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Reisebericht 1972 - Mehr Lücke als Text
geschrieben von Daniel Vielberth 
Hallo allseits,

auch wenn ich mit dem letzten Thema ’ne ziemliche Bauchlandung hingelegt habe, erdreiste ich mich, gleich noch ein Thema zu starten. Mir ist neulich auf der Arbeit so der Gedanke gekommen, welchen Bericht würde wohl jemand schreiben, der die U-Bahn heute kennt, und nun plötzlich die Chance erhielte, das selbe in der Vergangenheit im Jahre 1972 kurz nach der Eröffnung zu machen, was würde er uns berichten? Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig ich eigentlich über die damalige U-Bahn weiß, vieles ist unklar, im dem Bericht tauchen viele Fragezeichen auf, und es wäre net, wenn alle mithelfen würden, diese durch klare Aussagen zu ersetzen. Und wen das nicht interessiert, den Bitte ich, gleich hier das Lesen aufzuhören, und sich nicht darüber groß aufzuregen – Danke im Voraus.

Also im Geiste stehe ich jetzt oben vor dem seinerzeit einzigen Zugang zur U-Bahn in Langwasser Süd. Mein erster Blick geht noch oben auf das zweigeteilte Schild. Stand damals auch schon „Die günstige Familienkarte erhalten Sie am Kiosk“ darauf? Der Schriftzug ist so alt, aber andererseits damals war doch der Schalter offen, verwies man auf diesen? Standen recht viele für Tickets an, oder hatten die meisten Zeitkarten und gingen einfach so durch die Zählsperren durch? Stempelten viele? Stand noch Kontrollpersonal oben, als Ersatz für nicht vorhandene Schaffner?

Ich gehe am Schalter vorbei zur Rolltreppe. War sie schon Lichtschrankengesteuert oder fuhr sie, wie ihre Geschwister in Kaufhäusern im Dauerbetrieb? Unten auf den Bahnsteig suche ich die Zielbeschilderung. ZZA’s hängen keine, aber Richtungsschilder, aber wo? Genau dort wo heute die Faltblattanzeiger befestigt sind? Oder mit Stahlbändern an der ersten Säule? Was steht darauf? „Gleis 1 Nicht Einsteigen“ , „Nicht einsteigen“? und auf der anderen Seite „Richtung Bauernfeindstraße“, „U1 nach Bauernfeindstraße“ „Richtung Zentrum“? ist es nur schwarze Schrift auf weißem Grund, oder vielleicht das Schwarze U1 Logo?

Der Blick wandert den Bahnsteigwänden entlang? Aber dort wo Plakate hängen sollten liefert das Auge kein Bild. Waren damals die werbeträger voll genutzt, oder waren diese seit eh und je leer oder fast leer? Das einzige Plakat das ich sehen kann ist das am Ende Gleis 2 Richtung Bauernfeindstraße. „Zügig fahren – Nerven sparen“ bei diesem bin ich fest überzeugt, das es seit damals da hängt, oder doch nicht?

Mein Blick wendet sich zur Bahnsteigsmitte und damit zur Aufsicht. Saß die oder der immer in seinem Häuschen, oder war er auf dem Bahnsteig präsent um für Ordnung zu sorgen und um Fragen von Fahrgästen zu beantworten?

In diesem Moment hört man, wie hinten in der Abstellanlage ein Zug aufgerüstet wird. Der Blick geht dorthin, und sehr zur Erleichterung stellt man fest, das die Hilfsoberleitung schon von Anfang an dabei ist, um man nicht erst experimentiert hat, wie häufig wohl ein Kurzzug stehen bleibt und die Hilfsstromkabel benötigt. Aber appropous, was wird wohl kommen, ein Langzug, oder nur ein Kurzzug. Es sind nur 7 Stationen, mit vieviel Andrang ist zu rechnen?

