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ehem. Strassenbahn Bremerhaven
geschrieben von Thomas Friedrich 
Hallo Alex,

> Liegen die Schienen eigentlich immer noch dort, oder sind die jetzt schon beseitigt?

Nix Ahnung, ich war schon mindestens 10 Jahre nicht mehr dort. Aber vielleicht liest ja ein Einheimischer mit, der uns weiterhelfen kann.

Gruß
Helmut
Helmut schrieb:
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> Nix Ahnung, ich war schon mindestens 10 Jahre
> nicht mehr dort. Aber vielleicht liest ja ein
> Einheimischer mit, der uns weiterhelfen kann.

Einheimisch bin ich zwar auch nicht, aber ich war vor 2 Jahren mal in Bremerhaven (im "Zoo am Meer", übrigens für Jung & Alt sehr zu empfehlen!). Man hat inzwischen die Bürger umgestaltet und die Schienen entfernt. Ich kann mich aber noch daran erinnern bei früheren Bhv-Besuchen (vor 7-8 Jahren) dort Schienen gesehen zu haben... Alle Angaben ohne Gewähr ;-)




Gruß Martin "der Bremer"
Mein letzter Bremerhaven-Besuch ist auch schon etwas her (1999), damals lagen die Gleise noch in der "Bürger". Erstaunlich, daß sich mittlerweile Geld für eine Umgestaltung mit Entfernung der Gleise angefunden hat! 1999 existierte in der Innenstadt (vom Hbf. kommend kurz vor der "Bürger") auch noch ein Zugangstunnel zu ehemaligen Straßenbahn-Verkehrsinseln, in dem sogar noch eine Notbeleuchtung brannte. Er war zwar abgesperrt, die Sperren ließen sich aber für eine "Begehung" mühelos überwinden. Ist der Tunnel noch da?
Klaus Müller schrieb:
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> Mein letzter Bremerhaven-Besuch ist auch schon
> etwas her (1999), damals lagen die Gleise noch in
> der "Bürger". Erstaunlich, daß sich mittlerweile
> Geld für eine Umgestaltung mit Entfernung der
> Gleise angefunden hat! 1999 existierte in der
> Innenstadt (vom Hbf. kommend kurz vor der
> "Bürger") auch noch ein Zugangstunnel zu
> ehemaligen Straßenbahn-Verkehrsinseln, in dem
> sogar noch eine Notbeleuchtung brannte. Er war
> zwar abgesperrt, die Sperren ließen sich aber für
> eine "Begehung" mühelos überwinden. Ist der Tunnel
> noch da?

Hallo ersteinmal!
Habe mich hier angemeldet, weil mich das Thema Bremerhavener Straßenbahn auch nach 16 Jahren Stillstand noch interessiert.
Allerdings macht mich die Gesamtentwicklung Bremerhavens traurig: Ehemaliges Stadtbad:Weg! Ehemaliges Freibad Speckenbüttel: Weg! Freizeitheime: Weg!

Es scheint hier nur noch um den Tourismus zu gehen und deshalb plant man teils verrückte Dinge (ehem. Ocean Park, nun Mediteraneum, neue unnütze Autobahnzubringer)

Ja, die gute alte Straßenbahn. Da ich Baujahr 1974 bin, kann ich mich noch ein wenig daran erinnern. Ich habe sie gemocht, die ratternde alte Straßenbahn, Linie 2. Das waren noch Zeiten.

Zudem wurden ja etliche weitere Gleise der Güterbahnen entfernt und ja...
ich hatte das Vergnügen, mich noch vor ein paar Jahren in der Fußgängerzone auf die Nase zu packen. Ich hatte mit dem Fahrrad damals die Schiene erwischt ;-)

Der Fußgängertunnel am Elbinger Platz, mit seinen zwei Rolltreppen wurde vor ein paar Jahren übrigens zugemauert. Nun gammmelt er weiter vor sich hin...

Ich hoffe, hier noch den einen oder anderen Eintrag über Bremerhaven`s Straßenbahn zu lesen. Die bisherigen Beiträge waren sehr interessant.

Da ein Teil unserer Familie nach dem Krieg in Bremerhaven landete und meine Eltern immer noch dort wohnen, kann ich auch einiges zu diesem Thema beisteuern

Verlängerungen in die nach dem Kreig gebauten Trabanntenstädte Grünhöfe und Lehrerheide sind ernsthaft nie erwogen worden. Im Gegenteil: man hat eine Straßenbahntrasse gar nicht berücksichtigt! Hätte man sie wirklich bauen wollen, so hätte man nachträglich viel Umbauarbeiten vornehmen müssen. Diesen "Grund" brachte auch die SPD, die ja für die Straénbahneinstellung evrantwortlich ist, 1981 auch vor gegen die Strassenbahn.

