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ab 01.09.2018: Berliner Schülertickets werden deutlich günstiger
geschrieben von Stichbahn 
Zitat
VvJ-Ente
Sind die Securityleute eigentlich rechtlich abgesichert, wenn sie einen hochgradig süchtigen Nikotinjunkie gewähren lassen und dann eine dritte Person (z.B. jemand mit eingeschränkter Lungenfunktion) zu Schaden kommt, weil ihn der Aufzug unmittelbar in einer giftigen Rauchwolke absetzt?

Ich werde täglich einer giftigen Rauchwolke ausgesetzt, wenn ich aus dem Haus gehe. Und nun? Ein KFZ ist gesellschaftlich anerkannt, kann ich also nichts gegen machen. Ich finde es unangemessen, den schwarzen Peter nur auf die Raucher zu schieben. Derjenige, der nicht der unmittelbaren Giftwolke am Fahrstuhl abgesetzt wird, kann ebenso an den ganzen Zusatzstoffen in den Lebensmitteln, Autoabgasen sterben etc. ME werden solche Themen immer viel zu sehr aufgebauscht. 2014 starb man an Eiern, 2015 an Hühnern, 2016 an Bio-Gurken usw. (Muss nicht so stimmen, soll nur symbolisch für den alljährlichen Wahn sein, an dem wir alle zugrunde gehen, da jedes Jahr ja irgendwas ist, an dem wir alle sterben werden).



8 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2018 02:54 von Railroader.
Zitat
Railroader
2014 starb man an Eiern, 2015 an Hühnern, 2016 an Bio-Gurken

Da weiß man gleich, woran man ist. Wenn ich einst sterbe, dann sicherlich an dem Kopfsalat, den ich 1986 gegessen habe. Der war damals zu schade für den Westen, weshalb die Gemüsegeschäfte im Osten damit überschwemmt wurden.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
der weiße bim

Dass die Schülertickets günstiger werden, ist natürlich sehr zu begrüßen. Schließlich sind das die Fahrgäste der kommenden Jahrzehnte, und wenn sich erstmal das Vorurteil festgesetzt hat, dass Öffis teuer seien, werden sie sich schnellstmöglich ein motorisiertes Zweirad oder gleich ein Auto besorgen.

Ich bezweifle, dass die meisten Besitzer eines Schülertickets wissen was es kostet. Und selbst wenn sie es wissen so wird dies in 99% der Fälle von den Eltern gezahlt. Wenn aus den Schülern dann Azubis werden werden sie dagegen aus allen Latschen kippen. Der Preis des Azubitickets ist heute schon doppelt so hoch wie der des Schülertickets.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Railroader
Zitat
der weiße bim

Auch das kann man keinesfalls verallgemeinern.
Gehe doch mal auf dem U-Bahnhof Gneisenaustraße oder Yorckstraße zu den sich dort hausordnungswidrig aufhaltenden Obdachlosen und bitte sie freundlich, das Rauchen einzustellen oder das Trinken alkoholhaltiger Getränke ...

Ist das aber wirklich unsozial? Gegen die Hausordnung der BVG zu verstoßen ist ja nicht mit asozialem Verhalten gleichzusetzen. Asozial ist eher der, der die Obdachlosen aus dem ÖPNV verbannen will, weil sie ihm zu sehr stinken etc. Und 'nen Alkoholverbot haben wir in den Öffis nicht in Berlin, auch wenn es Aufkleber gibt, die das suggerieren sollen.

Aber in dem Moment mit über eine Sitzbank liegen, daneben kotzen und die Gegend vollmiefen ja... Wenn die Obdachlosen den halben Wagen leeren weil sie auf einem Vierer liegend pennen (das ist kein ÖPNV, die müssten da eig Miete zahlen) und daneben dank des Gestanks keiner sitzen kann, ist das für mich auch asozial.
Wer erst auf dem Bahnsteig raucht und dann seine einzige Zeitung nicht verscherbeln sondern mit Ausrede Geld erbetteln will, tritt eigentlich alles mit Füßen und hat es dann eigentlich nicht anders verdient, als vor die Tür gesetzt zu werden..
@FIO530

Gibt eben solche und solche. Die, die ihre Zeitung nicht verkaufen wollen und nur "Spenden" wollen....naja die wollen nur das Geld für das nächste Bier oder den nächsten Joint erbetteln.

