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Trambahnglocken München
geschrieben von Nikolas Thiard 
Hallo Forum!


Ich habe da eine Frage an die Spezialisten der Münchner Trambahn:

Es wird so ungefähr 1982 gewesen sein, da fuhr ich mit einem M-Wagen die Geiselgasteigstraße entlang, als sich unversehens ein Radfahrer der Gleistrasse näherte. Daraufhin klingelte "mein" Fahrer vorerst mit der mir bekannten Glocke: Ein wohlklingender heller Einzelton. Als der Radfahrer nicht reagierte, griff unser Fahrer zu schärferen Mitteln: Eine ungeahnt laute und ebenso schrille Rasselglocke ertönte, die den offenbar tauben oder unheimlich coolen Radfahrer aber auch nicht weiter zu rühren schien!

Wie die Geschichte ausging weiß ich heute nicht mehr, aber all die Jahre seitdem taucht bei mir immer wieder einmal die Frage auf: Hatten M- und vielleicht auch P-Wagen zwei verschiedene Glocken? Wie ist das heute bei den R-Wagen? Diese damalige "Großalarmglocke" dürfte die heutige R-Klingel in Lautstärke und Anschlagfrequenz weit übertroffen haben! Warum baut man, angenommen die Dinge liegen so wie von mir vermutet, heute keine zweite "Schrillglocke" für besondere Fälle mehr ein? Das müßte doch sehr wirkungsvoll sein, abgesehen bei selbstgerechten Radfahrern!


Danke im Voraus für die Antworten unserer Koryphäen sagt

Niki
Hallo Niki!

Schon lange nichts gelesen von Dir! Wenn ich richtig Informiert wurde befindet sich die E-Rasselglocke bei den R2.2 und R3.3 am Dach und soll ident sein mit den Rasselglocken der Wiener E2 also ein Kiepe-Produkt. Bei den Wiener E2 wirkt auch noch die Fussglocke auf den Klangkörper der Rasselglocke. Die Fahrer in München sind mit dem Taster so Feinfühlig das sie fast nur immer ein "Ding" abgeben wennes genügt ist es gut wenn nicht wird der taster halt länger gedrückt und dann Rasselts. Elektronische Schallgeber sind in München nicht im Einsatz! Diesen einem Kritikpunkt musste sich der ULF von KPM gefallen lassen da man mit diesem Schallgeber kein einzelnes "Ding" abgeben kann den trotz nur leicht antippen des tasters war immer ein "Riiiiiiiing" zu hören.

Hoffe natürlich noch auf Fachkundigere Aufklärung aus München

Bis dann aus Wien

C.P.



Nachricht bearbeitet (08.05.03 12:33)
Ihr ruft nach mir?

Selber schuld!

Also werde ich mich jetzt in eine innerwienerische Angelegenheit einmischen!

Die Glockenschale bei den M-Wagen ist rein äußerlich dieselbe. Unterschiede bestehen oder besser bestanden in der Gußausführung. Bei den M 4.65 war die Glockenschale aus Bronzeguß, bei den M 5.65 aus Stahlguß. Die P-Wagen wiederum haben ein kleinere Glockenschale aus Stahlguß. Die selben jeweiligen Bauarten finden oder fanden sich auch unter dem Heck des Trieb.- und Beiwagens
Bei den M-Wagen gab es grandiose Kirchenglocken und leider auch Kochtöpfe, meistens als Unfallfolge. Beim P-Wagen gibt es auch zwei Varianten:
Klock-Klock-klock-Bim oder BIMMM.
Die Betätigung der Glocke geschieht über ein Schwammerl unter dem linken Fuß. Das macht: BIM.
Rechts davon ist ein kleineres Schwammerl. Das macht: SCHRRRRRRIIIIIILLLLLLLLLLLLL!!!!!!!!!!
Diese Glocke heißt Rasselglocke.
Beim großen Schwammerl wird ein Schlägel an die Glockenschale geschlagen. Beim kleinen wird mit Druckluft eine kleine Stahlkugel an die Schale gedengelt. Effekt siehe oben.
Die Glocke ist die gleiche.
Beim Fahren vom hinteren Fahrerstand kann man nur rasseln.
Gelegentlich bleibt die Rasselglocke hängen und scheppert weiter. Dann muß man einen Absperrhahn schließen, dann ist (meistens) Ruhe.

