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Wetter-Chaos bei der Bahn im Norden
geschrieben von CARPE DIEM 
Wetter-Chaos bei der Bahn im Norden

Der 28.10.2013 war ein denkwürdiger Tag: Wetterkapriolen und Bahn-Chaos pur in Norddeutschland, zahlreiche Verspätungen und komplette Bahnausfälle in Schleswig-Holstein und Hamburg schon am Nachmittag, die in weiten Teilen noch am 29.10.2013 (und vielleicht sogar noch länger) andauern.

Erst am späten Abend bin ich wegen des Unwetters und totaler Zugausfälle mit dem Taxi von Hamburg nach Itzehoe gekommen. Zuvor hing ich wie Tausende andere Menschen auch lange am Hamburger Hauptbahnhof fest. Dort gab es eine absolut unzureichende und teilweise widersprüchliche Informationspolitik. Kunden, die in unendlichen Warteschlangen, die bis auf die Vorplätze der hanseatischen Zentralstation hinausreichten, stundenlang warten mussten, wurden - dies habe ich selbst mehrfach beobachten können - im großen Stil und immer wieder nur vertröstet, wegen vermeintlicher Unzuständigkeit im Getümmel hin- und hergeschickt oder auch anderweitig abgewimmelt.

Auch mich wollte man wieder einmal - so wie bei dem unlängst erfolgten mehrstündigen totalen Zusammenbruch des Bahnverkehrs in Richtung Itzehoe/Westerland bzw. Kiel/Flensburg nach einem Personenunfall auf den Gleisen - abwimmeln. Dies hat weder seinerzeit noch jetzt geklappt.

Ich musste meine berechtigte Forderung nach einem kostenfreien DB-Taxigutschein Hamburg-Itzehoe mehrfach und mit starkem Nachdruck vortragen, da mein Ansinnen mehrfach und fest entschlossen mündlich abgelehnt wurde. Dann erst - nach über 20 Minuten Diskussion mit der überlasteten sowie überforderten und überdies nicht sonderlich freundlichen DB-Mitarbeiterin, die mir als Vorgesetzte präsentiert wurde (O-Ton, sehr laut: "Und Sie müssen jetzt erst recht warten!", "Sie halten jetzt einmal den Mund!", "Wollen Sie mir nicht zuhören?") - und mehreren Telefonaten wurde dann endlich das Dokument von einer anderen - freundlichen - DB-Mitarbeiterin ausgehändigt. Geht doch!

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Unfälle, Unwetter, höhere Gewalt - das alles kann geschehen und gehört zum allgemeinen Lebensrisiko.

Indessen hat die Bahn mit ihren zahlenden Kunden einen Beförderungsvertrag abgeschlossen. Kann sie diesen - aus welchen Gründen auch immer - nicht erfüllen, hat sie ihre Reisenden zeitnah und möglichst genau zu informieren. Darüber hinaus muss die Bahn in derartigen Situationen angemessen reagieren und den Fahrgästen akzeptable Alternativen anbieten (z.B. Umbuchung auf andere Züge, Taxi- oder Hotelgutscheine).

Aber statt dessen erlebt man immer wieder dies: Informations- und Krisenmanagement beim ehemaligen Monopolisten? Das gibt es nicht - jedenfalls keines, das diesen Namen verdient.

Offenbar verprellt man mit einer Hinhaltetaktik lieber kurzfristig viele treue DB-Kunden gleichzeitig und betreibt dabei einen erheblichen Zeitaufwand, um die festsitzenden Fahrgäste hin- und herzuschicken oder auch ganz abzuwimmeln. Dafür hat die DB in einer solchen Situation Zeit, es ist nicht zu fassen. Aber es scheint sich für die Bahn finanziell zu rechnen, sonst würde man wohl kaum so handeln.


*****


Die aktuelle Lage:

DB | Bahn-Störungen Schleswig-Holstein

NOB | Störungen / Streckensperrungen zwischen Hamburg und Westerland/Sylt


*****


Hier die Medien-Nachlese zum Wetter- und Bahnchaos:

NDR.de | Aufräumen nach Sturm - Bahnverkehr gestört

NDR.de | Helfer räumen Sturmschäden weg

NDR.de | Sturm - Züge und S-Bahnen fallen aus

MoPo.de | Orkan-Chaos in Hamburg

Kieler Nachrichten | Nach Orkantief: Züge fallen aus

Stader Tageblatt | Orkan-Ticker von Daniel Beneke

| Bahnfahren | Das Leben in vollen Zügen genießen ... |
Moin aus Kiel,

vielen Dank für die Zusammenstellung der Ereignisse.
Aus meiner Sicht war es kluge Entscheidung, die Züge stehen zu lassen.

