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[BS] Regiostadtbahn / Bahnsteiglänge
geschrieben von stadtbahner 
Hallo,

als ich kürzlich in Braunschweig war, sind mir im gerade umgebauten Bohlweg an der Haltestelle Rathaus (vor der Kaufhof-Filiale) neue Gleise für die Regiostadtbahn aufgefallen. Nun sind die Braunschweiger Straßenbahnen ja nicht gerade durch übermäßige Länge bekannt. Dementsprechend sind auch die Bahnsteige jeweils nur für die Länge eines neuen 95er-Wagens oder eines der älteren Triebwagen mit Anhänger ausgelegt. Vor diesem Hintergrund stelle ich mir die Frage, ob die Fahrzeuge der geplanten Regiostadtbahn - sofern sie denn angesichts der angekündigten Kürzungen bei den Haushaltsmitteln für den öffentlichen Nahverkehr überhaupt kommt - auch nur so kurz werden. Platz, etwa am Rathaus, den Bahnsteig zu verlängern, gibt es soweit ich das sehe nicht. Gibt es schon Ausschreibungen oder steckt das ganze allgemein noch in der Projektphase?

Für Antworten dankt
Der stadtbahner
Kommt die RSB überhaupt noch? Ich hab gehört, dass das Projekt gestorben sei...
Sagen wir mal so: Das Project ist noch nicht gestorben, aber durch die geplante Kürzung der Regionalisierungsmittel durch den Bund ernsthaft gefährdet. Da es aber schon Vorleistungen in Höhe von ca. 9 Mio. Euro gegeben hat, setzen die beteiligeten Kommunen jetzt natürlich alles daran, dass die Regiobahn verwirklicht wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die RSB eine sinnvolle Investition darstellt. Wenn man die vorhandenen DB-Strecken sanieren würde, könnte mit modernen Fahrzeugen eine wesentlich kürzere Fahrzeit erzielt werden. Zwei, drei weitere Nahverkehrs-DB-Bahnhöfe in Braunschweig mit direktem Übergang in die Straßenbahn würden den Zweck letztendlich erfüllen.

Sollen für die langen Überlandfahrzeiten die kleinen RSB-Bimmelbahnen eigentlich mit WCs ausgestattet werden oder hat man dieses wichtige Detail schlicht verpennt?
> Ich kann mir nicht vorstellen, dass die RSB eine sinnvolle
> Investition darstellt.

Warum nicht? Hat sich der überwältigende Erfolg des Systems Karlsruhe immer noch nicht überall herumgesprochen? Auch in Saarbrücken ist die Regionalstadtbahn, wenn auch auf etwas niedrigerem Level, längst ein Selbstgänger.

Ich würde nur auf die Einbeziehung der Strecken Richtung Bad Harzburg und Goslar verzichten. Das sind selbst lebendige Zentren; hier halte ich die krampfhafte Ausrichtung auf den Mittelpunkt BS für unsinnig. Auch Uelzen ist viel zu weit weg. Die Zielpunkte Gifhorn, Peine, Salzgitter und Wolfenbüttel scheinen mir dagegen äußerst sinnvoll. Schade, dass die ursprünglich geplante kommunale Ergänzungsstrecke auf Gifhorner Stadtgebiet längst dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Möglicherweise sollte lieber auf eine zu große Netzausdehnung verzichtet werden, und dafür macht den verbleibenden "Rest" dann richtig.

> Wenn man die vorhandenen DB-Strecken sanieren würde, könnte mit modernen
> Fahrzeugen eine wesentlich kürzere Fahrzeit erzielt werden.

Stimmt, spricht aber nicht automatisch gegen die Umstellung auf ein neues System.

> Zwei, drei weitere Nahverkehrs-DB-Bahnhöfe in Braunschweig mit direktem
> Übergang in die Straßenbahn würden den Zweck letztendlich erfüllen.

Im Prinzip ja, im Effekt eben nicht. Der Kunde zieht eine umsteigefreie Verbindung immer vor.

> Sollen für die langen Überlandfahrzeiten die kleinen RSB-Bimmelbahnen
> eigentlich mit WCs ausgestattet werden oder hat man dieses wichtige Detail
> schlicht verpennt?

Eigentlich eine gute Frage, nur leider mit dem unqualifizierten Begriff "kleine RSB-Bimmelbahnen" verunstaltet. Für ein Fahrzeug von rund 37m Länge und 2,65m Breite, das in 2- bis 3-Wagenzügen eingesetzt werden kann, bei Bedarf 100 km/h läuft und sehr viel besser beschleunigt als ein reiner EBO-Zug, passt diese Spottformel nun wirklich nicht.

Und nun noch etwas Versöhnliches zum Schluss: Auch mir ist unwohl bei dem Gedanken, dass man in BS (wie üblich auf Sparflamme) an einem SPNV-Netz von morgen herumdoktert, aber nicht mal ein gescheites Angebot von heute auf die Beine stellen kann, sondern die vor 20 Jahren hochmoderne Tram fast zu einem Auslaufbetrieb heruntergewirtschaftet hat. Vielleicht sollte man erstmal die aktuellen Hausaufgaben erledigen.
Zitat

Eigentlich eine gute Frage, nur leider mit dem unqualifizierten Begriff "kleine RSB-Bimmelbahnen" verunstaltet. Für ein Fahrzeug von rund 37m Länge und 2,65m Breite, das in 2- bis 3-Wagenzügen eingesetzt werden kann, bei Bedarf 100 km/h läuft und sehr viel besser beschleunigt als ein reiner EBO-Zug, passt diese Spottformel nun wirklich nicht.

