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Woher Echtzeit-Daten
geschrieben von Vestar 
Woher Echtzeit-Daten
06.05.2023 12:15
Hallo

Gestern am Hbf-Nürnberg wurde per Lautsprecher angekündigt das die S-bahn nach Hartmannshof 20min später fährt.
Ich schaue in meiner DB-Navigator-App nach, dort steht aber nur was von 2min, was sich aber auch nach mehrfachen späteren Aktualisieren nicht geändert hat.

Jetzt bezieht sich doch aber die Lautsprecher-Durchsage "20min später" auf Daten aus einer Datenbank.
Mein DB-Navigator holt sich ja auch die Echtzeit-Daten aus einer Datenbank.

Kann man sich anderswo (andere App, Webseite) Echtzeiz-Daten aus div.Quellen anzeigen lassen?

Danke für die Antwort.
Gruß Vestar
Hallo Vestar,

das wird jetzt gleich seeeeeeehr lange, aber die Diskrapanz lässt sich nur erklären, wenn du weißt, wie die Daten entstehen.

Zunächst: Die Daten entstehen grundsätzlich mal durch Abgriff der Haltfälle der Signale entlang der Strecke. Im Stellwerk werden die Haltfälle meist ohnehin für den Zugnummerndrucker abgegriffen, der auf den Strecken mit Zugnummermeldeanlage haben das Führen des Zugmeldebuchs ersetzt. Diese Daten werden zugleich über ein System, derzeit is das LeiDis verarbeitet, und von dort werden zunächst theoretissch mal alle Informationsysteme, also RIS, DFI-Anzeiger auf den Bahnsteigen Apps etc gefüttert.

Dabei hat das System allerdings Grenzen. Nehmen wir als Beispiel die S1 Ost. Fährt ein Zug in Mögeldorf Bf aus, und fällt das Ausfahrsinal auf Halt, Schreibt der Zugnummerndrucker ganz korrekt Zug in Mögeldorf ab. In Leidis ist aber defininiert, das der Haltfall des Asig Mögeldorf aus Ankunft in Rehhof definiert wird, und Leidis wir als unter aktuelle Betriebstelle dann Nünberg-Rehhof drin stehen. Das hängt zunächst mal damit zusammen, das Bahnhöfe Einfahr- und Ausfahrsignale haben, dort liegen also Datenmesspunkte vor, Haltepunkte haben aber i. d. Regel kein Signal, man kann nur das nächstgelegene Blocksignal nehmen. In der Fahrgastinfo erschiene dann bereits bei Rehhof die Relativlage +0. Bliebe der Zug nun also zwischen Mögeldorf und Rehhof auf der Strecke stehen, kriegt das die Technik nicht mit, weil kein weiterer Signalhaltfall dazwischen liegt. Wenn nun die Haltepunkte der S-Bahn so nahe beieinander sind, wie auf der S1 gibt es nicht bei jeden Haltepunkt überhaupt ein Blocksignal, es kann also vorkommen, das es neue Echtzeitdaten erst wieder zwei Stationen später gibt. Die App wird aber dennoch Echtzeitdaten für jenden Hp vortäuschen.

Anderer Crux, solange der Zug noch nicht losgefahren ist, bleibt er fürs System pünktlich. Nehmen wir mal an, ich lasse die S-Bahn in Hartmannshof nicht abfahren weil sie noch einen Befehl erhalten muss. Da sie mit einer Zugnummer ankommt, aber mit einer anderen abfährt, und die abfahrende Nummer bei mir beginnt, liegen keine Daten vor. Als FDL kann man technisch eine voraussichtliche Verspätung händisch eingeben. Das geht aber nur, solange, die Zugnummer noch nicht auf der ZNL (Zugnummermeldeanlage) eingeloggt ist. Weiß ich ich von den Anlass für den Befehl erst, nachdem ich bereits die Nummer geändert habe, habe ich verloren, eine Fahrgastinfo im Vorfeld ist dann nimmer möglich. Früher konnte ich dann bei Station i& Service anrufen, und die konnten manuell Durchsagen machen, das geht inzwischen nimmer. Was man dem System Leidis nicht beibringen kann, kann nicht ausgerufen werden.

Weiter Fall: Nehmen wir an einem beliebigen Tag, Zug 39201 nach Hartmannshof hat 25 Minuten, soll aber dennoch durchfahren und kriegt keine Kurzwende in Hersbruck Links. Da in Hartmannshof die 8 Minuten Wende zumindest bei zweiteiligen 1440 nicht kürzer geht, weiß der FDL also, der abgehende 39208 wird auch 25 Minuten, bei einem ganz schnellen Tf (dermuss aber dann wirklich an andere Zugende rennen) vielleicht +23 haben. Wenn der FDL diese Schätzung +25 im LeiDis eingibt, wird sie ihm und den Nachbar-FDL zwar angezeigt, geht aber z.B NICHT direkt an die DFI, denn ins die Fahrgaststysteme gehen abgerunde Werte, die DFi und Durchsagen werden also ca 20 Minuten später verkünden. Außer wenn DB Regio reinfummelt, um dem System noch andere Zahlenwerte übermittelt.