Die R 2 & 3 haben eine, bzw. zwei Glocken von Kiepe, welche motorisch angeschlagen wird. Sie befindet sich rechts unterhalb des Fahrerstandes, bzw. am Heck links unten. Bei vom Fahrer eingeleiteten Gefahrenbremsungen wird sie automatisch eingeschaltet.
Warum nun keine sog. Einschlagglocken mehr eingebaut werden?
Nun, ganz einfach. Selbst wenn sich eine Firma finden würde, die solche gießen würde, wäre das sicherlich um einiges teurer, als die (preußischen)Kiepebimmeln. Die BOStrab schreibt auch nur eine Glocke vor. Über die Bauart steht nichts drin.
Noch billiger ist dann noch die (Igitt!) Wiener Variante. Da macht das Läuten keinen Spaß. Zum Beispiel in der Fußgängerzone im Zentrum ist es wesentlich eleganter, kurz "bimchen" zu machen, als "Rrrrriiiiing"!
Auch an Stellen, an denen das Läuten vorgeschrieben ist, kann man z. B. nachts pro forma läuten und muß nicht das ganze Viertel aufwecken.
Gefühl ist gefragt. Nicht Radau.
Gell, Herr Hofrat.

Noch Fragen meine Herren?

KPM

P.S. Ohne Glocke zu fahren ist übrigens extrem eklig und sowieso nicht gestattet.
Mir ist bei einem R 2 mal die Glocke auseinandergefallen, da wird der Bremsweg noch länger, weil keine Warnung mehr möglich ist.
Merke: Eine gute Glocke ist der halbe Bremsweg!
Hallo C.P. und servus KPM!


Danke Euch für die ausführlichen Schilderungen, trotzdem ist mir nicht mit Sicherheit klar geworden:

Sind die Glocken der R-Wagen nun leiser als die P/M SCHRIIIIILLLLL Glocken????

Wenn ja, war das in diesen älteren Fahrzeugen eine Erleichterung in Gefahrensituationen? Oder anders gefragt, hat es auch manchmal Spaß gemacht abwesende Verkehrsteilnehmer mit der SCHRIIIILLL Holzhammermethode wieder auf den rechten Weg zu bringen?

Welche Variante ist aus Fahrersicht die beste und lustigste, (auch bezogen auf Schuld und Sühne durch erschrecken von Verkehrsteilnehmern)?


Servus sagt

Niki
Servus zusammen!

Ja, ja Geheimrat i verstä di ä!

Wird Zeit das ich wieder mal nach München komme und mir Tram erklären lass, dass ich wieder weis wo alles ist.

Tja Niki, was nutzt die beste Glocke mit dem schönsten Ton auch wenn sie noch so laut ist, wenn man sie nicht hört bzw. nicht hören will dann ist meistens schon alles zu spät.

Grüsse aus Wien

C.P.
Habe die Ehre!


Also zunächst ist die Glocke kein Spielzeug. Aus meiner achtzehnjährigen Erfahrung heraus, kann ich nur sagen:

Die Rasselglocke hat schon so manchem Hintern gerettet, ebenso so manchen Stoß verhindert, weil das das Einzige war, was die Kontrahenten noch hörten, nachdem sie schon nicht schauten.

Die Frage nach der Lautstärke ist eindeutig zu beantworten. Der R-Wagen ist laut genug, aber die alten, insbesondere die M 4 Kirchenglocken waren besser. Wobei ich glaube, daß das weniger eine Frage der Lautstärke, als der Klangfarbe ist.

Die R-Wagen läuten nicht aggressiv genug.

Ulferl schauen trotz ihrer albernen Glocke viel aggressiver aus. Raubvogelblick mit geneigten Augenbrauen, denke an neuere BMW und Benzeredes. Der Wagen muß furchterregend ausehen, so daß der Kraftfahrer weiß:
Wenn mir der in die Fahrertür knallt, weil ich wieder mal zu blöd zum Abbiegen bim, ist mein Karren schrottreif.
Porschedesign eben.
Wie beim Ulferl, gell Herr Hofrat.

KPM

Achtung! Sicherheitswarnung für die oberschlauen und stummen Mitleser.
In diesem Beitrag schwang ein wenig Ironie mit.
Hallo KPM und C.P.!


Jetzt kenn ich mich aus, Danke!

P.S.: Wie ich mein Unterbewußtsein kenne, bereitet es schon den nächsten Wurf an die an die Oberfläche vor. Mir bleibt es dann nur mehr, aus den bis dort hin meist jahrelang verschütteten Unklarheiten betreffend den Münchner Straßenbahnbetrieb, präzise Fragen zu formulieren. Wann das sein wird weiß ich nicht, bin aber zuversichtlich weiterhin auf kompetente Antworten hoffen zu dürfen!


Servus sagt

Niki
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