Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Systemvergleich U-Bahn - Stadtbahn - Straßenbahn
geschrieben von HansL 
Ich denke, es gibt Sinn, hierzu ein neues Thema aufzumachen:

Zitat
phk
Ohne den Thread sprengen zu wollen,
könnte mal jemand eine Gegenüberstellung machen zwischen der Stadtbahn (bzw. "U-Bahn") Frankfurt und der U-Bahn Nürnberg, was Kapazitäten der Fahrzeuge, Höchstgeschwindigkeiten, Beschleunigung usw. angeht.

Das geht nicht so einfach, weil Frankfurt alleine 5 Baureihen für die U-Bahn genannte Stadtbahn hat. Aber zusätzlich fahren auch noch aufgerüstete Straßenbahnen in den Tunneln.

In Frankfurt ist man das U-Bahn genannte Stadtbahnsystem anders aufgebaut als in Nürnberg. Man hat zwar für die überwiegend im Tunnel gefahrenen Strecken eigene Stadtbahngarnituren angeschafft, aber immer auf Kompatilität zum Straßenbahnsystem geachtet: Die schmäleren Straßenbahnen bekamen sowohl ausfahrbare Überbrückungen zu den Stadtbahn-Bahnsteigen, so dass man dort auch ohne Stufen in die Straßenbahn einsteigen kann. Aber für die straßenbündigen Außenäste sind außerdem auch Trittstufen vorgehen.

Der Preis: das sind keine Niederflurfahrzeuge.

In Nürnberg bewegt man man sich dagegen immer weiter Richtung Inkompatibilität: Als Straßenbahnen fährt man mit Niederflurfahrzeugen, die niemals auf vorhandenen U-Bahn-Strecken eingesetzt werden können, weil man da in den Wagenkasten hinunterhüpfen müsste. Und die U-Bahn wurde auf zwei Linien auf Automatik-Betrieb umgestellt, was schon innerhalb des U-Bahn-Netzes dazu führt, dass Fahrzeuge der U2/U3 ohne Fahrerstand niemals auf der U1 verkehren können.

Aber das größte Problem ist der seitliche Stromabnehmer unserer U-Bahn: Damit ist man immer auf einen abgeschlossenen Bahnkörper angewiesen und kann niemals im Straßenraum fahren. Es wurde zwar immer diskutiert, wie man auch auf Nürnberger U-Bahn-Wagen einen Dachstromabnehmer basteln könnte. Aber mir ist nicht bekannt, dass da schon mal jemand eine fertige technische Lösung präsentiert hätte.

Zitat
phk
Fährt die "U-Bahn" in Frankfurt eigentlich an den Außenästen >50 km/h? Gibt es dort an jeder Kreuzung mit der Straße durchgängig eine Beschrankung?

Hier muss man unterscheiden zwischen "können" und "dürfen": Die Baureihe U5 in Frankfurt kann genauso wie die Nürnberger U-Bahnen 80 km/h fahren. Aber im straßenbündigen Betrieb darf keine Straßenbahn schneller fahren als alle übrigen Fahrzeuge.

Auch zum Wegfeld fährt übrigens schneller als 50 km/h.

Zitat
phk
Warum gibt es bei uns in Nürnberg keine Beschrankung bei den Straßenbahnen?

Bei der Querung der Erlanger Straße gab es eine größere Diskussion, ob diese nicht mit Schranken gesichert werden müsste. Irgenwie gelang es dann doch, dass eine Ampel als ausreichend genehmigt werden konnte, obwohl die Straßenbahn da ungebremst quert. Aber die Einzelheiten dieser Entscheidung kenne ich jetzt nicht.
> In Frankfurt ist man das U-Bahn genannte Stadtbahnsystem anders aufgebaut als in Nürnberg. Man hat zwar für die überwiegend im Tunnel
> gefahrenen Strecken eigene Stadtbahngarnituren angeschafft, aber immer auf Kompatilität zum Straßenbahnsystem geachtet: Die schmäleren
> Straßenbahnen bekamen sowohl ausfahrbare Überbrückungen zu den Stadtbahn-Bahnsteigen, so dass man dort auch ohne Stufen in die
> Straßenbahn einsteigen kann. Aber für die straßenbündigen Außenäste sind außerdem auch Trittstufen vorgehen

Wer das mal in Aktion sehen will, da habe ich ein (uraltes) Video rausgekram: [www.youtube.com]

Man sieht dort den krassesten Übergang von dem, was noch als U-Bahn durchgehen könnte, in das, was noch nichtmal mehr eine Stadtbahn ist.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Man kann die beiden Systeme und auch die beiden Städte nicht miteinander vergleichen.

Bei der Straßenbahn ist es mittlerweile ein ganz großer Vorteil Niederflurfahrzeuge zu haben. Alle Haltestellen lassen sich einfach ins Strassenbild einpassen und stellen keine Fremdwörter aller Hochbahmsteige dar.

