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Ein Hamburger in München...
geschrieben von HOCHBAHN-Fan 
Hallo zusammen,

ich war in den Frühjahrsferien für eine Woche in München, angereist bin ich aus Hamburg mit dem ICE. Trotz des Streiks ging alles störungsfrei. Ich habe bis dahin schon viel von München und seiner U Bahn gehört und wollte hier einen kleinen Erfahrungsbericht veröffentlichen und den Vergleich mit Hamburg ziehen.

Ich habe in dieser Woche das gesamte Netz abgeklappert und bin mit allen Zugtypen gefahren.

Ich war zwar anfangs skeptisch (weil fast alle Strecken im Tunnel verlaufen) aber ich war recht schnell von eurer U Bahn fasziniert, die Haltestellen haben mir meistens sehr gut gefallen, sie sind sehr schön gestaltet und gut / hell ausgeleuchtet.
Die Strecken sind (wenn ich es richtig in Erinnerung habe) komplett mit 80 Km/h befahrbar und die Lokführer haben auch keine Scheu diese Geschwindigkeit auszufahren, das schon fast unangenehm starke Bremsen und Beschleunigen inbegriffen.
Eure Züge sind verglichen mit unseren „Kleinprofilzügen“ recht geräumig und bieten viel Platz, allerdings ist bei den A und B Zügen seit 10 Jahren ein Redesign überfällig, die C Züge wiederum haben mir regelrecht die Sprache verschlagen: Komplett begehbar, Automatische Ansagen / Anzeigen und eine sehr kundenfreundliche Raumaufteilung, verbunden mit einem modernen Design, das hat mich sehr beeindruckt.

Der Vergleich mit Hamburg:

Fahrzeuge:
Die A und B Züge waren (wie ich finde) ein sehr starker Kontrast zu den modernen und hellen Haltestellen. Ich weiß ja, dass die ältesten Züge schon fast 40 Jahre alt sind, aber man hätte diese Züge schon vor 10 Jahren einem Redesign unterziehen sollen.
Die DT3 in Hamburg (Baujahr 1967 – 1971, vom Alter her also vergleichbar) bekommen gerade ihr 3. Redesign und sehen von innen fast wie ein Neubauzug aus (Edelstahlstangen, Blaue Kunstledersitzpolster, weiß lackierte Türen und Wände und neue unzerkratzte Scheiben).
Euren Zügen sieht man ihr Alter wirklich an (Holzimitationsfolie an den Wänden braune Sitzpolster in Verbindung mit Dunkelgrauem Fußbodenbelag lassen die 70/80er Jahre weiterleben).
Auch die fehlenden Bandansagen waren störend, weil man den Fahrer mit seinem (zumeist Bayrischen) Genuschel nur schlecht verstanden hat und so war die Fahrt für den Ortsunkundigen (mich) immer ein Abenteuer.
Von euren C Zügen war ich aber begeistert! Die Durchgänge zwischen den Wagen, die automatischen Ansagen, die LED Anzeiger im Zug und das moderne Design haben mir die Sprache verschlagen, diese Züge passen richtig gut zu den modernen Stationen wie Dülferstraße.
Was mir aufgefallen ist, das die Münchener U Bahn anders als in Hamburg und Berlin kein Fahrgastfernsehen hat, was ich allerdings weder als Lob noch als Kritik anmerken möchte.

Stationen:
Die Stationen sind im Großen und Ganzen sauber und in einem ordentlichen Zustand, von einem Stilleben am Marienplatz mal abgesehen, da lagen die ganze Woche über 3 dreckige Feudel in einer ensprechenden Dreckpfütze rum. Den älteren Haltestellen sieht man ihr Alter, von der Architektur her, auch an. Stationen wie Olympiazentrum oder Poccistraße sind da die besten Beispiele dafür. Die neueren Stationen (z.B. U1 Süd, U2 Nord, U3 Süd oder U2 Ost) haben mir aber meistens gefallen z.B. Oberwiesenfeld, St. Quirin Platz, Candidplatz oder Aidenbachstraße. Da kann kaum eine Hamburger U Bahnstation mithalten (Die neueren und die Haltestellen der U4 mal außen vor). Was ich auch sehr schön fand, war das Tageslicht, das viele Stationen erhellte z.B. St. Quirin Platz, Oberwiesenfeld. Das haben wir in Hamburg fast gar nicht (höchstens Sternschanze und Rauhes Haus). Was mich etwas irritiert hat, waren die Fallblattanzeiger, wir haben die letzten vor etwa 8 Jahren abgeschraubt und ihr fangt erst jetzt damit an? Aber die neuen Anzeiger sind wirklich geil!