Hab aber andererseits Zeitungsverkäufer gesehen, die haben eine spezielle Oberbekleidung und eine "offizielle" Plastikmappe, in denen die Zeitungen sind. Und die Leute betteln nicht aggressiv in meiner Erfahrung.

Aber es ist traurig, daß in einem Land, "in dem wir gut und gerne leben" und es uns sinngemäß "noch nie so gut geht" solche Zustände herrschen. Das kann einen schon nachdenklich machen. Der oft zu rechte Verweis von einigen gewissen Leuten ist zwar richtig, aber es ist eigentlich nur ein Herumdoktorn an Sympthomen und nicht an den Ursachen, die zu so etwas führt.

Schönen 1. Mai noch, macht was draus.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Zitat
Railroader
Zitat
der weiße bim

Auch das kann man keinesfalls verallgemeinern.
Gehe doch mal auf dem U-Bahnhof Gneisenaustraße oder Yorckstraße zu den sich dort hausordnungswidrig aufhaltenden Obdachlosen und bitte sie freundlich, das Rauchen einzustellen oder das Trinken alkoholhaltiger Getränke ...

Ist das aber wirklich unsozial? Gegen die Hausordnung der BVG zu verstoßen ist ja nicht mit asozialem Verhalten gleichzusetzen. Asozial ist eher der, der die Obdachlosen aus dem ÖPNV verbannen will, weil sie ihm zu sehr stinken etc. Und 'nen Alkoholverbot haben wir in den Öffis nicht in Berlin, auch wenn es Aufkleber gibt, die das suggerieren sollen.

Asozial ist, dass Menschen stinken müssen. Wegschauen ist da der falsche Ansatz. Wenn jemand sich nicht Waschen kann, weil er keine Wohnung hat, braucht er eine Wohnung. Wenn jemand keine Wohnung möchte, was immerhin in diesem Land eine jedem freigestellte Entscheidung ist, brauchen wir (wieder) öffentliche Brausebäder zur Körperhygiene bzw. mehr Anlaufstellen für Wohnungslose für die menschlichen Grundbedürfnisse.

Meines Wissens nach existieren solche Anlaufstellen aber bereits, ggf. nicht in ausreichender Zahl oder Dichte, da bin ich aber überfragt. Wenn ein Wohnungsloser nicht die Gelegenheit hat, dort wenigstens alle paar Tage eine gründliche Körperhygiene zu betreiben und seine Kleidung waschen zu können, muss man solche Möglichkeiten anzahlmäßig vermehren.

Die Versorgung von Wohnungslosen darf aber nicht den Mangel an Wohnraum kaschieren, vorrangiges Ziel muss es sein, bezahlbaren und auch zugänglichen Wohnraum für alle Einkommensschichten zu schaffen. Solange der private Vermieter von Wohnungen aus dem geförderten Wohnungsbau zwischen 30 Bewerbern mit einem Wohnberechtigungsschein wählen kann, wird der wohnungslose Bewerber es wohl auch schwer haben, sich durchzusetzen.

Wir müssen aber feststellen, dass man sich zwar darauf berufen kann, keine Wohnung haben zu wollen, allerdings nicht, dass man in Beförderungsmitteln übel riechen darf. Das ist auch nach den Beförderungsbedingungen untersagt. Die überwiegende Zahl der Obdachlosen treten ja nun in anderer Weise störend in den Fahrzeugen auf und wollen dort offenbar gar keine Beförderungsleistung in Anspruch nehmen. Sie finden aber scheinbar Gelegenheiten, ihre Körperhygiene zu betreiben.
Zitat
Wollankstraße
@FIO530

Gibt eben solche und solche. Die, die ihre Zeitung nicht verkaufen wollen und nur "Spenden" wollen....naja die wollen nur das Geld für das nächste Bier oder den nächsten Joint erbetteln.

Hab aber andererseits Zeitungsverkäufer gesehen, die haben eine spezielle Oberbekleidung und eine "offizielle" Plastikmappe, in denen die Zeitungen sind. Und die Leute betteln nicht aggressiv in meiner Erfahrung.

