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Architektonische Qualität bei der Deutschen Bahn
geschrieben von def 
Nachdem ich mir Manuels letztes Foto-Update vom Ostkreuz angeschaut habe (danke an Manuel), kamen mir ein paar Gedanken zur architektonischen Qualität von Bahnhofsneubauten:

Gibt es eigentlich eine rechtliche Möglichkeit, die DB künftig bei Bahnhofsneu- und größeren Umbauten zu Architekturwettbewerben und der Umsetzung des Erstplatzierten zu verpflichten? Es ist nur noch traurig, was die DB in den letzten zehn Jahren so an "Baukultur" abliefert. Da ist keinerlei Willen, keinerlei Verständnis für eine gefällige und ökonomische Gestaltung, wahrscheinlich für gar keine Art von Gestaltung.

Da werden historische Bahnhofshallen (Berlin-Ostbahnhof, Dresden Hbf) lieblos mit Leuchtbändern optmisch zugemüllt, historische Bahnhofszugänge mit den billigsten Buden zugestellt (wie gerade in Karlshorst) - und bei Neubauten ist Hopfen und Malz völlig verloren. In gestalterischer Hinsicht muss ich inzwischen leider feststellen, dass das neue Ostkreuz in jeglicher Hinsicht absolut misslungen ist: oben eine 08/15-Halle vom Band (es scheint einfach eine Fabrikhalle zu sein, die man statt mit mit Wellblech mit Glas verkleidet hat), unter der Ringbahn keinerlei Gestaltung, stattdessen jede Menge Technik und Rohre, die völlig lieblos von der Ringbahnbrücke hängen; jeder Quadratmeter an irgendwelche Buden verscherbelt, keinerlei Gedanken an grundsätzliche Dinge wie Reinigung verschwendet, ergo viele (potentielle) Schmuddelecken. Gut, dass der Denkmalschutz noch ein paar Dinge durchsetzen konnte, sonst gäbe es sicher noch nicht mal Dächer auf den Bahnsteigen D und E.

Nach meinem Empfinden ist das in den letzten Jahren besonders schlimm geworden: schon bei den neuen Bahnhöfen im Pilzkonzept (Hbf, Südkreuz, Gesundbrunnen) musste man ja zuweilen Abstriche machen, es war aber noch ein gewisser Gestaltungswille erkennbar. Nun k(l)otzt man nur noch billig hin.

Jedes Parkhaus, jede Tankstelle, jedes Kaufland ist Ergebnis eines größeren Gestaltungswillens als das, was die DB in den letzten Jahren verbrochen hat.

Es ärgert mich in mehrfacher Hinsicht: einerseits glaube ich, dass der Effekt von Design in der ÖPNV-Branche noch immer unterschätzt wird. Während die Autoindustrie Milliarden fürs Design und (auch dessen) Marketing ausgibt, spielt es im ÖPNV praktisch gar keine Rolle (allenfalls bei der Corporate Identiy, die sich aber im Großen und Ganzen aufs Schriftliche beschränkt). Idealerweise ist Architektur und Fahrzeuggestaltung Teil der CD. Und ob z.B. Apple auch so erfolgreich wäre, wenn sie einfach ohne Anspruch ans Design die billigsten Bauteile zusammengerotzt hätten?

Zum anderen muss eine qualitätvolle Gestaltung ja noch nicht mal teuer sein - ich würde sogar behaupten, dass man eventuelle Mehrkosten beim Umbau des Ostkreuzes in Promille messen müsste, um nicht zu viele Nullen zwischen dem Komma und der ersten Ziffer ungleich 0 zu haben. Sie kann sogar helfen, Betriebskosten zu senken (z.B. indem sie die spätere Reinigung mitdenkt und Schmuddelecken vermeidet). Das Traurige ist: Es ist kein fehlendes Geld, es ist einfach Unverständnis oder Unwille.