Strecken:
Die Strecken liegen (anders als in Hamburg) fast ausschließlich unterirdisch, was keine weite Aussicht zulässt (anders als z.B. bei unserer Walddörferbahn oder dem Viadukt am Hafen), dafür ist euer Netz komplett auf 80 Km/h ausgelegt, was eine kurze Reisezeit verspricht, sich aber durch die recht kurzen Stationsabstände fast wieder auffrisst. Außerdem ist mir aufgefallen, das eure Tunnel teilweise schon gravierende Feuchtigkeitsschäden aufweisen und das, obwohl die Strecken noch keine 40 Jahre alt sind, das haben wir in Hamburg zwar auch, allerdings sind unsere Strecken schon 99 Jahre alt.

Informationen, Fahrkarten und anderes…
Der Umfang der Informationen ist vergleichbar mit Hamburg: Stadtkarte von München, Karten für das Umfeld von Haltestellen und ich bin der Meinung auch ein Straßenverzeichnis gesehen zu haben, dass dort Fahrpläne aushingen, ist natürlich klar.
Allerdings hat mir diese Stationsumfeldskarte nichts genützt, denn mein Gasthaus war etwa 1 Km von der Haltestelle Aidenbachstraße entfernt und Abends fuhr der Bus gerade nicht und somit wurde der Fußweg sehr abenteuerlich...
Die Fahrkartenautomaten sind sehr Bedienfreundlich und wenn man weiß, was man möchte hat man mit 3 Klicks sein Fahrschein (In meinem Fall eine Tageskarte -Innenraum-). Eure Fahrkartenautomaten sind auch nicht so misstrauisch, bei uns ist es immer die Willkür des Automaten, ob er mal einen Schein annimmt oder unvermittelt wieder ausspuckt.
Auch ungewohnt: Die Fahrkarten müssen auch entwertet werden, was ich aber diesmal nicht vergessen habe, nachdem es mich in Berlin fast 40€ gekostet hätte. (Siehe Links, am Ende des Threads)
Was ich aber sehr unglücklich fand, war, dass eure Wochenkarte (Mit der ich Geld gespart hätte) eine Kalenderwoche gilt und keine Zeitwoche und da ich von Mittwoch bis Mittwoch da war, hätte ich 2 gebraucht. Diese Regelung halte ich für nicht wirklich Praxisnah, die wenigsten leute sind von Montag bis Sonntag im Urlaub sondern eher von Samstag bis Samstag!
Was mehr als Vorbildlich ist, ist die Verknüpfung mit den anderen Verkehrsträgern (S Bahn, Tram und Bus)!
Man geht vom U Bahnhof in die Vorhalle und eine Treppe weiter, schon steht man auf dem Trambahnsteig / an der Bushaltestelle oder im S Bahnhof, meistens hängen dann in der Vorhalle oder an den Haltestellen LED-Anzeiger, die einem die Abfahrtszeit seines Bussen / seiner Tram anzeigen. Vorbildlich!

