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Volksentscheid zum Flughafen Tegel
geschrieben von Marienfelde 
"Die Berliner fliegen zu viel", wird in der heutigen Ausgabe der Berliner Zeitung (Seite 9) behauptet.

36% der Flüge vom TXL könnten auf die Bahn verlagert werden, meint der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich (Die Linke). Mit dem kommenden Fahrplanwechsel reduzieren sich die Bahnreisezeiten nach Nürnberg auf unter drei und nach München auf unter vier Stunden, wird weiter ausgeführt.

"Vier Stunden sind ein wichtiger Schwellenwert. Längere Bahnreisen gelten vielen als beschwerlich. Und so lange sind auch viele Flugreisende innerdeutsch unterwegs - wenn sie ehrlich kalkulieren und die Wartezeiten am Airport, An- und Abreise einrechnen", heißt es wörtlich.

Hier noch der "Onlinefassungslink": [www.berliner-zeitung.de]

Noch einen schönen Freitag wünscht Euch
Marienfelde



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.09.2017 10:09 von Marienfelde.
Interessante Zahlen, wobei die Wahrheit vermutlich in der Mitte der beiden Lesarten liegt. Wichtige Stellschrauben in der Interpretation sind vor allem die jeweiligen räumlichen Bezugspunkte. Wenn man die Fragestellung eng zu Lasten der Bahn auslegt, braucht man z.B. vom Berliner Hbf zum Frankfurter Flughafen länger als 4 Stunden. Wenn dagegen zu Gunsten der Bahn rechnet und von Hbf zu Hbf rechnet, was eher der Realität vieler Reisender entsprechen dürfte, liegt die Zeit unter 4 Stunden (was einige Sprinterzüge angeht).

Der Vergleich mit Frankfurt ist ein Stück weit plausibel, wobei für die Bahn bei München noch mehr Marktanteil rauszuholen sein dürfte, denn:
- als Umsteigeknoten dürfte Frankfurt bedeutender sein als München, somit lohnt es sich für mehr Passagiere, mit dem Flieger anzureisen, da sie eh zum Flughafen und nicht in die Innenstadt müssen
- der Zeitverlust mit der S-Bahn oder dem Taxi in die Innenstadt, der keine effektive Arbeitszeit ist, dürfte in München größer sein, so dass der Komfort, direkt in die Innenstadt zu kommen, von größerer Bedeutung ist.

Die Quelle steht auch online zur Verfügung: [dipbt.bundestag.de]

Noch ein weiterer Gedanke: wenn die Preissensibilität bei der Verkehrsmittelwahl tatsächlich so groß ist wie von einigen hier behauptet, gäbe es schon noch einige Stellschrauben, durch die die Bahn gerechter behandelt würde und auch auf diese Weise an Marktanteilen gewinnen könnte. Ich denke, es wird durch die AirBerlin-Pleite sowie neue schnelle Bahnverbindung nach Bayern deutliche Passagierrückgänge geben, die in den bisherigen wachstumseuphorischen Prognosen nicht ansatzweise berücksichtigt sind.
Zitat
Marienfelde
36% der Flüge vom TXL könnten auf die Bahn verlagert werden, meint der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich (Die Linke). Mit dem kommenden Fahrplanwechsel reduzieren sich die Bahnreisezeiten nach Nürnberg auf unter drei und nach München auf unter vier Stunden, wird weiter ausgeführt.

Auf diese Entwicklung bin ich auch sehr gespannt.
Meiner Meinung nach spielt aber auch der Preis eine große Rolle. Während es zwei Wochen im Voraus noch Flüge nach Basel für 30 Euro gibt, ist bei der Bahn in diesem Segment schon nichts mehr zu machen; da wird gerne der drei- bis vierfache Preis aufgerufen - bei doppelt so langer Reisezeit.
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
Marienfelde
36% der Flüge vom TXL könnten auf die Bahn verlagert werden, meint der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich (Die Linke). Mit dem kommenden Fahrplanwechsel reduzieren sich die Bahnreisezeiten nach Nürnberg auf unter drei und nach München auf unter vier Stunden, wird weiter ausgeführt.

Auf diese Entwicklung bin ich auch sehr gespannt.
Meiner Meinung nach spielt aber auch der Preis eine große Rolle. Während es zwei Wochen im Voraus noch Flüge nach Basel für 30 Euro gibt, ist bei der Bahn in diesem Segment schon nichts mehr zu machen; da wird gerne der drei- bis vierfache Preis aufgerufen - bei doppelt so langer Reisezeit.