Wird der Abfertiger in Ankündigen: „Vorsicht Zug fährt ein“ oder vielleicht „Vorsicht am Gleis 2 U-Bahn fährt ein“ oder nichts? Wie fertigt er ab? Heute kennt man es ja nur so, das ein ortsfester Abfertiger beim Christkindlesmarkt das Mircro des Fahrers nimmt. Aber dafür bräuchte er doch kein Kanzel?! Wir des über die Bahnhofslautsprecher zu hören sein? Kommt auch über die Wagen Innen- und Außenlautsprecher das selbe? Was der Wortlaut Gleich, also das am Endbahnhof „Einsteigen bitte“ und „Bitte zurücktreten“ gesagt wurde, und sonst nur „Bitte zurücktreten“, oder gab es auch Ziel und Gleis? Und wenn dann die Türen zu sind, kontrolliert das der Fahrer oder der Herr in der Kanzel? Stellt er ein Signal, das sagt, OK deine Türen sind zu fahr ab, oder Sprechfunk? Oder gar nur eine Handgeste? Setht er in ständigen Kontakt zum Stellwerk Scharfreitering?

Aber da der Zug schon dasteht geht es ans Innere. Richtig ungewohnt ist es, plötzlich wieder Armlehnen zu haben, und vor lauter Automatismus landet der Arm doch wieder auf dem Fenstergummi, der nicht verkratzten Scheiben. Es ist der Stammplatz, auf Bahnsteigseite der erste Viererplatz des ersten Wagen. Am platz gegenüber unter der Gepäckablage prangt die Notbremse. Zögest du sie im Tunnel, der Zug würde stehen bleiben. Erst als sie an die Türen verlegt wurden änderte man die Wirkung, um das den neuen Vorschriften anzupassen, seitdem gibt es die Notbremsüberbrückung. Die viereckige Platte sieht man ja noch heute bei den Altbauzüge, genau wie man in der alten Wagenserie die nachträglich angeschraubten Notbremsen an den Türen, während in den jüngeren dort keine Schrauben zu sehen sind.

Do schon wieder geht mein Blick ins Leere. Gerade versuchte ich mittig über der Fahrerstandstür zum Fahrgastraum auf den Halter zu sehen, aber mangels Wissen sehe ich nix. Waren damals die Glasplatten schon mit U1 | U11 | U2 | U21 drin, oder nur U1? Oder vielleicht andere die die U3 noch enthielten? Gab es da überhaupt etwas, oder hing da nur das Schild mit der Wagennummer? Glasplatten könnten original sein. Schließlich steckt außen ja auch das schwarze U1 Bauernfeindstraße. Ob es wohl hinten auch dran ist? Der Blick wandert über die Türen. Die alten Unfallhinweise – noch einsprachig und auf Tafeln, nicht auf Aufklebern. Doch schon der Blick über die Tür verschwimmt. Hängt dort schon ein Übertürplan oder nicht? Sind die nächsten Erweiterungen schon eingezeichnet? Wenn ja steht noch Franeknstraße (Südring) dort?. Was ist dort, wenn es vielleicht kein Plan ist? Was für Werbung hängt überhaupt auf den Längsbändern unter den Leuchten? Hängt an der Decke eine Tramnetzspinne? Von wenig später kennst du sie. Waren sie auch in der U-Bahn?

Das Ruckeln beim anfahren kommt jedenfalls recht bekannt vor, warum sollte es früher auch andersgewesen sein? Bei Bahnhof Neusselbrunn wird es wieder interessant. Seit Jahren schon fragst du dich, ob man den Bahnhof verbreitert hat, als er renoviert und von Messezentrum in Messe umbenannt wurde. Er muss doch stärker gekrümmt gewesen sein, wie sonst hätte ich mit 3 Jahren zwischen Zug und Bahnsteig fallen können? Natürlich war ich damals dünner, aber wenn ich mir heute die Stelle ansehe, da könnte dort doch nie ein Kind mehr reinrutschen. Oder war das schon immer so? Damals als ich da hing hatte ich auch was anderes zu tun als mir genau einzuprägen wo das war, es war aber eine Mittlere Tür, weil die Gefahr, den Stromabnehmer zu kontaktieren - Gott sei Dank – nicht bestand.

