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180 Tage Westfalenbahn
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
180 Tage Westfalenbahn
07.06.2008 12:41
Am 9. Dezember übernahm die Westfalenbahn das Teutoburger-Wald-Netz, das betrifft die Regionalbahnen 61 (Wiehengebirgsbahn, Bad Bentheim - Rheine - Osnabrück - Bünde - Herford - Bielefeld), 65 (Emsbahn, Münster (Westf.) - Rheine), 66 (Teutobahn, Münster (Westf.) - Osnabrück) und 72 (Ostwestfalenbahn, Herford - Lage - Detmold - Altenbeken - Paderborn). 180 Tage ist das jetzt her - Zeit für eine Zwischenbilanz. Und die fällt positiv aus. 95 Prozent Pünktlichkeit, das gab es im Teutoburger-Wald-Netz früher nicht, die DB-Regio kam nur auf 85 bis 88 Prozent. Problem ist eine Langsamfahrstelle zwischen Schüttdorf und Bad Bentheim. Die Ursache liegt zwar bei der DB-Netz AG, aber "das ist unseren Kunden egal. Die sehen daß ihr Zug nicht kommt" so Westfalenbahngeschäftsführer Rainer Blüm.

Ob der Zug kommt oder nicht sieht auch die Leitstelle der Westfalenbahn, die sich bei MoBiel in Bielefeld befindet. LUISE heißt das Programm, das Leit- und Informationssystem für Eisenbahnenn erfaßt ganz genau den Standort und die Pünktlichkeit der Züge. Bei Störungen oder Streckensperrungen kann die Leitstelle jederzeit eingreifen. Künftig sollen die Pünktlichkeitsdaten auch auf der Homepage erscheinen, damit die Kunden sich nicht auf die Daten der DB Netz AG verlassen müssen, sondern direkten Zugriff auf das Erfassungssystem der Westfalenbahn haben. Trotzdem: Rainer Blüm beschreibt das Verhältnis der Westfalenbahn zur DB Netz AG und zur DB Station&Service AG als sehr gut. Diskriminierungen seiner Privatbahn existieren nicht.

Seit dieser Woche funktionieren auch die Ticketautomaten in den Zügen. Eigentlich hätte das schon seit der Betriebsaufnahme der Fall sein sollen, aber der Hersteller kam mit der Einstellung der Geräte nicht klar. Momentan gibt es deshalb auch nur Übergangsautomaten, die im September durch die bleibenden Geräte ersetzt werden. Bezahlen kann man dann mit Geldkarte, EC-Karte und natürlich nach wie vor mit Bargeld. Bis zu 15 Euro Wechselgeld pro Transaktion gibt der Automat aus - mehr ist leider nicht möglich, da keine Scheinrückgabe erfolgt und Wechselgeld nur in Münzen ausgegeben werden kann. Da die Automaten GPS haben - dieselbe Technik wie moderne Navigationsgeräte - müssen die Fahrgäste nicht mal mehr ihren Startbahnhof eingeben. Den erkennt der Fahrkartenautomat von selbst.

Trotz allem gibt es Abschnitte, in denen die Züge gerade zur Hauptverkehrszeit überfüllt sind. Das kann man der Westfalenbahn aber nur bedingt anlasten, denn sie fährt mit genau der Kapazität, die die Aufgabenträger bestellt haben. Eine Kapazitätserhöhung ist so ohne weiteres nicht möglich, da die Fahrzeugreserve zur Hauptverkehrszeit nicht groß genug ist. Dafür gibt es aber in vielen Zügen einen Catering-Service. Den bietet die Westfalenbahn nicht selbst an, sondern er wird von örtlichen Arbeitsloseninitiativen betrieben. Ein ähnliches Projekt gibt es bei der Schwestergesellschaft Abellio schon seit längerem: Auch hier betreibt eine Arbeitsloseninitiative einen Cateringservice, das Produkt Eisenbahn wird attraktiver. Aber nicht nur das leibliche Wohl ist für die Attraktivität der Eisenbahn sehr wichtig, sondern auch der Zustand der Züge. Und da ist auch die Westfalenbahn vor Vandalismus nicht geschützt, diese Schäden werden allerdings zeitnah entfernt. Jede Nacht werden die Züge feucht durchgewischt, regelmäßig gewaschen und Sprayereien werden in den Werkstätten sofort entfernt. Bislang gab es etwa 60 großflächige Schmierereien, ein Schaden von etwa 50.000€ ist entstanden. Videokameras sorgen dafür, daß Täter schneller überführt werden können und im Bereich des Zweckverbandes SPNV Münsterland soll die Zugbegleiterquote zur Hauptverkehrszeit auf 90% erhöht werden, um das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste zu erhöhen.

Doch man blickt auch in die Zukunft: Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember sollen die Takte an den Wochenenden verdichtet werden. 50.000 zusätzliche Zugkilometer pro Jahr werden dadurch gefahren. Und man blickt bereits in die Zukunft. Das Dieselnetz im Westmünsterland ist eines der erfolgreichsten Dieselnetze Deutschlands - 2011 läuft der Vertrag mit der DB aus, die Westfalenbahn wird sich bewerben. Auch der Rhein-Münsterland-Expreß von Rheine über Münster, Hagen, Wuppertal und Köln nach Krefeld wird spätestens 2015 in die Ausschreibung gehen, allerdings ist hier eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft Abellio möglich. Als Konkurrenten betrachten sie sich nicht. "Wir wollen in unserem Einzugsgebiet bleiben" sagt Rainer Blüm. Bestrebungen nach Hessen, wie sie bei Abellio vorhanden sind, hat die Westfalenbahn daher nicht.

Foto: ZVM-Geschäftsführer Michael Geuckler (l.) und Westfalenbahn-Chef Rainer Blüm (r.) sind zufrieden. ©Stefan Hennigfeld



Artikel geschrieben von Stefan Hennigfeld



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.06.2008 19:30 von BahnInfo-Redaktion.
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