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Zustände auf der RE 3
geschrieben von Marienfelde 
Nach längerer Zeit bin ich heute (also an einem Sonntag) mal wieder mit der Linie "RE 3 Nord" (Stralsund -
Angermünde - Berlin) gefahren. Ausflugsziel war Warnitz in der Uckermark. Die Hinfahrt verlief ohne Probleme, was man von der Rückfahrt leider nicht behaupten kann.

Start der Heimfahrt sollte um 1814 sein. Wegen Verzögerungen beim Einsteigen war der Zug in Warnitz etwa 15 Minuten verspätet. Der aus aus 4 "alten" Doppelstockwagen bestehende Zug war vollkommen überfüllt; die Eingangsbereiche waren mit Fahrrädern mehr oder weniger zugestellt. Bereits in Warnitz konnten einige Reisende mit Rädern nicht mehr aufgenommen werden. Dies war natürlich auch in den weiteren Unterwegsbahnhöfen zu einem Teil nicht der Fall.

Bis Bernau (fahrplanmäßige Ankunft 1905) hatte der Zug deutlich über 30 Minuten Verspätung aufgebaut. Dort haben dann viele Reisende (auch ich) diesen Zug verlassen, um die Reise mit der S-Bahnlinie 2 fortzusetzen. Der über Lichtenberg und Gesundbrunnen zum Hauptbahnhof weiterfahrende Zug wirkte auf mich dennoch weiterhin überfüllt.

Für die Fahrgäste der Eisenbahn wurde auf dieser Fahrt mal wieder richtig was geboten,
meint Marienfelde.
Anonymer Benutzer
Re: Zustände auf der RE 3
27.08.2017 22:38
Meine Güte, was soll man machen. Gutes Wetter... Sonntag... da sind wahrscheinlich mehr Leute unterwegs. Aber soll man jetzt einen ganzen Zug mit Personal irgendwo hinstellen, der dann nur eine Fahrt am Ende irgendwo gefahren ist bestellen und bezahlen?
Die Leute müssen einfach damit leben, dass Verkehrsmittel zu gewissen Zeiten zu bestimmten Gegebenheiten voll ausgelastet sind. Dann muss man aber auch hinnehmen, dass man einfach den nächsten Zug nehmen muss.
Sonntagnachmittags ist mit erhöhtem Fahrgastaufkommen von der Ostsee zurück nach Berlin zu rechnen? Sagt bloß...

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Jay
Re: Zustände auf der RE 3
27.08.2017 23:14
Zitat
Nahverkehrsplan
Meine Güte, was soll man machen. Gutes Wetter... Sonntag... da sind wahrscheinlich mehr Leute unterwegs. Aber soll man jetzt einen ganzen Zug mit Personal irgendwo hinstellen, der dann nur eine Fahrt am Ende irgendwo gefahren ist bestellen und bezahlen?
Die Leute müssen einfach damit leben, dass Verkehrsmittel zu gewissen Zeiten zu bestimmten Gegebenheiten voll ausgelastet sind. Dann muss man aber auch hinnehmen, dass man einfach den nächsten Zug nehmen muss.

Wie wäre es damit zumindest die bestellte Zuglänge von 5 (nicht 4) Doppelstockwagen zu fahren? Und wenn denn die bestellten Fahrzeuge eingesetzt werden, dann gibt es auch deutlich mehr Platz für Fahrräder, denn der 5. Wagen hat dafür das komplette Unterdeck frei.

Nutzt natülich wenig, wenn Regio stattdessen irgendwo anders einen Zug mit 4 Fahrradwagen und einem Steuerwagen durch die Gegend fährt. Kurzum: Zugbildung in den Griff kriegen wäre mal eine Maßnahme.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Also ich kenne das Desaster ja vom RE 5 aus Rostock, der bei gutem Wetter auch stets chronisch überfüllt ist. Umso überraschter war ich vor einigen Wochen (am 30.07.), als ich im RE 3 von Stralsund gen Berlin reiste. Die Garnitur bestand aus fünf Wagen und die Situation an Bord war durchaus entspannt; von Überfüllung konnte nicht mal annähernd die Rede sein.
Zitat
Jay

Wie wäre es damit zumindest die bestellte Zuglänge von 5 (nicht 4) Doppelstockwagen zu fahren? Und wenn denn die bestellten Fahrzeuge eingesetzt werden, dann gibt es auch deutlich mehr Platz für Fahrräder, denn der 5. Wagen hat dafür das komplette Unterdeck frei.

Wobei die Doppelstockwagen (alt) für Fahrräder keineswegs so schlecht sind (eigentlich das einzige gute an ihnen). Aber Probleme sind schon natürlich da, durch die verminderte Sitzplatzkapazität, mehr Leute in den Fahrradwagen etc.

Zitat

Nutzt natülich wenig, wenn Regio stattdessen irgendwo anders einen Zug mit 4 Fahrradwagen und einem Steuerwagen durch die Gegend fährt. Kurzum: Zugbildung in den Griff kriegen wäre mal eine Maßnahme.