Basel ist ja auch das Ziel, was man von Berlin aus betrachtet am weitesten Weg ist, zumindest - wenn man das Gebiet der Deutschen Bahn nicht verlassen möchte. Für die 30 Euro-Kunden fährt die Bahn nicht, genausowenig wie da jemand fliegt, dass sind immer nur Restkapazitäten.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Alter Köpenicker
Auf diese Entwicklung bin ich auch sehr gespannt.
Meiner Meinung nach spielt aber auch der Preis eine große Rolle. Während es zwei Wochen im Voraus noch Flüge nach Basel für 30 Euro gibt, ist bei der Bahn in diesem Segment schon nichts mehr zu machen; da wird gerne der drei- bis vierfache Preis aufgerufen - bei doppelt so langer Reisezeit.

Das sind aber immer auch ein Stück weit Momentaufnahmen, die durch unterschiedlich flexible Preissysteme stark schwanken. Im Grundsatz verkaufen die Fluggesellschaften m.E. ihre Schnäppchenpreise eher häppchenweise, so dass man immer mal wieder etwas finden kann, aber eben auch als Frühbucher Pech mit teuren Preisen haben kann, während die DB eher Frühbucher belohnt, indem die ersten X% der Sparpreise besonders günstig sind, die zweiten X% etwas teurer usw.

Für eine Wochenendreise von Berlin nach Frankfurt in 2 Wochen bekäme man z.B. momentan günstigere Preise bei der DB als bei einer Flugsuchmaschine. Zudem lässt sich die DB gerade die lange Strecke nach Basel auch ganz gut bezahlen und steigt in den Wettbewerb verstärkt bei den Mittelstrecken ein, bei denen zeitlich eine Konkurrenz zum Flugzeug sinnvoll ist. (Berlin-Frankfurt/Köln)
Zitat
Nemo
Für die 30 Euro-Kunden fährt die Bahn nicht, genausowenig wie da jemand fliegt, dass sind immer nur Restkapazitäten.

Ich bin die Relation Berlin - Basel schon für 14,25 Euro mit der Bahn gefahren und für 9 Euro geflogen. Seltsam, daß solche "Restkapazitäten" immer als erstes ausverkauft sind.
Zitat
Lopi2000
Das sind aber immer auch ein Stück weit Momentaufnahmen, die durch unterschiedlich flexible Preissysteme stark schwanken.

Da hast Du natürlich Recht. Ich hatte dieses Beispiel nur gerade im Kopf, da ich gestern erst so eine Reise für die erste Oktoberwoche buchte. Verschreckt von den Preisen der Bahn wandte ich mich dann schweren Herzens vertrauensvoll an Easyjet.
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
Nemo
Für die 30 Euro-Kunden fährt die Bahn nicht, genausowenig wie da jemand fliegt, dass sind immer nur Restkapazitäten.

Ich bin die Relation Berlin - Basel schon für 14,25 Euro mit der Bahn gefahren und für 9 Euro geflogen. Seltsam, daß solche "Restkapazitäten" immer als erstes ausverkauft sind.

Ist irgendwie absurd, aber die Fluggesellschaften wissen schon ein halbes Jahr vor dem Flug, wie voll er vermutlich sein wird. Daher können die sogar die Restkapazitäten vor allen anderen Tickets verkaufen.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Wenn man sich die Verteilung der Fluggäste in Tegel nach Destinationen anschaut, zeigt sich, dass es fast schon reichen würde, jeden zweiten Inlandsflug zu streichen, um den vermuteten Kapazitätsengpass am BER einige Zeit zumindest zu verhindern.

Im Jahr 2016 sind 21.253.959 Passagieren (bei 185.500 Flugbewegungen) von/nach unterwegs gewesen:

1. (1. gesamt) München 1.939.404 (15.240)
2. (2.) Frankfurt/Main 1.935.710 (14.165)
3. (3.) Köln/Bonn 1.270.881 (10.829)
4. (4.) Düsseldorf 1.147.153 (9.946)
5. (5.) Stuttgart 986.856 (9.151)
6. (14.) Nürnberg 229.886 (3.426)
7. (22.) Saarbrücken 118.793 (2.133)
8. (23.) Karlsruhe/Baden-Baden 108.639 (2.128)
9. (XX.) Friedrichshafen 10.964 (383)
10. (XX.) Sylt/Westerland 4.354 (103)

Macht zusammen schon 7.752.640 Passagiere (36,5%) bzw. 67.504 (36,4%) Flugbewegungen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.09.2017 14:24 von hvhasel.
Die Streichung jedes 2. Inlandsfluges wäre bei gleichem Reisebedarf damit verbunden, dass ca. 18 mit durchschnittlich 400 Fahrgästen besetzte ICE zusätzlich auf den Relationen Richtung Westen und dann weiter Richtung Rheinland oder Frankfurt/Stuttgart verkehren müssten. Unabhängig davon, dass wohl derzeit noch gar nicht die Züge zur Verfügung ständen - wie sieht es denn mit der Gleisauslastung Richtung Westen aus? Bekommt man die zusätzlichen Züge auf die Trassen?

