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[H] Neue Ansagen in der S-Bahn
geschrieben von MrJonas 
Moin!

Bin jetzt zum ersten Mal S5 Richtung Langenhagen gefallen und bin fast vom Hocker gefallen.

Gut ist ja, dass die Ansage erst kurz vor der Haltestelle kommt. Gut, bei der S5 ist das im Prinzip egal gewesen, aber z.B. die S1 fährt ja außerhalb von Hannovers eher als RegionalBahn und da isses schon n bisschen früh gewesen direkt nach dem Losfahren in Haste zu hören "Nächster Halt: Lindhorst".
Dann also: "Ausstieg in Fahrtrichtung links." Gut - in Hamburg und Berlin heißt es einfach nur "Ausstieg links"; vielleicht denkt man ja, dass Hannoveraner sonst denken könnten, die S-Bahn meine 'links' aus Sicht eines Fahrgastes der gerade einen Kopfstand mit dem Rücken zur Tür macht.
Danach: "Next station: XYZ." Auch nicht neu.
Aber dann: "Exit to the left in the direction ['direktschn' ausgesprochen] of travel."

WAS IST DAS DENN BITTE FÜR EIN ENGLISCH??????
Hallo,

"Direckschen" (also ohne "t" in der Mitte) wäre absolut zulässig, weil englische Hochsprache. Dass wir die US-Version "Daireckschen" gewohnt sind, liegt nur an der allgegenwärtigen Amerikanisierung ;-)
Aber schon der Satz "Exit to the left in the direction of travel" verursacht bei mir Bauchschmerzen... Klingt doch sehr unenglisch. Das hätte man eleganter ausdrücken können.
Meiner Ansicht nach muss eh nicht extra gesagt werden, dass die Richtungsangabe in Fahrtrichtung gilt. In welche denn sonst?!
Der Satz ist schon arg schräg, da gebe ich Dir absolut Recht.

Dazu ein nettes Beispiel aus Hamburg: In der hiesigen U-Bahn werden alle besonders wichtigen Stationen mit zweisprachigen Umsteigehinweisen angesagt (übrigens mit der Stimme von Dagmar Berghoff, die ich zu meiner Überraschung bei meinem letzten Besuch in Frankfurt auch in den dortigen Bahnen und Bussen vernahm).

Da wurde dann der Hauptbahnhof zur "Main Railway Station", ein Begriff den garantiert kein Englisch sprechender Mensch kennt. Inzwischen hat man's in "Central Station" korrigiert.

Das beste war aber die Umsteige-Aufforderung "Get off here for ..." Auf Deutsch ungefähr "Verp*** dich" ;-) In einer Stadt, die sich immer als kleine Schwester von London versteht, eine üble Peinlichkeit. Heute heißt es immerhin freundlich: "Please, change here for ..."

Fröhliche Weihnachtsgrüße von der Elbe,

Helmut
H2U schrieb:
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> Dazu ein nettes Beispiel aus Hamburg: In der
> hiesigen U-Bahn werden alle besonders wichtigen
> Stationen mit zweisprachigen Umsteigehinweisen
> angesagt (übrigens mit der Stimme von Dagmar
> Berghoff, die ich zu meiner Überraschung bei
> meinem letzten Besuch in Frankfurt auch in den
> dortigen Bahnen und Bussen vernahm).

Es ist leider nicht Frau Berghoff, sondern Ingrid Metz-Neun, die deutsche Synchronstimme von Marilyn Monroe.

> Da wurde dann der Hauptbahnhof zur "Main Railway
> Station", ein Begriff den garantiert kein Englisch
> sprechender Mensch kennt. Inzwischen hat man's in
> "Central Station" korrigiert.

Frankfurt hatte erst "Main Train Station" und jetzt "Central Railway Station".

> Das beste war aber die Umsteige-Aufforderung "Get
> off here for ..." Auf Deutsch ungefähr "Verp***
> dich" ;-) In einer Stadt, die sich immer als
> kleine Schwester von London versteht, eine üble
> Peinlichkeit.

Dank des Abendblatts, dass sich über das "alight" (wurde zuallererst verwendet) beschwert hat...
H2U Wrote:
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> Da wurde dann der Hauptbahnhof zur "Main Railway
> Station", ein Begriff den garantiert kein Englisch
> sprechender Mensch kennt. Inzwischen hat man's in
> "Central Station" korrigiert.

In Hannover heißt es "Next station: Hanover Main Station" - gibt es im englischen Main Station?
Das Gerücht, daß Frau Berghoff angeblich die Ansagen in der Hamburger U-Bahn gesprochen hätte, hält sich ja verblüffend lange. Aber es ist in der Tat die oben erwähnte Ingrid Metz, die den Ansagen ihre Stimme leiht.

