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Umbau Bahnhof Ostkreuz - Bauzeitraum ab 03/2017
geschrieben von manuelberlin 
Zitat
manuelberlin
...
(1) Das sieht nach Murks aus: Es dürfte gerade noch passen. Aber wenn die große Rinne vollläuft, läuft die Rinne am Vordach über.


(2) Die Ursache für das Problem sind die Metallprofile, die auf die Träger aufgesetzt wurden. Dadurch sitzt nun auch die Dachrinne einige Zentimeter höher als ursprünglich geplant.

...

Das riecht tatsächlich nach Murks. Ich vermute, dass man das Stück Rinne am eigentlichen Bahnsteigdach erstmal eingehängt hat, um zu schauen, was sich da jetzt überhaupt noch machen lässt, damit die Funktion erfüllt werden kann, die Gefälle passen usw. Sozusagen Suche nach möglicher Schadensbegrenzung... Bin gespannt, wie die Jungs das lösen. Vielleicht werden Rohr und Rinne auch mit einem Sammelkasten verbunden. In jedem Falle aber muss das Niveau der Rinne am Vordach höher gebracht werden oder das am Bahnsteigdach nach unten. (Letzteres ist dabei wohl der einzig gangbare Weg.) Tja...

Gruß
Die Ferkeltaxe



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.05.2017 12:51 von Ferkeltaxe.
Zitat
Heidekraut
Ich denke mal, das ist Postmodern. ... Ich will aber nochmal deutlicher auf meine oben angedeutete andere Sorge verweisen. Es ist nicht nur Geschmack. Ästhetik hat immer auch eine ideologische, politische oder sonstwie zu benennende gesellschaftliche Komponente. Und ich ganz persönlich zucke jedesmal zusammen, wenn ich "erneuerte" (nicht historisch noch vorhandene) Bahnhofsaufschrift in Fraktur sehe, wie auch auf etlichen U-Bahnhöfen "Deutsche Oper" usw. Ich zucke zusammen und denke jeden Augenblick kommt die Gestapo um die Ecke. Klar ist die "Deutsche Schrift" ein Teil des Erbes, nur leider verbunden mit dem weniger schönen Erbe, dass uns stolz machen könnte. Man kann die Nostalgie auch an seine Grenzen bringen.

Hallo Heidekraut,
ich kann deine Bedenken bezüglich der heutigen Weiter- oder Wiederverwendung von Frakturschrift absolut nachvollziehen und ich finde sie vollkommen angebracht und berechtigt. Diese Schrift hat einen gewaltigen Symbolcharakter für die NS-Zeit bis 1941 (ab da gab es eine Abkehr von der Fraktur unter dem propagandistischen Duktus einer "Judenschrift"[!]). Doch gerade auch darum empfinde ich die Art des Umganges mit dieser Schrift bei der Neubeschilderung des nördlichen Bahnhofseinganges (am südlichen wird es sicher wieder ein 0815-DBAG-Schild geben) in Rummelsburg tatsächlich als originell und witzig. Deshalb meine ich, dass hier einer mit der ursprünglichen Striktheit und Starrheit der Fraktur regelrecht gespielt hat und sie damit ein großes Stück weit auflöst. Darum behaupte ich, ohne es natürlich definitiv zu wissen, es handelt sich hier um Absicht und nicht um einen Fehler. Stichwort "Künstlerische Freiheit" ;-). Ich sehe es als ein Augenzwinkern und eine kleine Ironie, den früheren Schriftzug am Bahnhofseingang in seiner Neuauflage mit sich selbst etwas zu karikieren. Darum habe ich auch in diesem Fall mit der Verwendung der Fraktur kein historisches, ideologisches und emotionales Problem.
Natürlich kommt noch hinzu, dass die Fraktur nicht von den "Nationalsozialisten" erfunden wurde. Es ist eine recht alte Schrift, die letztere einige Jahre "nur" extrem instrumentalisiert haben. So ergibt sich ergänzend die Frage, wann denn der alte Schriftzug in "Norm"-Fraktur in Rummelsburg eigentlich angebracht wurde. Weiß das evtl. jemand? Wäre am Rande interessant, zumal der ja offenbar nichtmal in der DDR Anstoß gefunden hat...

