Zitat
Bovist66
Nicht zuletzt gilt: Don´t believe the hype! Insbesondere dient ein solcher Techno-Hype auch dazu, Fördergelder zu sichern. So wird man vieles einordnen können, was uns als angeblich unweigerliche zukünftige Entwicklung versprochen wird ...
Das ist zwar auch richtig, aber ich denke gegenüber dem LIFT-Versuch in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren haben sich die Rahmenbedingungen schon nicht unerheblich verändert. (Für die, die sich detaillierter interessieren: Auf den Berliner Verkehrsseiten gibt es übrigens noch eine historische Broschüre dazu: [
www.berliner-verkehrsseiten.de] ) Das Gebiet in Lichtenrade ist ein typisches Gebiet für zahlreiche Städte: in Randlage, im Vergleich zum Stadtkern eher dünnbesiedelt, hoher PKW-Anteil, unglücklich geschnitten, um leicht in das klassische ÖPNV-Netz integriert zu werden.
Schon seit Jahrzehnten werden solche Gebiete in Nahverkehrsplänen bundesweit stiefmütterlich behandelt: man stellt fest, dass hier die Haltestellenradien auch unter großzügig ausgelegten Kriterien nicht ausreichen und dann geht folgendes los:
- Defizit benennen und von der Politik eine bessere Finanzierung fordern,
- Pilotprojekte starten, die sich allein natürlich nie betriebswirtschaftlich rechnen, aber sie hinterher so abrechnen als müssten sie dies tun,
- Pilotprojekte wieder einstampfen und im nächsten Nahverkehrsplan wieder als Problem benennen.
Im Unterschied zu den 1980er-Jahren sind inzwischen auch die großen Mobilitätskonzerne hier mit im Spiel: sowohl Autohersteller als auch klassische Verkehrsbetriebe konkurrieren und kooperieren hier mit kleinen wie großen internationalen "start ups". Interessanterweise auch international durchaus in flexiblen Konstellationen: während die DB hier über ihren Anbieter flinkster mit DriveNow konkurriert, steht in Kopenhagen auf den DriveNow-Fahrzeugen das Logo der DB-Tochter Arriva. Von BMW wurde heute auf der Re:publica ausgesagt, dass man möglicherweise künftig mehr Geld mit verkauften Kilometern als mit verkauften Fahrzeugen verdienen könnte. Ich bin da weniger skeptisch und finde es interessant, dass die BVG erwägt, auf diesem Markt mitzumischen.
Übrigens gibt es am Rande eines anderen Artikels der Berliner Zeitung einige weitere Informationen:
"Demnächst werde auch die BVG einen „Pool-Verkehr“ anbieten – eine andere Bezeichnung für Ride Sharing. „Bequem und unabhängig vom Fahrplan, per BVG-App buchbar“, so Nikutta. Dem Vernehmen nach könnte Mercedes-Benz Partner werden. Start soll noch im Sommer sein. Der Senat muss das neue Angebot aber noch genehmigen."