Jetzt kommt der letzte Teil der interessant ist, während der wohlvertrauten Quietschen in der Kurve hinter dem Bahnhof Neuselbrunn, würde ich gerne die Ansage hören. Was sagt er Wohl: „Nächster Halt: Bauernfeindstraße Endstation“ oder ergänztzt er um „Umstieg zur Straßenbahn“ oder „Zur Weiterfahrt Richtung Innenstadt bitte die Straßenbahn benutzen“.

*schnitt*
Wer könnte mir hier als Information liefern, so das daraus ein Bericht wird, wie es wirklich war. Auch weitere Details, die ich nicht kenne, die aber damals dazu gehörten wären wichtig.



Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.01.2007 23:07 von Daniel Vielberth.
Na, da sind schon mehr Sachen drin als ich noch von früher weiß (da bin ich aber auch so gut wie nie mitgefahren).
Einziger von Dir angesprochener Punkt, an den ich noch frühere Erinnerungen zu glauben habe, sind die Glasplatten. Zu der Zeit, als es von der U2 noch nix gab war da meiner Meinung nach nur U1/U11 darauf. Erst später wurden die erweitert. Wie es allerdings zu der Zeit war, auf die Deine Fragestellung abzielt kann ich auch nicht sagen, ich erinnere mich an die U-Bahn erst etwa ab der Zeit, wo sie bis zur Jakobinenstraße eröffnet wurde.

Tschö
UHM
Ich weiß von meinem Opa, der U-Bahn-Fahrer war, daß er die Hilfsoberleitung in der Abstellanlage Langwasser Süd in seiner aktiven Fahrzeit nicht erlebt hat. Er ist 1990 in Rente gegangen. Es scheint aber öfters vorgekommen zu sein, daß ein Zug stehen blieb und der Fahrer dann das Hilfsstromkabel bemühen mußte :-)
Da kann ich mich nur UHM anschließen (meine erste bewusst wahrgenommen Verlängerung war Weißer Turm-Bärenschanze)

Die "Meinung" von UHM kann ich allerdings bestätigen, es gab bis kurz vor der Eröffnung Plärrer-Schweinau nur die Linienanzeige U1/U11 (blau/orange)
Wie es allerdings zur Eröffnung LS-Ba war -> keine Ahnung.

Der Bahnsteig Messe wurde allerdings beim "Umbau" von Messezentrum in Messe nicht verbreitert. Der Umbau wahr - mit Außnahme der Toiletten - ehr optischer Natur.

Zur den Rolltreppen:
Da ich damals selbst "leidtragender" des Austausches der ersten Rolltreppen war, bin ich mir relativ sicher, dass die damals schon Lichtschranken hatten. Die Lichtschranken waren aber in der Seitenverkleidung (vor dem Schriftzug "Links gehen rechts stehen) angebracht. Durch den Austausch brauchten die Rolltreppen teilweise mehr Platz (z. B. Messe, da wurde am Bahnsteig - zum Gleis 2 hin - dieses "Lichtband" mit Lichtschranke angebracht.
Ich glaube mich aber auch daran zu erinnern, dass manche Rolltreppen "Kontaktplatten" in den Abdeckungen (am Anfang/Ende der Rolltreppe) hatten.
Zudem wurde im Bahnhof Baueernfeindstr. die abwärts führende Rolltreppe zu Gunsten des nachträglich eingebauten Aufzuges aufgegeben. (Ob die auch für Scharfreiterring gilt kann ich nur vermuten).

Zur Inneneinrichtung:
Die Schilder "Bitte Tür freihalten" (Verbindungstür zum Fahrerstand) gab es früher nicht.

Zu den Ansagen:
Ich behaupte mal dass auf jedenfall nicht gesagt wurde "Nächster Halt, Bauernfeindstraße ...
Der Grund: Erst Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre wurde der Wortlaut von "Nächster Bahnhof" in "Nächster Halt" geändert.

Gruß Logo
Das mit der nicht vorhandenen Oberleitung überrascht mich. In einer einer Dienstanweisung in der noch Neusselbrunn von Hand ausgestrichen, und Messezentrum drüber geschrieben war, dachteich was davon gelesen zu haben. Aber die habe ich schon wiederdemjenigen zurückgegeben, von dem ich sie geliehen gekriegt habe, kann also net nachschlagen.

noch was zur Verbindungstür zum Fahrerstand.