Gruß
Die Ferkeltaxe



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.05.2017 13:24 von Ferkeltaxe.
Zur besseren Einordnung: Die Frakturschrift wurde 1941 von der NSDAP verboten.
[www.uni-heidelberg.de]
Zitat
Ostkreuzi
Zur besseren Einordnung: Die Frakturschrift wurde 1941 von der NSDAP verboten.
[www.uni-heidelberg.de]

Das schrieb ich oben in etwas anderer Form auch schon. Aber was willst du uns damit sagen, wenn du dies so betonst? Ist die Fraktur damit auch heute noch verboten, weil sie 1941 durch die NSDAP verboten wurde? Dann hätte man sie im Zuge der Entnazifizierung überall entfernen müssen... (Hat man aber nicht. Siehe S-Bhf. Rummelsburg, Nord-Süd-S-Bahn und viele andere.)

Gruß
Die Ferkeltaxe
Was bitte hat die Schriftart "Tannenberg" direkt mit der @#$%&-Diktatur zu tun? Nichts! Also bitte zurück zum Thema Ostkreuz.
Zitat
GraphXBerlin
Was bitte hat die Schriftart "Tannenberg" direkt mit der NS-Diktatur zu tun? Nichts! Also bitte zurück zum Thema Ostkreuz.

1. Du hast Recht, hier geht es ums Ostkreuz. Zurück zum Ursprungsthema - gerne.
2. Ausgangspunkt für die Schriftdebatte ist allerdings die am Nordeingang des Bhfs. Rummelsburg dieser Tage neu angebrachte Beschriftung. (Siehe Beiträge weiter oben.) Die gehört schon irgendwie in den Gesamtkontext Umbau Ostkreuz. Oder?
3. Was Tannenberg oder Fraktur historisch ist und bedeutet, hatte ich heute im Beitrag um 13:22 Uhr versucht, möglichst kurz zu umreißen, um nicht zu sehr OT zu werden. Und: Sie hat sehr viel mit der Zeit von 193x - 41 zu tun. In dem Punkt liegst du ganz klar falsch.

Gruß
Die Ferkeltaxe
Zitat
manuelberlin
Aber auf einem lackierten Blech vor eine Sichtbetonwand geschraubt? Das wirkt absurd, von der handwerklichen Umsetzung ganz zu schweigen.

Kommen da eventuell noch Backstein-Verblender um den Eingang, um an die verbliebenen Steine "anzuschließen"? Dann könnte die dunkle Metallplatte ja bündig mit deren Oberfläche abschließen...

Gruß
Salzfisch

---
Berlins Straßen sind zu eng, um sie mit Gelenkbussen zu verstopfen!
Zitat
Salzfisch
Zitat
manuelberlin
Aber auf einem lackierten Blech vor eine Sichtbetonwand geschraubt? Das wirkt absurd, von der handwerklichen Umsetzung ganz zu schweigen.

Kommen da eventuell noch Backstein-Verblender um den Eingang, um an die verbliebenen Steine "anzuschließen"? Dann könnte die dunkle Metallplatte ja bündig mit deren Oberfläche abschließen...

Das ist ein Grund für die andauernde Sperrung des Durchgangs.

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Heidekraut
Ich denke mal, das ist Postmodern. Obwohl PoMo ja inzwischen schon wieder eine abgestandene Sache ist. Ich will aber nochmal deutlicher auf meine oben angedeutete andere Sorge verweisen. Es ist nicht nur Geschmack. Ästhetik hat immer auch eine ideologische, politische oder sonstwie zu benennende gesellschaftliche Komponente. Und ich ganz persönlich zucke jedesmal zusammen, wenn ich "erneuerte" (nicht historisch noch vorhandene) Bahnhofsaufschrift in Fraktur sehe, wie auch auf etlichen U-Bahnhöfen "Deutsche Oper" usw. Ich zucke zusammen und denke jeden Augenblick kommt die Gestapo um die Ecke. Klar ist die "Deutsche Schrift" ein Teil des Erbes, nur leider verbunden mit dem weniger schönen Erbe, dass uns stolz machen könnte. Man kann die Nostalgie auch an seine Grenzen bringen.

Mein Gott aber man kann es auch übertreiben! Ist jetzt echt nicht böse gemeint, aber man muß doch nicht sämtliche nostalgischen Elemente verteufeln, weil sie über fünf Umwege irgendwie an das 3. Reich erinnern könnten! Ich für meinen Teil finde Frakturschrift einfach hübsch und finde es toll, daß sie offenbar gelegentlich auch bei Neubauten noch verwendet wird (auch wenn man sich hier über die konkrete Ausführung mit den herumtanzenden Buchstaben vielleicht streiten kann).