Es geht auch nicht darum, pseudohistorische Bahnhöfe zu bauen, die so tun, als seien sie 120 Jahre alt - einfach um eine moderne, gefällige Gestaltung. Auch aus den Materialien Stein, Gleis und Metall kann man sehr gefällige Bahnhöfe bauen: ich bin in dieser Hinsicht immer wieder von S-Bahn-Stationen im Wiener Umland überrascht, wenn ich beruflich dort unterwegs bin. Hier z.B. der Bahnhof Korneuburg (die Fotos wirken zwar wie Werbefotos, geben aber einen realistischen Eindruck wieder): Unterführung, Stiege.

PS: Wollte es zunächst im Ostkreuz-Thread schreiben, hielt es dann aber doch für ziemlich OT. Hoffe, es ist okay, dass ich einen neuen Thread eröffnet habe.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.01.2018 08:57 von def.
Das Problem ist - in dieser Intensität - auch erst nach Ausgliederung der Personenbahnhöfe in das selbstständig wirtschaften müssende Unternehmen StuS entstanden - sieht man auch am Unterschied zu den im Corporate Design der Bundesbahn von 1987 gehaltenen Bahnsteigausstattungen etc. zum heutigen grau-dunkelblauen Einheitslook. Vor der Bahnreform unterhielt die DB übrigens ein eigenes Design-Center...

Da aber örtliche Gestaltungssatzungen etc. für das EBA in dessen PFV nicht bindend sind, ist es rechtlich leider sehr schwer, DB Station&Service da zu irgendwas zu verpflichten. :-(

Viele Grüße
Arnd
Ich muss deine Aussagen leider zu 100% bestätigen. Warschauer Straße wird dahingehend die negative Krönung sein - ungemütlich, kalt und mit so vielen Siffecken versehen wie es nur geht. Gesundbrunnen (oben) gibt darauf schon einmal einen guten Vorgeschmack, auch hier ist bei dem Neubau nahezu alles schief gelaufen.
Ostkreuz ist in der Tat eine Schande. Ohne die Fußgängerbrücke und die halbwegs historischen Dächer wäre das Bahnhof ein absoluter Nicht-Ort.

Egal ob einem nun der Regionalbahnhof Potsdamer Platz oder Gesundbrunnen (S-Bahn) gefallen, hier sieht man noch einen Gestaltungswillen und diese Bahnhöfe wirken entweder futuristisch-düster oder klassisch-modern.

Es ist ein Jammer, wenn man im Gegensatz dazu Neubauten oder Sanierungen im Ausland ansieht, gerade auch in Osteuropa. Selbst kleine polnische Haltepunkte wirkten farbenfroh und trotzdem nicht trashig, zudem sauber und hell. Auch hier werden, so mein Eindruck, modulare System eingesetzt, der Kostenaufwand ist also gar nicht mal automatisch höher als beim DB-grauen Einheitsbrei.

Es sind aber nicht nur die Bahnhöfe, auch die modernsten ICEs versprühen den Charme der späten 90er. Ich kann mir richtig vorstellen, wie noch im Jahr 2100 neue Fern- und Regionalzüge mit den blauen Sitzmustern mit schwarzen Vierecken ausgestattet werden.

Wie es besser geht zeigt die letzten Jahre die BVG, sowohl was das Design der Fahrzeuge als auch das der Bahnhöfe betrifft. Und egal, ob die Werbekampagnen einem direkt sinnvoll erscheinen, hat die BVG das Image ihrer Marke deutlich zum Positiven gewandelt.
Auch die gern gepriesene Modernisierung kleiner Haltepunkte gleicht schlussendlich optisch meist einer Baustellensituation. Die einfachen, unstrukturierten Bahnsteigplatten aus einem Guss wirken eben nicht wie ein Bahnsteig, den die Bahn gern hat errichten hat lassen. Oftmals wirkten die Stationen vorher anheimelnder. Hier bin ich schon so gar nicht gespannt auf die hier jüngst angesprochenen Stationen an der RB25. Darauf dann oft nur diese kleinen Wartehäuschen, für mehr reicht's nicht. Das ist schade.

Der einst recht eindrucksvoll wirkende Bahnhof Lutherstadt Wittenberg hat zwar ein für sich betrachtet (m.E.) gut aussehendes Bahnhofsgebäude erhalten, dies steht aber nur an einem Bahnsteig, wird die meiste Zeit vom RE3 verdeckt und auf allen anderen Bahnsteigen fühlt man sich nun wie auf 'ner x-beliebigen S-Bahnstation ohne weitere Infrastruktur, da diese einen dezentralen Platz eingenommen hat.

