willy.laaser schrieb:
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> Ich schätze, dass für eine
> Gleichstrom-S-Bahn etwa fünf Unterwerke gebraucht
> werden. Eine Wechselstrom- (auch
> Zweisystem-)S-Bahn ist grober Unfug!
Gleichstrom-Unterwerke haben etwa eine Reichweite von 5 Kilometern in beide Richtungen. Man konnte 1950 von dem bestehenden westlichsten Gleichrichterwerk in Klein Flottbek so gerade eben noch den Bahnhof Sülldorf erreichen -- den Haltepunkt Iserbrook gab's damals noch nicht. Die Erweiterung nach Wedel 1954 war an die Errichtung eines weiteren Gleichrichterwerkes beim alten Bahnhof Rissen gebunden. Aufgrund der auch damals schon umfangreichen Abstellanlage mußte man in Wedel ein weiteres Unterwerk errichten, allerdings nur mit einem Gleichrichtersatz (Klein Flottbek ist seit dem Neubau m.W. 3- oder 4-bahnig ausgelegt). Mit der Tieferlegung der S-Bahn in Rissen entstand ein neues Gleichrichterwerk an der Ecke Sülldorfer Brooksweg/Canyon, welches theoretisch das Wedeler Werk überflüssig macht -- man nutzt es jedoch trotzdem weiter bis zum Ende seiner Lebensdauer. Das Rissener Werk wurde baulich so dimensioniert, daß dort der für einen kompletten zweigleisigen Ausbau der Strecke erforderliche zusätzliche Gleichrichtersatz problemlos untergebracht werden kann.
> Nach Stade
> hätte man vielleicht vier Unterwerke gebraucht.
In etwa ja -- zumal weder Buxtehude noch Stade umfangreiche Abstellanlagen besitzen. Die ein bis zwei Gleise lassen sich so nebenbei mit versorgen, denn wenn rangiert wird, ist ja üblicherweise gerade kein Zug auf der zu versorgenden Strecke.
Man müßte dann aber sämtliche dort verkehrenden Güterzüge auf Dieseltraktion umstellen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es der Industrie gelingt, eine Dreisystem-Güterzuglokomotive zu bauen, die mit Diesel, 15kV AC und 1200V DC betrieben werden kann. Denn das müßten rein bautechnisch schon Doppellokomotiven amerikanischer Bauart werden.
Da ist der Umbau der Nahverkehrsfahrzeuge sicherlich einfacher und billiger zu bewerkstelligen.
> Mit dem Zwei-System-Unfug braucht man dort jetzt
> Zweiundvierzig!!!
Nicht ganz richtig. Es wird zwar in den 474.3 der aufgenommene Wechselstrom zunächst in Gleichstrom umgewandelt, das aber auch nur, weil die Dreh- bzw. Umrichter im Gleichstromteil eh schon vorhanden sind. Aber eben auch nur wegen der Masseneinsparung -- es müssen etwa 2-3 Tonnen weniger beschleunigt werden. Denn in den 474.3 hat man keine vollwertigen Unterwerke (u.a. fehlen die Überlast-Schnellschalter). Außerdem sind die Dinger massiv leistungsbegrenzt -- wenn so ein Tamagotchie voll besetzt ist, merkt man schon den Unterschied zur Vollanfahrt mit dem leeren Zug. Die rollenden Unterwerke haben nämlich nicht dieselbe Dauerleistung wie ein fest installiertes Unterwerk.
> Und diese werden, weil jeweils
> in der Drei-Wagen-Einheit befindlich, etwa alle
> zwei Minuten von null auf hundert Stundenkilometer
> beschleunigt, um sogleich wieder abgebremst zu
> werden - das sind pro Einheit sechs und pro
> Einzelwagen zwei Tonnen!
Nein -- die 6 Tonnen zusätzliche Masse befinden sich fast ausschließlich im Mittelwagen. Daher mußte dieser ja auch komplett neu entwickelt werden, weil dessen Rahmen nur für die Zugkräfte in Längsrichtung ausgelegt war, nicht jedoch für 6 Tonnen quer dazu...
> Und das geschieht auch
> dort, wo sie gar nicht gebraucht werden - im
> Gleichstromnetz! Übrigens wusstest Du, dass man
> wegen Stade dreiunddreißig Mittelwagen weggeworfen
> (verschrottet) hat
Ein Stück eines solchen Wagenkastens hätte sich doch sicherlich als Garage gut im Vorgarten eines Bahnfans gemacht -- fast 3 Meter breit und innen über 2 Meter hoch, da paßt selbst der breiteste Geländewagen rein...
Für die Türen hätte sich sicherlich irgendwo bei Conrad&Co ein Steuergerät auftreiben lassen, für die Schnittkante hätte man ein Standard-Garagen(roll)tor mit etwas verkehrsrot lackiertem Blech passend machen können...
> Für die Strecke Hamburg - Bad
> Oldesloe sind solche Fehler "tödlich"! Bei einer
> Verbindung von Nah- und Fernverkehr auf denselben
> Gleisen zwischen Ahrensburg-Nord und Bad Oldesloe
> (wie angedacht) kann man wegen der ständigen
> Einschleppung von Verspätungen aus dem
> überlasteten Fernverkehr getrost den werktäglichen
> Berufsverkehr im gesamten Hamburger S-Bahn
> vergessen!
Vor allem bräuchte man komplett neue Fahrzeuge, denn die S-Bahn krebst ja heute schon auf dem Zahnfleisch, wenn an einem ganz normalen Werktag Zusatzverkehr erforderlich ist -- siehe Kurzzüge auf der S11 oder Queen Mary 2...
Allein für Altona - Rahlstedt mindestens 25 Einheiten plus die für den Halb- bzw. Stundentakt nach Ahrensburg und Oldesloe. Denn mit den dann zusätzlichen 3 Haltestellen allein bis Rahlstedt würde man wohl entweder alle 10 Minuten bis Rahlstedt fahren oder gleich Langzüge einsetzen müssen. Schließlich würden die Zubringerbusse aus Großlohe und Jenfeld dann an die S-Bahn herangeführt und nur noch mit wenigen Fahrten nach Wandsbek-Markt durchgebunden. Und auf der U1 würden die Kurzläufer ab WM wieder als Kurzzüge fahren...
> ... Und über den Mehrverkehr über die künftige
> Fehmarn-Belt-Brücke haben wir uns dabei noch gar
> nicht unterhalten!
Das wird sowieso ein großer Spaß in und um Hamburg...
Nicht nur eisenbahntechnisch -- auch für den Straßenverkehr müßte man die Kapazitäten locker verdoppeln. Die jetzt gerade auf 6 Spuren erweiterte BAB A1 im Bereich Moorfleet müßte dann auf mindestens 10 Spuren erweitert werden -- oder eine weitere mindestens 4...6-spurige Entlastungsautobahn müßte her (besipielsweise die B404, so sie nicht eh schon teilweise A21 ist). Und eine Güterumgehungsbahn müßte von vor Ahrensburg am Osten Hamburgs vorbei in den Hafen führen.
Gruß Ingo