LG Rekowagen
Es war nur eine ganz persönliche Empfindung. Ich bin mir bewusst, das nicht jeder so reagiert. Ich bin auch nicht gegen das Alte, im Gegenteil, aber es gibt für mich Grenzen. Wo die Schrift noch da ist, ist es gut, aber erneuern würde ich sie nicht.

Nebenbei, die schlechte Tradition der Fraktur in Deutschland ist wesentlich älter als die Nazizeit. Sie spielte schon in der Kolonialzeit eine Rolle.

Ich bin auch sehr im Zweifel, ob es eine reale Möglichkeit gegeben hätte das Ostkreuz als Denkmal zu einem den praktischen Anforderungen gerechten Bahnhof zu machen. daher bin ich dem neuen hier eher aufgeschlossen. Was ich nicht verstehe, wenn man schon ein historisches Dach baut, warum schöpft man dann nicht alle Möglichkeiten aus. Es gibt zig alte Dächer auf Berliner S-Bahnhöfen, die sehr viel besser restauriert wurden, mit Holzbalken und originaler Beplankung. Sowas wäre sicher auch am Ostkreuz möglich gewesen. Aber das sind nur Details. und es gibt natürlich eben so viele Dächer, die man noch denkmalgerecht wieder herstellen sollte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.05.2017 11:58 von Heidekraut.
Für mich ist es Teil des Problems, dass in Deutschland noch immer die Fraktur als hübsch empfunden wird. Ich bin mit dem Bauhaus großgeworden und fand Fraktur immer schon als rückwärtsgewand und ja, reaktionär. Genauso wie das industrielle Gründerjahredesign das manche hier so lieben und viele andere Dinge, die wir heute wieder für erhaltenswert halten. was ich teilweise auch richtig finde. Aber bei der Schrift, vor allem ihre sehr betonte Wiederherstellung wie in manchen U-Bahnhöfen, finde ich nicht zeitgemäß. Aber wie gesagt, das ist auch subjektiv. Mit PoMo wollte ich genau andeuten, dass ich auch denke, dass das Absicht ist, die Buchstaben tanzen zu lassen. Aber die Ironie fände ich zu angeschafft. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. ;-)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.05.2017 21:58 von Heidekraut.
Zitat
Ferkeltaxe
Zitat
GraphXBerlin
Was bitte hat die Schriftart "Tannenberg" direkt mit der NS-Diktatur zu tun? Nichts! Also bitte zurück zum Thema Ostkreuz.

1. Du hast Recht, hier geht es ums Ostkreuz. Zurück zum Ursprungsthema - gerne.
2. Ausgangspunkt für die Schriftdebatte ist allerdings die am Nordeingang des Bhfs. Rummelsburg dieser Tage neu angebrachte Beschriftung. (Siehe Beiträge weiter oben.) Die gehört schon irgendwie in den Gesamtkontext Umbau Ostkreuz. Oder?
3. Was Tannenberg oder Fraktur historisch ist und bedeutet, hatte ich heute im Beitrag um 13:22 Uhr versucht, möglichst kurz zu umreißen, um nicht zu sehr OT zu werden. Und: Sie hat sehr viel mit der Zeit von 193x - 41 zu tun. In dem Punkt liegst du ganz klar falsch.

1. Fein, wenngleich es (siehe nachfolgend) noch nicht geklappt.
2. Keine Sorge, ich habe das alles verfolgt.
3. Ich kenne die Geschichte dieser Schriftart halbwegs. Mein Posting bezog sich auch eher auf die Grusel-Postings von Heidekraut der sich an dunkle Zeiten erinnert fühlt, und diese Schriftart daher eher nicht mehr benutzen würde.
Aufgrund dieser Absurdität wollte ich lieber wieder zurück zum Thema.
Wenn man mit offenen Augen (mit der S-Bahn) durch Berlin fährt, wimmelt es von Aufschriften in "Fraktur". Nur als Beispiel die Beschriftung de Stellwerkes Schöneweide Nord. Liegt vielleicht auch daran, dass diese Schrift relativ einfach nur mit einem Flachpinsel geschrieben werden kann.
wer sich wegen der Schrift an dunkle Zeiten erinnert, sollte generell die S-Bahn meiden :-;
Zitat
Wollankstraße
wer sich wegen der Schrift an dunkle Zeiten erinnert, sollte generell die S-Bahn meiden :-;

Echt! Fehlt nur noch die Unterlängen als sichbares Zeichen des Patriarchats
zu verteufeln weil "unten was raushängt". *facepalm*
Na, wart mal ab, bis die Stadt wieder voll mit Pegida und AfD-Demos ist, mit Fraktur auf den Transparenten. Ich würd das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.
Zitat
Heidekraut
Na, wart mal ab, bis die Stadt wieder voll mit Pegida und AfD-Demos ist, mit Fraktur auf den Transparenten. Ich würd das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.

