"Das zweite Bestreben der Stadtplaner - Ablösung des privaten Autoverkehrs durch Massentransportmittel. namentlich U-Bahnen und City-Busse - droht ebenfalls zu scheitern: an dem Beharren der Automobilbesitzer auf ihrer angestammten prestigeträchtigen Fortbewegungsart."

Über den Landtagswahlkampf in Hamburg habe ich gelesen, dass dort Busspuren diskutiert wird, die eine Verbesserung der Mobilitätssituation für alle Hamburger und seine Besucher, Pendler, Kunden des Einzelhandels usw. bringen soll.

Dass das keine neuen Ideen sind zeigt das Zitat aus dem Spiegel-Artikel von 17/1968:
STÄDTEBAU / VERKEHR
Wege im Treibsand

[www.spiegel.de]

Sind die Hamburger heute weiter? Und wer steht im Wahlkampf und danach für welche Konzepte?



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.2015 15:16 von Jules.

owT



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.10.2016 11:44 von Boris.

In einer noch älteren Spiegel-Ausgabe von 1963 wird der Hamburger Stadtplaner Ernst May interviewt:

UNSERE STÄDTE SIND KRANK
SPIEGEL-Gespräch mit dem Städtebauer Professor Dr. Ernst May

Hier ein Auszug in dem es um den Verkehrsinfarkt in der Stadt verursacht durch den Motorisierten Individualverkehr geht:

SPIEGEL: Wie würden Sie sich eine grundsätzliche Lösung des Problems, keine Flickarbeit, vorstellen?

MAY: Da braucht man sich gar nichts vorzustellen, es gibt nur eine einzige Lösung: Das ist das, was die Amerikaner "Park and Ride System" nennen. Sie legen einen Ring um die verstopfte Innenstadt und befreien das Innere von dem Arbeitsstätten-Zubringerverkehr.

SPIEGEL: Wie?

MAY: An der Peripherie lassen sie große Parkplätze bauen, ebenerdig oder mehrgeschossig oder unterirdisch, je nachdem; dort stellen die Menschen ihren Wagen ab und benutzen dann das öffentliche Verkehrsmittel.

SPIEGEL: Das haben Sie auch für Hamburg empfohlen.

MAY: Ich habe schon vor Jahren ein Verkehrsgutachten für Hamburg gemacht und vorgeschlagen, den Kleinbus einzuführen, der die Leute, die es eilig haben, von der Peripherie in die Innenstadt befördert.

SPIEGEL: Ja, die Citybusse. Das war ein glatter Reinfall!

MAY: Was hat man gemacht? Man hat den Citybus beschafft und den Privatverkehr freigelassen. Das ist natürlich Unsinn; denn kein Mensch wird einen Citybus benutzen, wenn er seinen eigenen Wagen nehmen kann.

SPIEGEL: Also sollen die Innenstädte polizeilich gesperrt werden?

MAY: Wenn man, wie das heute üblich ist, gar nichts tut und Angst hat vor dem Ausgang der Wahlen, denn das kostet ja Stimmen..."

Wenn Sie, Boris, zum Busspurenprogramm schreiben, "Wie bei allen derartigen Projekten gibt es an mancher Stelle heftigen Widerstand, der logischerweise von den Parteien in der Opposition aufgegriffen wird. Manche haben stattdessen eigene Vorschläge, manche sind nur gegen die Busbeschleunigung, ohne groß ein eigenes ÖPNV-Projekt gegenüber zu stellen.", und berücksichtigt, dass die Diskussion, wie man dem vom MIV verursachten Verkehrsproblem beikommt, offensichtlich schon seit mehr als 50 Jahren tobt, dann sind die bisherigen Erfolge doch wohl eher sehr mau?

Liegt das daran, dass die Parteien, die sich jeweils in der Opposition befinden stets den mit dem ÖPNV-Ausbau unzufriedenen Autofahrer als leicht zu kaperndes Stimmvieh umgarnen und diese Rechnung womöglich auch noch aufgeht? Und wird eine ernsthafte Strategie zur Verbesserung der Verkehrssituation möglicherweise gar nicht verfolgt?

Aber das ist vielleicht ein bisschen zu philosophisch tiefgründig gedacht. Eigentlich interessiert mich vorrangig, wie es nun mit der von den Grünen schon lange geforderten Renaissance der Straßenbahn aussieht. Kehrt die Straßenbahn zurück auf Hamburgs Straßen, oder bleibt es dabei, dass lediglich Busse für den oberirdischen öffentlichen Nahverkehr zum Einsatz kommen sollen, wie es die SPD bislang gefordert hat? Habe ich das richtig verfolgt, die SPD will Busse, die Grünen die Straßenbahn?



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.2015 18:37 von Jules.

owT



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.10.2016 11:43 von Boris.