Re: Lagepläne 01.01.2025 02:59 |
Re: Lagepläne 10.01.2025 17:04 |
Re: Lagepläne 10.01.2025 22:00 |
Re: Lagepläne 10.01.2025 23:55 |
Zitat
Amarok365
Quelle? Oder Hörensagen?
Re: Lagepläne 11.01.2025 01:00 |
Re: Lagepläne 11.01.2025 09:20 |
Zitat
Jules
Das ist kein Beweis dafür, dass der ehemalige Hamburger Oberbaudirektor Otto Sill eine Abneigung gegen Straßenbahnen hegte und eine besondere Vorliebe für das Auto, aber ein deutlicher Hinweis: "Am 1. Mai 1933 trat Sill in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.175.180). Darüber hinaus war er Mitglied mehrerer Organisationen. Am 31. März 1934 wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps."
Quelle: Wikipedia: [de.wikipedia.org]
Zitat
Jules
Interessant ist auch diese Quelle:
"Die in groben Strichen herausgearbeitete Vision eines modernen Stadtraumes stellt also ohne Zweifel die Ost-West-Straße dar, ein Projekt, daß bereits seit 1942 geplant wurde, und das nach dem Krieg auf den Trümmerfeldern der Neustadt realisierbar erschien. Die ostwestliche Trasse, die in den folgenden Jahren unter der Leitung des Tiefbauers (und späteren Oberbaudirektors) Otto Sill durch die historische Parzellenstruktur 'hindurchgefräst' wurde, war Kernstück von Meyer-Ottens' städtebaulichen Überlegungen. Mit Corbusiers provokativem Wort von den Straßen, die einmal für Esel gebaut wurden, nun aber von Autos benutzt werden müßten, ließ sich ein solch radikaler urbanistischer Strukturwandel rechtfertigen. Mehr noch aber als die Aussicht, auf der Höhe internationaler Modernität zu sein, galt die im Holzschnitt pathetisch dargestellte und durch den Text erläuterte Ost-West-Straße als ein politischer Raum, als ein Sinnbild für die bewußte Abkehr von achsialen Schemen der NS-Stadtplanung. "Im Gegensatz zu den Straßen des Nationalsozialismus haben wir der Straße ein neues Gesicht zu geben. Wir müssen abkehren von der alten Tendenz, die Häuser parallel zur Straße zu setzen und mit Palastfassaden die Wände, den Straßenraum einzuengen. Wir wollen in Zukunft keine braunen Batallione oder siegreichen Heere mit flatternden Fahnen von den Fassaden begrüßen. Wir wollen aber auch nicht, daß Menschen an solchen Verkehrsstraßen, wie sie geplant wurden, leben sollen. Es ist systematischer Mord, dem einzelnen Bewohner zuzumuten, den Krach, Lärm, Schmutz, Dreck einer Verkehrsstraße täglich zu verkraften" Quelle: [webdoc.sub.gwdg.de] II. Wiederaufbau - Grundlagen, Planungen und Trümmerräumung, Seite 43/44
Zugespitzt formuliert: Die nationalsozialistischen Machthaber schenkten den Nöten der Bewohner von extrem stark verkehrsbelasten Straßen keine Beachtung.
Zitat
Jules
Die Bauplaner der NS-Diktatur, die nach der NS-Zeit in der Bundesrepublik Karriere machen wollten, sorgten dafür, dass an diesen Straßen möglichst niemand wohnt.
Zitat
Jules
Es ist keineswegs abwegig zu vermuten, dass bei der Abwicklung des ÖPNV ähnlich radikal gedacht wurde. Diesen Stadtplanern war es nicht egal, dass die Straßenbahnfahrgäste in ihren Straßenbahnen im Autostau feststeckten. Die ÖPNV-Fahrgäste sollten mit der U-Bahn befördert werden.
Re: Lagepläne 11.01.2025 10:29 |
Re: Lagepläne 11.01.2025 16:17 |
Zitat
laufer
Schau doch nicht nach Hamburg, sondern nach Hannover zu unserem Rudolf_Hillebrecht (Wikipedia). Waterlooplatz, Leibnizufer und Friedrichswall. Ja, das waren eben Schnellstraßen, an deren Rand eben keine Fassadenreihen, sondern aufgelockerte Einzelbauten stehen sollten. Und das waren eben keine Wohnbauten. Dann schau dir das im Wikipedia-Artikel erwähnte Kreuzgassenviertel an.
