Zitat
werkstattmeister
Aber es scheint ja erklärter Wunsch der VAG und der Stadtführung ER bzw. N zu sein, mehr Leute in den eigenen PKW als in die öffentlichen Verkehrsmittel zu treiben.
Erklärter Wunsch ist zwar das Gegenteil, aber auch ich werde bei den ganzen Plänen, die man bisher so zu Gesicht bekommt auch nicht das Gefühl los, dass man mit dem neuen Busnetz überwiegend auf große Verschlechterungen des ÖPNV zusteuert.
Zwei Beispiele:
(a) Künftig sollen fast alle Erlanger Buslinien im 40-Minuten-Takt verkehren, auch in der Hauptverkehrszeit! Auf den Außenästen sollen sich dann immer so 2-4 Linien überlagern, damit ein theoretischer 10-20-Minuten-Takt entsteht. Ich glaube nicht, dass man dadurch wirklich viele Kunden dazu gewinnen wird, nur weil man jetzt alle 40 Minuten eine Direktverbindung zwischen Wohn- und Arbeitsort anbietet. Da halte ich die heutige Lösung mit Bussen alle 10-20 Minuten in der Hauptverkehrszeit, dafür auf dem immer selben Linienweg, für sinnvoller,
- weil 1-2 Linienverläufe viel leichter einprägsam sind als 3-4 Linienverläufe,
- weil sich die heutigen Linienverläufe an einigen wenigen, gut merkbaren und gut ausgebauten Verknüpfungspunkten in der Innenstadt treffen, wo man gut organisierte Umsteigemöglichkeit zu sehr vielen (fast allen) anderen Linien hat, anstatt dass sich 3-4 Linienverläufe an jeweils einem halben Dutzend peripherer, weitläufiger, unübersichtlicher Umsteigepunkte mit jeweils einer kleinen Zahl anderer Linien kreuzen, wofür man im Prinzip das komplette Busnetz kennen muss, um davon was zu haben, mal ganz abgesehen davon, dass diese dort kreuzenden Buslinien ja überwiegend auch nur alle 40 Minuten fahren, so dass es große Glückssache sein dürfte, hier gute Verbindungen zu bekommen,
- weil ein 10-20-Minuten-Takt durch eine oder zwei Linien als glatter Takt viel leichter machbar ist, als bei einem riesigen Verästelungsnetz durch Überlagerung von 3-4 Linien (wie es jetzt geplant wird), wo dies schon rein mathematisch auf zahlreichen Streckenästen nicht aufgehen dürfte (es sei denn man plant an jeder Abbiegestelle minutenlange Zwischenaufenthalte ein), so dass sich die mehreren 40-Minuten-Takte zu relativ schwer merkbaren ungleichmäßigen Abständen wie bspw. 9-4-16-11 anstatt zu einem glatten 10-Minuten-Takt aufaddieren werden, was nicht nur die Einprägsamkeit ruiniert, sondern auch die Betriebsstabilität gefährdet,
- der 40-Minuten-Takt vor allem in der Schwachverkehrszeit zu keinem anderen und vor allem keinem übergeordneten Verkehrsmittel richtig passt (außer zum VAG-Schwachverkehrszeittakt), denn S-Bahn und RE fahren zu dieser Zeit im 60-Minuten-Takt oder 20-40-Wechsel-Takt.
(b) Eine der krassesten Sachen überhaupt, die schon dieses Jahr 12/2015 kommen sollen, stellt meines Erachtens jedoch die Verkürzung der Buslinie 30 zu den Arcaden dar. Der Erlanger Hauptbahnhof ist ein großer (über-)regionaler Verknüpfungspunkt mit S-Bahn, RE, ICE, sowie VGN-Regionalbuslinien und neuerdings auch Fernbuslinien. Und eine Haltestelle davor endet künftig der direkte Nürnberg-Erlangen-"Metrobus". So was von einem Schildbürgerstreich!
In meinen Augen dient die ganze radikale Busliniennetz-Umgestaltung lediglich dazu, die politisch umtriebigen Anwohner der Goethestraße vom Busverkehr zu entlasten, auf dem Rücken der Fahrgäste und zu Lasten eines guten ÖPNV.