37 Meter schön und gut, nur viel mehr wird man durch die Braunschweiger Innenstadt auch nicht quetschen können. Die Haltestellen sind dort einfach nicht für mehr ausgelegt. Und 75 Meter sind doch das höchste, was für Straßenbahnen erlaubt ist. Naja, jedenfalls halte ich das Umsteigen nach kurzer S-Bahnfahrt in ein gut ausgebautes Stadtbahnnetz für wesentlich unproblematischer.
Tja, da gehen die Meinungen offenbar weit auseinander. In Rostock, wo ein ähnliches Projekt soeben beerdigt wurde, obwohl es nur etwa 60 Mio Euro Investitionen in die Infrastruktur erfordert hätte, sahen ja sogar Trambahnfans das Ende der Welt nahen, falls die Regiostadtbahn Realität würde ;-) Allerdings verfolgte man dort ja sogar den albernen Plan, den erstklassig funktionierenden S-Bahn-ähnlichen Vorortverkehr nach Warnemünde durch die Supertram zu ersetzen.

Was mich wundert ist, dass die Überwindung von Systemgrenzen vielfach auch von SPNV-Befürwortern als Teufelswerk angesehen wird, obwohl das klassische Schubladendenken schon seit den späten 60ern, als die Grenze zwischen Strab und U-Bahn fiel, überholt ist. In KA hat man dann vorexerziert, dass auch sich auch die Hürde zwischen Strab und Eisenbahn technisch überwinden lässt, und trotzdem glaubt's nicht jeder.

Mag sein, dass Karlsruhe auch so etwas wie eine "Wollen-wir-auch"-Hysterie losgetreten hat. In Bremen z.B., wo der Hbf fast mitten in der City liegt, wäre die RSB IMHO ziemlicher Quatsch. Gilt auch für Hannover, wo entsprechende Denkansätze aber schon wieder begraben scheinen. In BS sehe ich dagegen die Chance, ein integriertes Netz zu schaffen, das viel Straßenverkehr auf die Schiene umlenken könnte. Wenn man's denn richtig macht, also lieber nicht allzu ausgedehnt, aber dafür mit vernünftigen Taktzeiten und mit City-Anschluss in GF.
Moin,
ich bin aus Hamburg und habe gerade das erste Mal von diesem Projekt gehört... Klingt nicht schlecht... Auch die Idee, alte Bahnstrecken wieder auferstehen zu lassen bzw. zu modernisieren, hätte doch was.

Allerdings scheint die Streckenplanung die Nord-Süd-Richtung schwerpunktmäßig zu berücksichtigen. Was ist mit Verbindungen z.B. Richtung Oebisfelde? Ab Schandelah waren es auf der alten Strecke via Neindorf - Twülpstedt - Velpke 29 km bis Oebisfelde; wegen Bebauung der Bahnstrecke dürfte eine Renaissance auf dieser Strecke zwar kaum drin sein, aber mit dem Gedanken spielen ist schon was nettes.

Gibt es da auch Planungen (sofern es überhaupt noch welche gibt...) auch die Ost-West-Richtungen einzuplanen?

---
Gregor Jacobs
root@127.0.0.1 <-- Don't send mail or else!
H2U schrieb:
> Eigentlich eine gute Frage, nur leider mit dem
> unqualifizierten Begriff "kleine RSB-Bimmelbahnen"
> verunstaltet. Für ein Fahrzeug von rund 37m Länge
> und 2,65m Breite, das in 2- bis 3-Wagenzügen
> eingesetzt werden kann, bei Bedarf 100 km/h läuft
> und sehr viel besser beschleunigt als ein reiner
> EBO-Zug, passt diese Spottformel nun wirklich
> nicht.

Vorher hast Du diese Daten/Information? Ist da schon was Offizielles bekannt? Das moderne Züge besser beschleunigen, als alte, ist natürlich bekannt. Dass man auf den außerstädtischen Abschnitten bis zu 100 km/h fahren will halte ich aber schon für gewagt. Aber wieso gerade 37 m lange Züge? Außerdem habe ich bei Deinen Ausführungen zur Verlängerung zu 2- bis 3-Wagenzügen so meine aus dem Eröffnungsbeitrag geschilderten und auch vonm Schitzelesser geteilten Bedenken hinsichtlich der Bahnsteiglänge. Oder soll man vor der Einfädelung in das Tramnetz schwächen?
Moin,

konkrete Informationen gibt's zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Ich wollte mit meiner Äußerung nur den wirklich sehr unpassenden Begriff "Bimmelbahn" entkräften.

Rund 35 - 37 m sind das Standardmaß aller bisher bekannten RSB-Wagentypen (mit Ausnahme der Chemnitzer Variobahn). Und die sind auch ausnahmslos für 100 km/h ausgelegt. Ob die Strecken das hergeben, ist natürlich eine ganz andere Frage.

Angesichts des bestehenden Angebotes der Industrie kann man sich ohne viel Phantasie ausmalen, dass der bisher nur an Kassel gelieferte "Regio Citadis" von Alstom/LHB auch für BS ein geeigneter Fahrzeugtyp wäre. Dass er gleich "um die Ecke" hergestellt wird, wäre bestimmt kein Nachteil.

Ein 37-m-Wagen hält in Doppeltraktion die gemäß BOStrab zulässige Höchstlänge von 75 m ein, auch deshalb ist dieses Maß eine gute Planungsgrundlage. Auf Eisenbahnstrecken mögliche Dreierzüge müssten selbstverständlich vor dem Übergang auf das Stadtnetz geteilt werden. Das wird in Karlsruhe so gemacht und ist auch für Kassel vorgesehen. Doppelgarnituren sollten allerdings auch im Stadtgebiet möglich sein, und da sind in BS zweifellos noch so einige Vorarbeiten an der Infrastruktur fällig.

Gruß aus HH,

Helmut
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