Aber es ist traurig, daß in einem Land, "in dem wir gut und gerne leben" und es uns sinngemäß "noch nie so gut geht" solche Zustände herrschen. Das kann einen schon nachdenklich machen. Der oft zu rechte Verweis von einigen gewissen Leuten ist zwar richtig, aber es ist eigentlich nur ein Herumdoktorn an Sympthomen und nicht an den Ursachen, die zu so etwas führt.

Schönen 1. Mai noch, macht was draus.

Na klar! Gibt auch die Leute, die nett nach was fragen und denen man immer was geben würde... Aber gibt halt auch die die sich den Mist immer weiter selbst einbrocken...

Wenn du das so schilderst, habe ich wohl noch nie bewusst einen offiziellen Verkäufer gesehen...
Der Verweis in die rechte Ecke ist da völlig Quatsch, da ist viel mehr die aktuelle Politik gefordert.m. Wobei das zu sehr OT führt...

Wie ist da eigentlich die aktuelle Handhabe von BVG & S-Bahn? Werden alle Bettler geduldet oder wird verscheucht?
Die Berliner S-Bahn beschäftigt seit einigen Monaten 2 Sozialarbeiter, die sich um Obdachlose kümmern.
Zitat
Railroader
Gegen die Hausordnung der BVG zu verstoßen ist ja nicht mit asozialem Verhalten gleichzusetzen. Asozial ist eher der, der die Obdachlosen aus dem ÖPNV verbannen will, weil sie ihm zu sehr stinken etc. Und 'nen Alkoholverbot haben wir in den Öffis nicht in Berlin, auch wenn es Aufkleber gibt, die das suggerieren sollen.

Das kann ja wohl nicht wahr sein. Aber gut, lesen - auch der VBB-Beförderungsbedingungen - bildet:

Von der Beförderung ausgeschlossene Personen (§ 3)
(1) Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des Betriebes oder für die Fahrgäste darstellen, sind von der Beförderung ausgeschlossen. Soweit diese Voraussetzungen vorliegen, sind insbesondere ausgeschlossen

Personen, die unter Einfluss alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel stehen,
Personen mit ansteckenden Krankheiten gemäß Infektionsschutzgesetz,
Personen mit Waffen, die unter das Waffengesetz fallen, es sei denn, dass sie zum Führen von Waffen berechtigt sind,
Personen, die Gewaltbereitschaft zeigen bzw. Gewalt ausüben,
verschmutze und/oder übel riechende Personen.

Dann hätten wir noch einige Absätze aus § 4 Verhalten der Fahrgäste
(1) Fahrgäste haben sich bei Benutzung der Betriebsanlagen und Verkehrsmittel so zu verhalten, wie es die Sicherheit und Ordnung des Betriebes, ihre eigene Sicherheit und die Rücksicht auf andere Personen gebieten. Anweisungen des Betriebspersonals ist zu folgen.

(2) Fahrgästen ist insbesondere untersagt:

[...]
in Verkehrsmitteln, auf Bahnsteiganlagen sowie im gesamten Bahnhofsbereich zu rauchen oder elektronische Zigaretten o. ä. zu verwenden; ausgenommen sind nur gekennzeichnete Raucherbereiche,
Tonwiedergabegeräte, Tonrundfunkempfänger oder Musikinstrumente zu benutzen (außer bei Vorliegen einer schriftlichen Erlaubnis des jeweiligen Verkehrsunternehmens) oder Tonwiedergabegeräte mit Kopfhörern zu benutzen, wenn durch die Lautstärke andere Fahrgäste belästigt werden,
[* soviel zu den lustigen bzw, lästigen Musikanten die ungefragt und illegal durch S- und U-Bahn ziehen*]
die Verkehrsmittel mit offenen Speisen (Speiseeis o. Ä.) und offenen Getränken zu betreten bzw. diese während der Fahrt zu konsumieren,
Verkehrsmittel zu beschädigen, zu verunreinigen oder zu beschmieren,

[*auch Alkohol, einschließlich des "Feierabendbiers" kann ein offenes Getränk sein*]
in den Verkehrsmitteln oder innerhalb des Bahngebietes Handel zu treiben (außer in den dafür vorgesehenen Verkaufsständen), Druckschriften zu verteilen, zu betteln, zu sammeln, zu werben oder mit dem Ziel des Gelderwerbs Schau- oder Darstellungen zu tätigen
[Klare Bestimmung, die eine eindeutige Handhabe gegen die MOZ-Verkäufer und erst Recht die teilweise im Staionsabstand durch die Züge ziehenden unsäglichen Bettler böte*]
[...]