In Richtung Leherheide sind übrigens nie Schienen verlegt worden. Es gab zwar einen Abzweig von der Langener Landstraße in den Debstedter Weg, der nach Leherheide führt, dieses war aber nur eine Art Abstellmöglichkeit und wurde bereits in den 50er Jahren aufgegeben.

Als sich in den 70iger Jahren zeigte, daß es der Straßenbahn an den Kragen geht, gründete Walter Herr die Aktionsgemeinschaft zum Erhalt der Straßenbahn. So kamen fast 20 000 Unterschriften für die Straßenbahn zusammen bei einer damaligen Einwohnerzahl von ca 135 000.

Durch die Stadtstruktur Bremerhavens (es geht quasi nur von Süd nach Nord und umgekehrt) deckte selbst die "Stummel 2" vom hbf bis zur Langener Stadtgranze 90 Prozent aller Hauptachsen der Stadt ab. Hätte man sie im Norden nach Leherheide und im Süden nach Grünhöfe verlängert, alleine diese Linie wäre schon wirtschaftlich gewesen.

Aber es kam anders: Walter Herr und alle, die unterschrieben wurden seitens der Verkehrsbetriebe quasi für blöd erklärt. u. a. hiess es, die Leute wüßten nicht, was sie da unterschreiben. Die von Helmut angebrachten Argumente, das die 5 Hansa - züge 1982 quasi noch neuwertig waren und man den Fahrgästen zum großen Teil überalterte MAN Busse zumutete, wurden nicht gelten gelassen.

Der seinerzeit amtierende Direktor Kiene war ein erklärter Straßenbahngegener und brachte dieselben Argumente, die gerade die BVG (Berliner Verkehrsgesellschaft) gerade wiederentdeckt, um der verhassten Strassenbahn den garaus zu machen.

Man sollte diese Leute mal zwangsweise nach Bremerhaven schicken, damit sie sehen, was man mit einer Straßenbahneinstellung alles so anrichten kann.

Auch wurden noch 1980 ca 2 km Gleis und Fahrleitung erneuert Wurster Strasse (liegen z.T. noch heute), sowie ein Gleisbogen am Theaterplatz.

Um Altfahrzeuge ausmustern zu können, ersetzte man ab 1977 oder 78 die Strassenbahn abends und ab Samstag nachmittag durch Omnibusse, außerdem liefen tagsüber immer zwei Buskurse (die konnten dann sehen, wie die ihre Fahrgäste mitbekamen!)

Kurzum: man ließ die Strassenbahn vergammeln um dann sagen zu können, wir müssen investieren, die Strassenbahn ist ja sooooooooo teuer.

Am 30. Juli 1982 war dann mitten in den großen Ferein die letzte Fahrt angesagt.

Die Fahrgastzahlen sanken übrigens von ca 25 Millionen in 1975 auf z.Zt knapp 11 Millionen, auch wenn man bedenken muß, daß die Einwohnerzahl in diesen Jahren stetig zurückging und aktuell bei ca 118 000 liegt. Da sich aber im selben Zeitraum der Nachbarort Langen, an dessen Stadtgrenze ja die letzte SL endete, zu einer Stadt mit immer noch wachsender Einwohnerzahl gewandelt hat, wäre also durchaus ein Fahrgastpotential vorhanden, daß in etwa der Zahl von 1975 entspricht.

Die Entwicklung nach der Strassenbahneinstellung ist schnell beschrieben: von einem Grundtakt der Hauptlinien 2 / 5 / 6 mit einer Fahrtenfolge werktags von mind. 10 Minuten(auf 5 / 6 jeweils alle 20, da überwiegend gleicher Streckenverlauf), sowie am wochenende mit 20 bis 15 Minutentakt ist man heute weit entfernt. Werktags kommt alle 15 Minuten ein Bus, wer nicht direkt an den Hauptlinien wohnt, kann sich auch auf 30 oder 40 Minuten, am Sonntag sogar einen 60 Minutentakt gefasst machen. Wer im Umland wohnt (Spaden, Imsum, Bederkesa, Bexhövede) hat quasi ausser ein paar Einzelfahrten (außer Spaden und Imsum) überhaupt keine Möglichkeit ohne Auto dorthin zu kommen. man bietet also quasi einen Rumpf - Busbetrieb an, dessen noch einigermaßen erträglichen Taktfrequenzen an der Stadtgrenze enden.