Positive / Negative Aspekte

+ (meistens) neue, schöne, helle Haltestellen
+ Auf den Stammstrecken herrscht ein dichter Takt
+ C Züge waren wirklich gut
+ Größtenteils saubere Haltestellen
+ Gute Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern

- Viel Tunnelstrecken (Ich hab halt gerne Aussicht...)
- Die sehr aufgebrauchten A und B Züge
- Teilweise recht rabiate Fahrweise der Lokführer
- Manuelle / unverständliche Haltestellenansagen in den A und B Zügen

Fazit:
Die Münchener U Bahn ist schnell, zuverlässig, sauber und hervorragend mit den anderen Verkehrsträgern verknüpft. Ein Redesign, ein Ansageband und ein Lokführerseminar zum Thema " Fahrgastfreundliche Fahrweise" und schon wäre sie perfekt. ;-)

So, zum Schluss noch Fragen von mir, an die Münchener Experten:

Wieso kann man in den A Zügen die Türblätter unabhängig voneinander öffnen und welchen Sinn hat das für den Fahrgast?

Warum sind die A Züge in 2 verschiedenen Außenlackierungen unterwegs?

Welche von den beiden Farbgebungen ist neuer?

Warum zeigt der Fallblattanzeiger (erst ca. 1 Minute vor der Einfahrt) das Fahrziel und die Länge des Zuges, nicht aber die Abfahrtszeit an?
(So muss ich dann trotzdem auf den Fahrplan gucken.)

Wie findet ihr unsere U Bahn Hochbahn?

Wie findet ihr diesen Bericht? (Sachlich, zutreffend, Thema verfehlt...)


Hier ist noch der Link zum Erfahrungsbericht der Berliner U Bahn: [www.bahninfo-forum.de]


Gruß aus der Metrople im Norden
Hamburg
Hallo Hochbahn-Fan,
ich versuche mal Deine Kritik zu analysieren und Deine Fragen zu beantworten.


Zitat
HOCHBAHN-Fan


Positive / Negative Aspekte

"+ (meistens) neue, schöne, helle Haltestellen"
Danke, aber wir nennen die Dinger meistens Bahnhöfe, weil Haltestelle klingt so nach billig und das ist ein U-Bahnhof sicher nicht bei uns. Allerdings hat man insbesondere beim Rohbau der letzten Bahnhöfe leider zu sehr den Sparfuchs raushängen lassen und somit den Grundstein für Münchens schönste Tropfsteinhöhlen geschaffen...

"+ Auf den Stammstrecken herrscht ein dichter Takt"
...dafür ist der Takt abseits der Stammstrecken leider eher bescheiden in der NVZ, Richtung Mangfallplatz sogar in der HVZ

"+ C Züge waren wirklich gut"
...optisch sind sie sicher toll, aber robuster und qualitativer sind die A- u. B-Züge. Dies ist auch ein Grund dafür, warum diese nie ein Redesign bekommen haben. 40 Jahre hält der C-Zug sicher nicht durch mit einem Design.

"+ Größtenteils saubere Haltestellen"
Wir arbeiten daran noch sauberer zu werden.

"+ Gute Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern"
Kann man geteilter Meinung sein. Räumlich sicher ja, fahrplantechnisch erlebe ich es meistens so, dass ich nur noch die Rücklichter sehe, wenn ich aus der U-Bahn in einen Bus (=grauenhaftes Verkehrsmittel) umsteigen muss und dann 10-20 Minuten warten darf bzw. dann doch lieber gleich zu Fuß gehen kann.

"- Viel Tunnelstrecken (Ich hab halt gerne Aussicht...)"
München ist sehr dicht bebaut und hat kaum Platz für oberirdische Strecken.

"- Die sehr aufgebrauchten A und B Züge"
Weiß gar nicht was Du hast, 70er Jahre-Stil ist doch wieder voll modern. :-)

"- Teilweise recht rabiate Fahrweise der Lokführer"
Offensichtlich weißt Du es nicht, denn die Münchner U-Bahn fährt meistens automatisch. Der Fahrer (nicht Lokführer, wo soll denn da eine Lok sein?) gibt nur den Startbefehl per Knopfdruck. Das System nennt sich LZB (Linienzugbeeinflussung) und kann/will sich Hamburg nicht (mehr) leisten. Außerdem können Münchens Fahrer nichts dafür, dass in Hamburg so hanseatisch geschlichen wird. Zeit ist schließlich Geld.

"- Manuelle / unverständliche Haltestellenansagen in den A und B Zügen"
Automatische Ansagen sind bereits in der Erprobung und werden im Zuge des Einbaus eines Komplettpaketes einschl. Videoüberwachung und Infotainment) zumindest in die B-Züge in den nächsten Monaten/Jahren eingebaut. Dann versteht's a jeder Preiß, woas ma wui. :-)


"So, zum Schluss noch Fragen von mir, an die Münchener Experten:"

"Wieso kann man in den A Zügen die Türblätter unabhängig voneinander öffnen und welchen Sinn hat das für den Fahrgast?"
Hat man ab Ende der 1960er Jahre eben so eingebaut. Der B-Wagen hingegen öffnet ja bereits beide Seiten zugleich.

"Warum sind die A Züge in 2 verschiedenen Außenlackierungen unterwegs? Welche von den beiden Farbgebungen ist neuer?"
Die weiß-blaue Lackierung ist eigentlich die neuere Variante und wurde in Anlehnung an die B-Wagen-Lackierung auch den ältesten A-Wagen Mitte der 1990er Jahre verpasst. War aber wohl zu teuer, um alle A-Züge so zu lackieren. Das äußere Erscheinungsbild der alten U-Bahnzüge wird offensichtlich eh für nicht so wichtig gehalten, sonst würde man hier sicher mehr zum Erhalt investieren. Traurige Sache das. :-(

"Warum zeigt der Fallblattanzeiger (erst ca. 1 Minute vor der Einfahrt) das Fahrziel und die Länge des Zuges, nicht aber die Abfahrtszeit an?
(So muss ich dann trotzdem auf den Fahrplan gucken.)"
Die Fallblattanzeiger werden über die Zuglenkung angesteuert und bis in ca. 2 Jahren eh der Vergangenheit angehören.

"Wie findet ihr unsere U Bahn Hochbahn?"
Könnte besser ausgebaut sein (z.B. nach Steilshoop, Altona etc.), besitzt aber natürlich auch viel Charme entlang der historischen Trassen.
Kapazität und Geschwindigkeit sind historisch bedingt auch eher bescheiden gegenüber München.

"Wie findet ihr diesen Bericht? (Sachlich, zutreffend, Thema verfehlt...)"
Finde ich echt gut, dass sich ein Nordlicht traut uns der Schickeria seine Meinung Kund zu tun. ;-)

Hast Du das eigentlich schon gewusst?
Die Münchner U-Bahn hat mehr Rolltreppen als Hamburg und Berlin zusammen. Außerdem ist jeder Bahnhof barrierefrei über Aufzug und / oder Rampen erreichbar. Egal welcher Aufzug oder welche Rolltreppe, Du kannst auf der MVG Homepage jederzeit den Ist-Zustand abrufen, um zu sehen ob in Deinem Bahnhof auch alles funktioniert. Daneben werden im Winter alle Treppen und Rampen an die Oberfläche beheizt, um sie durchgängig eisfrei zu halten.

Gruß Subwaycommander

Weil jeder Zug zählt!
Danke, dass ein Bayer (?) mal seine Meinugn kunt tut, nachdem der Thread schon 2 Wochen gärt.

Das ihr in den U Bahnhöfen eine Fußbodenheizung habt, wusste ich nicht. *Staun*

Das die U3 in Hamburg nicht die schnellste Linie ist, ist natürlich klar, aber so hat man die Strecke halt vor 99 Jahren gebaut und damit muss man jetzt leben. Die U1, U2 & U4 sind aber fast durchgäng mit 80 Km/h befahrbar, allerdings wird dann gerne mal an den Stationen etwas gewartet. Das Resultat ist eine Pünklichkeitsquote von 98% und (nahezu) immer perfekte Anschlüsse an unseren 4 Bahnsteiggleichen Umsteigehaltestellen...
Das mit der Fußbodenheizung finde ich interessant..

Wo gibs die denn bei welchen Bahnhöfen?



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.04.2011 06:40 von frankkfurt.
Nahezu alle Bahnhöfe haben bei Festtreppen zur Oberfläche beheizte Treppenstufen. Damit spart man sich im Winter einiges an Räumdienst und wirkt Glättebildung entgegen. Ansonsten gibt's das aber nicht.

--
U-Bahn München
Übrigens gibt es beheizte Treppenstufen in der Region Hamburg auch. Und zwar beim Dorf-U-Bahnhof Henstedt-Ulzburg.

[www.hamburger-untergrundbahn.de]
Zitat
Herbert
Übrigens gibt es beheizte Treppenstufen in der Region Hamburg auch. Und zwar beim Dorf-U-Bahnhof Henstedt-Ulzburg.

[www.hamburger-untergrundbahn.de]

Dies ist keine U-Bahnhaltestelle, sondern eine Station der AKN.

Wir brauchen mehr Investitionen in den ÖPNV! Damit noch mehr Leute mit den ÖPNV fahren- die Umwelt wird danken
Hallo!

Ich finde, dass genau die A und B-Zuge das gewisse Flair haben. Wenn alles zu modern ist, würde es irgendwie gesichtlos wirken, ohne Lokalkolorit halt.
Zitat
Vesko
Ich finde, dass genau die A und B-Zuge das gewisse Flair haben. Wenn alles zu modern ist, würde es irgendwie gesichtlos wirken, ohne Lokalkolorit halt.

Also ich finde die neueren Münchner und Hamburger U-Bahn-Züge haben auch jeweils etwas eigenes, das man als Lokalkolorit bezeichnen könnte. Bei den älteren in München habe ich eher immer das Gefühl, dass die ein paar Jahre zu viel auf dem Buckel haben und das ohne regionalen Bezug (zumal sie ja auch woanders ähnlich vorhanden sind).
Ich war auch erst letztens in München und habe einen Vergleich zu Hamburg gezogen, meiner Heimatstadt.
Obwohl die Netze ja annähernd gleich groß sind, kam mir das Münchener viel dichter vor, liegt wohl daran dass die U1 im Osten in die Wallachei verkehrt und so U-Bahn KM statistisch einbringt, aber eigentlich... naja.

Hatte leider keine Gelegenheit mit den neueren Zügen zu fahren, sahen auf jeden Fall eindrucksvoll aus.
Die Alten (ähnlich wie die Älteren in Berlin) mit dem Holzinterieur haben ihren Charme, aber sahen in der Tat recht angestaubt aus. (Scheinbar ist es nur in HH Gang und Gebe, dass man regelmäßig ältere Generationen auffrischt.)
Das Design der Haltestellen habe ich mir eigentlich (nachdem es über all angepriesen wurde) eigentlich noch moderner vorgestellt.

Ansonsten sehr cool :)
Zitat
Velocité
Die Alten (ähnlich wie die Älteren in Berlin) mit dem Holzinterieur haben ihren Charme, aber sahen in der Tat recht angestaubt aus. (Scheinbar ist es nur in HH Gang und Gebe, dass man regelmäßig ältere Generationen auffrischt.)

Wobei die merkwürdige Hamburger Angewohnheit, alte Zugtypen dem Design der neuen anzupassen, oft bedeutet, dass ein integres altes Design regelrecht vergewaltigt wird. Besonders krass fiel dies bei einer Erneuerung der alten DT3-Zugfronten im Ulmer Design aus, das man krampfhaft versucht hat, dem DT4 anzugleichen. (Bild: [img.webme.com] , DT2/3: 2.+3. v.l., DT4: rechts, dazwischen das armselige Redesign.)

Ich finde es gut, dass man in München jedem Zugtyp seine Individualität lässt und das klassische Design respektiert und sich nicht verzettelt wie in Hamburg.

______

metrobits.org
Auch ich war neulich in München und war von den alten U Bahnen nicht so begeistert. Es fing schon an, als ich ankam (war allerdings schon nach 21 Uhr) dass man das Gefühl hatte, der Fahrer wolle gar nicht halten. Ankommen - Info mit einsteigen bitte - zurückbleiben bitte und ab die Post. Ein und Ausstieg hat vllt gerade mal ca 20 sek gedauert und am nächsten Tag war einiges länger.