Schade, dass nicht endlich einmal im Berliner ÖPNV aufgeräumt wird. Die Berliner Verkehrsunternehmen zeigen leider wenig Neigung ihre eigenen Bestimmungen ohne Ansehen der Person auch umzusetzen. Allerdings fehlt Ihnen dazu auch die nötige politische Unterstützung - erst recht bei dem Senat, der im Augenblick am Ruder ist. (Die Art und Weise wie ein selbsternannter grüner Verkehrsexperte eine Tagesspiegel-Leserin, die sich über die ziemlich akkurat geschilderten Zustände auf manchen Bahnhöfen beklagte, in die rechte Ecke zu stellen versuchte, ließ da neulich wieder tief blicken).

Schön also - um nicht zu sagen ungeheuerlich - dass für User Railroader jeder, der auf die Einhaltung der klar formulierten Regelungen besteht, sich "asozialer" verhält, als diejenigen, die mit ihrem Verhalten und ihrem Erscheinungsbild für die zahlenden Fahrgäste "der Öffis" nicht nur eine tägliche Zumutung, sondern in Extremfällen sogar eine gesundheitliche Gefahr bedeuten. Ich danke für diese Einsicht.

Ceterum censeo U5 esse aedificandam
Gerade fällt mir eine Geschichte ein, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Tagsüber, in der S-Bahn zwischen Westkreuz und Spandau:

Ein junger, offensichtlich obdachloser Mann geht durch den Wagen und bietet eine dieser Zeitungen zum Verkauf an (keine Ahnung, ob es "Straßenfeger" oder "Motz" gewesen ist) bzw. bittet um eine Spende und fragt außerdem, ob jemand alternativ etwas zu essen oder zu trinken spenden möchte. Er sah relativ gepflegt aus, dennoch konnte man ihm seine Lage ansehen.

Im selben Wagen befand sich ein älterer Herr im Rollstuhl. Der Rollifahrer hat den Obdachlosen sogleich im pöbelnden Tonfall angesprochen, ob der nicht vielleicht mal arbeiten gehen sollte anstatt zu schmarotzen.

Der Obdachlose blieb gelassen und hat in einem teils ernsten, teils deprimierten/müden und gleichzeitig ruhigen Ton entgegnet, dass solange er keinen Wohnsitz bzw. eine Anschrift hat, keine Arbeit bekommt und sein Handlungsspielraum somit ziemlich klein ist.

Der Rollifahrer hatte nur ein verächtliches Schnauben als Antwort parat.

Interessanterweise hat der Bettler überhaupt nicht gestunken, der Herr im Rollstuhl dagegen schon, und das nicht allzu dezent.

Ich war vor Ort dabei und habe alles geschriebene mitbekommen. Es geschah vor wenigen Wochen.
@Deutsche Oper: Natürlich halte ich es für unsozial, die Ärmsten zu stigmatisieren und gesellschaftlich auszuschließen. Verbannung bekämpft das Problem nicht.

Und wie soll jemand, der Alkohol getrunken hat, denn sonst nach Hause kommen, außer vielleicht mit dem Taxi? Die BVG hat selbst schon Werbung gemacht, dass es in Bus und Bahn keine Alkoholkontrollen gibt und man das Auto nach einer durchfeierten Nacht stehen lassen soll. Für problematisch halte ich diese Saufgelage, sicher aber nicht jemanden, der in der Bahn ein Feierabendbier trinkt. Nur weil es in den Beförderungsbedingungen steht, muss ich das ja nicht gut finden.
Zitat
Railroader
Und wie soll jemand, der Alkohol getrunken hat, denn sonst nach Hause kommen, außer vielleicht mit dem Taxi?