Volle Zustimmung. So etwas in der Art (waren aber nur 3 Fahrradwagen) habe ich auf dem RE3 Süd nach Falkenberg gesehen. Der Schaffner argumentierte damit, dass die Fahrradwagen bei der Sitzplatzzahl ja nur halb zählen würden und das deswegen bewusst so gemacht wurde.
Zitat
Nahverkehrsplan
Meine Güte, was soll man machen. Gutes Wetter... Sonntag... da sind wahrscheinlich mehr Leute unterwegs. Aber soll man jetzt einen ganzen Zug mit Personal irgendwo hinstellen, der dann nur eine Fahrt am Ende irgendwo gefahren ist bestellen und bezahlen?
Die Leute müssen einfach damit leben, dass Verkehrsmittel zu gewissen Zeiten zu bestimmten Gegebenheiten voll ausgelastet sind. Dann muss man aber auch hinnehmen, dass man einfach den nächsten Zug nehmen muss.

Im Grunde hätte die Überschrift auch "Zustände bei der Bahn" lauten können. Früher habe ich geglaubt, die Eisenbahn sei ein Massenverkehrsmittel - heute weiß ich: Sobald irgendwo überdurchschnittlich viele Fahrgäste zu erwarten sind, klappt die Bahn in schöner Regelmäßigkeit zusammen.

Im Fernverkehr (Relationen wie Stralsund oder Züssow - Berlin sind für mich Fernverkehr) bedeutet "voll ausgelastet" nach meinem Verständnis eine Auslastung aller Sitzplätze - aber nicht die "Beförderung" einer vermutlich dreistelligen Zahl "stehender" Fahrgäste. Mein "Stehplatz" befand sich auf einer Treppe zum Oberdeck - ich konnte eigentlich nicht vernünftig stehen.

Der nächste Zug wäre zwei Stunden später gefahren, und außerdem: Die Zustände in diesem Zuglauf wären womöglich genauso gewesen. Fazit für mich: Einen Wochenendausflug auf der RE 3 sollte man möglichst bei Regenwetter machen - ansonsten wird die Bahn durch vollkommen überraschend in hoher Zahl aus der Tiefe des Raumes auftauchende Fahrgäste überfordert sein.

Ein anderes Beispiel aus dem "echten" Fernverkehr war eine Rückfahrt von Leipzig in einem Zuglauf von München über Berlin nach Altona: "Vereinzelt" stehende Reisende zwischen Leipzig und Berlin. Na klar: Es war ja auch ein Freitag - das kann man der Bahn selbstverständlich nicht zumuten, für Tage mit höherem Fahrgastaufkommen mehr Plätze vorzuhalten.

Wem meine Beispiele nicht gefallen, der suche sich am besten Beispiele aus der eigenen "Erfahrung".

Die in Deutschland betriebene Bahnpolitik ist eine Zumutung - und zwar nicht erst seit diesem Jahr.

Dennoch wünsche ich Euch einen schönen Montag.
Marienfelde
Jay
Re: Zustände auf der RE 3
28.08.2017 08:29
Zitat
Marienfelde
Der nächste Zug wäre zwei Stunden später gefahren, und außerdem: Die Zustände in diesem Zuglauf wären womöglich genauso gewesen. Fazit für mich: Einen Wochenendausflug auf der RE 3 sollte man möglichst bei Regenwetter machen - ansonsten wird die Bahn durch vollkommen überraschend in hoher Zahl aus der Tiefe des Raumes auftauchende Fahrgäste überfordert sein.
[...]

Die Zustände auf dem RE3 und RE5 bei schönem Wetter sind nun allerdings schon seit Jahren bekannt. Klar, der 5. Wagen ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die wenigen Entlastungszüge ebenso, aber wie immer sind die Strukturen starr und die Möglichkeiten begrenzt.

Seit Jahren gibt es übrigens auch die Tipp - wenn es denn unbedingt ein Ausflug gen Nordost sein muss - die Schwedter Züge des RE3 zu nutzen. Ebenso stellt sich die Frage, warum das südliche Brandenburg so selten für Radausflüge genutzt wird, obwohl es dort ebenfalls schöne Ziele für einen Tagesausflug gibt. Da haben RE3 und RE5 auch am Wochenende noch Kapazitäten. Beim RE7 sieht es hingegen anders aus. Der ist mit seinem kurzen 5er-Talent auch schnell an der Kapazitätsgrenze.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay

Die Zustände auf dem RE3 und RE5 bei schönem Wetter sind nun allerdings schon seit Jahren bekannt.

Umso schlimmer.
Zitat
Jay

Die Zustände auf dem RE3 und RE5 bei schönem Wetter sind nun allerdings schon seit Jahren bekannt. Klar, der 5. Wagen ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die wenigen Entlastungszüge ebenso, aber wie immer sind die Strukturen starr und die Möglichkeiten begrenzt. (...)