Auch ist der Bus nicht so schnell wie die Strassenbahn es war, auch wenn diese so gut wie keine eigenen Gleiskörper hatte, so fuhr sie doch in der Mitte und zwang die Pkws zum Halten. Der bus steht im Stau und wird aus seiner Haltebucht heraus oft an der zügigen Weiterfahrt behindert. Ampelvorangschaltungen an den wenigen Busspuren funktionieren so, daß rausgefahrene Minuten wieder am Ende der Spur abgestanden werden, weil die Ampelzyklen untereinander nicht stimmig sind und der PKW - Verkehr bevorzugt wird.

Zwar hat man es mittlerweile geschafft, einen modernen Fuhrpark zu bieten, jedoch hat das die Massenabwanderung auf das Auto nicht verhindert. Da man aber in Bremerhaven seit der Nachkreigszeit ausschließlich auf das Aúto setzt, erfüllt es mich auch mit einer gewissen Schadenfreude, daß die Innenstadt quasi verödet ist - man kennt das aus Amerika. gab es in der 1980iger Jahren, also in etwa mit Einstellung der Strassenbahn noch ein recht passables Einzelhandelsangebot in der sog. City, so findet man heute neben 2 Bekleidungskaufhäusern und einem (recht kleinen) Universalkaufhaus heute kein breitgefächertes Einkaufsangebot mehr, dafür aber Ramsch - und Billigbekleidungsgeschäfte. Wer etwas spezielleres sucht - und sei es nur eine Schachtel Schrauben - der findet sie in der Innenstadt nicht! Vor kurzem eröffnete noch ein Unterhaltungselektronilmark in einem Teil des ehem. Kaufhauses Karstadt.

Um es abzukürzen: Bremerhaven hat sich mit autogerechten Strassen dichtgepflastert und nun wundert man sich, da´die Leute mit dem Auto die Einkaufszentren auf der grünen Wiese ansteuern. Man ist sogar im Stadtrat so bescheuert zu glauben, sein Heil in mehr Parkplätzen in der Innenstadt zu suchen.

Die Neugestaltung der Fußgängerzone mag noch so gelungen sein - ein verbesserter Gehwegbelag zieht nicht automatisch Käufer an, solange das dortige Angebot nicht stimmt. Hätte man sich für den Bau einer Stadtbahn entschieden, wie er 2001 in einem vom VCD erwirkten Gutachten empfohlen wurde, man hätte die neue Fußgängerzone quasi umsonst gekriegt, hätte man die Stadtbahn durch die "Bürger" fahren lassen. Aber stattdessen macht man eben so weiter wie bisher und hält alle für bescheuert, die nicht das Hohelied auf das Auto singen.

Fazit: Bremerhaven ist in Sachen ÖPNV ein abschreckendes Beispiel, das jeder Stadt als Warnung dienen sollte, sich leichtfertig von seiner Strassenbahn zu trennen. Ich denke da nur mal an dieses schwachsinnige aber gefährliche Gefasel vom billigen Allheilmittel Omnibus, den man ja nun in berlin und Brandenburg als die eierlegende Wollmilchsau entdeckt zu haben glaubt.

Sicher könnte man auch in Bremerhaven mit einem attraktiven Busnetz noch einiges zum Positiven wenden. Aber man will eben nicht und die Leute, die für diese Entwicklung verantwortlich sind, sitzen bis heute in Amt und Würden und geben bei jeder Gelegenheit zum besten, die Einstellung der Strassenbahn sei "goldrichtig" gewesen (so die VGB jetzt Bremerhaven BUs zum 125 jährigen Jubiläum - welches eigentlich?) Ach ja, da fuhr ja ab 1881 die Pferdebahn und dann mal eine "kostenträchtige Strassenbahn" (O-Ton Direktor Kiene im August 1982 nach Einstellung der Strassenbahn).