Auch ich kann mich über dieses Lübke-Englisch jedesmal aufs Neue aufregen. Es scheint unglaublich schwierig zu sein, jemanden, der des normalsprachlichen Englisch mächtig ist, zu fragen, wie ein normaler Mensch in Großbritannien sagen würde: "Bitte links aussteigen" oder auch "Übergang/Umsteigemöglichkeit zur...".
Hamburg hat hier eine unglaublich hohe Fluktuation an Ansagevarianten. Von "Alight" über "get off" zum jetzigen "change here for..." Letzteres wird aber nun auch nicht nur für den Umstieg in andere Linien verwendet, sondern eiskalt auch, wenn man von der jeweiligen Haltestelle zu Fuß (!!!) eine Sehenswürdigkeit erreicht. "Change here for town hall" oder "change here für conGRESS center and exhibition halls". Vom falsch betonten "conGRESS" mal abgesehen, ist das inhaltlich natürlich Schwachsinn. Ich steige ja nicht zum Rathaus um ("change") sondern ich verlasse den Zug und habe Zugang zum Rathaus ("Access to town hall"). Aber auf die Idee ist wohl noch keiner gekommen.


Schön in diesem Zusammenhang auch in der Hamburger U-Bahn der Info-Aufkleber zur Verwendung der Notbremse: "In an emergency..." Jeder normale Mensch würde wohl sagen "In case of emergency...". Für solche "German English"-Fehler hätte mir meine Lehrerin damals eins übergebraten... :-)
H2U
Re: [H] Berghoff ;-))
03.01.2006 10:30
Na, dann bin ich ja gründlich auf das Berghoff-Gerücht hereingefallen. Die Ähnlichkeit der Stimmen ist allerdings auch verblüffend, so dass ich nie einen Anlass zum Zweifeln gesehen (bzw. gehört) habe ...
Re: [H] Berghoff ;-))
04.01.2006 00:45
Also in Hannover heißt die Dame von der S-Bahn aber Helga Bayertz... Und die sagt auch in Stuttgart und München die Haltestellen an und auch in der Vogtlandbahn, die fährt in und um Chemnitz.
H2U
Re: [H] Berghoff ;-))
04.01.2006 10:51
Das Berghoff-Gerücht hatte ich auch nur auf Hamburg bezogen. Wurde vor längerer Zeit auch mal im HH-Forum auf diesen Seiten verbreitet. Die Hannoveraner S-Bahn-Ansagen kenne ich nicht, bin schon zu lange weg.
--



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.2006 10:53 von H2U.
"Dagmar Berghoff" tippen erfahrungsgemäß stets all jene, die lediglich diese eine Nachrichtensprecherin kennen. Ebenso klein ist die Welt für die, die bei einem NDW-Titel sofort "Hubert Kah!" rufen - oder beim Wahrnehmen von E-Musik "Mozart!" schreien...

Nicht alles lässt sich auf eine Handvoll Auswahlmöglichkeiten reduzieren - zum Glück! ;-)
... jemanden ohne Not in die Ecke von Volldeppen zu stellen. Vielen Dank für Deine Variante! Du bist aber hoffentlich damit einverstanden, dass ich mir den Schuh nicht anziehe.
"Volldeppen" sagst Du - so würde ich von mir aus keinen Menschen nennen.

Vielmehr kritisiere ich eine Kulturverflachung, die es bereits seit Hunderten von Jahren gibt und sich beispielsweise dadurch bemerkbar macht, dass:

- auf einer 80er-Jahre-Party stets die gleichen 20 Titel gespielt werden (obwohl es 20.000 gibt!)
- in neuen deutschen Filmen entweder Daniel Brühl, Till Schweiger oder Moritz Bleibtreu den Protagonisten darstellt (obwohl es in der BRD sicherlich mehrere Millionen talentierter Auswahlmöglichkeiten gibt!)
- der Deutsche stets die gleichen drei bis fünf "Klassikgrößen" nennt, wenn er zeigen will, dass er sich "auskennt" (obwohl es über die Jahrhunderte tausende phantastischer Komponisten gegeben hat!)

usw.

Die Psychologie hinter dieser Vereinfachung am Beispiel Nachrichtensprecherin":
1. "Dagmar Berghoff" ist ein prima Beispiel für ein Wunschdenken, gelenkt von dem Verlangen, mit Menschen, die wir hier im Forum praktisch gar nicht kennen, sofort einen gemeinsamen Nenner zu haben. Diesen Effekt gäbe es bei einer Sprecherin "Monika Talbahn-Sievers" zum Beispiel nicht.
2. Menschen, die sich allesamt mit den gleichen paar Menschen oder kulturellen Erscheinungen beschäftigen, lassen sich besser kontrollieren und steuern (so wird in der Werbung bis zum Exzess getrieben!)
Verstanden ;-))

und ACK!
Was Du hier beschreibst, ist ein grundsätzliches psychologisches Problem menschlichen Denkens (auch wenn es nun gerade völlig OT wird): Menschen streben - und so war es wahrscheinlich auch schon vor tausenden von Jahren - danach, immer alles zu vereinfachen - sowohl in ihrer Umwelt als auch in ihrem eigenen Denken. Da wird vermeintlich "Unwichtigeres" aus den Gedanken gestrichen, um sich auf die "wichtigen Dinge" zu konzentrieren. So geht es mit Namen, mit Literatur, eigentlich mit allem! Das ist schade, weil sich die wenigsten darum Gedanken machen, wieviel Wissen auf diese Weise jeden Tag verloren geht.

Man könnte es auch kurz zusammenfassen als "Menschliches Desinteresse an Details".
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