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Spurbus Fürth
geschrieben von EBostrab 
Spurbus Fürth
16.12.2019 12:04
Hallo allerseits,

mehr zufällig stieß ich auf den Spurbus Fürth, den MAN zwischen 1984 und 1985 entlang der Königswarterstraße und Hornschuchpromenade erprobte.

[www.fuerthwiki.de]

Leider findet man darüber nicht sehr viele Informationen - weder im Netz noch in der einschlägigen Literatur.

Hat jemand dazu womöglich Detailkenntnisse und gerne auch Fotos, die er bereit wäre, hier zu teilen?

Für alle Mühen danke ich im Voraus herzlich!
Re: Spurbus Fürth
16.12.2019 23:41
Hallo,

ein paar weitere Informationen sowie mindestens ein Bild sollten sich im altbekannten Buch "Der Nahverkehr in Nürnberg und Fürth von 1981 bis 2008" finden lassen. Leider hab ichs derzeit verliehen, sodass ich im Moment nicht nachschlagen kann.

Grüße,

401/402
Re: Spurbus Fürth
17.12.2019 18:47
Wenn ich mich an meine Kindheit richtig erinnere, dann hatte der Gelenkbus die Umschalteinrichtung auf Spurführung auch noch in den frühen 1990er Jahren, bis er ausgemustert wurde. Sie war links vom Fahrersitz montiert, soweit ich das noch vor meinem geistigen Auge habe. Leider bin ich nie im Spurbuseinsatz damit gefahren.

Merkwürdig finde ich im verlinkten Fürthwiki-Artikel, dass oben von zwei MAN-Bussen und weiter unten dann von Bussen der Marken MAN und Mercedes die Rede ist.
- Was stimmt denn nun?
Zitat
benji2
Wenn ich mich an meine Kindheit richtig erinnere, dann hatte der Gelenkbus die Umschalteinrichtung auf Spurführung auch noch in den frühen 1990er Jahren, bis er ausgemustert wurde. Sie war links vom Fahrersitz montiert, soweit ich das noch vor meinem geistigen Auge habe. Leider bin ich nie im Spurbuseinsatz damit gefahren.

Merkwürdig finde ich im verlinkten Fürthwiki-Artikel, dass oben von zwei MAN-Bussen und weiter unten dann von Bussen der Marken MAN und Mercedes die Rede ist.
- Was stimmt denn nun?

Die Schalter dafür hatten alle drei Busse bis zu ihrer Ausmusterung, allerdings hatten die nach dem Ende der Versuche keine Funktion mehr.

Der Artikel ist bezüglich der Fahrzeuge tatsächlich etwas verwirrend. Es gab für den Versuch insgesamt drei Busse:

- STWF 331 (MAN SL 200)
- STWF 361 (DB O 305 G)
- VAG 671 (MAN SG 240 H)

Grüßle,
der Werkstattmeister
Das Projekt wurde nicht weiterverfolgt. Warum genau? Gibt es da irgendwo Aussagen dazu?

Ich erinnere mich, dass eben die exakte Spurführung ein Problem war, weil der Unterbau der Straße dem nicht gewachsen war. Ist das irgendwo dokumentiert? Oder gab es weitere Probleme?

Das wäre schon interessant, wenn das nächste Mal wieder jemand ein "innovatives Buskonzept" verkaufen möchte. Das Thema Spurbus wird wohl sicher wieder hochkochen, wenn es um die Planfeststellung für die StUB-Querung über die Regnitz geht. Da kommt bestimmt wieder der bekannte Handelsvertreter eines bekannten Busherstellers aus seinem Loch heraus.

Da wäre es schon schön, auf die Erfahrungen aus einem solchen Projekt zurückgreifen zu können.
Hallo allerseits,

zunächst einmal ganz herzlichen Dank für die Antworten und die weiteren Details. Mittlerweile liegt mir der Schlussbericht „Begleitende Untersuchungen zum Demonstrationsbetrieb - Elektronische Spurführung - in Fürth“ durch die Studiengesellschaft Nahverkehr vom April 1986 vor.