Du solltest Form und Inhalt trennen (lernen).
Würdest du die Schilder in einer Antiqua anders bewerten?
Zitat
murkelpurkel
Zitat
Wollankstraße
wer sich wegen der Schrift an dunkle Zeiten erinnert, sollte generell die S-Bahn meiden :-;

Echt! Fehlt nur noch die Unterlängen als sichbares Zeichen des Patriarchats
zu verteufeln weil "unten was raushängt". *facepalm*

Hallo murkelpurkel,

sehr geil auf den Punkt gebracht! Danke!

Zitat
murkelpurkel
Zitat
Heidekraut
Na, wart mal ab, bis die Stadt wieder voll mit Pegida und AfD-Demos ist, mit Fraktur auf den Transparenten. Ich würd das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.

Du solltest Form und Inhalt trennen (lernen).
Würdest du die Schilder in einer Antiqua anders bewerten?

Ich denke, es ist sehr leicht, die Verwendung der Schrift einerseits beispielsweise an historischen Bauwerken in einem entsprechenden Kontext zu sehen (der, wie genügend diskutiert, nur zu einem Bruchteil politisch belastet ist). Oder andererseits die Verwendung in aktuellen Kontexten als gezieltes Signal einer sehr weit rückwärts gewandten Geisteshaltung zu erkennen, deren historisch-politische Belastung in der Tat eine andere ist.

Viele Grüße
Manuel

p.s.: War in den letzten zwei Tagen nochmal jemand von Euch am Ostkreuz? Ist schon mehr von der Kühlhaus-Verkleidung zu sehen? An Bahnsteig E?
Zitat
manuelberlin
Zitat
murkelpurkel
Zitat
Wollankstraße
wer sich wegen der Schrift an dunkle Zeiten erinnert, sollte generell die S-Bahn meiden :-;

Echt! Fehlt nur noch die Unterlängen als sichbares Zeichen des Patriarchats
zu verteufeln weil "unten was raushängt". *facepalm*

Hallo murkelpurkel,

sehr geil auf den Punkt gebracht! Danke!

Zitat
murkelpurkel
Zitat
Heidekraut
Na, wart mal ab, bis die Stadt wieder voll mit Pegida und AfD-Demos ist, mit Fraktur auf den Transparenten. Ich würd das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.

Du solltest Form und Inhalt trennen (lernen).
Würdest du die Schilder in einer Antiqua anders bewerten?

Ich denke, es ist sehr leicht, die Verwendung der Schrift einerseits beispielsweise an historischen Bauwerken in einem entsprechenden Kontext zu sehen (der, wie genügend diskutiert, nur zu einem Bruchteil politisch belastet ist). Oder andererseits die Verwendung in aktuellen Kontexten als gezieltes Signal einer sehr weit rückwärts gewandten Geisteshaltung zu erkennen, deren historisch-politische Belastung in der Tat eine andere ist.

Viele Grüße
Manuel

p.s.: War in den letzten zwei Tagen nochmal jemand von Euch am Ostkreuz? Ist schon mehr von der Kühlhaus-Verkleidung zu sehen? An Bahnsteig E?

Guten Morgen,
Ich war am Mittwoch vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Anstalten, daß das Dach von Bahnsteig E bald gedeckt werden würde. (Der Satz kommt mir grad irgendwie komisch vor, aber ihr wißt schon was ich meine ^^)
LG Rekowagen
Es geht nicht um mich, sondern um breite Schichten der Bevölkerung. Klar würd ich die Parolen rein emotional anders bewerten, wenn sie in Antiqua geschrieben würden. Vor allem, viele tun das. Die Fraktur transportiert nochmal einen anderen Geist. Bin ich sicher. Vielleicht wollte der Designer der neuen Schrift an Rummelsburg das ja tatsächlich durch Brechung zum Ausdruck bringen. Aber ob das aufgeht?
Dieses Thema wurde beendet.