Aber jetzt einmal ganz ehrlich - hat die Bahn nicht auch etwas Schuld an den vielen Ausfällen und Störungen.
Wenn der Naturschutz eine höhere Priorität hat, als die Sicherheit im Bahnbetrieb, darf man sich nicht wundern, wenn die Bäume massenweise auf die Gleise fallen.
Warum wird nicht links und rechts der Strecken so viel Platz freigehalten, dass auch der höchste Baum nicht ins Lichtraumprofil fällt ?????
Hier ist natürlich auch der Gesetzgeber gefragt. Die Leute jammern herum, wenn die Bäume und Sträucher abgeholzt werden, sie jammern aber auch, wenn die Züge nicht fahren.
Jetzt um 22:15 Uhr sind immer noch etliche Strecken gesperrt.
Stürme und Orkane können wir zu jeder Jahreszeit haben und hatten wir auch in der Vergangenheit.

Gruß aus Neumünster

D-Zug-Schaffner

[eisenbahn-sh.de]

[blog.eisenbahn-sh.de]
Das ist die Logik der Deutschen.
Sie wollen Lärmschutz und sind ja sooo Umweltfreundlich, wenn sie an jeder leeren Fläche einen Baum pflanzen.
Aber wenn ein Supermarkt eröffnen will darf natürlich sofort alles kahl gerodet werden.

-
Zitat
d-zug-schaffner
...

Aber jetzt einmal ganz ehrlich - hat die Bahn nicht auch etwas Schuld an den vielen Ausfällen und Störungen.
Wenn der Naturschutz eine höhere Priorität hat, als die Sicherheit im Bahnbetrieb, darf man sich nicht wundern, wenn die Bäume massenweise auf die Gleise fallen.

Warum wird nicht links und rechts der Strecken so viel Platz freigehalten, dass auch der höchste Baum nicht ins Lichtraumprofil fällt ?????
Hier ist natürlich auch der Gesetzgeber gefragt. Die Leute jammern herum, wenn die Bäume und Sträucher abgeholzt werden, sie jammern aber auch, wenn die Züge nicht fahren.

Jetzt um 22:15 Uhr sind immer noch etliche Strecken gesperrt.

Stürme und Orkane können wir zu jeder Jahreszeit haben und hatten wir auch in der Vergangenheit.

Da ist eventuell etwas dran, auf jeden Fall ist dies ein interessanter Hinweis des D-Zug-Schaffners.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die DB als Netzbetreiber aus Kostengründen den regelmäßigen und professionell durchgeführten Baumschnitt aus Kostengründen zeitlich zu sehr gestreckt hat - so wie aus schnöden pekuniären Gründen ggf. auch so manche Maßnahme zur Bewahrung der Infrastruktur "zurückgestellt" wurde.

Es gab wirklich mal Zeiten, da machten der Bahn tosende Herbststürme und das Wetter an sich nichts aus. Lang, lang ist's her ...

Foto von "Roberts Blog" aus Lingen an der Ems.


| Bahnfahren | Das Leben in vollen Zügen genießen ... |
Kinners....die Bäume die da umfallen stehen grösstenteils auf Privatgrundstücken. Da ist das nicht so einfach mit dem fällen. Ausnahmsweise (ich mag es selbst kaum glauben) hat das nichts mit dem sparen auf Kosten der Sicherheit zu tun.

Übrigens haben Herbststürme auch schon vor 30 Jahren zu starken Beeinträchtigungen geführt. Dieses "früher war alles besser" beruht Ein kleines bisschen auf romantischer Verklärung. Und Ein Orkan wie der gestrige kommt laut NDR Wettervogel Meeno Schrader wohl auch nicht alle Tage vor.

Gruß Kilian
Moin Kilian,
so romantisch verklärt bin ich nun auch nicht.
Du brauchst Dir nur die Bilder von der KBS 103 ansehen.
Ich habe mich bei meinen vielen Fototouren und Zugfahrten sehr oft gefragt, warum ragen teilweise die Bäume und Sträucher so weit in das Lichtraumprofil hinein.
Manchmal besteht sogar keine ausreichende Signalsicht.
Ich verlinke hier einmal auf ein paar Bilder:

[www.drehscheibe-foren.de]

[www.drehscheibe-foren.de]

[www.drehscheibe-foren.de]

Die Bilder zeigen doch sehr deutlich, das hier die Bäüme und Sträucher einfach zu dicht an der Strecke stehen.


Und jetzt 3 mal der gleiche Fotostandpunkt - Großenbrode Richtung Fehmarn



August 1982



Juni 2007



September 2013

So langsam wächst die Strecke zu. Nicht einmal die Hektometertafeln sind richtig erkennbar.