Von Berlin Richtung Süden könnte es eher realistisch sein, wenn die Neubaustrecke Erfurt - Nürnberg in Betrieb ist und stabil funktioniert.

Mit besten Grüßen

phönix
Man könnte auch Dopelstock-ICE einsetzen, zudem hat man früher zu Spitzenzeiten sowohl Vor- als auch Nachzüge eingesetzt. Man hat also mehrere gleichartige Züge direkt hintereinander durch den Engpass geschickt, das braucht weniger Platz. Möglichkeiten gibt es da viele.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Leider ist die Deutsche Bahn gefangen in einem Dickicht aus Trassenpreisen, Stationsentgelten, Energieumlagen und weiterer Bürokratie. In der letzten Zeit wird von vielen Verbänden die Halbierung der Trassenpreise gefordert, um mehr Chancengleichheit im Wettbewerb mit dem Straßengüter- und -personenverkehr und dem Luftverkehr herzustellen.
Um hier nur eine Quelle [www.netzwerk-bahnen.de] zu zitieren:
Zitat

Ohne der Deutschen Bahn Mittel zu entziehen, könnte der Bund auf eine Halbierung der Trassenpreise hinwirken. Eine Halbierung der Trassenpreise für den SPNV auf etwa 2,15 Euro pro gefahrenen Trassenkilometer würde eine Senkung der Trasseneinnahmen für DB Netz in Höhe von rd. 1,2 Mrd. für den SPNV und weiteren 350 bis 500 Mio. Euro für den Güter- und den Fernverkehr bedeuten. Um den Betrag von 1,2 Mrd. Euro könnten die Regionalisie­rungsmittel gesenkt werden, wenn zum Ausgleich die Mittel der LufV entsprechend erhöht wür­den. Die Senkung der Trassenpreise für den Güter- und Fernverkehr müsste in Höhe von 350 bis 500 Mio. Euro durch den Bund kompensiert werden.
Für Ausbau und Erhalt der Schieneninfrastruktur stünde unverändert die gleiche Höhe an Finanz­mitteln zur Verfügung. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene als Verkehrsträger wür­de gegenüber dem LKW und dem PKW aber deutlich verbessert.

Und der Luftverkehr zahlt keinerlei Trassenpreise und Energieverbrauchssteuern. Hier fallen nur Stationsentgelte an, die von den Flughafenbetreibern oft subventioniert werden. Weshalb sich die Bundesrepublik und die anderen Staaten die Einnahmen aus Steuern und Luftstraßen entgehen lassen und damit die Situation staatseigener Verkehrsunternehmen erschweren, kann nur mit der Lobbyarbeit der Luftfahrtindustrie erklärt werden.

so long

Mario
Zitat
Nemo
Ist irgendwie absurd, aber die Fluggesellschaften wissen schon ein halbes Jahr vor dem Flug, wie voll er vermutlich sein wird. Daher können die sogar die Restkapazitäten vor allen anderen Tickets verkaufen.

Das kann die Bahn offenbar auch ganz gut.
Zitat
phönix
Die Streichung jedes 2. Inlandsfluges wäre bei gleichem Reisebedarf damit verbunden, dass ca. 18 mit durchschnittlich 400 Fahrgästen besetzte ICE zusätzlich auf den Relationen Richtung Westen und dann weiter Richtung Rheinland oder Frankfurt/Stuttgart verkehren müssten. Unabhängig davon, dass wohl derzeit noch gar nicht die Züge zur Verfügung ständen - wie sieht es denn mit der Gleisauslastung Richtung Westen aus? Bekommt man die zusätzlichen Züge auf die Trassen?

Von Berlin Richtung Süden könnte es eher realistisch sein, wenn die Neubaustrecke Erfurt - Nürnberg in Betrieb ist und stabil funktioniert.

Sind es nicht gesamt (alle Destinationen) ca. 13 zusätzliche mit 400 Fahrgästen besetzte ICE pro Tag?