Das ist das Problem des Betrunkenen und nicht der VU.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
@ Railroader
Für die konsequente Entfernung wirklich übelst riechender Individuen aus dem ÖPNV zu plädieren, ist eben keine böse Stigmatisierung, sondern legitimer Selbstschutz.
Und auch die "nur" Bettelnden oder Bahnhofssäufer haben kein Recht darauf, mich fortwährend zu belästigen. Man muss vor dem Drücken der sozialen Tränendrüse nicht nur die sozioökonomische Großwetterlage, sondern sehr wohl auch die Eigenverantwortung herausstellen und sollte auch nicht verschweigen, dass diese Dinge seit einigen Jahren überhand nehmen: Und der Grund dafür ist nicht etwa die "Flüchtlingskrise", sondern vor allem die fatale EU-Osterweiterung.

Jedenfalls möchte ich nicht als asozial bezeichnet werden, weil ich auf meine gut begründeten und im übrigen explizit niedergelegten Rechte poche. So geht es nicht.


Zitat
Railroader
Für problematisch halte ich diese Saufgelage, sicher aber nicht jemanden, der in der Bahn ein Feierabendbier trinkt. Nur weil es in den Beförderungsbedingungen steht, muss ich das ja nicht gut finden.

Immerhin hast Du damit schon teilweise Deine vorherige Meinung revidiert, es gäbe gar kein Alkoholverbot.
Und die zitierte BVG-Werbung animiert vielleicht zur Heimfahrt nach der Party, aber gewiss nicht zum weiteren Konsum von Alkoholika auf Bahnhöfen oder in Zügen.
Ich finde es sehr gut, dass das in den BB steht, es müsste halt nur - Papier und auch Bits und Bytes sind geduldig - endlich einmal ein Exempel statuiert werden.

Ceterum censeo U5 esse aedificandam



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.05.2018 01:58 von Deutsche_Oper.
Regeln, Hausordnungen usw. sind das Eine, nach Augenmaß und gesundem Menschenverstand zu handeln das Andere.

Generell fällt mir seit längerer Zeit auf, dass unsere Gesellschaft, die sich als "Solidargemeinschaft", "Sozialstaat" (und ähnliche Marketingbegriffe) verkauft, sich dennoch durch einen Mangel an Menschlichkeit und Empathie auszeichnet.

Das Adjektiv "sozial" wird auf rein wirtschaftliche Aspekte reduziert (Zahlen von Abgaben, doch gerade diese Abgaben sind dazu da, um diejenigen, die Hilfe benötigen, weil sie ganz unten angekommen sind, zu unterstützen) und man versucht ja nicht nachzudenken, welche Bedeutung es sonst haben könnte.

Alles leere Worte und Augenwischerei, genauso wie das alljährlich neu entdeckte Gewissen über die in der Winterzeit erfrierenden Obdachlosen. Über das restliche Jahr hinweg ist es fast allen völlig egal. Ich weiß nicht, wie Ihr das nennt, aber für mich ist es Heuchlerei.

Alle, die aus dem Muster rausfallen, sind "asozial", werden verunglimpft ("unsäglich") und man möchte sie am liebsten loswerden, weil sie ja nicht zur Gesellschaft gehören und als Aussätzige, Leprakranke betrachtet werden, die man nirgendwo haben möchte (und auch so behandelt werden).

Am liebsten sollte man sie irgendwo einsperren oder in die Wüste schicken, damit sie niemandem schaden können. Doch schaden sie wirklich, jetzt aber diejenigen ausgenommen, die zur Kriminalität (Diebstahl, Raub etc.) herabsteigen?

Sie stören nur, weil heutzutage alle sich von etwas gekränkt fühlen, mit ihren Befindlichkeiten jede Kleinigkeit, die ihnen nicht in den Kram passt, untragbar wird weil eine perfekte, auf Hochglanz polierte Umgebung erwartet wird, wo solche "Fehler in der Matrix" natürlich arg stören.

Der Imageschaden spielt hier wohl eine wichtige Rolle. Ein zunehmender Egoismus, eine Ich-Fixierung und die Erwartung, dass nichts in die eigene Komfortzone eindringt, werden hier deutlich.