Bordesholm, 13.07.2013 - rechts in Höhe der Dampflok sind die Oberleitungsmasten schon nicht mehr sichtbar.

Ich kann noch viel mehr Beispiele zeigen.

Gruß aus Neumünster

D-Zug-Schaffner

[eisenbahn-sh.de]

[blog.eisenbahn-sh.de]



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.10.2013 11:19 von d-zug-schaffner.
Moin zusammen,

mal eine technische Frage: Seit vorgestern steht in Nortorf ein Güterzug Ri. Neumünster und blockiert 2 Bahnübergänge. Wenn nun die Oberleitung beschädigt ist (ich vermute mal in der Gegend um Bokelholm, da geht's durch den Wald), ist dann der ganze Abschnitt NMS-RD stromlos? Und da die Strecke Nortorf-NMS anscheinend frei ist, soweit man von der Landstraße sehen kann, könnte man doch im Prinzip von NMS eine Diesellok heranführen, um den Zug auf die freie Strecke zu ziehen. Wenn denn in NMS eine Diesellok so planlos herumstünde...

Gruß aus Bordesholm
Wolfgang
Na ja - steht sie da nicht rum fragt man mal die AKN - da steht eine in Kaltenkirchen planlos rum - zum rumdrücken und rangieren dürfte das wohl reichen.
Zitat
d-zug-schaffner
Warum wird nicht links und rechts der Strecken so viel Platz freigehalten, dass auch der höchste Baum nicht ins Lichtraumprofil fällt ?????

Ich weiß ja nicht.
Zuwucherungen ins Lichtraumprofil rein sollten sicherlich nicht sein.
Aber das Bahntrassen zu meterbreiten kahlen Schneisen werden möchte ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich.
(In einer Stadt wie Hamburg halte ich das eh für nicht durchführbar.)

Manchmal glaube ich wir haben verlernt mit den Unbillen des Wetters zu leben...
Sehe ich ähnlich wie PommesRotWeiß. Freuen wir uns, dass im Bahnverkehr keiner zu Schaden gekommen ist.

Muss dem guten Herrn Schaffner aber recht geben, dass der Zustand der Strecken sich nicht zum guten entwickelt - und das gilt eben nunmal auch für die Vegetation an und auf dem Bahnkörper. Das fängt dann bei den Stationen an (DB Station & Service lässt grüßen) und geht über die Pflanzen zwischen den Gleisen bis hin zu den Bäumen am Gleis.
Zitat
Pommes Schranke

Manchmal glaube ich wir haben verlernt mit den Unbillen des Wetters zu leben...

Moin aus Kiel,

Die elektrifizierten Strecken sind ja nun einmal am stärksten betroffen. Wenn Du die Bilder aus den Links angesehen hast, wirst Du sehr schnell erkennen, dass die Bäume sehr dicht am Bahndamm stehen. Die Bäume, die dort umgefallen sind, haben in den meisten Fällen ein flaches Wurzelwerk. Dieses Unterholz wurde in früheren Jahren regelmäßig entfernt oder zurückgeschnitten.

Auch in früheren Jahren sind die Bäume auf die Gleise gefallen.





29.01.2002, Strecke zwischen Neuwittenbek und Gettorf (Fotos R. Meyke)

Gruß aus Neumünster

D-Zug-Schaffner

[eisenbahn-sh.de]

[blog.eisenbahn-sh.de]



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.10.2013 19:24 von d-zug-schaffner.
Im Radio erklärte der Sprecher der Bahn eben, die langen Aufräumzeiten würden auch damit zusammenhängen, dass durch den Orkan geschwächte Bäume erst durch den jetzt wieder stärker werdenden Wind HINTER dem fahrenden Räumzug zusammenbrechen würden. Bis das bemerkt wird und der Räumzug dann entsprechend zurückgesetzt hat, dauert es einfach ein wenig... es war die Rede davon, dass einige Strecken bis Anfang der kommenden Woche gesperrt sein werden.
Dann wird das Wochenende sicher lustig, weil ja der Wind schon auffrischen wird
Hallo zusammen,
bevor ich gleich wieder zur Nachtschicht rausmuß noch ein paar Worte von mir.

Ich bin definitiv der Meinung das viel mehr Rückschnitt nötig ist um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Aber einfache Lösungen sind heutzutage Mangelware. Ich habe leidvolle Erfahrungen mit derlei Unfällen machen müssen und weiß das DB Netz nicht mal eben hingehen und abholzen kann. Früher als Behörde war das wohl etwas einfacher. Was mich stellenweise nervt ist dieses "Alle reden vom Wetter..."-Gedöns. Glaubt jemand wirklich das vor 30 Jahren die Sache anderes ausgegangen wäre? Gut, damals hatten wir hier oben keinen Fahrdraht, das hätte die Sache sicherlich vereinfacht.