Denn die PAX sind ja ankommende und abfliegende Passagiere, also ca. 1,938 Mio. Fahrgäste zusätzlich im Jahr bei jedem zweiten ehemaligen Flugpassagier je Richtung.

Egal, natürlich ist das eine Menge Holz. Aber beim TGV Sud-Est fahren so viele Züge in Spitzenzeiten in einer Stunde! Genau das ist nämlich das Problem der deutschen Verkehrspolitik. Die Bahn ist das ungeliebte Kind eines möglichst individualisierten Systems. Aber das geht auch nicht ewig so weiter, es muss endlich Geld in die Bahninfrastruktur gesteckt werden.
Zitat
hvhasel
... Aber das geht auch nicht ewig so weiter, es muss endlich Geld in die Bahninfrastruktur gesteckt werden.
Was nützt es, viel Geld in Strecken für 300 km/h zu stecken, wenn die Bahn dann nur mit 230er ICEs dort langgondelt (und diese Züge dann dem unwissenden Fahrgast auch noch als Sprinter verkauft)?
Ähnlich merkwürdig sieht es im IC-Netz aus. Jahrzehntelang VMax 200, die ach so tollen neuen IC-Züge können aber nur noch 160. In Österreich fahren lokbespannte Züge mt 230.
In anderen europäischen Ländern arbeitet man an der Erhöhung der Geschwindigkeiten über 300 hinaus, in Deutschland an der Reduzierung. Der neue Frecciarosa hat eine Zulassung bis 400 km/h (auch wenn der noch nie so schnell gefahren ist - in Italien geht sowas halt ;-)).

München-Berlin soll es wohl nur wenig Züge unter 4h geben, vermutlich weil die Bahn mit ihren Baby-ICE die Fahrzeit nich schafft und nich genügend richtige ICEs hat.

Innerdeutsch ist für mich der Flug keine Alternative. Wenn die Bahn zu lahm oder zu teuer ist, nehme ich das Auto. Und so denken viele in meinem Bekanntenkreis.
Zitat
phönix
[...] Richtung Westen und dann weiter Richtung Rheinland oder Frankfurt/Stuttgart [...] wie sieht es denn mit der Gleisauslastung Richtung Westen aus? Bekommt man die zusätzlichen Züge auf die Trassen?

Von Berlin Richtung Süden könnte es eher realistisch sein, wenn die Neubaustrecke Erfurt - Nürnberg in Betrieb ist und stabil funktioniert.

Man kommt auch jetzt schon in Richtung Süden via Erfurt nach Frankfurt, da muß nicht zwingend der Weg Richtung Westen genommen werden. Die ICE-Sprinter fahren beispielsweise über Halle und Erfurt. Und auch ich persönlich ziehe diesen Weg vor, auch wenn ich in Leipzig oder Erfurt umsteigen muß. Die Strecke ist landschaftlich einfach reizvoller, in Leipzig gibt es immer lecker Römerbraten und in Erfurt ist eine schöne Thüringer Bahnhofsfleischerei.
Zitat
ralf51
München-Berlin soll es wohl nur wenig Züge unter 4h geben, vermutlich weil die Bahn mit ihren Baby-ICE die Fahrzeit nich schafft und nich genügend richtige ICEs hat.

Mir war so, als ob man munkelte, nach dem Fahrplanwechsel den einen oder anderen ICE-3 in der Hauptstadt zu Gesicht zu bekommen.
Das habe ich auch schon gehört, aber nur gerüchteweise. Da diese ja wohl auch ETCS verbaut haben sollen.
Zitat
Nemo
Man könnte auch Dopelstock-ICE einsetzen, zudem hat man früher zu Spitzenzeiten sowohl Vor- als auch Nachzüge eingesetzt. Man hat also mehrere gleichartige Züge direkt hintereinander durch den Engpass geschickt, das braucht weniger Platz. Möglichkeiten gibt es da viele.

Die Studie mit dem Doppelstock-ICE hat sich bisher nie durchgesetzt. Ob er jemals kommen wird, ist absolut fraglich.
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
ralf51
München-Berlin soll es wohl nur wenig Züge unter 4h geben, vermutlich weil die Bahn mit ihren Baby-ICE die Fahrzeit nich schafft und nich genügend richtige ICEs hat.

Mir war so, als ob man munkelte, nach dem Fahrplanwechsel den einen oder anderen ICE-3 in der Hauptstadt zu Gesicht zu bekommen.

Beim Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurde ein Umlauf der ICE-Linie von Ruhrgebiet nach Berlin und zurück auf ICE-3 umgestellt. Ob es jetzt immer noch so ist, weiß ich nicht.
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