Ausnahmen aus den jüngeren Tagen gibt es ja, es wäre so schön, wenn man sich daran ein Beispiel nähme: Brandenburg an der Havel (Reaktivierung Bahnhofsgebäude), Bernau (Regionalbahnsteig mit ordentlichem Dach auf wenigstens einem Teil des Bahnsteigs), ICE-Bahnhof Erfurt Hauptbahnhof

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Zitat
Philipp Borchert
Ausnahmen aus den jüngeren Tagen gibt es ja, es wäre so schön, wenn man sich daran ein Beispiel nähme: Brandenburg an der Havel (Reaktivierung Bahnhofsgebäude), Bernau (Regionalbahnsteig mit ordentlichem Dach auf wenigstens einem Teil des Bahnsteigs), ICE-Bahnhof Erfurt Hauptbahnhof

Wobei das Bahnhofsgebäude in Brandenburg meines Wissens inzwischen ein städtisches Gebäude ist – andererseits wurde dort der BUGA-Info-Pavillion (der wohl dauerhaft bleibt) mitten in den Weg von der Straßenbahn zu den Bahnsteigen der Eisenbahn gestellt.
In Bernau war ich zwar schon länger nicht mehr, aber wurde da nicht der Mittelbahnsteig der Regionalbahn zu zwei Seitenbahnsteigen umgebaut und der Zwischenraum, der als Ausweichfläche bei hohem Reisendenaufkommen dienen könnte, mit doringer Bepflanzung versehen?

Erfurt Hbf finde ich dagegen auch wirklich gelungen.
Danke für diesen Thread
O.k. ich bin nun wahrlich ein "Fan" der Gründerzeitbauten und alles was so baulich viele Schnörkel und Stuck hat.
Nichtsdestotrotz habe ich hier schon oftmals die heutige Architektur, allen voran bei der Bahn, mit diesem kalten "Glas-Sichtbeton-Stahl"-Bauten kritisiert.
Ostkreuz mit einer Fabrikhalle zu vergleichen ist gut und trifft es auf den Punkt. Gerade wenn man sich die kalte, eher zu dunkle, Beleuchtung mittels Hochdrucklampen anguckt denkt man an alte DDR-Bahnhöfe zurück. Gesundbrunnen halte ich von den Bahnsteigen her noch für o.k. da dort zumindest warme rote Ziegelsteine die Atmosphäre etwas netter machen.
Allgemein würde ich mir wünschen, dass man für größere und mittlere Bahnhöfe Ideenwettbewerbe bzgl. der Architektur ausschreibt um ein wenig mehr Abwechslung und ggf. auch Anpassung an das Umfeld vorgibt.
Ein Bahnhof ist nicht nur Zweck sondern auch Aufenthalt, Sicherheitsgefühl und gerne Verweilen. Wenn aber alles gleich, kalt und dreckig aussieht wird man die Bahn auch in Zukunft nicht unbedingt in positiver Erinnerung haben bzw. mögen.
Zitat
Jumbo
Erfurt Hbf finde ich dagegen auch wirklich gelungen.

Sieht zwar schick aus, aber die Hauptgänge sind zugestellt mit Mobiliar, Verkaufsbuden, Fahrkartenautomaten, die Treppen zu den äußeren Bahnsteigen sind ein bisschen knapp bemessen, der Straßenbahntunnel ist zu schmal und riecht grundsätzlich nach dem dort ansässigen Goldbroiler.

Schick ist das Gebäude architektonisch ja auch nicht, weil es gerade erst hergestellt wurde, sondern weil man seine Fassade so belassen hat, wie sie war.
Erfurt war ich beruflich sehr häufig. Fand den Bahnhof nicht schlimm aber auch nicht unbedingt gemütlich. Halt DB. Hätte gerne den Originalzustand noch kennengelernt und hätte bestimmt viel zu bestaunen gehabt.
Das es die Bahn auch kann zeigt der Bahnhof Baumschulenweg. Obwohl völlig neugestaltet wirkt der Bahnhof stimmig und auch aufgeräumt. Selbst die Verkaufsflächen sind trotz ihrer Größe nicht den Verkehrsströmen im Wege.
Zitat
Jumbo
In Bernau war ich zwar schon länger nicht mehr, aber wurde da nicht der Mittelbahnsteig der Regionalbahn zu zwei Seitenbahnsteigen umgebaut und der Zwischenraum, der als Ausweichfläche bei hohem Reisendenaufkommen dienen könnte, mit doringer Bepflanzung versehen?