Die Strassenbahn und die U-Bahn in Nürnberg eint im Grunde nur vier Sachen...
Spurweite, Farbe, Stadt und Betreiber...
Alles andere kannst du nicht vereinheitlichen!
Zitat
Marktkauf
Man kann die beiden Systeme und auch die beiden Städte nicht miteinander vergleichen.

Womit Du voll und ganz richtig liegst.

Zitat
Marktkauf
Bei der Straßenbahn ist es mittlerweile ein ganz großer Vorteil Niederflurfahrzeuge zu haben.

Nicht in allen Punkten:
Z.B. die Vario-Kisten fräsen Dir die Gleise kaputt und der Fahrkomfort kommt nicht an den von Hochflurfahrzeugen mit vollwertigen Drehgestellen ran. Geschwindigkeiten > 60km/h mit Niederflurfahrzeugen und Du glaubst, das Ding fliegt gleich..., Bsp. Typ T der U6 in Wien oder NF6U in Düsseldorf. Und jetzt sind die genannten Fahrzeuge noch breiter und schwerer als die der Nürnberger Straßenbahn...

Weil jeder Zug zählt!
an Subwaycommander

> Geschwindigkeiten > 60km/h mit Niederflurfahrzeugen und Du glaubst, das Ding fliegt gleich...,

Bei euch in München werden doch auf der Grünwalder Tram Geschwindigkeiten zwischen 65 und 75 gefahren (ist schon ganz schön her, das ich das letzte mal da war, aber ich glaube ich habe die Tachonadel damals die 75 km/h streifen sehen, halt knapp unter dem, was das Fahrzeug (es war ein GT6N) eben maximal könnte) und da herschte zwar schon Seegang im Fahrzeug aber kein unzumutbarer. Sicher durch das Doppelgelenk eines GT8N hätte ich in dem Moment nicht laufen wollen, aber sonst? Und bislang scheinen es die Fahrzeuge doch zu packen, oder musste man da jetzt die Geschwindigkeit runter setzen? Und grade in München fahrt ihr die Kisten ja deutlich brutaler als bei uns, das die dann auch eher klappern, erschiene mir logisch. Selbst unseren baugleichen merkt man stellenweise ihr Alter ja inzwischen auch wieder an, obwohl die bei uns viel weniger "aushalten" müssen.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2018 01:31 von Daniel Vielberth.
@ Daniel:
Da musst Du Dich irren. Im Münchner Tramnetz hat keine Strecke und kein Fahrzeug eine Zulassung jenseits der 60 km/h. Alle Niederflurfahrzeuge sind bei 60 km/h technisch abgeriegelt. Es gibt für die Tram daher nicht mal Regelungen in den Dienstvorschriften, für Fahrgeschwindigkeiten > 60 km/h. Ab 70 km/h wäre ein Fahren auf Sicht gemäß BOStrab § 49 (2) auch gar nicht mehr zulässig und über Zugsicherung verfügen die Fahrzeuge nicht.

Das auf der Grünwalder Strecke die so genannten P-Wagen mal schneller als 60 km/h gefahren sind (wahrscheinlich unzulässig), erzählt man sich heute noch in Trambahnerkreisen. Aber das sind Hochflurfahrzeuge!


Um auf die Vergleichbarkeit U-Bahn - Straßenbahn zurückzukommen, die Strecken der U-Bahn sind für 80 km/h zugelassen, die Fahrzeuge - insb. die neueren Typen -würden aber auch 90 km/h + X schaffen. Nicht vorstellbar für 2,30 m breite Niederflurer.

Gruß Subwaycommander

Weil jeder Zug zählt!
Technisch ist es überhaupt kein Problem ein niederflufahrzeug mit vmax100 kmh zu bauen.

______________________________

Pro S-Bahn Cadolzburg - Fürth - Nbg Nordost - Gräfenberg
Zitat
R-ler
Technisch ist es überhaupt kein Problem ein niederflufahrzeug mit vmax100 kmh zu bauen.

Natürlich, aber wirtschaftlich ist das Ding sicher nicht. Man denke nur mal an die erforderlichen Einbauten und Maßnahmen um die dann einzuhaltenden Crashnormen zu erfüllen. Und ruhiger läuft die Kiste auch dann nicht, weil das Problem ungefederter Massen nie ganz zu lösen ist und immer noch kleine Räder drauf sind. Der Preis für die Niederflurigkeit.

Weil jeder Zug zählt!
Zitat
phk
(26.04.2018 21:00)

Ohne den Thread sprengen zu wollen, könnte mal jemand eine Gegenüberstellung machen zwischen der Stadtbahn (bzw. "U-Bahn") Frankfurt und der U-Bahn Nürnberg, was Kapazitäten der Fahrzeuge, Höchstgeschwindigkeiten, Beschleunigung usw. angeht.