Kommt 39201 dann an, und man gibt die neue Zugnummer ein, kann es passieren, das die vorgemerkte Verspätung verschwindet, denn für das System ist 39208 ja nun schon mit 15 Minuten Verspätung auf dem Gleis 3 aus dem er starten soll. Wenns blöd läuft, gehen diese +15 auch in Apps und co raus. Aber natürlich wird der Zug nicht mit 15 Minuten Verspätung abfahren, der Tf muss ja immer noch an andere Ende Laufen, Hochfahren, Bremsprobe, was halt so anfällt. Erst wenn dann er dann wirklich abgefahren ist und der Haltfall der Ausfahrt da ist, liegen auch in der Fahrgastinfo und den Apps die Verspätungsdaten wieder richtig vor.

Außerdem hat LeiDis immer Zwei Verspätungswerte: den tatsächlichen, und einen prognostizierten, was der Tf von der Verspätung vielleicht noch reinfahren kann, wenn er Haltezeiten kürzt und vmax fährt. In die Fahrgastinfo gelangt nach meiner Beobachtung immer nur der optimistischere Wert.

Nun gibt es auch Strecken, wo keine ZNL ist, und die FDL händisch ins LeiDis an und Ankunft eingeben müssen. Dies erfolgt auf manchen Betriebsstellen äußerst sporadisch und gerne mal nur bei größeren Verspätungen sodass Züge in bestimmtne Regionen über erhebliche Teile des Zuglaufes unsichtbar sind.

Aber selbst wenn es gemacht wird, bei flügelnden zügen kapiert das System z.B grundsätzlich nicht, warum ein Zug warten muss, weil ein anderer Verspätung hat. Liegt dann das Wissen um eine Verspätung vor, beginnt der Kampf gegen das System. Nehmen wir einen üblichen Klassiker, Der RE aus Regensburg über Schwandorf wäre pünktlich, aber der Weidner Zugteil hat + 20 aber wegen Personalmangel wird keine Doppelführung gemacht sondern der Schwandorfer muss in Neukirchen eben warten Die Schwandorfer zugnummer ist die durchgehende. Sagt mir das der Neunkirchner und gibt nicht selbst eine voraussichtliche Verspätung ein, würde ich für Hartmannshof für den RE eingeben: voraussichtliche Verspätung 20, damit zumindest ab dort die Info vorhanden ist. Zwar ist das nicht ganz korrekt, denn für das System ist das eigentlich der Fall Zug kommt pünklich in Hartmannshof an und wird erst bei der Abfahrt verspätet sein, ergo in Etzelwang wird dann leider keine Verspätungsansage durchlaufen, aber zumindest in Hartmannshof und Hersbruck. Allerdings löscht das Systeme meine Prognose sowieso wieder, sobald der erste echte Haltfall für diesen Zug da ist. Nun kommt der Schwandorfer Zug dazwischen aber erst noch in Neukirchen an. Dann gibt der Neunkirchner die Ankunftsmeldung ein, und bei mir löscht sich automatisch wieder die Verspätung, weil das System meint, der Zug ist doch noch pünktlich. Das der nu aber trotzdem die 20 Minuten in Neukirchen warten muss, bis der Weidner da ist, ist dem System nicht beizubringen. Ich muss also erneut die voraussichtliche Verspätung eingeben, sonst ist die weg. Fährt er dann tatsächlich ab, und ist über das Blocksignal Etzelwang, dann weiß das System sicher als wird sich die Verspätung dann auf den den reelen Wert ändern, wie lange das dann eben letztlich gebraucht hat.

Auch nicht selten kommt es vor, das die Eingabesysteme erheblich hängen, und Meldungen erst mit erheblich Zeitverzögerung verarbeiten, Dann stehen im LeiDis Züge auf dem Schirm, die schon längst durchgefahren sind, im Umgekehrten gehen Eingaben für erwartete Verspätungen auch ins Nirvana.

In deinem Fall, wird also mit ziemlicher Sicherheit irgendwo ein FDL eingegeben haben: Voraussichtliche Verspätung für Zug sowieso, während der Zug noch stand, die DFI und die Lautsprecher verkünden also den au 5er abgerundeten Wert, aber mangels Haltfall schreibt die app nix.

Auf die internen wirklichen Verspätungszahlen haben z.B Apps für die Zugpersonale Zugriff, nicht aber die für Fahrgäste. Überhaupt würde ich aus Fahrgastsicht die Zahlen in Apps maximal als grobe Ideen auffassen, aber mich nicht drauf festlegen. Ich würde sogar noch provokanter sagen, die Zahlen sind Spielerei für Technik-Freaks...

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2023 17:14 von Daniel Vielberth.
Re: Woher Echtzeit-Daten
06.05.2023 19:47
Danke für die Erklärung.
So habe ich also keine Chance auf alternative Daten.
-
06.05.2023 21:15
--



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.01.2024 00:08 von marco2206.
So einen Fall hatte ich erst am Donnerstag in Nürnberg, S1 nach Hartmannshof war mit +20 angeschrieben, fuhr in Wahrheit mit +15 und die Anzeige ist erst Erloschen wie die +20 herum waren... sprich der Zug war schon über alle Berge war aber noch am ZZA des Bahnsteigs angeschrieben für 5 Minuten...

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)
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