Zitat
HansL
Das Projekt wurde nicht weiterverfolgt. Warum genau? Gibt es da irgendwo Aussagen dazu?

Laut diesem Bericht gibt es zwei Gründe für das Aus. Zum einen war das Projekt von vornherein lediglich als Feldversuch zeitlich begrenzt angelegt und zum anderen wären bei einer Fortführung des Systems Fördermittel nicht sicher gewesen. Die Studiengesellschaft Nahverkehr spricht hierbei von einem so genannten Referenzbetrieb, für den die Umrüstung von weiteren 21 M.A.N.- sowie 18 Daimler-Benz-Bussen nötig geworden wäre. In Absprache mit dem Stadtentwicklungsamt Fürth seien als mögliche Referenzstrecke hierbei festgelegt worden:

  • Königstraße zwischen Maxbrücke und Rathaus mit 600 m Trassenlänge
  • Hirschenstraße zwischen Kohlenmarkt und Blumenstraße mit 200 m Trassenlänge
  • Fußgängerzone zwischen Hirschen- und Hallstraße mit 250 m Trassenlänge
  • Bahnhofsplatz mit Omnibusbahnhof mit 640 m Trassenlänge

Die zu erwartenden Gesamtkosten bezifferte man auf 4,35 Mio. DM. Und genau an dieser Stelle prophezeit der Schlussbericht das, was am Ende wohl wirklich ausschlaggebend gewesen sein dürfte:

Zitat
Begleitende Untersuchungen zum Demonstrationsbetrieb - Elektronische Spurführung - in Fürth | Studiengesellschaft Nahverkehr

Die Finanzhilfen des Bundes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) sind auf 60 % der förderungsfähigen Vorhaben begrenzt. Zuwendungsfähig nach dem GVFG sind lediglich die fahrwegbezogenen Maßnahmen der Referenzanlage in Höhe von DM 0,857 Mio., nicht jedoch die Aufwendungen zur Umrüstung der Fahrzeuge. In der angegebenen Summe sind die nicht zuwendungsfähigen Planungskosten nicht enthalten. Für Vorhaben, die nach dem GVFG förderbar sind, werden vom Land Bayern aufgrund der Regelungen im "Programm zur Verbesserung des Personennahverkehrs in Bayern - Nahverkehrsprogramm Bayern" von 1972 weitere Finanzhilfen bis zu 20 % der zuwendungsfähigen Kosten über DM 5,0 Mio . gewährt. Damit ist die Spurbus-Referenzanlage aus Landesmitteln nicht förderungsfähig. Ergänzende Landeszuwendungen zur Beschaffung von Fahrzeugen werden in Bayern in Höhe von 25 %, maximal jedoch 30 % der Anschaffungskosten für Standardlinienbusse gewährt. Die Höhe der zur
Verfügung stehenden Mittel ist abhängig von der im Landeshaushalt jeweils festgelegten Gesamtsumme.

Nach der gegenwärtigen Rechtslage verteilt sich die Investitionssumme von DM 3,77 Mio, wie folgt:

- Bundesleistungen nach GVFG DM 0,514 Mio. = 14%

- Landeszuschüsse 25% der Fahrzeugumrüstungskosten (entsprechend Zuwendungsmodus Busbeschaffung) DM 0 ,494 Mio. = 13 %

- Anteil Stadt/Stadtwerke Fürth DM 2,762 Mio. = 74%

Insgesamt liegt der Fürther Anteil bei DM 3,342 Mio., da auch die Betriebskosten hinzugerechnet werden müssen. Eine positive Entscheidung des Fürther Stadtrates für die Referenzanlage ist wesentlich abhängig von der Höhe der erforderlichen Eigenmittel. Daher ist eine zusätzliche Förderung auch der fahrzeugseitigen Maßnahmen unabdingbar. Weil dies nach dem GVFG ausgeschlossen ist, kommen lediglich folgende Möglichkeiten in Betracht:

- Förderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, da es sich hier um die Referenzanlage eines neuen Nahtransportsystems handelt
- ergänzende Zuwendungen des Landes Bayern.