Was ich allerdings possitiv fand, waren die S Bahn stationen im Innenstadtbereich. Links einsteigen und rechts raus. Guter Fahrgastwechsel. In Hamburg muss man immer warten bis alle ausgestiegen sind.

Die S 1 schafft es anzuzeigen, welcher Teil zum Airport fährt und welcher nach Freising. Bei uns in HH sieht man ja immer noch Airport/Poppenbüttel.
Was 20 Sekunden? So lang? In Nürnberg gibts Bahnhöfe, wo die Automatik-U-Bahn nur ganze 13 Sekunden lang die Türen freigibt.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Zitat
Daniel Vielberth
Was 20 Sekunden? So lang? In Nürnberg gibts Bahnhöfe, wo die Automatik-U-Bahn nur ganze 13 Sekunden lang die Türen freigibt.

20 Sek waren auch so grob geschätz. Könnten auch vllt weniger sein.
Mir ist bei meinem weiteren Besuch in München noch was ganz anderes aufgefallen, was ich in anderen Städten noch nicht erlebt habe.

Und zwar, dass vorallem die Regiobusse in den Haltestelle immer mit Warnblinkanlage einfahren. Sei es mit Haltebucht oder ohne. In Schleswig Holstein bei mir ist dies nicht der Fall
Zitat
timmithie
[...] dass man das Gefühl hatte, der Fahrer wolle gar nicht halten. Ankommen - Info mit einsteigen bitte - zurückbleiben bitte und ab die Post. Ein und Ausstieg hat vllt gerade mal ca 20 sek gedauert [...].

Hallo,

nachdem ich etwas mehr als 20 Jahre die Münchner U-Bahn genossen habe und nun seit knapp 20 Jahren die Berliner U-Bahn:

In München war (und vermutlich ist) es auf weiten Teilen des Netztes so: Eine Haltestelle, eine Minute. Das geht natürlich nur mit entsprechender Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung und kurzen Stationsaufenthalten.

Ende der 80er, Anfang der 90er habe ich als Student bei der S-Bahn München als Zugbegleiter gejobt. Dort war es offiziell so: Haltestellenaufenthalt planmäßig 15 Sekunden, Hauptbahnhof und Marienplatz 30 Sekunden. Längere planmäßige Aufenthalte waren nur am Ostbahnhof zwecks Personalwechsel vorgesehen, sowie dort, wo eine Linie in die sogenannte Stammstrecke einfädelt (also beispielsweise aus Tutzing kommend in Pasing oder aus Freising kommend in Laim), dort jeweils etwa 90 Sekunden bis zwei Minuten. Das war nie ein Problem.

In Berlin habe ich lange gebraucht, um mich an die Bummelei auf den Bahnhöfen zu gewöhnen. Das hat sich so angefühlt wie in einem Nahverkehrszug auf dem Land. Es ist im Laufe der Jahre etwas besser geworden, aber die Züge stehen immer noch vergleichsweise lange an den Bahnsteigen. Jedesmal, wenn ich wieder in München bin, denke ich wow, so schnell geht es also auch.

Die Höchstgeschwindigkeit auf den alten Strecken in Hamburg und Berlin ist naturgemäß viel kleiner. In Berlin im wesentlichen dort, wo die U-Bahn als "Unterpflasterbahn" beziehungsweise als klassische Hochbahn gebaut ist, vor allem im Kleinprofilnetz. Auf den Streckenästen, die erst in den 60er und 70er Jahren gebaut wurden (beispielsweise U9 und Teile der U7) geht es auch recht flott voran. Umgekehrt verbringt man bei den "Unterpflaster-Stationen" weit weniger Zeit auf dem Weg von der Oberfläche zum Bahnsteig und umgekehrt. Bei kurzen Fahrtstrecken wiegt sich das auf.