Einfach weg damit, aus den Augen, aus dem Sinn, auch wenn man damit nur die Symptome bekämpft, das Problem aber bestehen bleibt und nur woanders verlagert wird.
Verscheucht man die Bettler, so ziehen sie woanders hin, wo jemand sich davon ebsno gestört fühlen wird, so werden sie ohne Ende hin- und hergeschoben.

Das Problem verschwindet dadurch nicht. Die Leidtragenden sind immer diejenigen, die nichts haben, die sich nicht wehren können, die auf andere Menschen angewiesen sind. Aber Empathie ist anscheinend "out", wenn die "Selbstverantwortung" das Maß aller Dinge ist. Es ist einfach nur beschämend.

Letztendlich müssen wir alle akzeptieren, dass Armut und Obdachlosigkeit zur Gesellschaft gehört. Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten, wo es Gewinner gibt, sind die Verlierer nicht weit. Das ist der nicht zu eliminierende Makel unserer westlichen Gesellschaftsordnung.
@Deutsche Oper : Es gibt in Berlin auch kein explizites Alkoholverbot im ÖPNV, im Gegensatz zu Hamburg oder München. Frau Nikutta selbst hat schon gesagt, dass sie kein spezielles Alkoholverbot in Berlin möchte.

Im Falle der Obdachlosen ist das für mich immer eine Einzelfallentscheidung. Jemand der eine starke Belästigung darstellt, muss natürlich aus dem Zug entfernt werden. Er muss aber auch ausreichende Möglichkeiten geboten bekommen, sich regelmäßig zu duschen. Pauschal zu sagen, dass man Obdachlose und Motz-Verkäufer in den Zügen nicht sehen will, mag zwar im Rahmen der Beförderungsbedingungen legitim sein, ich finde das aber unsozial. Obdachlose sind nun mal Bestandteil unserer Gesellschaft und da kann man ME nicht einfach sagen : "ich habe nichts gegen Obdachlose, aber ich möchte sie in meinem Alltag nicht sehen."
@Deutsche Oper : Ich habe jetzt nochmal im Netz recherchiert. Im Gegensatz zu Städten wie München oder Hamburg ist ein Alkoholverbot im Berliner ÖPNV gesetzlich nicht geregelt, daher können die Betreiber nicht mehr machen, als den Fahrgast zum verschließen der Flasche aufzufordern oder von der Fahrt auszuschließen. Regeln für das Trinken auf dem Bahnsteig gibt es hingegen nicht. Von der BVG heißt es, dass man die Einzelfälle mit Augenmaß betrachtet.

"(1) Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des Betriebes oder für die Fahrgäste darstellen, sind von der Beförderung ausgeschlossen. Soweit diese Voraussetzungen vorliegen, sind insbesondere ausgeschlossen

Personen, die unter Einfluss alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel stehen,
"

So eindeutig finde ich das auch gar nicht. Ich verstehe es so, dass alkoholisierte Personen, die eine Gefahr darstellen, ausgeschlossen sind und nicht pauschal jeder Berauschte. Es gibt Leute, die sind auch nach dem 5. Bier noch klar im Kopf.


Zum Anderen muss ich noch hinzufügen, dass mich einige gesellschaftlich akzeptierte Zeitgenossen mitunter deutlich mehr nerven als irgendein Zeitungsverkäufer. Am besten sind immer die Leute, die telefonieren und hinterher der ganze Wagen deren Lebensgeschichte kennt. Oder damals diese aggressiven Zeitungsverkäufer von Tagesspiegel und Co., die die Fahrgäste mit Zustimmung der Verkehrsunternehmen auf den Bahnsteigen bedrängt haben und einem noch hinterher gerannt kamen, wenn man ein Abo abgelehnt hat. Ich sehe die wirklichen Probleme im ÖPNV eher bei der Kriminalität, die man gezielt bekämpfen muss.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.05.2018 01:44 von Railroader.
Zitat
Railroader
Pauschal zu sagen, dass man Obdachlose und Motz-Verkäufer in den Zügen nicht sehen will, mag zwar im Rahmen der Beförderungsbedingungen legitim sein, ich finde das aber unsozial. Obdachlose sind nun mal Bestandteil unserer Gesellschaft und da kann man ME nicht einfach sagen : "ich habe nichts gegen Obdachlose, aber ich möchte sie in meinem Alltag nicht sehen."