Zitat
HansL

Ich erinnere mich, dass eben die exakte Spurführung ein Problem war, weil der Unterbau der Straße dem nicht gewachsen war. Ist das irgendwo dokumentiert? Oder gab es weitere Probleme?

Der Schlussbericht kommt tatsächlich zu einem anderen Ergebnis: „Unebenheiten der Fahrbahn: Auf stark welligen Fahrbahnabschnitten wurden keine Seitenabweichungen registriert.“

Die Erinnerung trügt aber insofern nicht, als es zu Beginn des Demonstrationsbetriebes zu großen Problemen kam, die man fahrzeugseitig wohl nicht vorhergesehen, sehr wohl aber bei der Auswahl der Trasse beabsichtigt hatte:

Zitat
Begleitende Untersuchungen zum Demonstrationsbetrieb - Elektronische Spurführung - in Fürth | Studiengesellschaft Nahverkehr

Der Demonstrationsbetrieb in Fürth dauerte vom 28. Mai 1984 bis zum 7. Dezember 1985. Die Verlängerung des Demonstrationsbetriebes um drei Monate - vom 30.9.85 bis zum 7.12.85 - ergab sich aus dem späteren Beginn des Demonstrationsbetriebes und der Ausrichtung des Busnetzes auf die veränderte Situation des U-Bahnbetriebes, die aufgrund der Verlängerung der U-Bahnstrecke bis Fürth Hauptbahnhof erfolgte. Neben dem Zeitbedarf für Modifikationen am Führregler und weiteren technischen Komponenten trug auch die 150-Jahr-Feier der Deutschen Eisenbahn zur Verlängerung des Demonstrationsbetriebes bei. So konnte zum Jubiläum der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth, die am 07.12.1835 erfolgt war, mit der elektronischen Spurführung ein modernes System am historischen Ort vorgeführt werden.

Anders als bei der Streckenführung der Münchener M.A.N.-Teststrecke wies die Demonstrationsstrecke von Fürth enge Bögen, Gegenbögen und eine schlechte Straßenoberfläche auf. Der Führregler der M.A.N.-Fahrzeuge wurde auf das Fahrverhalten der Fahrzeuge auf der Münchener Teststrecke optimiert. Es war nicht vorher abzusehen, dass sich das Fahrverhalten der Busse aufgrund des Fahrbahnzustandes der Demonstrationsstrecke verändert. Diese Situation erforderte eine Nachentwicklung des Führreglers.

Hierzu waren folgende Einzelmaßnahmen vorgesehen:
- Realisierung der schwierigen Streckenabschnitte von Fürth auf der Teststrecke in München
- theoretische Neuauslegung des Führreglers
- Prototyprealisierung auf einer Platine
- Versuchsbetrieb auf der Teststrecke
- seriengerechtes Layout des Führreglers
- Zulassung durch den TÜV
- praktische Erprobung im Betriebseinsatz in Fürth .

Außerdem waren aus der aufgezeichneten Fehlerstatistik resultierende
Maßnahmen zur Steigerung der Verfügbarkeit erwünscht.

Zitat
HansL

Das wäre schon interessant, wenn das nächste Mal wieder jemand ein "innovatives Buskonzept" verkaufen möchte. Das Thema Spurbus wird wohl sicher wieder hochkochen, wenn es um die Planfeststellung für die StUB-Querung über die Regnitz geht. Da kommt bestimmt wieder der bekannte Handelsvertreter eines bekannten Busherstellers aus seinem Loch heraus.

Da wäre es schon schön, auf die Erfahrungen aus einem solchen Projekt zurückgreifen zu können.

In Hamburg ist der Spurbus Fürth 2011 bereits in einer Großen Schriftlichen Anfrage beim Senat Thema gewesen: [www.buergerschaft-hh.de]
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