Re: Lagepläne 11.01.2025 16:22 |
Vielen Dank für die geleistete Recherche-Arbeit!Zitat
histor
Er schreibt weiterhin auf Seite 46 in der ersten linken Spalte des Textes
"Vor allem das U-Bahn-Netz soll auf dieses Ziel hin so ausgebaut werden, dass der Straßenbahnbetrieb der Ausdehnung der Schnellbahnstrecken entsprechend eingestellt und die in den Straßen befindlichen Gleise abgebaut werden können."
und dann ebendort
"Außerdem wird auf diese Weise auch dem individuellen Straßenverkehr dadurch fühlbar geholfen, dass die bisher der Straßenbahn vorgehaltenen Straßenflächen künftig dem Kraftfahrzeugverkehr zur Verfügung stehen"
Re: Lagepläne 11.01.2025 22:59 |
Die Stadtplaner generell vor 1945 rechneten mit deutlich weniger Kfz pro Kopf der Bevölkerung. Und somit auch mit deutlich weniger Störung durch den Autoverkehr. Das änderte sich erst in der 1. Hälfte der 1950-er, als deutlich wurde, dass das, das in den USA schon passiert war, auch in Europa passieren wird = die Massenmotorisierung durch Autos. Die erste panische Reaktion war dann zu oft, die Straßenbahn durch Busse zu ersetzen, nur manchmal durch eine U-Bahn.Zitat
Jules
Die Stadtplaner der NS-Zeit haben in der NS-Zeit auf so etwas keine Gedanken verschwendet und ihre Auftraggeber erst recht nicht. In der Zeit nach dem Krieg, als dieselben Bauplaner der NS-Zeit ihre Karriere fortsetzten, formulierten sie es als Ziel, dass entlang stark befahrener Straßen keine Gebäude stehen sollen, in denen Menschen sind, die unter der Autoverkehrsbelastung leiden müssten.
Re: Lagepläne 12.01.2025 00:08 |
Zitat
histor
Die Stadtplaner generell vor 1945 rechneten mit deutlich weniger Kfz pro Kopf der Bevölkerung. Und somit auch mit deutlich weniger Störung durch den Autoverkehr. Das änderte sich erst in der 1. Hälfte der 1950-er, als deutlich wurde, dass das, das in den USA schon passiert war, auch in Europa passieren wird = die Massenmotorisierung durch Autos. Die erste panische Reaktion war dann zu oft, die Straßenbahn durch Busse zu ersetzen, nur manchmal durch eine U-Bahn.
Re: Lagepläne 12.01.2025 00:31 |
Re: Lagepläne 12.01.2025 11:46 |
Zitat
Jules
Zitat
laufer
Schau doch nicht nach Hamburg, sondern nach Hannover zu unserem Rudolf_Hillebrecht (Wikipedia). Waterlooplatz, Leibnizufer und Friedrichswall. Ja, das waren eben Schnellstraßen, an deren Rand eben keine Fassadenreihen, sondern aufgelockerte Einzelbauten stehen sollten. Und das waren eben keine Wohnbauten. Dann schau dir das im Wikipedia-Artikel erwähnte Kreuzgassenviertel an.
Am Waterlooplatz, dem Leibnizufer und Friedrichswall ist es gelungen, Stadtautobahnen zu errichten, in deren Nähe keine Wohnbebauung errichtet wurde.
Aber es gibt viele andere Beispiele, dafür, dass in unmittelbarer Nähe zu Wohnungen, aber auch zu anderen von Menschen benutzten Räumen große Mengen von schnellem und lautem Autoverkehr vorbeifahren. Und deshalb sagte ich: Die Stadtplaner der NS-Zeit haben in der NS-Zeit auf so etwas keine Gedanken verschwendet und ihre Auftraggeber erst recht nicht. In der Zeit nach dem Krieg, als dieselben Bauplaner der NS-Zeit ihre Karriere fortsetzten, formulierten sie es als Ziel, dass entlang stark befahrener Straßen keine Gebäude stehen sollen, in denen Menschen sind, die unter der Autoverkehrsbelastung leiden müssten. Und in einigen Fällen ist das auch gelungen, zum Beispiel an der Lavesallee. An vielen anderen stark vom Autoverkehr belasteten Straßen ist es aber bewusst in Kauf genommen worden, dass dort Menschen vom Autoverkehr geschädigt werden. Zum Beispiel Göttinger Straße
[www.google.com]
oder Marienstraße:
[www.google.com]
Re: Lagepläne 12.01.2025 22:32 |
Zitat
Jules
In der Zeit nach dem Krieg, als dieselben Bauplaner der NS-Zeit ihre Karriere fortsetzten, formulierten sie es als Ziel, dass entlang stark befahrener Straßen keine Gebäude stehen sollen, in denen Menschen sind, die unter der Autoverkehrsbelastung leiden müssten. […] Zum Beispiel Göttinger Straße
Re: Lagepläne 13.01.2025 08:30 |
Zitat
histor
Er schreibt weiterhin auf Seite 46 in der ersten linken Spalte des Textes
"Vor allem das U-Bahn-Netz soll auf dieses Ziel hin so ausgebaut werden, dass der Straßenbahnbetrieb der Ausdehnung der Schnellbahnstrecken entsprechend eingestellt und die in den Straßen befindlichen Gleise abgebaut werden können."