Hatte die eigentlich immer schon einen Spion drin, oder waren die früher so wie im Wagen 450 (?) mit einer großen Glasscheibe, wie das dann auch wieder im DT2 gemacht wurde, oder wie's die Münchner immer noch ham'?

Zu den Schablonen ohne U2/U21: Waren da die Zahlen
so
 
1 | 11 |   |   |

oder so

U | 1  | U | 11|
angeordnet?



Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Die Schablonen hatten insgesamt nur die halbe Breite von den jetzigen, d.h. bei der Erweiterung auf U2/U21 wurde wohl rechts und links noch ein wenig aus dem Holz ausgeschnitten. Also war das in etwa so, wie wenn Du von den jetzigen das U2/U21 wegschneidest und wieder mittig zentrierst.

Tschö
UHM
Und ich kann mich noch erinnern, dass ich mich immer gefragt habe, ob sie die U21 deswegen nicht U22 genannt haben, damit die Zahl noch in die Schablone passt.

Gruß
Canvas
an Canvas,

für die U21 im heutigen Sinne würde theoretisch tatsächlich 22 gehen, aber damals fuhr man ja über U1 und U2, da finde ich 21 schon logischer. Wobei auch heute 21 als Kennzahl für den Nordosten und im besonderen für Ziegelstein mir lieber ist (R21 nach Gräfenberg fährt durch Ziegelstein; EX-Tram 21 nach Ziegelstein, 21 Bus von Ziegelstein nach Buchenbühl...)

Ps: Herzlich willkommen im schreibenden Teil der BahnInfo-Comunity.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Hallo Daniel,

nach langem Suchen habe ich ein Foto gefunden das ich selbst im Jahre 1980 aufgenommen habe. Demnach haben die Linienanzeigen im Wageninneren folgendermaßen ausgesehen:

|U|1|U|11| in den jeweiligen Linienfarben.

Das heißt, daß die Größe des Feldes und die Anzahl der Glasscheiben auch damals schon so war wie heute. Da ich erst ab 1978 (Eröffnung bis Weißer Turm) mit der U-Bahn so richtig in Kontakt kam, weiß ich leider auch nicht wie das davor ausgesehen hat.

P.S.
Ich könnte mir vorstellen, daß man diese Linienanzeigen erst im Zusammenhang mit der U-Bahnverlängerung zum Weißen Turm und der damit verbundenen Einführung der U11 nachgerüstet hat. Denn bis dahin hätte eine Linienanzeige im Wageninneren keinen großen Sinn gemacht, gab es doch nur eine Linie.

Gruß
Klaus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.01.2007 11:26 von Klaus Schöner.
an Klaus Schöner

Könntest du das Bild mal online stellen, das wäre sehr interessant.

Danke im Voraus.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Hallo Daniel,

hier wie gewünscht ein Ausschnitt aus diesem Foto. Damals hatte ich leider nur eine ganz billige Kamera, daher ist die Qualität nicht so gut. Daß die Liniennummern in Linienfarben angezeigt wurden weiß ich aus eigener Erinnerung.



Gruß
Klaus
Wow - Danke

Gibts aus dem Zeitraum eigentlich weitere Bilder?

Fänd's mal interessant, wenn mal so jeder seine jeweils ältesten U-Bahnpics einstellen könnte.

EDIT: zu meiner oben aufgewordenen Frage mit den Abfertigern hab' ich grad selbst was entdeckt. Die Seite [home.feierabend.com] hatte ich zwar schon mal gelesen aber aufgefallen war mir das nicht. Da steht nämlich :

"Nach der Betriebsaufnahme sassen an allen 7 Stationen noch Fahrkartenverkäufer und Zugabfertiger.
Der Fahrer konnte sitzenbleiben er bekam sein Signal zum Türenschliessen und zum Abfahren via Zugabfertiger und Signalbild übermittelt.
Der Zugabfertiger überwachte über Monitor den Bahnsteig und den Ein und Aussteigevorgang eines Zuges.
Ein T signalisierte den Fahrer Türen schliessen
und ein runder grüner Kreis signalisierte die Abfahrt des Zuges.
"

Klärt zumindest schon mal den Ablauf damals.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.01.2007 22:24 von Daniel Vielberth.
Hallo zusammen,

da Daniel in seinen Postings jetzt immer die Linienanzeigen im inneren der DT 1 abbildet, wollte ich dieses Thema noch einmal aufgreifen.