So hab' ich das ja auch noch nicht interpretiert bekommen. Ja, so in etwa. Ich hätte es aber für einen Mittelbahnsteig mit breitem Grünstreifen gehalten, der ja hin und wieder unterbrochen ist zum Drübergehen.

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Es freut mich, dass andere das Problem auch so. Habe schon an mir gezweifelt, als der Beitrag immer weiter nach unten rückte, ob ich so aus der Zeit gefallen bin, weil mir die Gestaltung der Umwelt nicht völlig egal ist.

Zitat
Arnd Hellinger
Das Problem ist - in dieser Intensität - auch erst nach Ausgliederung der Personenbahnhöfe in das selbstständig wirtschaften müssende Unternehmen StuS entstanden - sieht man auch am Unterschied zu den im Corporate Design der Bundesbahn von 1987 gehaltenen Bahnsteigausstattungen etc. zum heutigen grau-dunkelblauen Einheitslook. Vor der Bahnreform unterhielt die DB übrigens ein eigenes Design-Center...

Das habe ich schon befürchtet. Und ich halte das Desinteresse auch für eine weitere Spätfolge der Bahnreform und der daraus resultierenden Zersplitterung des Systems Bahn. Denn StuS hat keinen Kontakt zum Endkunden - und deshalb geht er ihm auch völlig am A**** vorbei. (Das gleiche Problem haben wir ja bei DB Netz, die keinen Anreiz und keine Motivation haben, SEV zu reduzieren oder auch mal ein Kreuzungsgleis mehr als für den Taktverkehr nötig zu betrieben.)

Natürlich könnte der Eigentümer von StuS (und Netz) dennoch Vorgaben machen, die nicht nur auf eine möglichst hohe Wirtschaftlichkeit (in dem reduzierten Sinne des Begriffs, in dem ihn BWL'ler auffassen) abzielen. Aber der Eigentümer kümmert sich lieber um Umgehungsstraßen für bayerische Äcker als um Baukultur (oder einen funktionierenden Bahnbetrieb).

Zitat
m7486
Wie es besser geht zeigt die letzten Jahre die BVG, sowohl was das Design der Fahrzeuge als auch das der Bahnhöfe betrifft.

Das stimmt. Hier kann man zwar zuweilen sehr an der konkreten Umsetzung zweifeln (z.B. an der Bismarckstraße), aber wenigstens besteht ein Gestaltungswille, und zuweilen kommen auch ganz ansehnliche Dinge dabei heraus.

Zitat
Philipp Borchert
Auch die gern gepriesene Modernisierung kleiner Haltepunkte gleicht schlussendlich optisch meist einer Baustellensituation. Die einfachen, unstrukturierten Bahnsteigplatten aus einem Guss wirken eben nicht wie ein Bahnsteig, den die Bahn gern hat errichten hat lassen. Oftmals wirkten die Stationen vorher anheimelnder.

Richtig - und dann am besten noch das verfallene Bahnhofsgebäude und irgendein nach DIN-Norm (und/oder ArchiCad-Vorlage) gestalteter Zugang. Besonders furchtbar ist z.B. der Bahnhof Vetschau, wo man am Bahnsteig am Bahnhofsgebäude völlig überflüssigerweise Gitter mit angebaut hat. Wahrscheinlich waren die im Standard-Paket "Bahnsteigplatten 08/15" enthalten, und Weglassen wäre teurer gewesen.

Zitat
Bd2001
Das es die Bahn auch kann zeigt der Bahnhof Baumschulenweg. Obwohl völlig neugestaltet wirkt der Bahnhof stimmig und auch aufgeräumt. Selbst die Verkaufsflächen sind trotz ihrer Größe nicht den Verkehrsströmen im Wege.