Der Güterzug ist einer von Hectorrail, den sollte ich gestern schon reinschleppen, was ich aber leider ablehnen mußte. Heutzutage darf man so etwas ohne die entsprechende Baureihenausbildung gar nicht. Gefahrgutschulung ist auch vor 12 Jahren abgelaufen. Selbst wenn ich diese Vorschriften ignoriert hätte wäre ich gar nicht in die Lok gekommen um die Handbremse zu lösen. Also muß Hectorrail erstmal nen Lokführer schicken, dann muß eine Diesellok verfügbar sein und Personal.

Stattdessen bin ich weiter nach Osterrönfeld und habe den Schlex heimgefahren. Von Neumünster nach Osterrönfeld und zurück war ich knapp 6 Stunden unterwegs....stellenweise siehts noch echt böse aus. Wenn es nächstes WE wieder weht....dann gute Nacht Anton.

Egal, ich werd mal wieder los. Mal sehen wo es heute hingeht.

Gruß Kilian
Zitat
Kilian
Der Güterzug ist einer von Hectorrail, den sollte ich gestern schon reinschleppen, was ich aber leider ablehnen mußte. Heutzutage darf man so etwas ohne die entsprechende Baureihenausbildung gar nicht. Gefahrgutschulung ist auch vor 12 Jahren abgelaufen. Selbst wenn ich diese Vorschriften ignoriert hätte wäre ich gar nicht in die Lok gekommen um die Handbremse zu lösen. Also muß Hectorrail erstmal nen Lokführer schicken, dann muß eine Diesellok verfügbar sein und Personal.

Durch die Entwicklung der Bahn, die Öffnung für anderen Bahnunternehmen - die ich ausdrücklich begrüße - ist das Schadensmanagement bei derartigen Ereignissen sicher nicht leichter geworden. Längere Dienstwege und - wie von Kilian geschildert - diverse neue Vorschriften, unterschiedliche Fahrzeuge (auch bedingt durch die diversen tätigen Unternehmen) führen da eindeutig zu keiner Beschleunigung.

Wer ist eigentlich federführend für die Beseitigung und Instandsetzung zuständig? DB Netz oder gibt es dafür wieder irgendeine Tochterfirma?
Zitat
bansh84

Wer ist eigentlich federführend für die Beseitigung und Instandsetzung zuständig? DB Netz oder gibt es dafür wieder irgendeine Tochterfirma?

Ja, DB Netz ist als Inhaber dieser (regulierten) Netze selbst zuständig. Ausnahmen sind eigenständige Güterbahnschienen, wie z.b. der Norderstedter Industriebahn, die von der Verkehrsgesellschaft Norderstedt mbH unterhalten wird. Aber das sind absolute Ausnahmen und betreffen meist nicht den Personenverkehr.
Zitat
Kilian
Der Güterzug ist einer von Hectorrail, den sollte ich gestern schon reinschleppen, was ich aber leider ablehnen mußte. Heutzutage darf man so etwas ohne die entsprechende Baureihenausbildung gar nicht. Gefahrgutschulung ist auch vor 12 Jahren abgelaufen. Selbst wenn ich diese Vorschriften ignoriert hätte wäre ich gar nicht in die Lok gekommen um die Handbremse zu lösen. Also muß Hectorrail erstmal nen Lokführer schicken, dann muß eine Diesellok verfügbar sein und Personal.
Moin Kilian,
danke für Deine Ausführungen. Aber dazu noch mal ein paar Fragen von 'nem Doofen (zum Glück wird man hier ja nicht gleich angep.....t wie beim DSO, wenn man keine Ahnung hat...).
Mal abgesehen von Deiner fehlenden Gefahrgut-Zulassung, wieso brauchst Du eine Zulassung für die Hectorrail-Lok, wenn Du sie doch nur schleppen sollst? Und wieso kommst Du, auch wenn Du die Zulassungen hättest, nicht in die Hectorrail-Lok rein? Ich hatte in meiner Naivität geglaubt, der Hectorrail-Tf würde in einem Nortorfer Hotel verweilen, bis die Störung beseitigt ist um dann seinen Zug wieder weiter zu fahren und wäre somit greifbar gewesen, um die Lok aufzuschließen. Naja, die Behebung von Betriebsstörungen kenne ich eben nur von der Modellbahn :-)

Gruß aus Bordesholm
Wolfgang
Im LVS-Streckenblog sind ein paar Fotos der Sturmschäden zu sehen, z.B. umgelegte Betonmasten (!) der Oberleitung:

[www.nah.sh]
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