Habe meine ganz persönliche und womöglich nicht hundertprozentig repräsentative Umfrage gestern fortgesetzt. Zusammen mit den 7 Befragten von letzter Woche habe ich inzwischen 20 Radlerinnen und Radler im morgendlichen Berufsverkehr nach ihrer Motivation in den Sattel zu steigen befragt.
Von den 20 antworteten insgesamt 12 Befragte, dass sie streikbedingt mit dem Rad unterwegs seien.
Die anderen 8 sind Alltagsradlerinnen und -radler.
Demnach sind streikbedingt 150% mehr Radler als sonst im morgendlichen Berufsverkehr unterwegs.
Das sind jetzt nicht mehr ganz so viel mehr als es letzte Woche hochgerechnet mehr waren als sonst. Aber es sind immer noch deutlich mehr Radler unterwegs als sonst und die Datenbasis ist jetzt etwas breiter.
Interessant waren auch die kleinen Nebenhergespräche, die sich manchmal ergaben. So erzählte mir eine Frau davon, dass ihre Arbeitskollegin auch an den Streiktagen mit dem Auto zur Arbeit fährt, obwohl sie innerhalb der Stadt wohnt und problemlos auch mit dem Rad kommen könnte. Aber diese Kollegin nimmt es lieber in Kauf, morgens und abends je eine halbe Stunde länger, mehr als doppelt so lang wie sonst unterwegs zu sein, weil wegen des Streiks die Straßen verstopft sind, als an den Streiktagen auf's Rad umzusteigen.
Das Gespräch entwickelte sich dann dahingehend weiter: Auch dieser Autofahrerin müsste doch an solchen Streiktagen klar werden, was es bedeuten würde, wenn alle mit dem Auto zur Arbeit fahren würden statt mit ÖPNV und Rad.
Warum nehmen sich einige ganz unreflektiert die Freiheit heraus, die Straßen zu verstopfen, und dann auch noch darüber zu meckern, dass die Straßen verstopft sind, während andere mit ihrem Mobilitätsverhalten deutlich weniger Verkehrsfläche beanspruchen und auch dann noch häufig erstaunlich gelassen bleiben, wenn es im Bus oder der Straßenbahn mal ein bisschen voller ist.
Sind wir als Nutzer des ÖPNV zu gelassen? Was wäre wohl, wenn alle Tankstellen für ein paar Tage schließen würden?