Weiß eigentlich jemand, ob es diese Linienanzeigen schon vor Verlängerung der U1 zum Weißen Turm und der damit verbundenen Einführung der U11 gab. Vielleicht gibts ja in diesem Forum einen U-Bahnfahrer der ersten Stunde, der das noch weiß.

Gruß
Klaus
Hallo zusammen,

ich fuhr zwischen 1976 und 1980 auf dem Schulweg viel U-Bahn und kann mich vor allem noch an den Zwischenzustand erinnern, als der Aufseßplatz die Endstation war. Zu den Fragen und Aussagen hier meine Anmerkungen:

An Betriebspersonal „auf dem Bahnsteig“ kann ich mich nicht erinnern. Insbesondere nicht in Langwasser Süd, wo ich oft in den 59er umstieg. Wenn es dort ab 1972 örtliche Aufsichten gab, wurden sie jedenfalls schon bald wieder abgezogen!

Ich kann mich aber noch gut an die Kioske in Langwasser Süd und an der Bauernfeindstraße erinnern, die neben den Eingängen Tickets verkauften. Und am Scharfreiterring gab es oben einen echten VAG-Schalter, wo man von Damen oder Herren in Uniform bedient wurde.

Ich glaube, dass es die ganzen „alten Schilder“, die Daniel in der ersten E-Mail erwähnt, 1972 noch nicht gab bzw. dass jedes Schild in den fast 40 jahren schon mindestens ein mal ersetzt wurde. Für Familienkarten wurde 1972 ganz bestimmt nicht geworben, die gab es nämlich noch gar nicht. Es herrschte noch viel mehr die „Beförderungsfall“-Mentalität. Es gab übrigens auch noch keine bunten Stadt- oder Netzpläne, die heute überall aushängen. Ich fuhr als Kind mal allein mit dem 61er Bus nach Mühlhof, das war echt aufregend, weil man als Schüler kaum was von den weiter entfernten Stadtteilen (mit Ausnahme der Innenstadt) wusste.

Die Rolltreppen waren nicht lichtschrankengesteuert, sondern wurden durch Kontaktplatten eingeschaltet. Ist das nicht teilweise heute noch so? Sie wurden nach meiner Erinnerung auch durch Kontaktplatten am falschen Ende eingeschaltet, so dass wir als Schüler die Rolltreppen verkehrt herum hochlaufen konnten.

An eine Hilfsoberleitung in Langwasser Süd kann ich mich nicht erinnern. Weder 1972 noch heute, daher kann ich nicht mit konkreten Aussagen dienen. Ich habe jedenfalls erst bei Daniel davon gelesen, es war 1976 bestimmt noch kein Thema, das die VAG publik machte.

Vor der Verlängerung vom Aufseßplatz zum Weißen Turm am 28.1.78 fuhr die U-Bahn tagsüber mit Kurzzügen und im Berufsverkehr mit Langzügen. Es gab noch keine Linie U 11, und die Beschilderung war nicht vorbereitet. Ich denke, links war ein weißes U auf blauem Grund und daneben eine weiße 1 auf blauem Grund. Beide nicht beleuchtet, sondern als Steckschilder. Die beiden rechten Kästen waren wohl leer, aber das weiß ich nicht mehr sicher.