Bei soviel Borniertheit kann ich nur aus vollem Herzen sagen: ich gönne Bremerhaven diesen Abstieg und hoffe, das es noch teuer für seinen Autowahn bezahlen wird
Da ein Teil unserer Familie nach dem Krieg in Bremerhaven landete und meine Eltern immer noch dort wohnen, kann ich auch einiges zu diesem Thema beisteuern

Verlängerungen in die nach dem Kreig gebauten Trabanntenstädte Grünhöfe und Lehrerheide sind ernsthaft nie erwogen worden. Im Gegenteil: man hat eine Straßenbahntrasse gar nicht berücksichtigt! Hätte man sie wirklich bauen wollen, so hätte man nachträglich viel Umbauarbeiten vornehmen müssen. Diesen "Grund" brachte auch die SPD, die ja für die Straénbahneinstellung evrantwortlich ist, 1981 auch vor gegen die Strassenbahn.

In Richtung Leherheide sind übrigens nie Schienen verlegt worden. Es gab zwar einen Abzweig von der Langener Landstraße in den Debstedter Weg, der nach Leherheide führt, dieses war aber nur eine Art Abstellmöglichkeit und wurde bereits in den 50er Jahren aufgegeben.

Als sich in den 70iger Jahren zeigte, daß es der Straßenbahn an den Kragen geht, gründete Walter Herr die Aktionsgemeinschaft zum Erhalt der Straßenbahn. So kamen fast 20 000 Unterschriften für die Straßenbahn zusammen bei einer damaligen Einwohnerzahl von ca 135 000.

Durch die Stadtstruktur Bremerhavens (es geht quasi nur von Süd nach Nord und umgekehrt) deckte selbst die "Stummel 2" vom hbf bis zur Langener Stadtgranze 90 Prozent aller Hauptachsen der Stadt ab. Hätte man sie im Norden nach Leherheide und im Süden nach Grünhöfe verlängert, alleine diese Linie wäre schon wirtschaftlich gewesen.

Aber es kam anders: Walter Herr und alle, die unterschrieben wurden seitens der Verkehrsbetriebe quasi für blöd erklärt. u. a. hiess es, die Leute wüßten nicht, was sie da unterschreiben. Die von Helmut angebrachten Argumente, das die 5 Hansa - züge 1982 quasi noch neuwertig waren und man den Fahrgästen zum großen Teil überalterte MAN Busse zumutete, wurden nicht gelten gelassen.

Der seinerzeit amtierende Direktor Kiene war ein erklärter Straßenbahngegener und brachte dieselben Argumente, die gerade die BVG (Berliner Verkehrsgesellschaft) gerade wiederentdeckt, um der verhassten Strassenbahn den garaus zu machen.

Man sollte diese Leute mal zwangsweise nach Bremerhaven schicken, damit sie sehen, was man mit einer Straßenbahneinstellung alles so anrichten kann.

Auch wurden noch 1980 ca 2 km Gleis und Fahrleitung erneuert Wurster Strasse (liegen z.T. noch heute), sowie ein Gleisbogen am Theaterplatz.

Um Altfahrzeuge ausmustern zu können, ersetzte man ab 1977 oder 78 die Strassenbahn abends und ab Samstag nachmittag durch Omnibusse, außerdem liefen tagsüber immer zwei Buskurse (die konnten dann sehen, wie die ihre Fahrgäste mitbekamen!)

Kurzum: man ließ die Strassenbahn vergammeln um dann sagen zu können, wir müssen investieren, die Strassenbahn ist ja sooooooooo teuer.

Am 30. Juli 1982 war dann mitten in den großen Ferein die letzte Fahrt angesagt.

Die Fahrgastzahlen sanken übrigens von ca 25 Millionen in 1975 auf z.Zt knapp 11 Millionen, auch wenn man bedenken muß, daß die Einwohnerzahl in diesen Jahren stetig zurückging und aktuell bei ca 118 000 liegt. Da sich aber im selben Zeitraum der Nachbarort Langen, an dessen Stadtgrenze ja die letzte SL endete, zu einer Stadt mit immer noch wachsender Einwohnerzahl gewandelt hat, wäre also durchaus ein Fahrgastpotential vorhanden, daß in etwa der Zahl von 1975 entspricht.

Die Entwicklung nach der Strassenbahneinstellung ist schnell beschrieben: von einem Grundtakt der Hauptlinien 2 / 5 / 6 mit einer Fahrtenfolge werktags von mind. 10 Minuten(auf 5 / 6 jeweils alle 20, da überwiegend gleicher Streckenverlauf), sowie am wochenende mit 20 bis 15 Minutentakt ist man heute weit entfernt. Werktags kommt alle 15 Minuten ein Bus, wer nicht direkt an den Hauptlinien wohnt, kann sich auch auf 30 oder 40 Minuten, am Sonntag sogar einen 60 Minutentakt gefasst machen. Wer im Umland wohnt (Spaden, Imsum, Bederkesa, Bexhövede) hat quasi ausser ein paar Einzelfahrten (außer Spaden und Imsum) überhaupt keine Möglichkeit ohne Auto dorthin zu kommen. man bietet also quasi einen Rumpf - Busbetrieb an, dessen noch einigermaßen erträglichen Taktfrequenzen an der Stadtgrenze enden.