Ja - daher meine Frage, warum in einem der reichsten Länder der Welt solche Zustände anscheinend über Jahre hinweg nicht zu ändern sind.

Die Probleme wären "objektiv" ja durchaus lösbar: Von der Streckenbelegung her wäre eine Verdichtung im Ausflugsverkehr auf einen Stundentakt zwischen Berlin und Stralsund jederzeit möglich.

Die andere Möglichkeit, die Zugläufe zu einem Teil auf bedarfsdeckende sechs (oder sogar sieben) Doppelstockwagen zu verlängern, würde sicherlich Erweiterungen von Bahnsteiglängen erfordern.

Würden die Verkehrspolitiker in unserem Land einen guten Job machen, sollte die eine und/oder andere Lösung über Jahre hinweg "eigentlich" möglich sein.

Die Verkehrspolitik in unserem Land löst die Probleme nicht - sie ist ein Problem,

meint Marienfelde
Zitat
Marienfelde
[...]

Würden die Verkehrspolitiker in unserem Land einen guten Job machen, sollte die eine und/oder andere Lösung über Jahre hinweg "eigentlich" möglich sein.

Die Verkehrspolitik in unserem Land löst die Probleme nicht - sie ist ein Problem,

meint Marienfelde

Das kann man erweitern - Die Politik schafft hierzulande erst Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.

Dennis
Zitat
Marienfelde
Die andere Möglichkeit, die Zugläufe zu einem Teil auf bedarfsdeckende sechs (oder sogar sieben) Doppelstockwagen zu verlängern, würde sicherlich Erweiterungen von Bahnsteiglängen erfordern.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde umsichtig entschiedenen, dass man keine längeren Züge als mit fünf Wagen braucht und die Regionalbahnsteige wurden bei der Modernisierung entsprechend verkürzt.

Kurzsichtigkeit gab es damals schon bei der Bahn, man beobachte nur die "normalen" Zustände beim RE1, Montags bis Freitags etwas so ausgelastet wie der beschriebene RE3 am Wochenende. Aber da kann man nichts machen, mehr als 5 Wagen sind nunmal nicht geplant...

Dafür klopft man sich bei der Bahn auf die Schulter für den neuen Bahnsteig in Griebnitzsee. Als dort die Universität eröffnet wurde konnte ja niemand wissen, dass es da zu Fahrgastaufkommen kommen könnte, daher wurden die bis dahin vorhandenen drei Bahnsteige + Seitenbahnsteig auf einen Bahnsteig für die S-Bahn und einen Seitenbahnsteig für die Regionalbahnen zurückgebaut...
Zitat
drstar
Das kann man erweitern - Die Politik schafft hierzulande erst Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.

Das ist richtig: Ohne die Politik, den demokratischen Rechtsstaat und weitere Errungenschaften der vergangenen 150 Jahre wie Gewerkschaften, Umweltverbände usw. hätten wir ganz andere Probleme, so dass sich niemand Sorgen machen müsste, wie voll der Zug bei einem Wochenendausflug ist. Auch wenn durch komplexe Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeiten manches nicht so reibungslos läuft wie es idealerweise sein könnte, gibt es gesamtgesellschaftlich gesehen kaum bessere Alternativen.
Zitat
Global Fisch

Volle Zustimmung. So etwas in der Art (waren aber nur 3 Fahrradwagen) habe ich auf dem RE3 Süd nach Falkenberg gesehen. Der Schaffner argumentierte damit, dass die Fahrradwagen bei der Sitzplatzzahl ja nur halb zählen würden und das deswegen bewusst so gemacht wurde.

Also weil die Fahrradwagen so wenig Sitzplätze haben wurde das "bewusst so geamcht"? Die Rechnung geht im Sommerbetrieb nicht auf. Im Winterbetrieb geht sie nur auf wenn statt einem Sitzplatzwagen zwei Fahhradwagen dranhängen, und nur dann.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Lopi2000
Zitat
drstar
Das kann man erweitern - Die Politik schafft hierzulande erst Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.

Das ist richtig: Ohne die Politik, den demokratischen Rechtsstaat und weitere Errungenschaften der vergangenen 150 Jahre wie Gewerkschaften, Umweltverbände usw. hätten wir ganz andere Probleme, so dass sich niemand Sorgen machen müsste, wie voll der Zug bei einem Wochenendausflug ist. Auch wenn durch komplexe Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeiten manches nicht so reibungslos läuft wie es idealerweise sein könnte, gibt es gesamtgesellschaftlich gesehen kaum bessere Alternativen.