Hier die erbetene Gegenüberstellung:

|                | Einzelne Gelenk- bzw. Doppeltriebwagen         | "Akt.75m-Zug" | 
|                | Stadtbahn Frankfurt/Main | U-Bahn Nürnberg     | Ffm     Nbg   | 
|                |                          |                     | 2xU550        | 
| Typ            | U2   U3   U4   U525 U550 | DT1* DT2  DT3  DT3F | 1xU525 2xDT3F | 
| Baujahre von   | 1968 1980 1994 2008 2008 | 1970 1993 2004 2010 | 2008   2010   | 
|          bis   | 1990 1980 1998 2017 2017 | 1984 1993 2007 2011 | 2017   2011   | 
| Länge (LüK)    | 24 m 24 m 26 m 26 m 25 m | 37 m 38 m 38 m 38 m | 76 m   76 m   | 
| v_max [km/h]   | 80   80   80   80   80   | 80   80   80   80   | 80     80     | 
| Leistung [kW]  | 300  348  520  520  520  | 780  720  1120 1120 | 1560   2240   | 
| Leermasse      | 37 t 36 t 35 t 37 t 36 t | 54 t 55 t 62 t 64 t | 109 t  128 t  | 
| Leistg./Leerm. | 8,1  9,7  14,9 14,1 14,4 | 14,4 13,1 18,1 17,5 | 14,3   17,5   | 
| Sitzplätze**   | 64   64   63   54   53   | 98   82   82   72   | 160    144    | 
| Stehplätze***  | 97   109  111  136  142  | 192  208  238  216  | 420    432    | 
| Gesamtplätze   |                          |                     | 580    576    | 
| Beschleunigung | (?)  (?)  (?)  1,3  1,3  | 1,4  (?)  1,3  1,3  | 1,3    1,3    | 

*   Drehstromantrieb
**  inkl. Klappsitze
*** bei 4 Pers./qm

Quellen: Wikipedia, Trampage Frankfurt, Nahverkehr Franken

Die Spalte "Aktueller 75-Meter-Zug" habe ich hinzugefügt, da sich die Einzelfahrzeuge durch ihre stark unterschiedliche Länge nicht sonderlich sinnvoll vergleichen lassen.

Insgesamt sieht man, dass die in den Fahrzeugen der beiden Systemen installierte absolute Leistung über die Jahre deutlich gestiegen ist (73% in Frankfurt, 44% in Nürnberg). Parallel ist in Nürnberg vom DT2 zum DT3F auch die Leermasse um mehr als 16% gestiegen, so dass ich zur besseren Vergleichbarkeit auch die durch die Leermasse geteilte Leistung angegeben habe.

Sind Deine Fragen damit beantwortet, phk?
Vielen Dank für die detailierten Informationen insbesondere auch für die Tabelle von @benji2.
Die Problematik mit den Hoch- und Niederflurfahrzeugen war mir noch gar nicht bewusst,
nur die mit den unterschiedlichen Stromabnehmern.

Gibt es für die Hochflurfahrzeuge eigentlich einen barrierefreien Einstieg?

Wenn ich die Tabelle von benji2 mit den 75 m Zügen Vergleiche, sehe ich nur marginale Unterschiede zwischen den beiden Lösungen.
Also hat das Frankfurter System doch gar keine geringerere Kapazität wie unseres.
Zitat
phk
Gibt es für die Hochflurfahrzeuge eigentlich einen barrierefreien Einstieg?

Ja natürlich. Alle deutschen U-Bahnen sind Hochflurfahrzeuge und je nach Ausbaustandard der Haltestellen (nicht Fahrzeuge!) Barriere frei. Die Nürnberger U-Bahn ist 100% Barriere frei.

Im Gegensatz sind Niederflurfahrzeuge in der Regel nicht Barriere frei.


Zitat
phk
Wenn ich die Tabelle von benji2 mit den 75 m Zügen Vergleiche, sehe ich nur marginale Unterschiede zwischen den beiden Lösungen.
Also hat das Frankfurter System doch gar keine geringerere Kapazität wie unseres.

Nein, wieso auch. Die Stadtbahn in Frankfurt ist U-Bahn ähnlich gebaut. Wenn man eine Stadtbahn eher von einer Straßenbahn ableitet wird sie eher weniger Kapazität haben.

Kapazität hat nicht unbedingt etwas mit dem System zu tun. Auch innerhalb gleicher Systeme gibt es Unterschiede. Die Hamburger oder Berliner (Kleinraumprofil) U-Bahn hat eine kleinere Kapazitäten als die Nürnberger/Münchner U-Bahn.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.05.2018 01:41 von Stanze.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen