Zitat
Railroader
Was den U-Bahnbau betrifft so störe ich mich halt etwas an der Arumentation, dass gegenwärtig nicht der richtige Zeitpunkt wäre und an der Tatsache, dass man wenig in die Zukunft schaut und jeglichen Bedarf an den gegenwärtigen Bedingungen misst. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt wenn nicht heute, wo Berlin mal wieder mehr Geld hat? Der richtige Zeitpunkt ist aus meiner Sicht nicht gegeben, wenn man in 10 Jahren feststellt, dass einem ja die M4 aus allen Nähten platzt und auch die 150 Meter langen Straßenbahnen im 3 Minutentakt nicht mehr ausreichen. Dann ist es zu spät. Ich denke schon, man sollte auch 'nen bisschen zukunftsorientiert planen. Vielleicht setzt man sich auch mit einem Projekt in die Nesseln, das kann man aber nie ausschließen. Wichtig ist, dass man nun auch agiert und nicht nur plant und es dann wieder verwirft oder aufschiebt. Im dem Punkt sind uns andere Länder etwas voraus. Gewinner und Verlierer wird es auch immer geben, man kann es nie allen rechtmachen.
Berlin hat(te) ja gerade ein großes Problem damit, dass über die Jahre hinweg bei der Verkehrs-Infrastruktur viel für eine (naturgemäß) imaginäre ferne Zukunft geplant wurde - auf Kosten der Gegenwart und der nahen Zukunft.
Die Abschaffung der Straßenbahn im Westteil Berlins hatte ja nicht zuletzt mit dem Versprechen des U-Bahnbaus zu tun, und statt sich um die S-Bahn zu bemühen, entstanden wiederum U-Bahnstrecken auf dem Reißbrett. Mit dem Erfolg diverser Vorleistungen, die heute größtenteils nicht mehr gebraucht werden (insbesondere im Bereich der ehemaligen U10 Süd).
Bei einer realistischeren Bewertung der Möglichkeiten hätte man bei der Erschließung z.B. des Falkenhagener Felds gleich auf die Straßenbahn gesetzt, und 1984ff statt zweifelhafter Spurbus- und U-Bahnplanungen das Naheliegende gewählt: die Reaktivierung der S-Bahn nach Lichterfelde Süd.
Gerade weil es in Berlin oft das Größte mit viel Beton sein muss, kommt hinterher regelmäßig die Null-Lösung heraus oder bestenfalls etwas Mittelmäßiges. Weil man sich eben verkalkuliert hat und die Zukunft doch nicht so ausfällt wie geplant. Überzogene Größe und Mangel liegen in Berlin oft dicht beeinander. So warten die Bewohner/innen des Falkenhagener Felds, der Märkischen Viertels, Marienfelde Süd etc noch heute auf ihre Anbindung an das Schienennetz. Und sie werden das wohl auch noch lange weiter tun (müssen). Bleiben die Träume vom U-Bahnanschluss. Dafür haben die Kleingärten in der Lindauer Allee ihren eigenen U-Bahn-Eingang.
In der Tat sind uns andere Länder voraus - manchmal jedenfalls. In Straßburg und Bordeaux hatte man eben den Mut, die unrealistischen U-Bahnprojekte zu beerdigen und auf die Straßenbahn zu setzen. Vermutlich hätte man sich in Deutschland eher dafür entschieden, weiter zu diskutieren, nichts zu riskieren und am Ende gar nichts zu erreichen.