Zumindest konnte man als Nicht-VAG’ler vor 1978 noch nicht ahnen, dass es eine U 11 geben würde. Ich erinnere mich noch gut, dass ich über die Linienbezeichnung „U11“ sehr überrascht war, weil ich es angeberisch fand. Es suggerierte zumindest für mich, dass es in Nürnberg irgendwann mal elf U-Bahn-Linien geben müsste. Was schon damals absehbar nie passieren würde. Selbst in München gab es keine U 11, da verstärkten sich z.B. die U3 und die U6. Ich hatte a) vor 1978 keine am Messezentrum endenden Züge erwartet, b) keine eigene Liniennummer dafür erwartet und c) wenn, dann eben U2. (Die späteren U2 und U21 hätten dann eben U3 und U4 geheißen – wie gesagt, so dachte ich 1978.)

Linienpläne über den Türen gab es zumindest bis 1978 nicht. War ja auch nicht nötig, da es keine Abzweige gab und alle U-Bahnen vom Aufseßplatz nach Langwasser Süd durchfuhren. Grafiksachen waren damals noch viel teurer, man denke nur mal dran, wie klein und bescheiden die VAG-Fahrpläne bis 1978 waren!

Der Bahnhof „Messe“ hieß lange Zeit „Messezentrum“ und davor meines Wissens (zumindest in der Planung) „Neuselsbrunn“ und nicht „Neusselbrunn“. Wobei die Umbezeichnung zu Messezentrum vielleicht schon vor der Inbetriebnahme erfolgte? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals Stationsschilder Neuselsbrunn gesehen zu haben.

Übrigens erinnere ich mich noch gut an Fahrgastzählungen, die Mitte der 1970er Jahre wohl jährlich für die U-Bahn stattfanden: Dazu händigte VAG-Personal den einsteigenden Fahrgästen an den Zugängen DinA5-Zettel aus, die sie dann beim Aussteigen wieder abgeben mussten. So kam die VAG zu genauen Zahlen, wie viele Fahrgäste zwischen den U-Bahnhöfen unterwegs waren. Es waren ja noch nicht so viele, und die Statistik wurde auch noch nicht durch Umsteigemöglichkeiten innerhalb des U-Bahn-Systems erschwert.

Ich weiß noch, dass die Zettel farbig waren. (Also schwarzer Druck z.B. auf orangenem Papier.) Ob aber verschiedene Bahnhöfe verschiedene Farben hatten weiß ich nicht mehr. Jedenfalls standen zwei große Buchstaben auf jedem Zettel, die den Einstiegsbahnhof abkürzten. Und natürlich versuchten wir als Schüler damals, von jedem Bahnhof einen Zettel zu bekommen. An die Abkürzungen kann ich mich teilweise erinnern: LS = Langwasser Süd, LM = Langwasser Mitte, SR = Scharfreiterring, LN = Langwasser Nord und BA = Bauernfeindstraße. Gemeinschaftshaus war glaube ich GM oder GH, und Messezentrum wohl MZ.

Ich hoffe, diese Details helfen das Bild etwas abzurunden. Vieles war damals (für mich als 12- bis 16-Jährigen) so selbstverständlich, dass man sich darüber selbst als VAG-Fan keine Gedanken machte. Zudem war für mich die alte Straßenbahn interessanter als die moderne U-Bahn, wo es ja (scheinbar) noch wenig zu sammeln oder zu entdecken gab. Aber das gleiche dürfte ja auch für die Kids gelten, die heute den ÖPNV für sich entdecken.

Herzliche Grüße
Jörg
Hallo zusammen,

danke für deine Schilderung, inzwischen (das Thema ist ja noch von 2007) habe ich auch einige Details ein Sachen Abfertigungstechnik von damals auftreiben können, nachdem ich inzwischen mit Ausnahme von Heft 1 und 5 alle Ausgaben der Eröffnungsheftchen der U-Bahn hab, und da sowas z.T geschildert wird. Also habe ich inzwischen auch herausgefunden, das die Bahnsteighäuschen offenbar gar nicht besetzt waren, sonder der sogennannte FZ-Mann vom Fahrkartenverkaufsraum über Video das Ein -und austeigen überwacht und von dort das T und den grünen Strahlekranz aufgeschaltet hat.

> An eine Hilfsoberleitung in Langwasser Süd kann ich mich nicht erinnern. Weder
> 1972 noch heute, daher kann ich nicht mit konkreten Aussagen dienen. Ich habe
> jedenfalls erst bei Daniel davon gelesen, es war 1976 bestimmt noch kein Thema,
> das die VAG publik machte.