Aha, also Probleme, wie wir sie nun bei der BVG und der S-Bahn haben, dem z. T. stark eingeschränkten Regioverkehr, der aufgrund politischer Entscheidungen der letzten 20 Jahre nun erheblich krankt in Bezug auf die Infrastruktur, die Grabstätte BER, nur um im Bereich des Verkehrsministeriums und der Senatsverwaltung für Verkehr (glaub, die nennt sich inzwischen Stadtentwicklung, fragt sich nur, wo die was entwickelt...) zu bleiben; dazu der Dieselskandal, die Pkw-Maut, die mehr Geld verbrennt, als sie einbringen wird - sind allesamt Probleme, die uns die Politik nun beschert, oder willst Du das bestreiten?
Versteh mich bitte nicht falsch - im Grunde ist eine politische Grundordnung durchaus zu begrüßen, was mir mittlerweile mehr als sauer aufstößt, ist der Umstand, daß niemand der Verantwortlichen mit der einhergebrachten Verantwortung umzugehen versteht. Es werden sinnlos Gelder in Projekte gesteckt, an denen sich wenige gesundstoßen, die im Schnitt doppelt so teuer werden wie veranschlagt mit Ausreißern nach oben, versteht sich, und wenn es dann stockt, will niemand verantwortlich sein.
Weitere Beispiele gefällig? Rheintalbahn - nun gesperrt, weil man beim Tunnelbau auf vorher von Experten, die am Bau beteiligt sind bzw. waren, geäußerte und durchaus begründete Gefahren nicht hören wollte. Der Spaß hat nun einen wirtschaftlichen Schaden von vermutlich über 100 Mio EUR verursacht - wo ist DB-Infrastruktur-Verantwortlicher Pofalla? Nicht zu sehen, nicht zu hören, Verantwortung haben immer die anderen.
Um zu Berlin zurückzukommen, wir werden in den nächsten Jahren noch einen ganz besonderen Spaß erleben - etliche Brücken sind derart marode, daß eine Instandsetzung kaum noch möglich ist und diese durch Neubauten ersetzt werden müssen. Bis heute hat es der Senat aber nicht geschafft, die Kapazitäten in den entsprechenden Abteilungen so aufzustocken, daß dieser Rückstau realistisch abgearbeitet werden kann. Der Bund stellt jährlich deutlich mehr Gelder für die Instandhaltung bzw. Neubauten von Brücken bereit als Berlin abzurufen in der Lage ist - schlicht weil Personal fehlt. Das Ganze Ding wird uns in spätestens 10 Jahren um die Ohren fliegen, die Freybrücke sollte eigentlich als Warnruf gereicht haben, sollte man meinen. Man meint aber falsch, ein Umdenken findet nach wie vor in der Politik nicht statt.

Dennis
Zitat
Jay
Ebenso stellt sich die Frage, warum das südliche Brandenburg so selten für Radausflüge genutzt wird, obwohl es dort ebenfalls schöne Ziele für einen Tagesausflug gibt.

RE2 und RB24 sind am Wochenende immer gut mit Fahrrädern gefüllt - teilweise so nett gestellt, dass man nicht durchkommt. Der Unterschied ist nur im Zug sind max. Leute zum Tropical islands und die normalen Pendler. Und nicht wie im RE3 und RE5 Massen, die an die Ostsee wollen.

Die Berliner Linienchronik (+Stationierungen S-Bahn/BVG) 1858-2024
Zitat
drstar
Aha, also Probleme, wie wir sie nun bei der BVG und der S-Bahn haben, dem z. T. stark eingeschränkten Regioverkehr, der aufgrund politischer Entscheidungen der letzten 20 Jahre nun erheblich krankt in Bezug auf die Infrastruktur, die Grabstätte BER, nur um im Bereich des Verkehrsministeriums und der Senatsverwaltung für Verkehr (glaub, die nennt sich inzwischen Stadtentwicklung, fragt sich nur, wo die was entwickelt...) zu bleiben; dazu der Dieselskandal, die Pkw-Maut, die mehr Geld verbrennt, als sie einbringen wird - sind allesamt Probleme, die uns die Politik nun beschert, oder willst Du das bestreiten?

Ja, nur wie wären diese Probleme ohne die Politik gelöst worden?
- Den Dieselskandal hätte es nicht gegeben, weil es keine Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung gäbe.
- Die Maut hätte es ohnehin schon immer gegeben, da ja irgendwie die Straßen finanziert werden müssen, und wenn der durch die Politik organisierte und gelenkte Staat diese nicht finanziert hätte, müssten dies wohl eigenwirtschaftlich agierende Unternehmen tun.
- Das Angebot im Regionalverkehr würde ohne politisch gesteuerte Subventionierung wohl nicht unbedingt besser aussehen.

Natürlich kann man überall etwas kritisieren und nicht jede Entscheidung ist glücklich, aber ein grundlegendes Diskreditieren der Politik ist nun auch nicht unbedingt zielführend.

Die Teuerung bei Projekten ist meiner Meinung nach auch der mangelnden Akzeptanz von Großprojekten und einem überinterpretierten Sparzwang geschuldet sowie bestimmten Details der Ausschreibungssystematik bzw. der Komplexität von Großprojekten geschuldet und auch hier sind die Alternativen nicht unbedingt besser, auch wenn es in Extremfällen wie dem BER möglicherweise der Fall sein mag. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, derartige Projekte so auszuschreiben, dass sie für einen garantierten Preis und zu einem garantierten Zeitpunkt (oder sogar früher) fertig werden, aber dann wird dies alles eben auch eingepreist oder führt zu bankrotten von Subunternehmern usw.

Zitat
drstar
Weitere Beispiele gefällig? Rheintalbahn - nun gesperrt, weil man beim Tunnelbau auf vorher von Experten, die am Bau beteiligt sind bzw. waren, geäußerte und durchaus begründete Gefahren nicht hören wollte. Der Spaß hat nun einen wirtschaftlichen Schaden von vermutlich über 100 Mio EUR verursacht - wo ist DB-Infrastruktur-Verantwortlicher Pofalla?

Dennoch denke ich, dass diese Entscheidung wirtschaftlich vernünftig gewesen sein könnte. Die Wahrscheinlichkeit der eingetretenen Störung dürfte bei unter einem Prozent liegen, man hätte aber mehr als 1 Mio. Euro ausgeben müssen, um dies zu vermeiden. Wenn man also Aufwand und Risiko ins Verhältnis setzt, passt das, auch wenn das Ergebnis nicht schön ist.

Zitat
drstar
Bis heute hat es der Senat aber nicht geschafft, die Kapazitäten in den entsprechenden Abteilungen so aufzustocken, daß dieser Rückstau realistisch abgearbeitet werden kann. Der Bund stellt jährlich deutlich mehr Gelder für die Instandhaltung bzw. Neubauten von Brücken bereit als Berlin abzurufen in der Lage ist - schlicht weil Personal fehlt. Das Ganze Ding wird uns in spätestens 10 Jahren um die Ohren fliegen, die Freybrücke sollte eigentlich als Warnruf gereicht haben, sollte man meinen. Man meint aber falsch, ein Umdenken findet nach wie vor in der Politik nicht statt.

Das akute Problem ist sicher der zunehmende Fachkräftemangel. Selbst wenn man jetzt auf die Idee käme, ausreichend viele Stellen zu schaffen, haben qualifizierte Bewerber inzwischen soviel Auswahl bei der Jobsuche, dass sie sich von den Konditionen des öffentlichen Dienstes eher nicht ködern lassen. Hier kommen mehrere demographische und berlinspezifische Entwicklungen zusammen, die leider nicht zu einem Optimum führen. Da kann man auch kaum jemandem einzelnen ein Fehlverhalten, das zu diesem Ergebnis führte vorwerfen, aber in der Summe, haben verschiedene Entscheidungen die heutige Situation zum Ergebnis: man wollte nach der Wende den Personalüberhang nicht abbauen und hat dies dann zu spät mit kurzfristig arbeitnehmerfreundlichen, aber sehr unnachhaltigen Maßnahmen (Einstellungsstopp) gemacht. Damit konnte man ohne allzugroße Einschnitte beim früheren Personal den Überhang reduzieren, aber hat nun eben überdurchschnittlich altes Personal, das auch noch vorzeitig in Rente gehen kann und muss auf einem eher leergefegten Arbeitsmarkt neues Personal suchen.

Hier kann man in der Gesamtheit vielleicht schon "der Politik" die Schuld geben, nur haben sich die unglücklichen Entscheidungen über mehrere Jahrzehnte und Regierungswechsel hingezogen, so dass niemandem konkret eine Schuld gegeben werden kann und sich diese Entwicklungen sicher auch in anderen Organisationsformen und Verantwortlichkeiten ergeben hätten. Daher finde ich eine abstrakte Schuldzuweisung an "die Politik" nach wie vor nicht zielführend, sondern würde es hier für erforderlich halten, denkbare Alternativen auf ihre Funktionsfähigkeit und Zielgerichtetheit zu überprüfen.
Ganz toll, wie Du bewußt meinen mittleren Absatz beim Zitieren ausgeblendet hast, der da lautete:
Zitat
drstar
Versteh mich bitte nicht falsch - im Grunde ist eine politische Grundordnung durchaus zu begrüßen, was mir mittlerweile mehr als sauer aufstößt, ist der Umstand, daß niemand der Verantwortlichen mit der einhergebrachten Verantwortung umzugehen versteht. Es werden sinnlos Gelder in Projekte gesteckt, an denen sich wenige gesundstoßen, die im Schnitt doppelt so teuer werden wie veranschlagt mit Ausreißern nach oben, versteht sich, und wenn es dann stockt, will niemand verantwortlich sein.

So, nachdem ich ihn nun selbst nochmal ins Spiel gebracht habe, komme ich zu Deiner Antwort:
Zitat
Lopi2000
Zitat
drstar
Aha, also Probleme, wie wir sie nun bei der BVG und der S-Bahn haben, dem z. T. stark eingeschränkten Regioverkehr, der aufgrund politischer Entscheidungen der letzten 20 Jahre nun erheblich krankt in Bezug auf die Infrastruktur, die Grabstätte BER, nur um im Bereich des Verkehrsministeriums und der Senatsverwaltung für Verkehr (glaub, die nennt sich inzwischen Stadtentwicklung, fragt sich nur, wo die was entwickelt...) zu bleiben; dazu der Dieselskandal, die Pkw-Maut, die mehr Geld verbrennt, als sie einbringen wird - sind allesamt Probleme, die uns die Politik nun beschert, oder willst Du das bestreiten?

Ja, nur wie wären diese Probleme ohne die Politik gelöst worden?
- Den Dieselskandal hätte es nicht gegeben, weil es keine Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung gäbe.
- Die Maut hätte es ohnehin schon immer gegeben, da ja irgendwie die Straßen finanziert werden müssen, und wenn der durch die Politik organisierte und gelenkte Staat diese nicht finanziert hätte, müssten dies wohl eigenwirtschaftlich agierende Unternehmen tun.
- Das Angebot im Regionalverkehr würde ohne politisch gesteuerte Subventionierung wohl nicht unbedingt besser aussehen.

Natürlich kann man überall etwas kritisieren und nicht jede Entscheidung ist glücklich, aber ein grundlegendes Diskreditieren der Politik ist nun auch nicht unbedingt zielführend.

Die Teuerung bei Projekten ist meiner Meinung nach auch der mangelnden Akzeptanz von Großprojekten und einem überinterpretierten Sparzwang geschuldet sowie bestimmten Details der Ausschreibungssystematik bzw. der Komplexität von Großprojekten geschuldet und auch hier sind die Alternativen nicht unbedingt besser, auch wenn es in Extremfällen wie dem BER möglicherweise der Fall sein mag. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, derartige Projekte so auszuschreiben, dass sie für einen garantierten Preis und zu einem garantierten Zeitpunkt (oder sogar früher) fertig werden, aber dann wird dies alles eben auch eingepreist oder führt zu bankrotten von Subunternehmern usw.

Es geht um etwas ganz anderes - auch die BVG ist schon desöfteren drauf reingefallen. Die Vergabe an ein Unternehmen, welches dann Subunternehmen beuaftragt, die ihrerseits Subsupunternehmen usw. Damit haben wir ein klassisches Schneeballsystem - es hat bei den Baumaßnahmen in Ruhleben zugeschlagen, es schlägt beim BER zu und bei diversen anderen Projekten ebenso. Es ermöglicht zum Einen Lohndumping bei den Subsubsubunternehmen - die bekommen ohnehin fast nichts mehr vom Kuchen - und ganz ehrlich stelle ich mich auf den Standpunkt, es ist politisch so gewollt. Das Geld, welches versickert, gehört ja nur dem Steuerzahler, aber nicht den Politikern.

Zitat
Lopi2000
Zitat
drstar
Weitere Beispiele gefällig? Rheintalbahn - nun gesperrt, weil man beim Tunnelbau auf vorher von Experten, die am Bau beteiligt sind bzw. waren, geäußerte und durchaus begründete Gefahren nicht hören wollte. Der Spaß hat nun einen wirtschaftlichen Schaden von vermutlich über 100 Mio EUR verursacht - wo ist DB-Infrastruktur-Verantwortlicher Pofalla?

Dennoch denke ich, dass diese Entscheidung wirtschaftlich vernünftig gewesen sein könnte. Die Wahrscheinlichkeit der eingetretenen Störung dürfte bei unter einem Prozent liegen, man hätte aber mehr als 1 Mio. Euro ausgeben müssen, um dies zu vermeiden. Wenn man also Aufwand und Risiko ins Verhältnis setzt, passt das, auch wenn das Ergebnis nicht schön ist.
Na, das Ergebnis sehen wir ja. Es haben mehrere Experten aufgrund des viel zu geringen Abstands zwischen befahrener (!) Eisenbahnstrecke und neuer Tunneldecke sowie wegen des sehr ungünstigen Erdreichs ausdrücklich vor genau dieser Gefahr gewarnt. Sie wurden ignoriert! Der Aufwand wäre - auch finanziell - überschaubar geblieben, jetzt ist ein massiver wirtschaftlicher Schaden entstanden. Der instabile Tunnel mußte mit Beton verfüllt werden, die Bohrmaschine gleich mit dazu, ob die noch zu retten ist, wird sich zeigen müssen; es gibt massive Beeinträchtigungen im Eisenbahnverkehr, sowohl Personen- wie auch Güterverkehr.
Und wo sind nun die Verantwortlichen? Die DB gab ohnhin nur scheibchenweise zu, was sie nicht mehr widerlegen konnte, und Pofalla macht genau das, was er schon unter Merkel gemacht hat. Sobald es auf ihn als Verantwortlichen geht, duckt er sich und ist nicht mehr zu sehen!

