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Frage zur LZB bei der Münchner U-Bahn
geschrieben von Lehrter Bahnhof 
Hallo,
leider war ich noch nie in München und konnte mir das LZB System im Betrieb anschauen. Auf die Frage, ob ein halbautomatischer Betrieb auch in Berlin Vorteile hätte, beschäftigen mich jetzt seit einiger Zeit ein paar Fragen.

Die Züge fahren doch im LZB Betrieb automatisch bis zur nächsten Station und halten dort? Wie genau ist die Technik denn? Kann man sagen, dass es nur einige Zentimeter Abweichungen gibt, die also zu vernachlässigen sind und dem Fahrgast nicht auffallen? Wie sieht das aus, wenn es auf den Außenstrecken regnet oder im Herbst Blätter auf den Gleisen liegen? Wird dann manuell gefahren? Wer entscheidet das? Jeder Zf für sich, oder gibt es eine Anweisung von der Leitstelle?

Wie sieht es mit der energiesparenden Fahrweise aus? Fährt der Zf manuell, kann er je nach Fahrplan und persönlicher Erfahrung seine Geschwindigkeit wählen. Wie ist das bei der LZB? Fährt die immer mit maximaler Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit?

Wie läuft es bei Betriebsstörungen und größeren Verspätungen? Wenn die Züge im Stau stehen, ist es doch nicht nötig, mit Vmax auf den Vordermann loszurasen, um dann ewig am roten Signal zu warten.

Gibt es Planungen zur Umstellung einer oder mehrerer U-Bahnlinien auf vollautomatischen Betrieb? Wenn die Zf während des Tages doch eh nur drei verschiedene Knöpfe drücken müssen, könnte man sie doch besser im Fahrgastraum einsetzen. So könnten sie das "Publikum" intensiver betreuen. Und bei Betriebsstörungen oder der Notwendigkeit manuellen Fahrens gehen sie nach vorne zum Führerstand. Vermutlich liegt es auch in München am Geld, oder?

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Nicht-dynamische Signatur



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.2008 20:31 von Lehrter Bahnhof.
Hallo Lehrter Bahnhof!

Zu Deinen vielen LZB Fragen kann ich Dir folgende Antworten geben.

> Die Züge fahren doch im LZB Betrieb automatisch
> bis zur nächsten Station und halten dort? Wie
> genau ist die Technik denn? Kann man sagen, dass
> es nur einige Zentimeter Abweichungen gibt, die
> also zu vernachlässigen sind und dem Fahrgast
> nicht auffallen?

Ja, die Züge werden im Regelfall per Startertasten in Bewegung gesetzt und fahren dann selbstständig bis zum vorgegebenen Haltepunkt am nächsten Bahnhof, mindestens aber bis zum Nachrückhaltepunkt hinter dem vorausfahrenden Zug (wenn dieser den Bahnhof noch belegt). Kommt er dort zum Stillstand, so muss der Zug erneut per Tastendruck gestartet werden.
Den Zielhaltepunkt am Bahnsteig erreicht der Zug normalweise mit etwa +/- 1m Genauigkeit. Fällt den Fahrgästen eigentlich nicht auf.

Zu unterscheiden ist übrigens noch, dass LZB nicht gleichzusetzen ist mit automatischem Fahren. Nur eine LZB mit fahrzeugseitig integrierter Fahr- und Bremssteuerung fährt auch wirklich selbst. Bei der Münchner S-Bahn kommt dagegen nur ein LZB-System zum Einsatz, bei dem der Fahrer selbst, aber nach Fahrerstandssignalen (die über die LZB ins Fahrzeug übermittelt werden) fährt. Dies ist bei der Münchner U-Bahn auch möglich. Somit gibt es praktisch drei Möglichkeiten die U-Bahnzüge zu fahren.

Wie sieht das aus, wenn es auf
> den Außenstrecken regnet oder im Herbst Blätter
> auf den Gleisen liegen? Wird dann manuell
> gefahren? Wer entscheidet das? Jeder Zf für sich,
> oder gibt es eine Anweisung von der Leitstelle?