Als Kind und Jugendlicher habe ich in der Münchner U-Bahn oft aus dem Fahrgastraum in die Führerstände gespäht. Bei den A-Wagen funktionierte der Geschwindigkeitsmesser auch im unbesetzten Führerstand. Damals war bei 70 km/h Schluss. Möglicherweise hat man das irgendwann heraufgesetzt, um für das über die Jahre gestiegene Fahrgastaufkommen noch ein paar Sekunden Stationsaufenthalt herauszuholen. In Berlin wird nach wie vor nicht schneller als 70 km/h (Großprofil) beziehungsweise 50 km/h (Kleinprofil, auf dem lange stockgeraden Abschnitt unter dem Kaiserdamm/Heerstraße wohl 60km/h) gefahren.

Was mich an Hamburg wundert, ist, dass man das U-Bahn-Netz in den "fetten" Jahren von Mitte der 60er bis Mitte der 80er verglichen mit anderen deutschen Städten eher wenig erweitert hat.

Viele Grüße
Manuel



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.07.2012 01:15 von manuelberlin.
Zitat
manuelberlin
Abschnitt unter dem Kaiserdamm/Heerstraße

Unter der Heerstraße gibt es keine U-Bahn. Die Strecke biegt vom Kaiserdamm am Theodor-Heuss-Platz in die Reichsstraße ein.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Was mich an Hamburg wundert, ist, dass man das U-Bahn-Netz in den "fetten" Jahren von Mitte der 60er bis Mitte der 80er verglichen mit anderen deutschen Städten eher wenig erweitert hat.

Bis Ende der 60er Jahre hat man das U-Bahnnetz sogar ganz gewaltig ausgebaut, seit Mitte der 70er Jahre ist aber in der Tat nicht mehr viel passiert. Etwa 15 Km wurden seitdem eröffnet.
Das hängt mit der Finanzkrise Mitte der 70er Jahre zusammen und mit der Tatsache, das Verkehrspolitik hier (leider) nur für eine Legislaturperiode geplant wird... :-/
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
manuelberlin
Abschnitt unter dem Kaiserdamm/Heerstraße

Unter der Heerstraße gibt es keine U-Bahn. Die Strecke biegt vom Kaiserdamm am Theodor-Heuss-Platz in die Reichsstraße ein.

Danke für Deine Korrektur, das ist richtig.

Viele Grüße
Manuel
Zitat
HOCHBAHN-Fan
Was mich an Hamburg wundert, ist, dass man das U-Bahn-Netz in den "fetten" Jahren von Mitte der 60er bis Mitte der 80er verglichen mit anderen deutschen Städten eher wenig erweitert hat.

Bis Ende der 60er Jahre hat man das U-Bahnnetz sogar ganz gewaltig ausgebaut, seit Mitte der 70er Jahre ist aber in der Tat nicht mehr viel passiert. Etwa 15 Km wurden seitdem eröffnet.
Das hängt mit der Finanzkrise Mitte der 70er Jahre zusammen und mit der Tatsache, das Verkehrspolitik hier (leider) nur für eine Legislaturperiode geplant wird... :-/

Hallo HOCHBAHN-Fan,

ich bin ein, zwei mal im Jahr in Hamburg, deswegen wäre es absurd, wenn ich mich als 'Hamburg-Kenner' bezeichnen würde.

Die Informationen zum Streckenausbau habe ich aus dieser Wikipedia-Karte mit Eröffnungsdaten. Demnach ist jedoch in den Jahren, in denen in München und in West-Berlin das U-Bahn-Netz erheblich ausgebaut wurde und in anderen Städten die Stadtbahn-Tunnel entstanden sind, in Hamburg nicht viel passiert.

Insbesondere hat man anscheinend nicht wie anderswo Straßenbahnen mit hohem Fahrgastaufkommen durch U-Bahnen oder Stadtbahnen ersetzt, sondern ausgerechnet durch Busse. Aber das ist ein anderes Thema, das passt nicht in diesen Thead.

Viele Grüße
Manuel
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