Da gibt es wohl unterschiedliche Meinungen.
Wenn die Verkehrsunternehmen den politischen Auftrag wirklich ernst nehmen, den Verkehrsanteil des MIV zugunsten des ÖPNV zu reduzieren, müssen sie ihre Hausordnung nicht nur bekannt machen, sondern auch durchsetzen. So wie es in den zahllosen Einkaufszentren in dieser Stadt tagtäglich praktiziert wird - den zahlenden Kunden hofieren und Störer möglichst geräuscharm aber konsequent entfernen. Das Schmuddel-Image muss endlich weg. Das geht nur mit Einsatz motivierter Personale und Rückhalt seitens der Politik, der Öffentlichkeit und ganz selbstverständlich der Unternehmensführung.
Die Lösung sozialer Probleme ist nicht Sache von Verkehrsunternehmen, es sei denn, dieser Auftrag wird vertraglich vereinbart und die finanziellen und personellen Ressourcen dafür vom Aufgabenträger bereitgestellt.

Das Thema ist aber eigentlich die Schülerbeförderung.
Neulich hatte eine Grundschulklasse offensichtlich aus der deutschen Provinz auf Klassenfahrt unvermittelt eine Sondersozialkundestunde. Beim Aussteigen auf dem U-Bahnhof Yorckstraße sahen sie sich unvermittelt einem halbnackten, offensichtlich schwerbehinderten stinkenden Individuum gegenüber, das sich gerade mit einer Spritze die nächste Ration selbst verabreichte. Auf den Anruf über die Notruf/Informationssäule erhielt die Lehrerin nur die Antwort, dass der Zustand dort bekannt sei, man dagegen leider nichts unternehmen könnte ...

so long

Mario
Ja @Bim, das ist ein Thema, wo die Meinungen weit auseinander gehen, ja auch bei den VU. Während man bei der S-Bahn Hamburg radikal gegen die Obdachlosen in den Zügen vorgeht, sieht es die Berliner S-Bahn als gesellschaftliches Problem und stellt lieber Sozialarbeiter ein.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.05.2018 01:56 von Railroader.
Komisch, der Fahrgast soll Besoffene, Bettler und Obdachlose ertragen. Eine belästigungsfreie Fahrt ist da nur zweitrangig. Wenn aber auch nur ein Besoffener in die Kehre mitfahren könnte, dann ist das ein Grund eine Strecke in ihrem Takt auf ein Drittel zu reduzieren. Du misst mit zweierlei Maß.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Komisch, der Fahrgast soll Besoffene, Bettler und Obdachlose ertragen. Eine belästigungsfreie Fahrt ist da nur zweitrangig. Wenn aber auch nur ein Besoffener in die Kehre mitfahren könnte, dann ist das ein Grund eine Strecke in ihrem Takt auf ein Drittel zu reduzieren. Du misst mit zweierlei Maß.

Ein Problem bei der Mitfahrt in die Kehre ist halt die Gefahr, dass die Person aussteigt und dann der ganze Verkehr erstmal still steht.

Ich denke auch nicht, dass man alles in jedem Fall ertragen muss. Das Thema ist kompliziert, man muss das Problem eigentlich an ganz anderer Stelle angehen. Ich bin aber kein Freund davon, pauschal jeden überall auszuschließen, von dem man sich irgendwie belästigt fühlt. Denn die Frage ist ja, wohin mit den Obdachlosen, wenn man sie in Bahn, Bus, Einkaufszentren und auch sonst nirgends sehen will? Sie gehören nunmal zur Gesellschaft und möchten sich auch frei bewegen. Im Winter ist die Bahn dann nunmal ein Platz zum aufwärmen, da die Kältebusse nicht ausreichen und auch die Unterkünfte nicht immer genügend Kapazitäten haben. Wie gesagt, für mich sind das Einzelfallentscheidungen, ich bin aber nicht der Meinung, dass man Obdachlose gänzlich aus dem ÖPNV verbannen sollte, ohne zuvor ausreichend Alternativen für sie zu schaffen.
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