Ich glaube, auch das haben wir eher dem Denkmalschutz als einer plötzlichen Einsicht bei der DB zu verdanken. Der Teil des Bahnhofs, der kein historisches Vorbild hat, folglich nicht dem Denkmalschutz unterliegt und von der DB "gestaltet" wurde - sprich: der Nordzugang zur Baumschulenstraße - sieht genauso furchtbar aus. Selbst die Aussage "Er hat den Charme eines unter Wasser stehenden Atombunkers" wäre dafür noch viel zu euphemistisch.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.01.2018 08:07 von def.
Zitat
def
[...]
Natürlich könnte der Eigentümer von StuS (und Netz) dennoch Vorgaben machen, die nicht nur auf eine möglichst hohe Wirtschaftlichkeit (in dem reduzierten Sinne des Begriffs, in dem ihn BWL'ler auffassen) abzielen. Aber der Eigentümer kümmert sich lieber um Umgehungsstraßen für bayerische Äcker als um Baukultur (oder einen funktionierenden Bahnbetrieb).
[...]

Ich denke mit dieser kurzen Polemik hast du den Kern des Ganzen wunderbar getroffen. Wer eine DB-Standardlösung will, die nicht anderweitig gefördet wird: muss zahlen
Wer eine andere Gestaltung als 0815-Standard will: muss zahlen

Alle wollen etwas, aber keine will es bezahlen und die DB ist eben so aufgestellt, dass sie den Eigenanteil maximal gering (möglichst bei Null) hält. Dieser Konstruktionsfehler muss beseitigt werden, damit sich etwas tut. Ansonsten bekommst du eben nur etwas, wenn du es selbst baust und zahlst und dann StuS übergibst oder ihnen gleich das Geld in den Rachen wirfst und dabei den Wasserkopf mitbezahlst.

Es wäre ja durchaus rechtlich zulässig, wenn jemand anderes als StuS neue Stationen baut und betreibt - auch an Gleisen von DB Netz. Leider hat man sich dazu bisher nicht durchringen können, denn der Betreiber hat dann natürlich auch die Verkehrssicherungspflichten.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jumbo
In Bernau war ich zwar schon länger nicht mehr, aber wurde da nicht der Mittelbahnsteig der Regionalbahn zu zwei Seitenbahnsteigen umgebaut und der Zwischenraum, der als Ausweichfläche bei hohem Reisendenaufkommen dienen könnte, mit doringer Bepflanzung versehen?
Halb-Halb. Der Bereich unterm Dach ist komplett gepflastert, danach kommt die grüne Mittelinseln. Aber auch nicht durchgängig, dazwischen ist von Bahnsteigkante bis Bahnsteigkante durchgehend gepflastert (3x) und auf jene Pflasterfläche noch ein Wartehäuschen platziert.
Die dornigen Gewächse sind auch weg.

Eher sorgen muss man sich um den Bahnhofsvorplatz machen, der zwar neu ist, aber zu klein für die all dort verkehrenden Buslinien ist.
Zitat
def
Es ärgert mich in mehrfacher Hinsicht: einerseits glaube ich, dass der Effekt von Design in der ÖPNV-Branche noch immer unterschätzt wird. Während die Autoindustrie Milliarden fürs Design und (auch dessen) Marketing ausgibt, spielt es im ÖPNV praktisch gar keine Rolle (allenfalls bei der Corporate Identiy, die sich aber im Großen und Ganzen aufs Schriftliche beschränkt). Idealerweise ist Architektur und Fahrzeuggestaltung Teil der CD.

Ganz so drastisch würde ich es nicht ausdrücken, die U-Bahnhöfe an der U55 und des U5-Lückenschlussprojekts sind recht geld- und materialaufwändig von namhaften Architekturbüros gestaltet worden.
Aber vielleicht rechnet die von vielen tot-gesagte U-Bahn schon gar nicht mehr zum ÖPNV? ;-)

so long

Mario
Zitat
der weiße bim
Zitat
def
Es ärgert mich in mehrfacher Hinsicht: einerseits glaube ich, dass der Effekt von Design in der ÖPNV-Branche noch immer unterschätzt wird. Während die Autoindustrie Milliarden fürs Design und (auch dessen) Marketing ausgibt, spielt es im ÖPNV praktisch gar keine Rolle (allenfalls bei der Corporate Identiy, die sich aber im Großen und Ganzen aufs Schriftliche beschränkt). Idealerweise ist Architektur und Fahrzeuggestaltung Teil der CD.