Zitat
Lopi2000
Zitat
drstar
Bis heute hat es der Senat aber nicht geschafft, die Kapazitäten in den entsprechenden Abteilungen so aufzustocken, daß dieser Rückstau realistisch abgearbeitet werden kann. Der Bund stellt jährlich deutlich mehr Gelder für die Instandhaltung bzw. Neubauten von Brücken bereit als Berlin abzurufen in der Lage ist - schlicht weil Personal fehlt. Das Ganze Ding wird uns in spätestens 10 Jahren um die Ohren fliegen, die Freybrücke sollte eigentlich als Warnruf gereicht haben, sollte man meinen. Man meint aber falsch, ein Umdenken findet nach wie vor in der Politik nicht statt.

Das akute Problem ist sicher der zunehmende Fachkräftemangel. Selbst wenn man jetzt auf die Idee käme, ausreichend viele Stellen zu schaffen, haben qualifizierte Bewerber inzwischen soviel Auswahl bei der Jobsuche, dass sie sich von den Konditionen des öffentlichen Dienstes eher nicht ködern lassen. Hier kommen mehrere demographische und berlinspezifische Entwicklungen zusammen, die leider nicht zu einem Optimum führen. Da kann man auch kaum jemandem einzelnen ein Fehlverhalten, das zu diesem Ergebnis führte vorwerfen, aber in der Summe, haben verschiedene Entscheidungen die heutige Situation zum Ergebnis: man wollte nach der Wende den Personalüberhang nicht abbauen und hat dies dann zu spät mit kurzfristig arbeitnehmerfreundlichen, aber sehr unnachhaltigen Maßnahmen (Einstellungsstopp) gemacht. Damit konnte man ohne allzugroße Einschnitte beim früheren Personal den Überhang reduzieren, aber hat nun eben überdurchschnittlich altes Personal, das auch noch vorzeitig in Rente gehen kann und muss auf einem eher leergefegten Arbeitsmarkt neues Personal suchen.

Hier kann man in der Gesamtheit vielleicht schon "der Politik" die Schuld geben, nur haben sich die unglücklichen Entscheidungen über mehrere Jahrzehnte und Regierungswechsel hingezogen, so dass niemandem konkret eine Schuld gegeben werden kann und sich diese Entwicklungen sicher auch in anderen Organisationsformen und Verantwortlichkeiten ergeben hätten. Daher finde ich eine abstrakte Schuldzuweisung an "die Politik" nach wie vor nicht zielführend, sondern würde es hier für erforderlich halten, denkbare Alternativen auf ihre Funktionsfähigkeit und Zielgerichtetheit zu überprüfen.

In diesem Punkt gebe ich Dir recht, es ändert aber nichts daran, daß die Versäumnisse politischer Natur sind. Und sie sind scharf zu kritisieren!

So, mein Fazit dazu: Es muß endlich eine Haftung her für Politiker! Jeder Arbeitnehmer, der grob fahrlässig oder gar mit Vorsatz einen Schaden dem Arbeitgeber zufügt, muß dafür (teilweise) haften. Der Arbeitgeber der Politiker sind wir - die Steuerzahler. Wir tragen stets das Risiko, aber mit Verlaub, was sich die Politik der letzten 10 Jahre erlaubt hat, ist schon nicht mehr fahrlässig, sondern vorsätzlich; es heißt ja immer, die Politiker sind vom Fach. Also sollten diese auch Fachwissen haben - damit sind wir dann schnell bei Vorsatz. Und wenn Politiker nicht bereit sind, diese Haftung endlich zu übernehmen, sollten sich deren Gehälter auch am Lohn eines Durchschnittsverdieners orientieren, denn dann halte ich es für nicht gerechtfertigt, daß ein Abgeordneter des Bundestags über 8000 EUR inkl. aller Zulagen verdient - wofür?

Dennis
Der Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist doch, dass eine verstärkte Nachfrage entweder gar nicht oder erst nach Jahren berücksichtigt wird. Es ist völlig klar, dass nicht jedes Dorf einen eigenen Bahnanschluss haben kann.

Aber der Ansturm auf die Züge Richtung Ostsee und Spreewald ist doch wirklich nichts neues. Ich bin noch in den 90ern zu Pfingsten nach Rügen gefahren, da war der letzte Wagen ein Gepäckwagen. Warum gräbt man die nicht wieder aus? Selbst wenn der Zug mit so einem Ding nur 100 statt 160 fahren darf, die zusätzliche Zeit vertrödelt er heute mit Chaos auf den Bahnhöfen, und wenn erst die Bundespolizei kommen muss, um renitente Radfahrer zu entfernen, ist eh alles zu spät.