Auch ist der Bus nicht so schnell wie die Strassenbahn es war, auch wenn diese so gut wie keine eigenen Gleiskörper hatte, so fuhr sie doch in der Mitte und zwang die Pkws zum Halten. Der bus steht im Stau und wird aus seiner Haltebucht heraus oft an der zügigen Weiterfahrt behindert. Ampelvorangschaltungen an den wenigen Busspuren funktionieren so, daß rausgefahrene Minuten wieder am Ende der Spur abgestanden werden, weil die Ampelzyklen untereinander nicht stimmig sind und der PKW - Verkehr bevorzugt wird.

Zwar hat man es mittlerweile geschafft, einen modernen Fuhrpark zu bieten, jedoch hat das die Massenabwanderung auf das Auto nicht verhindert. Da man aber in Bremerhaven seit der Nachkreigszeit ausschließlich auf das Aúto setzt, erfüllt es mich auch mit einer gewissen Schadenfreude, daß die Innenstadt quasi verödet ist - man kennt das aus Amerika. gab es in der 1980iger Jahren, also in etwa mit Einstellung der Strassenbahn noch ein recht passables Einzelhandelsangebot in der sog. City, so findet man heute neben 2 Bekleidungskaufhäusern und einem (recht kleinen) Universalkaufhaus heute kein breitgefächertes Einkaufsangebot mehr, dafür aber Ramsch - und Billigbekleidungsgeschäfte. Wer etwas spezielleres sucht - und sei es nur eine Schachtel Schrauben - der findet sie in der Innenstadt nicht! Vor kurzem eröffnete noch ein Unterhaltungselektronilmark in einem Teil des ehem. Kaufhauses Horten


Um es abzukürzen: Bremerhaven hat sich mit autogerechten Strassen dichtgepflastert und nun wundert man sich, da´die Leute mit dem Auto die Einkaufszentren auf der grünen Wiese ansteuern. Man ist sogar im Stadtrat so bescheuert zu glauben, sein Heil in mehr Parkplätzen in der Innenstadt zu suchen.

Die Neugestaltung der Fußgängerzone mag noch so gelungen sein - ein verbesserter Gehwegbelag zieht nicht automatisch Käufer an, solange das dortige Angebot nicht stimmt. Hätte man sich für den Bau einer Stadtbahn entschieden, wie er 2001 in einem vom VCD erwirkten Gutachten empfohlen wurde, man hätte die neue Fußgängerzone quasi umsonst gekriegt, hätte man die Stadtbahn durch die "Bürger" fahren lassen. Aber stattdessen macht man eben so weiter wie bisher und hält alle für bescheuert, die nicht das Hohelied auf das Auto singen.

Fazit: Bremerhaven ist in Sachen ÖPNV ein abschreckendes Beispiel, das jeder Stadt als Warnung dienen sollte, sich leichtfertig von seiner Strassenbahn zu trennen. Ich denke da nur mal an dieses schwachsinnige aber gefährliche Gefasel vom billigen Allheilmittel Omnibus, den man ja nun in berlin und Brandenburg als die eierlegende Wollmilchsau entdeckt zu haben glaubt.

Sicher könnte man auch in Bremerhaven mit einem attraktiven Busnetz noch einiges zum Positiven wenden. Aber man will eben nicht und die Leute, die für diese Entwicklung verantwortlich sind, sitzen bis heute in Amt und Würden und geben bei jeder Gelegenheit zum besten, die Einstellung der Strassenbahn sei "goldrichtig" gewesen (so die VGB jetzt Bremerhaven BUs zum 125 jährigen Jubiläum - welches eigentlich?) Ach ja, da fuhr ja ab 1881 die Pferdebahn und dann mal eine "kostenträchtige Strassenbahn" (O-Ton Direktor Kiene im August 1982 nach Einstellung der Strassenbahn).

Bei soviel Borniertheit kann ich nur aus vollem Herzen sagen: ich gönne Bremerhaven diesen Abstieg und hoffe, das es noch teuer für seinen Autowahn bezahlen wird




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.11.2006 03:06 von Thorsten Bartel.
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