Ganz so drastisch würde ich es nicht ausdrücken, die U-Bahnhöfe an der U55 und des U5-Lückenschlussprojekts sind recht geld- und materialaufwändig von namhaften Architekturbüros gestaltet worden.
Aber vielleicht rechnet die von vielen tot-gesagte U-Bahn schon gar nicht mehr zum ÖPNV? ;-)

Da sollte man wahrscheinlich zwei Themen voneinander trennen: die Gestaltungsqualität und Architektur als Teil einer Corporate Identity. Hinsichtlich Gestaltungsqualität liegen sicher Welten zwischen den neuen U5-Stationen und dem, was DB StuS in letzter Zeit so verbricht. Als Teil einer Corporate Identiy würde ich es trotzdem nicht begreifen.

Denn Corporate Identity (bzw. Corporate Design) beinhaltet etwas, das ihren Träger hervorhebt, ein Alleinstellungsmerkmal. Und in dieser Hinsicht widerspricht es ja schonmal der Grundidee einer CD, "namhafte Architekten" zu beschäftigen - im Gegenteil, Architekten, die überregional oder gar international unterwegs sind, widersprechen ja der Idee eines Corporate Designs bzw. Markenauftritts.

Der Irrglaube, die eigene Marke durch Stararchitekten (das ist für mich noch eine Ebene über namhaften Architekten) zu stärken, ist leider auch außerhalb der ÖPNV-Welt weit verbreitet, vor allem bei Kommunen und staatlichen Einrichtungen wie Universitäten. Dabei stärkt man durch Beauftagung eines Stararchitekten vor allem dessen Marke, nicht die eigene. Denn die Architektur dieser Stararchitekten ist im Regelfall unglaublich beliebig und könnte in Peking genauso stehen wie in Eberswalde. Insgesamt ist eine Internationalisierung auch im Bereich der Architektur zu beobachten - auch unterhalb der Stararchitekten.

Einer der bekanntesten Vertreter des Zusammenspiels von Architektur und Markenauftritt (und vielleicht sogar dessen Begründer, zumindest im deutschsprachigen Raum) ist übrigens Peter Behrens, der für die AEG vom Logo über Teekessel bis hin zu Fabrikbauten alles entwarf und ihr dadurch ein einheitliches Erscheinungsbild verschaffte. Und das am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Im Bereich des Berliner Verkehrs könnte man vielleicht am ehesten Richard Brademann nennen, oder in der Nachkriegszeit Rainer G. Rümmler. Wobei letzterer ja über einen so langen Zeitraum wirkte, dass seine letzten Werke mit seinen ersten kaum noch etwas zu tun haben.

(PS: Die Gedanken sind nicht wertend gemeint. Sie sollen jetzt kein Pro oder Contra für/gegen andere Architekten für jeden Bahnhof oder einen Haus- und Hofarchitekten darstellen. Ein schlechter Haus- und Hofarchitekt würde zwar vielleicht eine Art von Corporate Design zustande bringen, aber dafür Gestaltungsqualität oder Ökonomie völlig außen vor lassen. Und solange der Berliner U-Bahn Bahnhöfe von absolut unfähigen Architekten wie Herzog & de Meuron erspart bleiben, ist eh alles gut.)
Zitat
def


Im Bereich des Berliner Verkehrs könnte man vielleicht am ehesten Richard Brademann nennen, oder in der Nachkriegszeit Rainer G. Rümmler. Wobei letzterer ja über einen so langen Zeitraum wirkte, dass seine letzten Werke mit seinen ersten kaum noch etwas zu tun haben.

Man darf natürlich den Alfred Grenander nicht vergessen, der war ja für die meisten U-Bahnhöfe bis 1930 zuständig, da haben wir dann aber die 3 dominierenden Architekten des berliner Nahverkehrs zusammen.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
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