Hallo Thomy71,
ich bin zwar Deiner Meinung, dass man nicht ohne äußerste Not den Weiterbau des Kölner Stadtbahntunnels stoppen sollte, muss Dir aber sagen, dass es bei Gebirgstunneln, bei Teilstrecken solche Fälle gegeben hat. Beim Mont-Cenis-Tunnel musste eine längere Tunnelstrecke aufgegeben werden, ebenso beim Lötschberg-Tunnel. In beiden Fällen musste zur Umgehung eines morschen Felsbereiches im rückwärtigen Bereich neu angesetzt werden.
Warten wir doch zunächst einmal die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zur Ursache des Einsturzes ab. Möglicherweise wird man bei den sehr schwierigen Bodenverhältnissen (Fließsand?) nur mit umfangreicher Boden-Vereisung weiter arbeiten können. Chemische Verfestigung dürfte bei dem Umfang des Erdraumes (in m³) wohl nicht empfehlenswert sein. Man muss einen riesigen Eisklotz erzeugen, da sonst wieder die Gefahr besteht, dass ein kleinerer von dem aus dem Gleichgewicht geratenen Fließsand unterwandert wird (Grundbruch mit Auskolkung).
Der Grundbruch beim Bau des Spreetunnels in Berlin (heute U2) erfolgte durch den märkischen Sand, die drei Grundbrüche beim Bau des Hamburger Schnellbahnknotens 'Jungfernstieg' wegen der Faulschlammlinsen im Untergrund. In beiden Fällen, in Berlin und Hamburg, stand gottlob nichts auf den Einbruchstellen; die Löcher in Spree- und Alstersohle haben niemanden gestört.
Hinsichtlich des vom Erdboden verschluckten Busses in München (drei Tote) kenne ich das Urteil nicht und schon gar nicht dessen Gründe. Jedenfalls bekomme ich noch heute Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass man dort mit der "Neuen österreichischen Tunnelbauweise" in Fließsand gegangen ist! Der alte Hamburger Elbtunnel (für Straßenverkehr) wurde im Schildvortrieb unter Druckluft aufgefahren und die Schildvortriebstunnel der Hamburger U-Bahn zum Teil auch.
Wie dem auch alles sei, der Stadtbahntunnel in Köln wird mit neuesten Erkenntnissen weiter gebaut werden - für viel weiteres Geld.
Mit freundlichem Gruß
Willy Laaser
Großhansdorf (U1)
bei Hamburg