Naja genauer ist es eine Deckenstromschiene ähnlich der Hallenoberleitung in der Werkstatt, weil man wohl zu oft auf den Weichenstraßen hängen geblieben ist, und bevor man dauernd das Hilfstromkabel nutzt, hat man die halt irgendwann installiert. Die sieht man sogar vom Bahnsteig LS aus, die beginnt glich an der Ausfahrt.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Obwohl mich die U-Bahn kaum interessiert hat, habe ich an der Frankenstraße (Südring) schon Abfertigung durch Bahnhofspersonal erlebt. Das weiß ich noch ganz genau, weil ich mir dann gedacht habe: Wird denn überhaupt Personal gespart gegenüber 300er Zügen? So war an der Frankenstraße an dem Bahnsteighäuschen eine vorkragende Plattform mit Geländer, die die Sicht den ganzen Bahnsteig entlang ermöglichte und dem Abfertiger ermöglichte durch Kelle ? und Trillerpfeife ? die Abfertigung durchzuführen. Möglicherweise war das aber eine Sondersituation am Eröffnungstag. Das Pfeiffen und die Kelle habe ich deshalb in Erinnerung, weil ich stark an Eisenbahnzugabfertigung und frühere Straßenbahnabfertigung mit Schaffner (700 - 99er Züge)denken mußte und der VAG_Mitarbeiter sich so furchtbar wichtig vorgekommen ist.
In dunkler Erinnerung Euer Hans Peter
logo75 schrieb:
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[...]
> Zur den Rolltreppen:
[...]
> Zudem wurde im Bahnhof Baueernfeindstr. die
> abwärts führende Rolltreppe zu Gunsten des
> nachträglich eingebauten Aufzuges aufgegeben. (Ob
> die auch für Scharfreiterring gilt kann ich nur
> vermuten).

[...]

Soweit ich mich erinnere gab es am Scharfreiterring bis Mitte der 1990er solche Wechselrichtungsrolltreppen oder wie die Dinger heißen.

Grüße, F.
Ich hätte jetzt "Zweirichtungsfahrtreppe" genannt ;)

Also am U-Bahnhof Fürth Klinikum und Frankenstraße gibt es auf jeden Fall solche Fahrtreppen im Betrieb, Zweirichtungsfähig wären noch Fürth Hardhöhe soweit ich weiß und die Rolltreppen am Scharfreiterring dürften auch noch zweirichtungsfähig sein, auch wenn es an der Hardhöhe und am Scharfreiterring nicht bzw. nicht mehr genutzt wird. Am Scharfreiterring hat es einen simplen Grund denn die Aufzüge dort sind auch erst so gegen 1998 oder so nachgerüstet worden, die gab es m.W. vorher nicht.

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)
Nach meiner Erinnerung waren auf der ersten Stammstrecke noch Zugzielanzeigen am Bahnsteig, die einfach aus weißen Glasscheiben mit schwarzem Zieltext (fest) bestanden. Das blieb so, soweit ich mich erinnere, bis zum Betrieb bis Aufsessplatz. Erst mit der Innenstadtstrecke wurden die neuen Zugzielanzeigen in Betrieb genommen.
Im Endbahnhof Bauernfeindstraße wurde nur das südwestliche Gleis befahren, das nordöstliche war von einer Holzbrücke überdeckt, so dass man eben durch die Überführung der Bauernfeindstraße zur Straßenbahnwendeschleife gehen konnte.
Die Fahrertüren hatten nach meiner Erinnerung keinen Spion und schon gleich gar keine Glasscheibe. Die Zwischenwände zwischen den beiden Waggons waren auch ohne Fenster.
Der Betriebshof hatte nur Minimalausbau mit wenigen Gleisen und einer Werkstatthalle, er ist dann erst nach und nach auf die heutige Größe ausgebaut worden.
Anonymer Benutzer
Re: Reisebericht 1972 - Mehr Lücke als Text
14.09.2012 20:19
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3 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.04.2023 18:37 von oerx.
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