und dann ebendort
"Außerdem wird auf diese Weise auch dem individuellen Straßenverkehr dadurch fühlbar geholfen, dass die bisher der Straßenbahn vorgehaltenen Straßenflächen künftig dem Kraftfahrzeugverkehr zur Verfügung stehen"
Re: Lagepläne 13.01.2025 13:28 |
Zitat
Amarok365
Nachgelegt zum diesem eigentlich themenfremden, von Jules ständig zitierten und leider pauschal falschem Einwurf:
Die Landeshauptstadt Hannover hingegen hat im Heft „Beiträge zum Flächennutzungsplan, Generalverkehrsplan, Anpassung der Innenstadt an neue Bedürfnisse”, herausgegeben von der Landeshauptstadt Hannover, Presseamt, im Februar 1967 folgendes geschrieben:
„Die Bemühungen, etwa durch Verbreiterungen der Straßen im Interesse eines flüssigeren Verkehrs den Autos mehr Platz zu schaffen, treiben nur zu oft die Fußgänger mehr und mehr in die Enge. [...]
Bessere Möglichkeiten liegen sicher darin, den verschiedenen Verkehrsarten unterschiedliche Ebenen zuzuweisen, […]
An manchen Stellen wird man dem Kraftfahrzeugverkehr gewidmete Flächen einschränken müssen, um Fußwegflächen zu gewinnen, etwa durch Einrichten reiner Fußgängerstraßen oder durch Verbreitern der begleitenden Fußwege, oder aber man wird den Fußgängern neue Flächen erschließen, die über oder unter den heutigen Straßenflächen liegen. [...].”
Ja, das klingt erst mal neutral.
Fakt ist aber, dass diese Ideologie in vielen Städten zur Abschaffung der Straßenbahn geführt hat. Hannover war groß genug, um die Tunnel unterhalb der Innenstadt rechtfertigen zu können. In Verbindung mit den oberirdischen Strecken ist da unser erfolgreiches Stadtbahnsystem draus geworden.
Die Schnellwege mit ihren Kreiseln und der City-Ring waren in den 50ern revolutionär - heute sind es breite Schneisen, die doch nicht ausreichen.
Und die Fußgängerbereiche in der 2. Ebene? Die Brücken am Küchengarten waren eben nur für fitte Leute. Trotz Rolltreppe litt das Ihme-Zentrum auch an der Ladenstraße in der 2. Ebene, die sowohl vom Schwarzen Bären als auch dem Küchengarten eben nicht gut zu erreichen war.
Am Mühlenberg gibt's ne Fußgängerbrücke über die Bornumer Straße, die für alte Leute wohl zu steil war. Mit dem Ausbau der 500er-Haltestelle wurde hier ein ebenerdiger Übergang geschaffen, der eben von allen Fußgängern genutzt werden kann. Statt Tempo 70 früher jetzt nur noch Tempo 50 für die Autofahrer.
Die B-Ebene am Aegi, das Loch am Kröpcke und die Pennerelle hin zum Raschplatz waren ja eben doch nicht die großen Würfe im Stadtraum. Deshalb ist das Loch am Kröpcke zu, die Passerelle um die Säulen verkleinert, deren Platz den Läden zugeschlagen wurde. Wie man den Raschplatz so hinkriegt, dass man sich da aufhalten will, weiß ich auch nicht.
Herzliche Grüße
Laufer - in dessen neuer Heimatstadt die Parkplätze am Marktplatz erhalten bleiben müssen, damit die Rentner mit dem Amarok (duckundwech ...) zur Apotheke können!
Re: Lagepläne 13.01.2025 13:58 |
Zur Info: Mein Nutzername hat nichts mit dem gleichnamigen Auto zu tun, dieser Markenname kam wesentlich später als das, was ich quasi „vertrete” (nämlich ein geniales Musikalbum aus 1990). Weitere Bedeutungen des Namens Amarok:Zitat
laufer
damit die Rentner mit dem Amarok (duckundwech ...) zur Apotheke können!