trägt. „Mehr wird aber noch nicht verraten. Lassen Sie sich überraschen“, sagt Martin Süß.

Die Kosten für diese Reaktivierung belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro. Die bisher auf der U55 eingesetzten drei Doppeltriebwagen der F-Reihe stehen nach dem Tausch gegen die wieder einsatzbereiten Oldtimer als Verstärkung im übrigen Großprofilnetz zur Verfügung.

Wussten Sie eigentlich…

- …dass die Baureihe D die erste war, die nach dem Zweiten Weltkrieg neu für die BVG entwickelt wurde? Mehr als 200 Doppeltriebwagen wurden von 1956 bis 1973 für das Großprofilnetz gebaut. Bis 2004 waren noch D-Fahrzeuge im Linieneinsatz.

- …dass Fans die frühen Untermodelle als „Stahl-Dora“ bezeichnen? Bis 1965 wurden die Züge nämlich in Stahlbauweise gebaut, danach als Baureihe DL in Leichtbauweise mit einem Wagenkasten aus Aluminium. Durch das ca. 26 Prozent geringere Gewicht konnten auch leistungsschwächere Motoren eingebaut werden, was die Energiebilanz der DL-Züge zusätzlich verbesserte.

- …dass die West-BVG Ende der 80er Jahre den Verkehrsbetrieben im Ostteil der Stadt mit Doras aus der Patsche half? Dort fehlten dringend benötigte Züge und im Westen war der Ersatz durch die Baureihe F bereits weit fortgeschritten. Das Ergebnis war ein kurioses Koppelgeschäft. Die BVG-West überließ der BVB-Ost 50 Wagen. Als Gegenleistung sicherte die BVB zu, die im Osten gelegenen Abschnitte der West-Linien U6 und U8 zu sanieren.

Beste Grüße
Harald Tschirner



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.2016 14:44 von Harald Tschirner.


Re: D-Zug für die U55
02.11.2016 15:43
Tja, soviel dazu, ein Einsatz auf der U9 käme nicht infrage. Nun ist es also offiziell, man wird den schönen Zug im gesamten Großprofil mal antreffen können. Da werden Erinnerungen wach.

Dennis
Endlich, fahren wie in Nordkorea ;-) Nur schade, dass man das strahlende Gelb draufkippen musste, das macht das eigentlich historische Erscheinungsbild zumindest von außen weitgehend kaputt, zusammen mit den für die U55 sicher unnötigen LED-Zugzielanzeigern.

@Harald: Danke für die Fotos!

Viele Grüße
André



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.2016 17:08 von andre_de.
So schön der Einsatz eines historischen Zuges auch ist, es ist echt schade wie viel historische Substanz man da vernichtet hat. Allein die Türknöpfe und die Zielanzeige, der Führerstand wurde ja wohl auch umgestaltet... Mußte das echt sein?
LG Rekowagen
Wartet mal ab, wie der EIII aussehen wird... Ich vermute das gleiche Geschrei.....
Fährt die Einheit 2020/21 mit Fahrgästen und nach Fahrplan oder "schwimmt" sie leer mit?
Zitat
ttdragan
Wartet mal ab, wie der EIII aussehen wird... Ich vermute das gleiche Geschrei.....

Wieso? Der hat doch alles. Der hat Türschließwarnanlage und der Fahrer kann per Mikro sprechen.
Das ganze wäre ein guter Aprilscherz...
In der Abendschau gibt es einen kurzen Bericht zum Dora-Zug. Man sieht auch kurz das Fahrpult welches sich nicht verändert hat.
Zitat
ttdragan
Wartet mal ab, wie der EIII aussehen wird... Ich vermute das gleiche Geschrei.....

Immerhin hört man, dass der 2020/21 zunächst einen zum sonnengelb passenden grauen Rahmen hatte, der nach Auslieferung auf schwarz geändert wurde...

Dass der 2000/01 nicht in sonnengalb kommt, braucht ihr wohl nicht zu hoffen...

Gruß

Jan

--
Das Fototagebuch der Bahnfotokiste: [fototagebuch.bahnfotokiste.de]

Zitat
BahnInfo-Redaktion
Die U-Bahnzüge der Baureihe D und DL, genannt Dora, sind eigentlich schon seit gut 10 Jahren ausgemustert. Doch wachsende Stadt und fehlende Neufahrzeuge sorgen nun für die Rückkehr eines Zuges in den regulären Betriebsdienst der BVG.