Und es ist ja nicht nur die Strecke an die Ostsee - RE7 wurde schon angesprochen, die Zustände in der Ostbahn von und nach Küstrin, in den Bahnen zum Spreewald, in der RB36 Richtung Beeskow und Richtung Rathenow spotten ebenfalls regelmäßig jeder Beschreibung. Dazu kommt, dass nicht nur tausend Radfahrer in die Züge wollen, sondern auch jede Menge Leute mit Schrankkoffern, die mangels Fernverkehr auch alle Gänge und Fluchtwege zustellen, da die großartigen Bahnmanager und Politiker offenbar nur Geschäftsreisende mit Aktenköfferchen im Regionalverkehr für möglich halten.
Zitat
drstar
Ganz toll, wie Du bewußt meinen mittleren Absatz beim Zitieren ausgeblendet hast, der da lautete...

Ich habe ihn nicht weggelassen, um Dich zu diskreditieren, sondern weil ich nur die Absätze zitiert habe, auf die ich etwas zu entgegnen hatte bzw. mich bei meinen Entgegnungen eher auf die Beispiele konzentriert hatte. Entschuldige bitte.

Zitat
drstar
Es geht um etwas ganz anderes - auch die BVG ist schon desöfteren drauf reingefallen. Die Vergabe an ein Unternehmen, welches dann Subunternehmen beuaftragt, die ihrerseits Subsupunternehmen usw. Damit haben wir ein klassisches Schneeballsystem - es hat bei den Baumaßnahmen in Ruhleben zugeschlagen, es schlägt beim BER zu und bei diversen anderen Projekten ebenso. Es ermöglicht zum Einen Lohndumping bei den Subsubsubunternehmen - die bekommen ohnehin fast nichts mehr vom Kuchen - und ganz ehrlich stelle ich mich auf den Standpunkt, es ist politisch so gewollt. Das Geld, welches versickert, gehört ja nur dem Steuerzahler, aber nicht den Politikern.

Ich würde nicht sagen, dass es politisch gewollt ist, denn dazu müsste es überhaupt mal Gegenstand der politischen Willensbildung sein. Ich denke es ist vielmehr ein Bestandteil des Systems zwischen Politik und Wirtschaft, das eine ernsthafte Überwachung und Hinterfragung solcher Probleme vermeidet und diese mangelnde Hinterfragung durch legale gut dotierte Posten für Spitzenpolitiker honoriert.


Zitat
drstar
Na, das Ergebnis sehen wir ja. Es haben mehrere Experten aufgrund des viel zu geringen Abstands zwischen befahrener (!) Eisenbahnstrecke und neuer Tunneldecke sowie wegen des sehr ungünstigen Erdreichs ausdrücklich vor genau dieser Gefahr gewarnt. Sie wurden ignoriert!

Möglicherweise wird die Frage ja noch offiziell geklärt, aber es ist durchaus möglich, ein bekanntes Risiko in Kauf zu nehmen, wenn man in der Abwägung der Alternativen zu dem Ergebnis kommt, damit leben zu können.

Zitat
drstar
So, mein Fazit dazu: Es muß endlich eine Haftung her für Politiker! Jeder Arbeitnehmer, der grob fahrlässig oder gar mit Vorsatz einen Schaden dem Arbeitgeber zufügt, muß dafür (teilweise) haften. Der Arbeitgeber der Politiker sind wir - die Steuerzahler.

Mal abgesehen davon, dass die Politiker selbst beschließen müssten, so eine Haftung einzuführen, was sie vermutlich eher nicht tun würden, wäre dies auch demokratietheoretisch gar nicht machbar. Dies würde ja bedeuten, dass nur noch Fachexperten zu Politikern werden dürften und könnten, weil nur diese ansatzweise in der Lage sind, die Folgen der Beschlüsse zu bewerten. Wobei gleichzeitig zu klären wäre, welche fachliche Kompetenz denn erforderlich ist, schließlich ist ein Ökonomieexperte nicht unbedingt in der Lage, die ökologischen Folgen abzuschätzen und umgekehrt. Von betrieblichen Belangen der Bahn haben wiederum beide eher keine Ahnung usw.

Eine Haftung für Beschlüsse würde in letzter Konsequenz relativ zügig dazu führen, dass zum einen niemand mehr Interesse hätte, Politiker zu werden und zum anderen diejenigen, die noch Politiker sind, keine Beschlüsse aus denen irgendwelche Haftungsrisiken entstehen könnten, mehr treffen würden. Bei Bauprojekten würde dies zwar einerseits dazu führen, dass man jegliche Haftungen für Kostensteigerungen den Unternehmen überhelfen würde, andererseits würde diese dann aber all diese Risiken auch einpreisen und die Kosten massiv steigen. Im Bahnbetrieb könnte man auch jegliche Zugausfälle ausschließen bzw. mit so massiven Maluszahlungen belegen, dass sie faktisch ausgeschlossen sind, nur würden dann alle Anbieter mit doppelt so hoher Fahrzeug- und Personaldecke kalkulieren müssen und auch hier die Kosten wieder massiv ansteigen für einen eher geringen Gewinn an Zuverlässigkeit.
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