Auch wenn es regnet wird mit LZB gefahren. Der Fahrer muss dann nur mehr aufpassen, dass der Zug nicht durchrutscht am Bahnhof. Er kann ja jeder Zeit in den Fahrablauf der LZB eingreifen und z.B. vorzeitig den Bremsvorgang einleiten.
Eine andere Möglichkeit ist auch noch, dass stellwerksseitig der sog. "lange Bremsweg" eingegeben wird, der der LZB einen verlängerten Bremsweg vorgibt, um die Sicherheit beim Bremsvorgang zu erhöhen. Dies wird aber selten praktiziert.

> Wie sieht es mit der energiesparenden Fahrweise
> aus? Fährt der Zf manuell, kann er je nach
> Fahrplan und persönlicher Erfahrung seine
> Geschwindigkeit wählen. Wie ist das bei der LZB?
> Fährt die immer mit maximaler Beschleunigung und
> Höchstgeschwindigkeit?

Eine wirtschaftlichere Fahrweise wird unter LZB nur teilweise erreicht. Dies liegt an den einheitlichen, vom Zugtyp unabhängigen Abschaltgeschwindigkeiten. Es ist aber nicht so, dass unter LZB immer auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt wird. Da die LZB weiß, wie weit der Vordermann entfernt ist, wird daher je nach Distanz normal (vorgegebene Abschaltgeschwindigkeit) oder nur mit verminderter Geschwindigkeit gefahren. Es gibt darüber hinaus einen Schalter im Fahrpult zur Wahl der Fahrweise (normale oder kurze Fahrzeit). Normale Fahrzeit bedeutet möglichst wirtschaftlich zu fahren, kurze Fahrzeit - um Verspätungen aufzuholen - Fahrt mit max. zulässiger Geschwindigkeit (fast immer 80 km/h). Die Lst. entscheidet, ob auf kurze Fahrzeit geschalten werden darf.

Übrigens: Die Beschleunigung im eigentlichen Sinne, kann der Fahrer nicht verändern. Sie ist fest eingestellt und hängt nur von äußeren Faktoren ab ( Zuladung, Gradiente, etc.) bzw. ist reduziert bei Vorwahl niedrigerer Fahrstufen.

> Wie läuft es bei Betriebsstörungen und größeren
> Verspätungen? Wenn die Züge im Stau stehen, ist es
> doch nicht nötig, mit Vmax auf den Vordermann
> loszurasen, um dann ewig am roten Signal zu
> warten.

Geht aus oberen Antworten hervor.

> Gibt es Planungen zur Umstellung einer oder
> mehrerer U-Bahnlinien auf vollautomatischen
> Betrieb? Wenn die Zf während des Tages doch eh nur
> drei verschiedene Knöpfe drücken müssen, könnte
> man sie doch besser im Fahrgastraum einsetzen. So
> könnten sie das "Publikum" intensiver betreuen.
> Und bei Betriebsstörungen oder der Notwendigkeit
> manuellen Fahrens gehen sie nach vorne zum
> Führerstand. Vermutlich liegt es auch in München
> am Geld, oder?

Derzeit bestehen keine Pläne zur Umstellung. Sicherlich werden aber die Entwicklungen in Nürnberg (RUBIN) erstmal abgewartet. Geld spielt immer eine Rolle!

Gruß Subwaycommander

Weil jeder Zug zählt!
./.
26.06.2008 00:23
./.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.04.2009 11:01 von Jäger90.
Jäger90 schrieb:

> Das hatten wir in Berlin auf der U9 bis 1998.
> Zum Glück ist der Quatsch abgebaut worden.

Ob es nun wirklich Quatsch war sollten wir im Berlin-Forum ausdiskutieren ;-). Ein neu zu errichtendes System würde aber vermutlich Balisen anstatt Leiterschleifen verwenden.

Gruß
Alex
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