Die beiden "Stahldora"-Doppeltriebwagen 2000/2001 und 2020/2021 blieben als historische Fahrzeuge in Berlin, während die restlichen Fahrzeuge der Serie nach Nordkorea verkauft wurden. Das war bereits der zweite Verkauf dieser Fahrzeuge, denn ursprünglich gingen sie von der BVG an die BVB in den Ostteil der Stadt, von wo sie durch die deutsche Wiedervereinigung wieder zur BVG übergingen. Die DL-Einheit 2246/2247 diente zuletzt als Materiallager in der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde, bevor sie mit den beiden anderen Einheiten zu den Fahrzeugwerken Miraustraße in Hennigsdorf zur Instandsetzung überführt wurden. Die Kosten der Reaktivierung inklusive Hauptuntersuchung aller drei Einheiten belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro. Neben einer neuen elektrischen Türsteuerung und Verriegerung erhielten die Fahrzeuge auch eine akustische und optische Türschließwarnung, Beschallungsanlage und eine Notsprechstelle, die nach Betätigung der Notbremse aktiv wird. Die Rollbänder zur Zielanzeige wurden durch moderne LED-Monitore ersetzt, während der Innenraum das historische Ambiente mit brauner Holzvertäfelung und einfarbigen (grünen) Polsterbezügen behielt.

Die Baureihe D/DL ist schon seit über zehn Jahren ausgemustert.
Wie waren die Türen früher gesteuert?
Auf den Fotos sieht es so aus, dass diese Einheit keine rote Warnlampen an den Türen bekommen hat.
Zitat
Henning
Auf den Fotos sieht es so aus, dass diese Einheit keine rote Warnlampen an den Türen bekommen hat.

Im Abendschau-Beitrag (ab min 0:49) ist zu sehen, dass es Warnlampen gibt. Schön übrigens die Aussage, dass die Züge auf der U55 "moderne" Triebwagen ersetzen. :)

(Und, wer von Euch ist "die Presse", der der Zug vorgestellt wurde?)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.2016 21:49 von def.
Sind die historischen Teile denn eingelagert worden (vmtl. für 8 Jahre) , denn so lange werden die Züge wohl im Einsatz sein...?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.2016 21:49 von Ostkreuzi.
Re: D-Zug für die U55
02.11.2016 21:57
Zitat
Harald Tschirner
Wussten Sie eigentlich…

- …dass die Baureihe D die erste war, die nach dem Zweiten Weltkrieg neu für die BVG entwickelt wurde? Mehr als 200 Doppeltriebwagen wurden von 1956 bis 1973 für das Großprofilnetz gebaut. Bis 2004 waren noch D-Fahrzeuge im Linieneinsatz.

- …dass Fans die frühen Untermodelle als „Stahl-Dora“ bezeichnen? Bis 1965 wurden die Züge nämlich in Stahlbauweise gebaut, danach als Baureihe DL in Leichtbauweise mit einem Wagenkasten aus Aluminium. Durch das ca. 26 Prozent geringere Gewicht konnten auch leistungsschwächere Motoren eingebaut werden, was die Energiebilanz der DL-Züge zusätzlich verbesserte.

- …dass die West-BVG Ende der 80er Jahre den Verkehrsbetrieben im Ostteil der Stadt mit Doras aus der Patsche half? Dort fehlten dringend benötigte Züge und im Westen war der Ersatz durch die Baureihe F bereits weit fortgeschritten. Das Ergebnis war ein kurioses Koppelgeschäft. Die BVG-West überließ der BVB-Ost 50 Wagen. Als Gegenleistung sicherte die BVB zu, die im Osten gelegenen Abschnitte der West-Linien U6 und U8 zu sanieren.

Es gab bei den Stahldoras 115 DTWs und bei den Doras 101 DTWs.

Alle DTWs der Bauarten D-57 und D-60 außer der Prototyp 2000/2001 gingen in den Jahren 1988 und 1989 bis zum Mauerfall nach Ostberlin. Die jetzige Einheit 2020/2021 ist die einzige, die noch in Berlin ist. Die restlichen wurden wie die Bauarten D-63 und D-65 nach Pjöngjang verkauft.
Zitat
Flexist
Zitat
ttdragan
Wartet mal ab, wie der EIII aussehen wird... Ich vermute das gleiche Geschrei.....

Wieso? Der hat doch alles. Der hat Türschließwarnanlage und der Fahrer kann per Mikro sprechen.

Der EIII wird keine technische Ertüchtigung bekommen, da er nur als Sonderzug zur Landesgartenschau eingesetzt wird.
@Henning

Das wissen wir doch alles bzw. ist das alles im Internet dokumentiert ;-)
Zitat
Rekowagen
So schön der Einsatz eines historischen Zuges auch ist, es ist echt schade wie viel historische Substanz man da vernichtet hat. Allein die Türknöpfe und die Zielanzeige, der Führerstand wurde ja wohl auch umgestaltet... Mußte das echt sein?
LG Rekowagen

Nein, der Führerstand wurde nicht umgestaltet.
Ja, so muss es sein, da dieser Zug für einige Jahre auf der U55 verkehren wird. Züge mit Griffe an den Türen dürfen heute nicht mehr neu zugelassen werden. Sonst ist im Innenraum auch kaum etwas verändert worden. Es ist nur nötigste gemacht worden, damit er für paar Jahren auf der U55 als regulären Fahrgastzug fahren darf.
Komisch, dass hier ein 'älteres' Türöffnungsknopf-Modell verwendet worden ist und nicht die inklusivere Variante aus den modernisierten F-Wagen.
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